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Als Liederweib auch Urteilweib Urt h elweib Fratschelweib Papierweib nannte man historisch insbesondere in Wien eine Strassenverkauferin von sogenannten fliegenden Blattern zur Verbreitung von aktuellen Nachrichten uber Ereignisse wie Mordtaten Katastrophen aussergewohnliche Schicksale Gerichtsurteile und von Liedern verschiedener Art wie dem Bankelsang Liebeslied Moritat oder Theaterlied 1 Viele Dichter sogenannter Zeitungslieder die oft religiose politische und gesellschaftskritische Inhalte bis hin zu Kuriositaten hatten und haufig in liedhafter Form vorgetragen wurden waren anonym publizierende Gelehrte wie Geistliche Lehrer und auch Studenten deren Kolporteure jedoch haufig zweifelhaften Rufes waren Die Bezeichnung Liederweiber wurde im 18 Jahrhundert fur den weiblichen Anteil dieser Gruppe popular 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Rezeption 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNach Angaben des Oesterreichischen Musiklexikons 1 diente der zunachst von beiderlei Geschlecht ausgeubte Berufsstand der Kolportage von literarischen Erzeugnissen den Bedurfnissen der unteren Volksschichten seit der Erfindung des Buchdruckes Ausubende waren zunachst fahrende Sanger Vaganten Zeitungssinger Bankelsanger und ihre Ehefrauen die Nachrichten auf Wochen oder Jahresmarkten vorsangen und in gedruckter Form zum Verkauf anboten Anfang des 18 Jahrhunderts etablierten sich insbesondere in Wien auch sesshafte Liederhandler die ihre Erzeugnisse an ihre beauftragten Frauen oder Kinder mit Ausrufen und dem Verkauf der Flugblatter delegierten Der damaligen Obrigkeit war diese Form der Berichterstattung meist unerwunscht sowie Gegenstand verschiedener Zensurbemuhungen teils aufgrund Befurchtungen der Verletzung und Zersetzung der offentlichen Moral teils weil man dadurch ernsthafte literarische Bestrebungen geschadigt sah Jedoch gelang es nicht durch Polizeiverordnungen und Strafen die Tatigkeit zu unterbinden 1793 wurde der Verkauf derlei Blatter durch Ausrufen und Herumziehen bei Zuchthausstrafe verboten und 1795 trat eine Generalverordnung gegen die Kolportage der amtlich genannten Papierweiber in Kraft Diese wiederum bildeten einen Verband der mit den Buchdruckern in engem Verhaltnis stand und Lizenzen fur ihr Gewerbe ersuchten der zu einem Kompromiss zum Handel mit zensurierten Flugblattern an bestimmten Stellen der Stadt an alten und gebrechlichen Personen fuhrte Nachdem das Dekret umgangen wurde und die Anzahl der Liederweiber weiter zunahm wurden weitere behordliche Massnahmen ergriffen 1797 verwies ein Dekret den Handel endgultig an den festen Buchhandel Dennoch musste bis zum Vormarz von Behorden eingeschritten werden bis 1848 der Berufsstand sein Ende fand Rezeption BearbeitenBereits zeitgenossische Publikationen wie die Eipeldauer Briefe berichteten mehrfach uber die Urteilweiber In verschiedenen graphischen Serien wie beispielsweise um 1823 von Georg Emanuel Opitz wurden sie abgebildet 1852 berichtete die Theater Zeitung uber ein Verkaufsverbot der Publikationen Heute besitzt die Wiener Stadt und Landesbibliothek eine umfangreiche Sammlung von Einblattdrucken die von Textdichtern wie z B Michael Ambros gestaltet wurden 3 Literatur BearbeitenFelix Czeike Hrsg Historisches Lexikon Wien Band 6 Kremayr amp Scheriau Wien 2004 S 234 ISBN 3 218 00741 0 ISBN 978 3 218 00740 5 Bande 1 6 Gustav Gugitz Lieder der Strasse Die Bankelsanger im josephinischen Wien Hollinek Wien 1954 DNB 451727800 Otto Krammer Wiener Volkstypen Von Buttenweibern Zwiefel Krowoten und anderen Wiener Originalen New academic press Wien 1983 ISBN 3 7003 0512 5 Joseph Richter Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran uber d Wienstadt 1795 H 18 3 Brief u H 22 48 Reprint Winkler Munchen 1970 DNB 457937548 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Weber Liederweiber In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 3 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3045 7 Ferdinand Opll Peter Csendes Karl Vocelka Anita Traninger Wien Geschichte einer Stadt Band 2 Die fruhneuzeitliche Residenz 16 bis 18 Jahrhundert Bohlau Wien 2003 S 537 online in Google Bucher Felix Czeike Hrsg Historisches Lexikon Wien Band 6 Kremayr amp Scheriau Wien 2004 S 234 ISBN 3 218 00741 0 ISBN 978 3 218 00740 5 Bande 1 6 Online Urteilweib im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liederweib amp oldid 234276044