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Bild gesucht Die Wikipedia wunscht sich an dieser Stelle ein Bild vom hier behandelten Ort Weitere Infos zum Motiv findest du vielleicht auf der Diskussionsseite Falls du dabei helfen mochtest erklart die Anleitung wie das geht BW Die Leipziger Beatdemo auch Beatkrawalle oder Beataufstand genannt fand am 31 Oktober 1965 in der Innenstadt von Leipzig statt Sie war ein Ausdruck von Jugendemanzipation in der DDR gerichtet gegen das staatliche Verbot von Beatmusik und zahlreichen Beatgruppen Hauptanlass der Demonstration war das zehn Tage zuvor verhangte Verbot von 54 der 58 registrierten Leipziger Bands 1 darunter die populare Band Butlers 2 Die Demonstration wurde von der Volkspolizei und der Staatssicherheit unmittelbar nach Beginn gewaltsam aufgelost Von 264 festgenommenen Demonstranten wurden 97 bis zu sechs Wochen zum beaufsichtigten Arbeitseinsatz im Braunkohletagebau Kitzscher und Regis Breitingen eingesetzt Die Leipziger Beatdemo war die grosste nichtgenehmigte Demonstration in der DDR nach den Ereignissen vom 17 Juni 1953 und blieb neben den Geschehnissen am 7 Oktober 1977 auf dem Berliner Alexanderplatz 468 Festnahmen 3 bis zum Herbst 1989 in dieser Form einmalig Das Ereignis hatte erhebliche Auswirkungen auf die Jugend und Kulturpolitik der DDR Fuhrung und indirekt auf die Jugendkultur in der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Die Situation im Vorfeld 2 Politischer Richtungsstreit und Wende in der staatlichen Jugend und Kulturpolitik 3 Der 31 Oktober und seine Folgen 4 Literarische Verarbeitung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDie Situation im Vorfeld BearbeitenDie Anfang der 1960er Jahre aufkommende Beatmusik fand auch in der DDR zahlreiche Anhanger Viele Jugendliche grundeten eigene Bands im offiziellen Sprachgebrauch Gitarrengruppen Die Musik wurde auf Tonbandgeraten mitgeschnitten und nach Gehor immer wieder nachgespielt Zu den bekanntesten Gruppen gehorten die Sputniks aus Berlin und die Butlers aus Leipzig Das Musizieren in der Gruppe und die Beatkonzerte bedeuteten nicht nur Freizeitspass sondern war fur viele Jugendliche auch Ventil gegen staatliche Zwange Anfangs wurde die Beatbewegung von der Staatsmacht toleriert und sogar als progressive Erscheinung gelobt Insbesondere uber die Jugendorganisation FDJ versuchte man Einfluss auf die Jugendlichen zu gewinnen Das fuhrte dazu dass Anfang der 1960er Jahre FDJ Funktionare und ortliche Kulturfunktionare die jungen Bands forderten und unterstutzten Diese Entwicklung wurde besonders im 1963 erlassenen Jugendkommunique der SED 4 festgeschrieben das die Jugend zu Hausherren von morgen erklarte und ihr Vertrauen und Verantwortung versprach Die Betonung eigener Verantwortung wurde spater allerdings dezidiert gegen die Beatmania angefuhrt 5 Als Hohepunkt der neuen Offenheit wird allgemein das Pfingsten 1964 durchgefuhrte Deutschlandtreffen der FDJ genannt aus dem der Rundfunksender DT64 hervorging 6 Der damalige Jugendfunktionar Hans Modrow sagte spater Man begriff naturlich dass man wenn man die Jugend gewinnen will auch das annehmen muss was die Jugend bewegt und begeistert 7 Politischer Richtungsstreit und Wende in der staatlichen Jugend und Kulturpolitik BearbeitenDie neue Offnung des FDJ Zentralrates die in einem Standpunkt der Abteilung Kultur zur Arbeit mit den Gitarrengruppen den Gitarrensound als progressive Erscheinung der Tanzmusikentwicklung lobte war indes von Beginn an umstritten Insbesondere die Leipziger SED Bezirksleitung schlug bereits am 9 September 1964 vor die Kapelle gemeint sind die Butlers sowie die jugendlichen Gruppen welche laufend Tanzabende dieser Kapelle besuchen in die operative Bearbeitung zu nehmen Ein Funktionar der Ideologischen Kommission der Stadt Leipzig gab seine Einschatzung dass die Spielart sowie die Schlagererfolge nicht zu einer positiven Erziehung der Jugend beitragt Der wichtigste Gegner der neuen Jugendpolitik