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Klassifikation nach ICD 10J37 0 chronische LaryngitisICD 10 online WHO Version 2019 Unter Laryngitis gastrica versteht man eine nichtbakterielle entzundliche Reaktion der Schleimhaut im Kehlkopf und umgebendem Rachen durch einen Reflux lat refluxus Ruckfluss von Magensekret in dem besonders Magensaure und Pepsin wesentliche Bestandteile sind Der Name der Erkrankung leitet sich von lateinisch larynx Kehlkopf itis Endung fur Entzundungen und gaster Magen ab Andere Bezeichnungen lauten Stiller Reflux Laryngitis posterior laryngopharyngealer Reflux LPR NERD Non esophageal refluxe disease nicht osophageale Refluxkrankheit oder EERD extra esophageal refluxe disease Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen und Beschwerden 2 Befunde 3 Diagnostik 4 Verbreitung und sozio okonomische Folgen 5 Therapie 6 Literatur 7 EinzelnachweiseUrsachen und Beschwerden BearbeitenAls Hauptursache fur Laryngitis gastrica gilt ein gastroosophagealer Reflux englisch GERD gastroesophageal reflux disease bei dem Mageninhalt in die Speiserohre gelangt Die darin enthaltene Magensaure verursacht Schaden an der Speiserohre sowie an den Stimmbandern und Schleimhauten nbsp Lupenlaryngoskopisches Bild einer schweren Laryngitis gastricaAls typische Beschwerden werden genannt Stimmprobleme und Heiserkeit Klossgefuhl im Hals Rauspern chronischer ReizhustenBefunde BearbeitenIm lupenlaryngoskopischen Bild fallen vor allem Hyperplasien der Schleimhaute uberwiegend der posterioren hinteren Anteile des Kehlkopfes des Osophaguseingangs und der Rachenhinter und Seitenwande auf Typisch ist eine Hellfarbung und Faltelung der Schleimhaute aufgrund der Verdickung entfaltet sich der Recessus piriformis weniger gut Je nach Liegegewohnheiten kann durch uberwiegend nachtlichen Reflux eine Bevorzugung einer Seite beobachtet werden In neueren experimentellen Studien konnten negative Einwirkungen des Reflux auf die Mikrostruktur der Larynxschleimhaut nachgewiesen werden So fuhrt der Magensaft zu einem verminderten Widerstand der Mucosabarriere mit der Folge leichteren Eindringens von Schadstoffen in tiefere Zellschichten 1 Eine andere Untersuchung wies Veranderungen im Immunsystem der Schleimhaut bei sogenannten Killerzellen infolge eines Reflux nach 2 Diagnostik BearbeitenStandard ist nach wie vor das endoskopische Bild auch wenn einzelne Studien gezeigt haben dass die Befunde sehr variabel sein konnen und daher bei verschiedenen Untersuchern zu unterschiedlicher Interpretation fuhrten Als apparative Untersuchung zum direkten Nachweis eines Reflux zahlt die 24h pH Metrie wobei die klassischen Sonden mit Messpunkten im Magen und unteren Osophagus nicht optimal sind da nur ein Messpunkt im Hypopharynx den Reflux in der Zielregion erfassen kann Daher sind spezielle Messsonden mit entsprechender Konfiguration besser geeignet Zur allgemeinen Abklarung einer Ursache z B Hiatushernie ist eine Magenspiegelung erforderlich siehe auch Refluxosophagitis Auch bereits ein nicht obstruktives Schnarchen kann refluxfordernd sein da durch die Verlegung der Atemwege ein erheblicher Druckgradient vom Magen zum Thorax Halsraum entsteht 3 4 5 Der thorakale Unterdruck bei frustraner Inspiration steigt erheblich an der Magensaft wird nach oben gesaugt Daher ist ggf auch eine Polysomnographie im Schlaflabor optimalerweise mit Somnoendoskopie erforderlich Verbreitung und sozio okonomische Folgen BearbeitenNach Untersuchungen sind ca 20 der US Amerikaner von einem Reflux bis in den Hals betroffen 6 Pahn fand bei 1000 Patienten die wegen einer Stimmstorung die Ambulanz aufsuchten in 41 Zeichen einer Laryngitis gastrica wahrend umgekehrt 10 von Patienten mit einem osophagealen Reflux zusatzlich uber Globusgefuhl Rauspern und Missempfindungen im Larynxbereich klagten 7 Es gibt daher Schatzungen uber die sozio okonomischen Folgen dieser Erkrankung nach einem Audit des britischen National Health Services werden jahrlich etwa 4 entspricht ca 24 Millionen der Ausgaben fur Protonenpumpenhemmer fur diese Refluxform