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Die Lobi auch Lobi Dagara genannt sind eine im Suden Burkina Fasos und im Norden Ghanas und der Elfenbeinkuste lebende Ethnie Ihre gleichnamige Sprache gehort zur Gruppe der Gur oder Volta Sprachen Die Lobi sind bekannt fur ihre sich von den Nachbarvolkern unterscheidende Lehmbauarchitektur Sie leben in Sukalas von einer hohen Lehmmauer umgebenen Familienkraals Einzelne Sukalas sind meist mindestens einen Pfeilschuss voneinander entfernt Diese Wehrhaftigkeit hat dazu gefuhrt dass Einflusse durch muslimische und christliche Missionare und kulturelle Einflusse der Nachbarvolker starker abgewehrt wurden als bei den meisten anderen Ethnien Westafrikas Traditionell leben die Lobi als Bauern fruher spielte auch die Jagd eine grossere Rolle diese Wirtschaftsweise ist in der Gegenwart marginalisiert Neben dem Nahrungserwerb stellte die Jagd auf Grosswild bis hin zur Grosse von Elefanten auch ein wichtiges Statussymbol der Manner dar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gesellschaftsstruktur 3 Religion 4 Kunst 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Lobi leben in Westafrika im Dreilandereck von Burkina Faso Elfenbeinkuste und Ghana Das Hauptsiedlungsgebiet ist der Sudwesten von Burkina Faso ehemals Obervolta wohin sie im 18 Jahrhundert aus Ghana uber den Schwarzen Volta eingewandert sein sollen Wenn in der einschlagigen Literatur von den Lobi die Rede ist dann sind damit in der Regel nicht nur die Lobi selbst sondern auch die ihnen benachbarten Ethnien wie Birifor Teguessie Thunna Pougouli Pwa Dagara oder Gan gemeint mit denen die Lobi durch Religion Traditionen Brauchtum und zum Teil auch durch die Sprache eng verbunden sind Die Zusammenfassung unter dem Oberbegriff Lobi geht auf das Jahr 1898 zuruck als das Siedlungsgebiet dieser Stamme von der franzosischen Kolonialmacht in verwaltungstechnischer Hinsicht im Cercle du Lobi zusammengefasst wurde Seine Bewohner verweigerten lange Zeit jegliche Kooperation mit den Franzosen Sie waren als ausgesprochen kriegerisch und aggressiv gefurchtet nicht nur bei den Europaern sondern auch bei ihren afrikanischen Nachbarn Gesellschaftsstruktur BearbeitenDie Lobi leben in einer fuhrerlosen akephalen Gesellschaft ohne zentrale Autoritat und ubergeordnete Machtstrukturen Diesem Gesellschaftssystem entspricht auch die Struktur der Ansiedlungen Geschlossene Ortschaften in europaischem Sinne sind selten die Gehofte liegen oft mehrere hundert Meter voneinander entfernt in der Savanne Dabei handelt es sich um Lehmkonstruktionen oft mit Terrassen auf den Flachdachern die von ihren Eigentumern je nach Raumbedarf horizontal wabenformig in alle Richtungen erweitert werden konnen So entstehen mit der Zeit eindrucksvolle wehrhaft wirkende Lehmburgen Ihre unmittelbare Umgebung wird meistens durch mehrere Aussenschreine gepragt oft mit grossen Lehmfiguren die den verschiedenen Geistwesen thila gewidmet sind Auf diesen Schreinen und in dem Schreinraum der sich im Inneren jedes Gebaudes befindet werden neben anderen kultischen Gegenstanden auch menschengestaltige Holzfiguren bateba aufgestellt Religion BearbeitenDas religiose Weltbild der Lobi umfasst verschiedene Kategorien ubersinnlicher Wesen Uber allen schwebt der allgegenwartige aber unnahbare Schopfergott thangba der die Menschen und spater auch die Tiere geschaffen hat Aus Enttauschung uber die Missachtung seiner Gebote wandte er sich vor langer Zeit von den Lobi ab ist seitdem unerreichbar fur sie und nimmt keinen direkten Einfluss auf ihr alltagliches Leben Daher ist er auch kein Gegenstand unmittelbarer Verehrung oder bildlicher Darstellungen Verehrt werden dagegen