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Louis de Jaucourt 16 September 1704 in Paris 3 Februar 1779 in Compiegne war ein franzosischer Arzt Schriftsteller und Gelehrter im Zeitalter der Aufklarung Mit mehr als 15 000 Artikeln war dieser Aufklarer massgeblich an der von Diderot und d Alembert herausgegebenen Encyclopedie beteiligt Nach dem Rucktritt d Alemberts wurde er sein Nachfolger 1 Louis de Jaucourt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenDie Familie de Jaucourt gehorte zum alten burgundischen Landadel bekannte sich zum reformierten Christentum der Hugenotten und wurde deswegen im katholischen Frankreich von der Obrigkeit misstrauisch beobachtet Sein Vater war Pierre Antoine I de Jaucourt baron d Hubans 1658 1736 2 seine Mutter war Marie de Mouginot beide seit dem 14 September 1684 verheiratet Er hatte noch zwei Geschwister Isabelle de Jaucourt und Pierre Antoine II baron d Hubans de Jaucourt Marquis de Chantome 1687 1780 3 Der junge Louis ging unter falschem Namen Louis de Neufville 4 in Genf zur Schule und studierte dann erst acht Jahre Medizin in Cambridge um danach nach Leiden uberzuwechseln Dort waren seine Lehrer u a Theodore Tronchin und Hermann Boerhaave In Holland begann er auch seine schriftstellerischen Tatigkeiten Das Thema seiner 1730 geschriebenen und in Paris veroffentlichten Dissertation lautete Dissertatio medica inauguralis De Allantoide humana 5 Obgleich er seinen Abschluss in Medizin im Jahre 1730 erhielt praktizierte er nicht als Arzt besuchte aber vom Jahre 1733 an erneut Kurse bei Boerhaave 6 schrieb aber auch einige Essays uber den deutschen Philosophen und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz Nach Frankreich heimgekehrt dokumentierte er das erworbene Wissen in einem anatomisch medizinischen Lexikon Als nach zwanzig Jahren Arbeit sein Werk 1751 fertiggestellt war wollte er es in Amsterdam drucken lassen damit es nicht der staatlichen Zensur ausgesetzt war Das Manuskript ging bei einem Schiffbruch verloren es gab keine Kopie Um das Jahr 1751 bot de Jaucourt seine Mitarbeit an der eben begonnenen Encyclopedie an Denis Diderot war einverstanden und ab dem zweiten Band der Encyclopedie lieferte de Jaucourt fortan viele Beitrage 7 Die Encyclopedie sollte Wissen Gedankengut und Weltsicht der Aufklarung verbreiten hatte deswegen unter Adel und Klerus viele Gegner und wurde schliesslich 1757 verboten Viele bisherige Mitarbeiter wagten es nicht dem Verbot zu widerstehen und nach dem siebenten Band bis zum Eintrag Gythium wurde die Auslieferung fur acht Jahre unterbrochen Das Verhaltnis von Denis Diderot zu de Jaucourt lasst sich als ambivalent beschreiben Die personliche Beziehung blieb eher kuhl Diderot schatzte aber die Beitrage zur Encyclopedie De Jaucourt war an dem Projekt mit einer grossen Anzahl von Artikeln und auch finanziell beteiligt Er verfasste bis zu vier Artikel am Tag Zur Unterstutzung verpflichtete er mehrere Sekretare und bezahlte sie aus eigener Tasche Die Gruppe der Verleger um Andre Le Breton Antoine Claude Briasson Michel Antoine David und Laurent Durand verweigerte ihm eine Bezahlung fur seine Tatigkeiten siehe hierzu Verlegerische und okonomische Aspekte der Encyclopedie Aus ihren Rechnungsbuchern geht hervor dass sie ihm immerhin die benotigte Literatur zum Schreiben seiner Artikel kostenfrei zur Verfugung stellten hierdurch entstand in den neun Jahren seiner Tatigkeit ein Betrag von 2749 69 Livres Samtliche weiteren Ausgaben so die Lohne fur seine Mitarbeiter die mit dem Recherchieren Exzerpieren und Abschreiben der Texte beschaftigt waren wurden de Jaucourt uberlassen Letztlich verkaufte de Jaucourt sogar sein Haus an den Verleger Andre Le Breton um die laufenden Kosten zu begleichen 8 Diderot konnte durch die Beteiligung von de Jaucourt seine Energie auch auf anderen Vorhaben wenden Als nach acht Jahren Verbot sowohl der Druck als auch die Auslieferung fortgesetzt wurden lagen genugend Beitrage bereit so dass die letzten zehn Text Bande alle im selben Jahr 1765 erschienen Darin stammt