befand sich im Politburo der SED Wahrend Walter Ulbrichts Urlaub ergriff Erich Honecker damals Verantwortlicher fur Sicherheitsfragen im Politburo in Vorbereitung des XI Plenums des ZK der SED die Initiative und liess das Zentralkomitee neben anderen dem Sozialismus fremde schadliche Tendenzen und Auffassungen 8 auch Fragen der Jugendarbeit und das Auftreten des Rowdytums debattieren 7 Das Ergebnis dieser Diskussionen war eindeutig In einer Vorlage empfahl Honecker die Anweisung an den Minister des Inneren die erforderlichen Massnahmen einzuleiten dass die Abteilung Inneres der Rate der Bezirke und Kreise die Mitglieder solcher Gruppen Gammler u a die gegen die Gesetze der DDR verstossen in Arbeitslager eingewiesen werden Eine willkommene Argumentationshilfe dieser entschiedenen Gegner der Beatbewegung bot ein Konzert der Rolling Stones in der Westberliner Waldbuhne am 15 September 1965 bei dem es zu Krawallen kam 9 Die Staatsmacht der DDR anderte ihre Haltung zur Beatbewegung grundlegend Um ahnliche Vorfalle in Leipzig von vornherein auszuschliessen wurde die Bewegung generell verboten Es wurden daraufhin alle Beatkonzerte abgesagt und allein vierundfunfzig Bands verboten Klaus Renft und die Butlers ereilte das Schicksal am 21 Oktober 1965 Der 31 Oktober und seine Folgen BearbeitenZwei Jugendliche aus Markkleeberg bei Leipzig die sich mit dem Verbot nicht abfinden wollten fertigten daraufhin Flugblatter 10 an auf denen sie zu einer Protestdemonstration aufriefen Die Demonstration sollte am 31 Oktober 1965 auf dem Wilhelm Leuschner Platz in der Leipziger Innenstadt stattfinden Forderung war die Wiederzulassung der Beatbands Auf Grund der Kurze der Zeit und ihrer begrenzten technischen Moglichkeiten war die Wirksamkeit der Flugblattaktion gering Als die Behorden Kenntnis von der geplanten Aktion erlangten ging man zunachst agitatorisch und propagandistisch gegen die Jugendlichen vor Vor allem in der ortlichen Presse wurde die Beatbewegung diffamiert 11 und vor einer Teilnahme an der Demonstration gewarnt An den Leipziger Ober und Berufsschulen warnten Lehrer und Funktionare die Schuler vor einer Teilnahme und drohten bei Nichtbeachtung mit Schulverweisen und anderen Strafen Hatte die Flugblattaktion vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit hervorgerufen bewirkte die Reaktion des Staates das Gegenteil Viele Jugendliche erfuhren erst so von der geplanten Demonstration 12 Schliesslich versammelten sich etwa 2000 bis 2500 vor allem jugendliche Personen auf dem Wilhelm Leuschner Platz vor dem Neuen Rathaus Unter ihnen ein Kern von etwa 800 echten Beatanhangern und viele Funktionare und Sicherheitskrafte in Zivilkleidung Mit einem massiven Polizeiaufgebot unter Einsatz von Gummiknuppeln Hunden und einem Wasserwerfer 13 wurde die Demonstration aufgelost Insgesamt wurden 267 Demonstranten verhaftet 97 von ihnen mussten ohne Gerichtsurteil bis zu sechs Wochen lang Zwangsarbeit in Braunkohletagebauen des Leipziger Reviers leisten Zwar kam es vereinzelt zu Protesten gegen diese drastischen Massnahmen aber es gab keine weiteren Ansammlungen Die DDR fuhrte nach diesem Ereignis den Begriff des Rowdytums als Straftatbestand ein 14 und reagierte auf dem 11 Plenum des Zentralkomitee der SED im Dezember 1965 mit einer radikalen Wende in der Kultur und Jugendpolitik Am 29 Oktober 2005 fand im Leipziger Haus Auensee unter dem Motto All you need is beat ein Gedenkkonzert statt Neben den Butlers und den Sputniks traten Klaus Renft gemeinsam mit seinen Weggefahrten der Klaus Renft Combo Peter Casar Glaser Hans Jurgen Beyer Jurgen Kerth Christiane Ufholz und Tony Sheridan auf Literarische Verarbeitung BearbeitenIn seinem 1977 erschienenen Roman Es geht seinen Gang 15 integrierte Erich Loest den Leipziger Beataufstand in die Biografie seines Helden Wolfgang Wulff Dieser erfahrt von der Demonstration erst durch seinen Staatsburgerkundelehrer der im Unterricht mehrmals dringend vor einer Teilnahme warnt