www.wikidata.de-de.nina.az
Lorenz Hiltner 30 November 1862 in Neumarkt in der Oberpfalz 6 Juni 1923 in Munchen war ein deutscher Agrarwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten Bodenbakteriologie Saatgutforschung und Pflanzenschutz Seit 1902 leitete er als Direktor die Koniglich Bayerische Agrikulturbotanische Anstalt in Munchen Lorenz Hiltner 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wichtigste Publikationen 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenLorenz Hiltner Sohn eines Essigsieders und Gastwirts besuchte die Gewerbeschule in Neumarkt und die Industrieschule Nurnberg Ab 1880 studierte er an der Universitat Erlangen wo er auch Mitglied des Corps Bavaria war Naturwissenschaften mit den Schwerpunkten Zoologie und Botanik Aufgrund seiner herausragenden Leistungen erhielt er 1882 ein halbjahriges Stipendium an dem seinerzeit beruhmten Zoologischen Institut in Neapel 1885 nach Abschluss seines Universitatsstudiums ubernahm er eine wissenschaftliche Assistentenstelle an der Pflanzenphysiologischen Versuchs und Samenkontroll Station in Tharandt Hier wandte er sich dem jungen Gebiet der Bodenbakteriologie zu Gemeinsam mit Friedrich Nobbe dem Leiter dieser Station gelang ihm die Impfung von Leguminosen Saatgut mit Reinkulturen von Knollchenbakterien Der von ihnen entwickelte Impfstoff Nitragin wurde 1896 patentiert Durch seine Forschungsarbeiten in Tharandt hatte sich Hiltner der 1891 mit einer an der Universitat Erlangen eingereichten phytopathologischen Dissertation zum Dr phil promoviert worden war in Fachkreisen hohes Ansehen erworben 1899 folgte er einem Ruf nach Berlin und ubernahm als Regierungsrat die Leitung des Bakteriologischen Laboratoriums der Biologischen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes Hier entstanden bis 1902 mehrere Arbeiten uber die Wurzelknollchen der Leguminosen und uber die Bakterienflora im Ackerboden Seine bedeutendste Veroffentlichung aus dieser Zeit ist eine Schrift uber die Keimungsverhaltnisse der Leguminosensamen und ihre Beeinflussung durch Organismenwirkung 1902 ubernahm Hiltner als Direktor die Leitung der neugegrundeten Koniglich Bayerischen Agrikulturbotanischen Anstalt in Munchen 1917 umbenannt in Bayerische Landesanstalt fur Pflanzenbau und Pflanzenschutz Innerhalb weniger Jahre baute er diese Anstalt zu einer vorbildlich organisierten effektiv arbeitenden Institution aus Die Probleme der landwirtschaftlichen Praxis bestimmten fortan Hiltners vielseitige Forschungstatigkeit Das in Tharandt entwickelte Impfverfahren fur Leguminosen Saatgut konnte er innerhalb kurzer Zeit entscheidend verbessern Seine Anstalt war bis 1904 die einzige Stelle in der Welt die Impfbakterien an die Landwirte abgab Auf der Weltausstellung 1904 in St Louis Michigan USA wurden Hiltner und seine Agrikulturbotanische Anstalt mit einer Goldmedaille ausgezeichnet Von Hiltners Veroffentlichungen auf dem Gebiet der Bodenbakteriologie ist noch besonders hervorzuheben sein 1904 in den Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft publizierter Vortrag Uber neuere Erfahrungen und Probleme auf dem Gebiet der Bodenbakteriologie unter besonderer Berucksichtigung der Grundungung und Brache In diesem Beitrag pragte er den Begriff Rhizosphare als ein neues Fachwort fur die Beschreibung des Einflussbereichs der lebenden Wurzeln im Boden Umfangreiche Forschungsarbeiten fuhrte Hiltner auf dem Gebiet der Saatgutkontrolle durch Fur die Beurteilung des Gesundheitszustandes von Getreide Saatgut entwickelte er eine Triebkraft Methode uber die er erstmals 1911 im Bayerischen Landwirtschaftlichen Jahrbuch berichtete Unter der Bezeichnung Hiltnersche Ziegelgrusmethode wurde dieses Testverfahren uber viele Jahrzehnte in der offiziellen Saatgutkontrolle angewendet Zur Bekampfung von Pilzkrankheiten bei Getreide fuhrte Hiltner quecksilberhaltige Beizmittel ein und beschleunigte damit die Entwicklung einer Pflanzenschutzmittel Industrie in Deutschland Mit grossem Erfolg organisierte er einen Pflanzenschutzdienst in Bayern Zu den Klassikern der Pflanzenschutz Literatur gehort sein umfangreiches Buch Pflanzenschutz nach Monaten geordnet 1909 2 Aufl 1926 Auch auf den Gebieten der Unkrautbekampfung der Pflanzenphanologie und der Dungerlehre war Hiltner forschend tatig und hat sowohl Wissenschaftler als auch Landwirte zu weiteren Versuchen angeregt