sein weibliches Pendant die fruchtbare Erde die als Gottin der Fruchtbarkeit angesehen wird und der die Erde erneuernde Regen der als Erscheinungsform des Schopfers gilt Auf der Erde leben neben den Menschen verschiedene Gruppen von Geistwesen Geister der Wildnis und die dem Lebensraum der Menschen zugewandten thila Singular thil Sie sollen im Auftrag des Schopfergottes den Menschen beistehen und ihnen bei der Bewaltigung von Sorgen und Problemen helfen Insbesondere regulieren sie mit zahlreichen Geboten und Verboten das Zusammenleben in der Gemeinschaft Die thila sind unsichtbar Der Kontakt zwischen ihnen und den Menschen erfolgt insbesondere uber Wahrsager Diese werden konsultiert wenn ein Lobi sich mit einer bedrohlichen Lebenssituation konfrontiert fuhlt und er dahinter ubersinnliche Krafte vermutet z B Hexenzauberei oder die Sanktion eines thil gegen dessen Gebote er verstossen hat Der Wahrsager wird als Ergebnis einer komplizierten und lang andauernden Prozedur seinem Klienten mitteilen was dieser zu tun hat Oft wird ihm auferlegt eine menschenahnliche anthropomorphe Figur herzustellen oder herstellen zu lassen und diese vor dem Haus oder im Schreinraum im Inneren des Hauses aufzustellen Diese Figuren werden in der Lobi Sprache bateba genannt Sie reprasentieren eine Art Geister und sollen ihren Eigentumer vor Gefahren schutzen indem sie die negativen Krafte auf sich ziehen und unschadlich machen Kunst Bearbeiten nbsp Vorratsbehalter der Lobi aus dem Brooklyn MuseumSeit den 1970er Jahren wurde im Westen zunehmend das kunstlerische Schaffen der Lobi bekannt Verschiedene Forscher untersuchten die Kunst der Lobi in den Ursprungslandern Gleichzeitig befassten sich Sammler Liebhaber Ethnologen und Kunsthistoriker in Europa und den USA mit in Sammlungen befindlichen Objekten dieser Kultur Dadurch erhielt diese in Museen und bei Privatsammlern bisher kaum beachtete Ethnie eine grossere Aufmerksamkeit deren Hohepunkt die Rekonstruktion des Schreines von Tyohepte Pale im Musee du quai Branly in Paris darstellt In Deutschland gab es bisher zwei temporare Ausstellungen in offentlichen Museen die sich explizit mit den Skulpturen der Lobi befassten 2011 12 im Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl und 2016 im Museum der stadtischen Sammlungen im Zeughaus in der Lutherstadt Wittenberg Als Besonderheit der Kunst der Lobi gilt die Identifizierbarkeit individueller Schnitzer und Werkstatten Diese Besonderheit welche die Lobi von vielen anderen Ethnien Afrikas unterscheidet stand im Fokus dieser beiden Ausstellungen und kam explizit im Titel der Wittenberger Ausstellung Die Entdeckung des Individuums zur Geltung Der fur die Skulpturen der Lobi signifikante Individualismus hat seinen Ursprung in deren akephaler Gesellschaftsordnung Literatur BearbeitenJulien Bosc Floros Katsouros Tyohepte Pale 2009 ISBN 978 3 00027146 5 Rainer Greschik Nils Seethaler Vorwort Lobi Westafrikanische Skulpturen aus der Sammlung Greschik Herausgegeben anlasslich der Ausstellung Die Entdeckung des Individuums in der Lutherstadt Wittenberg 2016 Klaus Schneider Handwerk und materielle Kultur der Lobi in Burkina Faso Studien zur Kulturkunde Franz Steiner Stuttgart 1990 Hans Himmelheber Figuren und Schnitztechnik bei den Lobi Elfenbeinkuste In Tribus Nr 15 1966 S 63 87 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lobi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotos aus Lobi Dorfern Piet Meyer Art and Religion of the Lobi Memento vom 3 Oktober 2013 im Internet Archive The University of Iowa 2006 Skulpturen der Lobi im Museum Glaskasten Marl wa de 26 April 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lobi amp oldid 208114985