geht aus Neugier zum Leuschnerplatz und wird von einem Polizeihund gebissen Die Butlers werden hier Old Kings genannt Siehe auch BearbeitenMusik der DDRLiteratur BearbeitenMarc Dietrich Ohse In Jugend nach dem Mauerbau Anpassung Protest und Eigensinn DDR 1961 1974 Links Berlin 2003 ISBN 3 86153 295 6 Yvonne Liebing All you need is beat Jugendsubkultur in Leipzig von 1957 1968 Forum Leipzig 2005 ISBN 3 931801 55 1 Michael Rauhut Beat in der Grauzone DDR Rock 1964 bis 1972 Politik und Alltag BasisDruck Berlin 1993 ISBN 3 86163 063 X Christian Sachse Aktive Jugend wohlerzogen und diszipliniert Wehrerziehung in der DDR als Sozialisations und Herrschaftsinstrument 1960 1973 Lit Munster 2000 ISBN 3 8258 5036 6 Dorothee Wierling Geboren im Jahr Eins Der Jahrgang 1949 in der DDR und seine historischen Erfahrungen Links Berlin 2002 ISBN 3 86153 278 6 Rainer Eckert Opposition und Widerstand In Ulrich von Hehl Hrsg Geschichte der Stadt Leipzig Band 4 Leipziger Universitatsverlag Leipzig 2019 ISBN 978 3 86583 804 9 S 525 f Gerhard Potzsch Erinnerungen an den Beat Aufstand vom 31 Oktober 1965 in Leipzig in Leipziger Blatter Heft 81 2022 S 62 65 Bernd Lindner Zwischen festem Glauben und harten Beats Unangepasste Jugendliche in der fruhen DDR in Ausstellungskatalog hrg von G Ulrich Grossmann Aufbruch der Jugend Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verfuhrung Verlag des Germanischen Nationalmuseums Nurnberg 2013 ISBN 978 3 936688 77 1 S 165 171Weblinks BearbeitenWanderausstellung All you need is beat des Archivs Leipziger Burgerbewegung e V All You Need Is Beat Jugendmusikkultur in der DDR und die Leipziger Beatdemo von 1965 Lexikon unter B Kathrin Aehnlich Der Leipziger Beataufstand im Oktober 1965 mit Originalton Klaus Renft Wir dulden keine Gammler Die Beatrevolte am 31 Oktober 1965 in Leipzig Memento vom 23 Marz 2018 im Internet Archive Fotos und Dokumente auf der Seite der Stasi Mediathek Katja Iken Wasserwerfer gegen Pilzkopfe auf der Seite spiegel de 30 Oktober 2015 Es lebe der Beat auf der Seite jugendopposition de der Bundeszentrale fur politische Bildung Runde Ecke Leipzig Resume einer Veranstaltung uber die Leipziger Beatdemo mit Augenzeugen am 1 November 2005 Ulrich Kaiser Pop Rockmusik und Gesellschaft in der DDR darin ein Abschnitt uber die Leipziger BeatdemoEinzelnachweise Bearbeiten Artikel Es lebe der Beat auf der Seite der Bundeszentrale fur politische Bildung abgerufen am 9 Januar 2023 Die Butlers im Spiegel der Sicherheitsorgane auf der Seite des MDR abgerufen am 9 Januar 2023 DDR Brennende Uniform in Der Spiegel Heft 47 1977 Wortlaut des Jugendkommuniques der SED vom 21 September 1963 Wir dulden keine Gammler Die Beatrevolte am 31 Oktober 1965 in Leipzig Abgerufen am 3 Mai 2013 Ulrike Bosse Erst gefordert dann bekampft auf der Website des NDR a b Kathrin Aehnlich Der Leipziger Beataufstand im Oktober 1965 Abgerufen am 3 Mai 2013 Michael Koch Der Wehrunterricht in den Landern des Warschauer Paktes Abgerufen am 19 Februar 2015 Benjamin Maack Vier Stunden hat die Schlacht getobt auf der Website Spiegel Geschichte 11 Juli 2012 abgerufen am 9 Januar 2023 Flugblatt mit Aufruf zur Demo Quelle Bundesarchiv Stasi Unterlagen Archiv abgerufen am 9 Januar 2023 Dem Missbrauch der Jugend keinen Raum in Leipziger Volkszeitung 20 Oktober 1965 abgedruckt in Leipziger Blatter Heft 81 2022 S 65 unter anderem auch der Augenzeuge Gerhard Potzsch Erinnerungen an den Beat Aufstand vom 31 Oktober 1965 in Leipzig in Leipziger Blatter Heft 81 2022 S 63 Katja Iken Wasserwerfer gegen Pilzkopfe auf der Seite spiegel de 30 Oktober 2015 abgerufen am 9 Januar 2023 Martin Rath Juristische Sprachgeschichte Rowdy als Rechtsbegriff auf Legal Tribune Online 2 September 2012 abgerufen am 9 Januar 2023 Bundesstiftung Aufarbeitung Es geht seinen Gang Memento vom 25 Marz 2014 im Internet Archive PDF 89 kB Abgerufen am 3 Mai 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leipziger Beatdemo amp oldid 232418195