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Luce Irigaray 3 Mai 1930 in Blaton Belgien ist eine franzosische feministische Psychoanalytikerin Linguistin und Kulturtheoretikerin Ihre bekanntesten Werke sind Speculum Spiegel des anderen Geschlechts 1974 und Das Geschlecht das nicht eins ist 1977 Inhaltsverzeichnis 1 Beruflicher Werdegang 1 1 Personliches 2 Werk 3 Rezeption 4 Schriften 5 Sekundarliteratur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeruflicher Werdegang BearbeitenIrigaray erwarb 1955 den Grad des Magisters an der Katholischen Universitat Lowen Von 1956 bis 1959 unterrichtete sie an einer Schule in Brussel In den fruhen 1960er Jahren ging sie nach Frankreich 1961 erwarb sie den Magistergrad in Psychologie an der Universitat von Paris wo sie 1968 auch in Linguistik promovierte 1962 erwarb sie ein Diplom in Psychopathologie Von 1962 bis 1964 arbeitete sie fur die Fondation Nationale de la Recherche Scientifique FNRS in Belgien Danach war sie als Forschungsassistentin fur das Centre National de la Recherche Scientifique CNRS in Paris tatig 1968 wurde sie an der Universitat Paris VIII in Vincennes in Linguistik promoviert 1969 analysierte sie Antoinette Fouque eine zu dieser Zeit fuhrende Feministin Von 1970 bis 1974 unterrichtete sie an der Universitat von Vincennes Bald nach Irigarays zweiter Doktorarbeit Speculum Spiegel des anderen Geschlechts 1974 endete ihre Lehrtatigkeit in Vincennes In den 1960er Jahren war Irigaray zusatzlich Mitglied an der von Jacques Lacan gegrundeten Ecole freudienne de Paris EFP sie nahm an Lacans psychoanalytischem Seminar teil und absolvierte dort eine Ausbildung zur Psychoanalytikerin Seit den 1980er Jahren forscht Irigaray am Centre National de Recherche Scientifique in Paris 1982 erhielt sie einen Ruf an die Erasmus Universitat Rotterdam Ihre Forschungen resultierten in der Publikation der Ethik der sexuellen Differenz 1991 Personliches Bearbeiten Irigaray ist ausserst misstrauisch beim Erkennenlassen von biographischen Informationen und selbst grundlegender Lebensdaten 1 so dass nicht einmal ihr Geburtsjahr als gesichert gelten kann Folglich sind uber ihre Kindheit und Erziehung keine Details bekannt Irigaray ist der Meinung Kritiker innerhalb des von Mannern beherrschten akademischen Betriebes wurden auch derartige Informationen nur verdrehen und sie zum Nachteil streitbarer Denkerinnen verwenden 1 Werk BearbeitenIrigaray ist von den psychoanalytischen Theorien Jacques Lacans und der Dekonstruktion Jacques Derridas inspiriert Drei Intentionen sind grundlegend fur ihr Werk die von ihr unterstellte mannliche Ideologie herauszuarbeiten die unserem gesamten System der Bedeutungen und also unserer Sprache zugrunde liege eine weibliche Gegensprache zu finden um eine positive sexuelle Identitat fur Frauen zu ermoglichen eine intersubjektive Beziehung neuer Art zwischen Mannern und Frauen etablieren zu wollen Einer ihrer Kerngedanken betrifft die Logik desselben oder den Phallogozentrismus ein Konzept das ausdrucken soll wie trotz der ublichen Einteilung in zwei Geschlechter dennoch nur ein einziges namlich das mannliche als universeller Bezugspunkt diene Diesem Gedanken folgend und Lacans Spiegelstadium sowie Derridas Theorie des Logozentrismus im Hintergrund kritisiert Irigaray die Suche nach der einen Wahrheit in einer patriarchalen Gesellschaft In ihrer Theorie einer weiblichen Schrift Ecriture feminine bezieht sie sich vor allem auf die pra odipale Phase der kindlichen Entwicklung die zuerst von Melanie Klein betrachtet wurde Am starksten mit der ecriture feminine identifiziert wird die franzosische Schriftstellerin und Theoretikerin Helene Cixous doch auch Luce Irigaray und Julia Kristeva werden regelmassig als bekannte Vertreterinnen des weiblichen Schreibens genannt Irigaray unterzieht auch physikalische Theorien wie zum Beispiel die Navier Stokes Gleichungen einer feministischen Analyse Sie behauptet dass die Probleme bei der mathematischen Behandlung der Stromungsmechanik im androzentrischen Selbstverstandnis der etablierten Physik begrundet sind 2 Rezeption BearbeitenDer amerikanische Physiker Alan Sokal und der belgische Physiker Jean Bricmont widmen Irigarays Positionen in ihrem 1997 erschienenen Buch Impostures intellectuelles 3 ein eigenes Kapitel Anhand von Zitaten aus mehreren Veroffentlichungen werfen sie Irigaray vor trotz mangelhafter mathematischer und physikalischer Kenntnisse physikalische Probleme auf Spiele mathematischer Formalisierung oder sogar auf Sprachspiele zu reduzieren 4 Wenn sie z B die Gleichung E mc fur geschlechtsspezifisch halte weil sie die Lichtgeschwindigkeit gegenuber anderen elementar notwendigen Geschwindigkeiten