fast jeder zweite Beitrag von de Jaucourt Am Ende hatte Jaucourt 17 266 Artikel an der Encyclopedie geschrieben Bei so fleissiger Produktion konnte es nicht ausbleiben dass nicht alle Artikel gleiche Qualitat erreichten Wahrend manche Definition mehr schlecht als recht abgeschrieben ist finden sich unter de Jaucourts Beitragen auch Aufsatze deren Eloquenz den Grossen seiner Zeit um nichts nachsteht besonders uber Themen wie Burgerrechte religiose Verfolgung und Glaubensfreiheit 9 Diderot lobte de Jaucourt zwar offentlich bezeichnete ihn aber privat als pedantischen Vielschreiber Diese Geringschatzung de Jaucourts setzte sich spater durch Die Verdienste des Chevalier Louis de Jaucourt um die Encyclopedie werden so gut wie nie erwahnt obwohl das Werk ohne ihn Fragment geblieben ware Er war Mitglied der Academie de Bordeaux und der Kungliga Vetenskapsakademien ab 1755 der Royal Society of London ab 1756 und der Preussischen Akademie der Wissenschaften ab 1764 1999 wurde der Asteroid 6977 Jaucourt nach ihm benannt 10 Werke Auswahl BearbeitenDissertatio medica inauguralis de allantoide humana 1730 Dissertation Die Allantois beim Menschen Geschichte des Herrn von Leibniz und Verzeichnis seiner Werke Leipzig 1757 11 mit Denis Diderot und Jean Le Rond d Alembert Synonymes francais Favre Paris An IXLiteratur BearbeitenPhilipp Blom Das vernunftige Ungeheuer Diderot d Alembert de Jaucourt und die Grosse Enzyklopadie Die Andere Bibliothek Band 243 Eichborn Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 8218 4553 8 Jean Haechler L encyclopedie de Diderot et de Jaucourt Essai biographique sur le chevalier Louis de Jaucourt Les dix huitiemes siecles Band 4 Champion Paris 1995 ISBN 2 85203 485 9 Werner Raupp JAUCOURT Louis Chevalier de In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 36 Bautz Nordhausen 2015 ISBN 978 3 88309 920 0 Sp 650 667 mit ausfuhrlicher Bibliographie Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Louis de Jaucourt Quellen und Volltexte franzosisch Musee virtuel du protestantisme francais Rina Knoeff Herman Boerhaave 1668 1738 Calvinist chemist and physician Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences Amsterdam 2002 S 139 PDF Datei 1 42 MB Chevalier Louis de Jaucourt historicum net erstellt 17 Januar 2006Einzelnachweise Bearbeiten Frank A Kafker Notices sur les auteurs des dix sept volumes de discours de l Encyclopedie In Recherches sur Diderot et sur l Encyclopedie Year Volume 7 Issue 7 1898 S 144 Biographische Daten zu Vater und Mutter PDF Datei 92 kB Genealogie der Familie John Christian Laursen New Essays on the Political Thought of the Huguenots of the Refuge Brill s Studies in Intellectual History Band 60 Brill Academic Publications 1997 ISBN 90 04 09986 7 S 157 Pierre Lepape Denis Diderot Eine Biographie Campus Verlag Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 593 35150 1 S 124 John C Powers Inventing Chemistry Herman Boerhaave and the Reform of the Chemical Arts University of Chicago Press Chicago London 2012 ISBN 978 0 226 67760 6 S 170 Christine There L image des solidarites familiales dans l Encyclopedie Institut National d Etudes Demographiques Paris France S 517 533 PDF Datei 3 03 MB Philipp Blom Das vernunftige Ungeheuer Eichborn Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 8218 4553 8 S 385 391 Philipp Blom Der Ritter ohne Gesicht In Frankfurter Allgemeine Zeitung 14 Oktober 2004 S 48 Minor Planet Circ 27463 Auf franzosisch in Gottfried Wilhelm Leibniz Essais de theodicee sur la bonte de Dieu la liberte de l homme et l origine du mal 1734 Normdaten Person GND 119332388 lobid OGND AKS LCCN n79142699 VIAF 51744988 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jaucourt Louis deKURZBESCHREIBUNG franzosischer Arzt Schriftsteller und Gelehrter im Zeitalter der AufklarungGEBURTSDATUM 16 September 1704GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 3 Februar 1779STERBEORT Compiegne Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Louis de 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