aufgewendet 2 Ebenfalls gibt es Untersuchungen uber die verminderte Lebensqualitat durch eine Laryngitis gastrica 8 Zudem haben Patienten mit einer Laryngitis gastrica ein erhohtes Risiko zur Karzinomentstehung im Kehlkopf 9 Nach einer US amerikanischen epidemiologischen Studie von 2018 an alteren Patienten besteht eine Assoziation eines gastroosophagealen Reflux und einem Karzinom im unteren Aerodigestivtrakt Dieser epidemiologische Zusammenhang musse allerdings hinsichtlich der Kausalitat uberpruft werden 10 Daher sollten Patienten mit einer Laryngitis gastrica besonders bei weiteren Risikofaktoren wie Nikotin und Alkoholkonsum langfristig hinsichtlich einer Tumorentstehung beobachtet werden Therapie BearbeitenValide Studien zur Therapie sind bis dato nicht vorhanden viele weisen qualitative Mangel auf die Ergebnisse sind sehr heterogen 11 12 13 Trotzdem gilt international die medikamentose Behandlung mit Protonenpumpenhemmern PPI als Therapie der Wahl Da der fur den Larynx schadliche Reflux uberwiegend nachts auftritt wird auch eine abendliche Gabe als sinnvoll beschrieben Studien zeigen jedoch dass PPI nicht besser als Placebo wirken Gleichzeitig zeigen Untersuchungen dass nicht nur die Saure im Refluat sondern auch die enthaltenen Pepsine eine grosse Rolle bei der Entstehung der Symptome spielen Da die PPI nur die Saureproduktion unterdrucken nicht jedoch die Produktion der Pepsine sind PPI als Behandlungsmassnahme unzureichend Daher nimmt die medizinische Bedeutung von Ernahrungstherapie und Operationen gegenuber den PPI zu Auf diese Weise kann der Reflux selbst und damit auch der Fluss von Pepsinen in Hals Atemwege und Kehlkopf unterbunden werden 14 15 Bei relevantem Schnarchen fuhrt eine CPAP Therapie zu einer signifikanten Besserung des laryngealen Schleimhautbildes 3 Je nach weiteren Beschwerden Osophagus Bronchien sind zusatzliche organspezifische Therapiemassnahmen erforderlich Bei durch die Schleimhautbelastung induzierter sekundarer Stimmstorung ist nach Besserung der Schleimhautveranderungen eine Stimmtherapie angezeigt Literatur BearbeitenJurgen Wendler Wolfgang Seidner Ulrich Eysholdt Lehrbuch der Phoniatrie und Padaudiologie 4 Auflage Thieme Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 13 102294 9 J P Pearson S Parikh R C Orlando N Johnston J Allen S P Tinling N Johnston P Belafsky L F Arevalo N Sharma D O Castell M Fox S M Harding A H Morice M G Watson M D Shields N Bateman W A McCallion M P van Wijk T G Wenzl P D Karkos P C Belafsky Review article reflux and its consequences the laryngeal pulmonary and oesophageal manifestations Conference held in conjunction with the 9th International Symposium on Human Pepsin ISHP Kingston upon Hull UK 21 23 April 2010 In Aliment Pharmacol Ther 33 Suppl 1 2011 S 1 71 PMID 21366630 wiley com PDF Einzelnachweise Bearbeiten E Erickson M Sivasankar Simulated Reflux Decreases Vocal Fold Epithelial Barrier Resistance In Laryngoscope 2010 August 120 8 S 1569 1575 Freier Artikel a b L E Rees L Pazmany D Gutowska Owsiak C F Inman A Phillips C R Stokes N Johnston J A Koufman G Postma M Bailey M A Birchall The mucosal immune response to laryngopharyngeal reflux In Am J Respir Crit Care Med 2008 Jun 1 177 11 S 1187 1193 Freier Artikel a b B T Green W A Broughton J B O Connor Marked improvement in nocturnal gastroesophageal reflux in a large cohort of patients with obstructive sleep apnea treated with continuous positive airway pressure In Archives of Internal Medicine 2003 Jan 13 163 1 S 41 45 Freier Artikel P Demeter A Pap The relationship between gastroesophageal reflux disease and obstructive sleep apnea In Journal of Gastroenterology 2004 Sep 39 9 S 815 820 PMID 15565398 A M Zanation B A Senior The relationship between extraesophageal reflux EER and obstructive sleep apnea OSA In Sleep Medicine Reviews 2005 Dec 9 6 S 453 458 PMID 16182575 J A Koufman M R Amin M Panetti Prevalence of reflux in 113 consecutive patients with laryngeal and voice disorders In Otolaryngology Head 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