Ein besonderes Anliegen war fur ihn die Verbesserung des Futterbaus in Bayern 1912 richtete er an seiner Anstalt eine Futterbaustelle ein In zwei Buchern 1917 und 1918 zeigte er vielfaltige Moglichkeiten auf die Futtergewinnung und verwertung einheimischer Wild und Kulturpflanzen zu optimieren Wahrend des Ersten Weltkrieges beschaftigte er sich auch mit dem Anbau alternativer Nahrungspflanzen Hiltner hat stets Wege gefunden die Ergebnisse seiner Forschungen der landwirtschaftlichen Praxis nutzbar zu machen Das fur diesen Zweck wichtigste Publikationsorgan war die von ihm von 1902 bis 1918 herausgegebene Zeitschrift Praktische Blatter fur Pflanzenbau und Pflanzenschutz Neue Folge seit 1923 unter dem Titel Praktische Blatter der Bayerischen Landesanstalt fur Pflanzenbau und Pflanzenschutz Seit 1908 hielt Hiltner als Honorarprofessor Vorlesungen uber landwirtschaftliche Bakteriologie an der Technischen Hochschule Munchen Von 1906 bis zu seinem Tode war er Vorsitzender des Ausschusses fur Saatgutprufung im Verband landwirtschaftlicher Versuchs Stationen im Deutschen Reich Lorenz Hiltner erschloss mit vielen seiner Ideen der Wissenschaft neue Arbeitsgebiete Er gehort zu den herausragenden Personlichkeiten in der Geschichte des Landbaus Nach seinem Tode fuhrte sein altester Sohn Erhard Hiltner 1893 1934 die Forschungsarbeiten seines Vaters an dessen Munchener Arbeitsstatte erfolgreich weiter 2006 benannte Michael Rothballer das Bakterium Herbaspirillum hiltneri nach Lorenz Hiltner Wichtigste Publikationen BearbeitenEinige durch Botrytis cinerea erzeugte Krankheiten gartnerischer und landwirthschaftlicher Culturpflanzen und deren Bekampfung Diss phil Univ Erlangen 1891 Die Keimungsverhaltnisse von Leguminosensamen und ihre Beeinflussung durch Organismenwirkung Paul Parey und Julius Springer Berlin 1902 Arbeiten aus der Biologischen Abteilung fur Land und Forstwirtschaft am Kaiserlichen Gesundheitsamte Bd 3 H 1 Uber neuere Erfahrungen und Probleme auf dem Gebiete der Bodenbakteriologie unter besonderer Berucksichtigung der Grundungung und Brache In Arbeiten der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft H 98 1904 S 59 78 Definition des Begriffs Rhizosphare auf S 69 Pflanzenschutz nach Monaten geordnet Eine Anleitung fur Landwirte Gartner Obstbaumzuchter u a Verlag Eugen Ulmer 1909 2 Aufl neu herausgegeben von Eduard Hiltner gemeinsam neubearbeitet mit K Flachs und A Pustet Ebd 1926 Uber das schlechte Auflaufen und die Auswinterung des Getreides infolge Befalls des Saatgutes durch Fusarium In Landwirtschaftliches Jahrbuch fur Bayern Jg 1 1911 S 20 60 und 315 362 erste Beschreibung des Triebkraft Keimprufung mit Ziegelmehl Vermehrte Futtergewinnung aus der heimischen Pflanzenwelt Teil 1 Die Gewinnung von Futter auf dem Ackerland Teil 2 Wald Heide und Moos als Futterquelle Die Verwertung der Wasser und Sumpfpflanzen Futtergewinnung aus Gemuse Obst Wein und Hopfengarten Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 1917 und 1918 Literatur BearbeitenF Lang Lorenz Hiltner Munchen In Deutsche Landwirtschaftliche Presse Jg 50 1923 S 222 mit Bild E Hiltner Dr Lorenz Hiltner sein Leben und Werk In Die Ernahrung der Pflanze Jg 19 1923 S 137 140 Georg Christmann Prof Dr phil Lorenz Hiltner Prasident der Bayerischen Landesanstalt fur Pflanzenbau und Pflanzenschutz In Deutsches Biographisches Jahrbuch Bd 5 1930 S 176 181 u 430 Karl Boshart Lorenz Hiltner Zeitschrift fur Pflanzenbau und Pflanzenschutz Jg 3 1952 Sonderheft 4 S 1 40 mit Bild und Schriftenverzeichnis Heinz Haushofer Zur Geschichte der Bayerischen Landesanstalt fur Bodenkultur und Pflanzenbau In Bayerisches Landwirtschaftliches Jahrbuch Jg 52 1975 Sonderheft 2 S 17 77 Anton Hartmann Lorenz Hiltner Pionier der Bodenbakteriologie und Rhizospharenforschung In BIOspektrum Jg 11 2005 S 191 192 mit Bild Karl Boning Hiltner Lorenz In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 165 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lorenz Hiltner im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 133843815 lobid OGND AKS VIAF 52888862 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hiltner LorenzKURZBESCHREIBUNG deutscher AgrarwissenschaftlerGEBURTSDATUM 30 November 1862GEBURTSORT Neumarkt in der OberpfalzSTERBEDATUM 6 Juni 1923STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lorenz Hiltner amp oldid 221269959