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Lassalle ist ein Roman von Stefan Heym uber den Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins Ferdinand Lassalle der 1969 in der Bundesrepublik Deutschland und 1974 in der Deutschen Demokratischen Republik erschien Das Werk verbindet historische Tatsachen und Erfindungen des Autors Weil der SED die Darstellung von Marx und Engels als provokant erschien verhinderte sie in der DDR die Veroffentlichung des Romans Als Heym sie in einem westdeutschen Verlag vornahm liess sie ihn zu einer Geldstrafe von 300 Mark verurteilen 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Interpretation 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Roman erzahlt in 21 Kapiteln sowie zwei Postskripten vom Aufstieg Lassalles zum Arbeiterfuhrer und Vorsitzenden der ersten deutschen Arbeiterpartei ADAV In Ruckblenden werden Episoden aus Lassalles Leben von etwa 1861 an bis zum Tod 1864 dargestellt Lassalle muss die verschiedenen Stromungen innerhalb der Arbeiterbewegung bundeln und insbesondere die revolutionaren Krafte innerhalb der Partei besanftigen Ihm gelingt es schliesslich sich an die Spitze der Bewegung zu setzen Ein Hohepunkt des Romans sind seine Verhandlungen mit Reichskanzler Bismarck Dieser verkorpert den Typus des reaktionaren Preussen in dessen Atmosphare dem Arbeiterfuhrer einerseits politische Opposition des Establishments und andererseits Gegnerschaft aus rassistischen Grunden entgegenschlagen So heisst es einmal pauschal uber Lassalle Er war der Ewige Jude Sommermodell 1864 immer auf Reisen verdammt sein ganzes Leben lang zu suchen 3 Lassalle geht auf Agitationsreisen durch das Rheinland und muss sich dabei immer wieder mit seiner angegriffenen Gesundheit auseinandersetzen Breiten Raum nimmt die Schilderung von Lassalles Affare mit einer sogenannt halbjudischen Tochter aus besserem Hause ein Helen von Donniges ist bereits die Verlobte von Yanko von Racowitza Das halt den Politiker nicht davon ab mit ihr eine Liebesbeziehung einzugehen Helen entschliesst sich Yanko zu verlassen und Lassalle zu heiraten Der Brautigam und der Brautvater Wilhelm von Donniges leisten daraufhin Widerstand und Yanko fordert den Revolutionar schliesslich zum Duell Am Ende stirbt Lassalle nachdem ihn beim Duell eine Kugel in den Unterleib getroffen hat Interpretation BearbeitenBetrachtet man das Werk Heyms in der DDR so sticht Lassalle als erster Roman heraus der eine Kritik an Fehlentwicklungen der Arbeiterbewegung und zugleich eine Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus darstellt Lassalle tritt nicht nur als Politiker auf sondern auch als assimilationswilliger Jude dessen Herkunft und judische Teilidentitat an einer Fulle von Stellen dokumentiert werden Besonders deutlich lasst sich die Ablehnung Lassalles als Jude in der Gegenuberstellung mit Marx und Engels zeigen Der DDR Ausgabe des Romans fugte Heym unter anderem Textpassagen aus dem Briefwechsel zwischen Marx und Engels bei die sie als Antisemiten erscheinen lassen Der selbst als Jude geborene im Alter von sechs Jahren getaufte Karl Marx kritisiert darin zunachst noch ganz ohne antisemitischen Beigeschmack Lassalles Rechthaberei sein Stecken im spekulativen Begriff nennt ihn aber schon wenige Zeilen spater abfallig Itzig 4 Fur Engels ist Lassalle ein unsichrer Freund zukunftig ein ziemlich sichrer Feind Er entdeckt bei ihm ein sonderbares Gemisch von Frivolitat und Sentimentalitat Judentum und Chevaleresktuerei 5 und entgleist vollig wenn er schreibt Der L assalle ist offenbar daran kaputtgegangen dass er das Mensch Helen von Donniges seine Geliebte nicht sofort in der Pension aufs Bett geworfen und gehorig hergenommen hat sie wollte nicht seinen schonen Geist sondern seinen judischen Riemen 6 Heym nutzte den Roman als Medium um Kritik am Realsozialismus in die Figur Ferdinand Lassalles zu projizieren Die gemeinsame judische Herkunft war ein Anreiz fur Heym sich mit dem Arbeiterfuhrer zu beschaftigen und anhand seiner Biographie fruhe Fehler der Arbeiterbewegung aufzudecken In einem Interview sagte Heym Vielleicht gibt es tatsachlich eine Verwandtschaft Er war ein Jude und ein Revolutionar Ich bin Jude und Sozialist Er war eine schillernde Personlichkeit Er kam mir vor wie ein gefallener Engel 7 Auch andere Romanfiguren Heyms waren nicht nur Juden sondern gleichzeitig Sozialisten Kritiker Revolutionare Propheten Aussenseiter Dissidenten Idealisten und Verstossene So etwa Ethan in Der Konig David Bericht Ahasver oder Karl Radek Literatur BearbeitenPrimarliteraturLassalle Roman Berlin Neues Leben Munchen Esslingen 1969 1974 SekundarliteraturHutchinson Peter Dissident auf Lebenszeit Wurzburg Konigshausen Neumann 1999 Neubert Werner Der Sinn fur das Wesentliche Zu Lassalle In Neue deutsche Literatur 22 1974 H 8 S 140 142 Nolte Jost Ein Lassalle Roman Triviale Unterwanderung des sozialistischen Realismus In Der Monat 22 Jg 1970 H 257 S 103 107 Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Heym Nachruf Frankfurt Munchen 1988 1990 S 736 Zur Verantwortung der Abteilung Kultur im ZK der SED Herbert Kramer Ein dreissigjahriger Krieg gegen ein Buch Zur Publikations und Rezeptionsgeschichte von Stefan Heyms Roman uber den 17 Juni 1953 Stauffenburg Verlag Tubingen 1999 ISBN 3860570692 S 122 124 Lassalle Roman Berlin Neues Leben Munchen Esslingen 1969 1974 S 308 Lassalle Roman Berlin Neues Leben Munchen Esslingen 1969 1974 S 366 Lassalle Roman Berlin Neues Leben Munchen Esslingen 1969 1974 S 367 f Lassalle Roman Berlin Neues Leben Munchen Esslingen 1969 1974 S 368 David Binder Interview fur International Herald Tribune zit n Hutchinson 1999 S 117 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lassalle Stefan Heym amp oldid 200150503