bevorzuge da sie die schnellste sei so stehe das im Widerspruch zur vielfachen geschlechtsunabhangigen experimentellen Bestatigung dieser Gleichung Wenn auch der Einfluss kultureller ideologischer und geschlechtlicher Faktoren auf wissenschaftliche Entscheidungen eine grundliche wissenschaftsgeschichtliche Erforschung verdiene so setze dies doch differenzierte Kenntnisse der untersuchten Thematik voraus welche bei Irigaray aber offensichtlich nicht gegeben seien 5 So zeigten Irigarays Ausfuhrungen zur Hydrodynamik besonders zu den Navier Stokes Gleichungen dass sie die betreffenden mathematischen und physikalischen Probleme insbesondere die Funktion von Annaherungen und Idealisierungen nicht verstanden habe Irigarays Darstellung basiere auf vagen Analogien die die Theorie tatsachlich existierender Flussigkeiten mit der analogen Verwendung dieser Theorie in der Psychoanalyse verwechsele 6 Irigarays Identifizierung von Rationalitat und Objektivitat als mannlich sowie von Gefuhl und Subjektivitat als weiblich wiederhole die plattesten sexistischen Stereotypen und ihre Behauptung Frauen sollten sich von einer universalen Wissenschaft fernhalten laufe darauf hinaus Frauen zu entmundigen und wende sich gegen alles wofur die feministische Bewegung in den letzten drei Jahrzehnten gekampft habe 7 Judith Butler betonte 2007 Irigaray habe zwar durch die Offenlegung der maskulinen Bedeutungs Okonomie den Horizont der feministischen Kritik erweitert allerdings unterlaufe ihre allumfassende Zielsetzung ihre Analyse Butler kritisiert dass Irigaray alle Kulturen unter dem Vorzeichen des Phallogozentrismus betrachtet 8 Schriften BearbeitenWaren Korper Sprache der ver ruckte Diskurs der Frauen Ubersetzt von Eva Meyer und Heidi Paris Merve Berlin 1976 Unbewusstes Frauen Psychoanalyse Ubersetzt von Eva Meyer Merve Berlin 1977 Das Geschlecht das nicht eins ist Ubersetzt von Eva Meyer und Heidi Paris Merve Berlin 1979 Speculum Spiegel des anderen Geschlechts Suhrkamp Frankfurt am Main 1980 Zur Geschlechterdifferenz Interviews u Vortrage Wiener Frauenverlag Wien 1987 Die Zeit der Differenz Fur eine friedliche Revolution Ubersetzt von Xenia Rajewski Campus Frankfurt am Main New York 1991 Ethik der sexuellen Differenz Aus dem Franzosischen von Xenia Rajewski Suhrkamp Frankfurt am Main 1991 Welt teilen Aus dem Franzosischen von Angelika Dickmann Alber Freiburg im Breisgau 2010 Das Mysterium Marias Aus dem Franzosischen von Angelika Dickmann Tredition Hamburg 2011 Sekundarliteratur BearbeitenUrs Schallibaum Geschlechterdifferenz und Ambivalenz Ein Vergleich zwischen Luce Irigaray und Jacques Derrida Passagen Verlag Wien 1991 Irene Sigmund Wild Anerkennung des Ver ruckten Zu Luce Irigarays Entwurf einer Ethik der sexuellen Differenz Tectum Verlag Marburg 2000 ISBN 978 3 8288 8169 3 Tove Soiland Luce Irigarays Denken der sexuellen Differenz Eine dritte Position im Streit zwischen Lacan und den Historisten Turia Kant Wien Berlin 2010 ISBN 978 3 85132 582 9 Bussmann Anne Elemente feministischer Philosophie im Werk Luce Irigarays Viademica Frankfurt an der Oder 1998 Schor Naomi Dieser Essentialismus der Keiner ist Irigaray begreifen in Vinken Barbara Hg Dekonstruktiver Feminismus Literaturwissenschaft in Amerika Suhrkamp Frankfurt am Mai S 219 246 Whitford Margaret Luce Irigaray Philosophy in the Feminine Routledge London 1991 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Luce Irigaray im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sarah K Donovan Eintrag in J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten a b Luce Irigaray Artikel der Encyclopaedia Britannica Luce Irigaray This Sex Which Is Not One Engl Ubersetzung Cornell University Press 1977 ISBN 978 0 8014 9331 7 S 106 118 A Sokal J Bricmont Impostures intellectuelles Editions Odile Jacob Paris 1997 ISBN 2 7381 0503 3 Deutsche Ubersetzung A Sokal J Bricmont Eleganter Unsinn Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften missbrauchen Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 45274 4 S 127 144 A Sokal J Bricmont Eleganter Unsinn S 134 135 S 137 A Sokal J Bricmont Eleganter Unsinn S 130 131 A Sokal J Bricmont Eleganter Unsinn S 136 138 A Sokal J Bricmont Eleganter Unsinn S 144 Judith Butler Das Unbehagen der Geschlechter Suhrkamp 2007 ISBN 3 518 11722 X Normdaten Person GND 119010941 lobid OGND AKS LCCN n82070348 NDL 00444279 VIAF 54149176 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Irigaray LuceKURZBESCHREIBUNG franzosische feministische Psychoanalytikerin und KulturtheoretikerinGEBURTSDATUM 3 Mai 1930GEBURTSORT Blaton Bernissart Belgien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luce Irigaray amp oldid 233688522