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L Apres midi d un faune dt Der Nachmittag eines Fauns ist der Titel eines von Vaslav Nijinsky zu Claude Debussys Musikstuck Prelude a l apres midi d un faune und Stephane Mallarmes Gedicht L Apres midi d un faune choreografierten Balletts in einem Akt das 1912 von den Ballets Russes in Paris uraufgefuhrt worden ist Das Stuck handelt davon wie ein junger Faun mehreren Nymphen vergeblich nachstellt Nijinsky als Faun 1912 Foto Adolphe de MeyerL Apres midi d un faune gilt als eines der ersten avantgardistischen Ballette und aufgrund seiner Inspiration durch antike Vasenmalereien als Referenzwerk des kunstlerischen Primitivismus Die deutlichen sexuellen Anspielungen betten es zudem in die Themenwelt des Fin de siecle ein Wie andere Werke Nijinskys hatte es heftige asthetische Auseinandersetzungen zur Folge Mallarmes Dichtung und Debussys Vertonung sowie Nijinskys Ballett nehmen eine zentrale Stellung in ihrer jeweiligen Kunstgattung und in der Entwicklung der kunstlerischen Moderne ein Inhaltsverzeichnis 1 Werk 2 Entstehung 3 Rezeption und Rekonstruktion 4 Literatur 5 WeblinksWerk Bearbeiten nbsp Leo Rauth Vaslav Nijinsky tanzt L Apres midi d un faune 1912Nijinsky trat mit L Apres midi d un faune erstmals als Autor einer eigenen bedeutenden Choreografie in Erscheinung Das Stuck erzahlt in 15 Minuten eine einfache Geschichte Wahrend der grossten Hitze eines Sommernachmittags liegt ein Faun auf einem Felsen und spielt auf seiner Flote Da erscheinen sieben Nymphen die auf dem Weg zu einem nahe gelegenen See sind Der Faun hat noch nie solche Wesen gesehen und steigt voller Neugierde und Erregung von seinem Felsen hinab um sie besser beobachten zu konnen Doch als sie ihn bemerken eilen die Nymphen erschreckt davon Eine lasst ihn dann doch naher kommen er versucht sie zu fassen sie entkommt ihm aber sie verliert ihren Schleier Alleine zuruckgeblieben nimmt der Faun den Schleier auf und liebkost diesen als ob es sich dabei um die Nymphe selbst handelte Schliesslich legt er sich darauf nieder und vollzieht einen Liebesakt damit Dargestellt wird das Stuck durch einen Tanzer in der Rolle des Fauns und sieben Tanzerinnen als Nymphen Entstehung BearbeitenNijinsky nutzte die symphonische Dichtung Prelude a l apres midi d un faune von Claude Debussy aus dem Jahr 1894 als musikalische Begleitung fur sein Werk Es war seine erste grosse Choreografie wobei es widerspruchliche Angaben dazu gibt wie viel die leitenden Personlichkeiten der Ballets Russes Sergei Pawlowitsch Djagilew Impresario Michel Fokine Chefchoreograf und Leon Bakst kunstlerischer Direktor zur Entwicklung von Werkidee und Ausfuhrung beitrugen Die Zusammenarbeit innerhalb der Ballets Russes war ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses dennoch beanspruchte Nijinsky in seinen Tagebuchaufzeichnungen die Urheberschaft fur sich Am Neujahrsfest 1912 schlug Diagilew Nijinsky vor die Musik Debussys zu verwenden nbsp Attische schwarzfigurige Vase Detail 6 Jh LouvreDer Ausgangspunkt fur Nijinskys Arbeit an dem Ballett war wohl ein gemeinsamer Besuch mit Bakst im Louvre wo dieser ihn auf die archaische griechische Vasenmalerei aufmerksam machte Als kunstlerische Inspiration fuhrten sie Nijinsky zu einer in den Ballets Russes zwar schon angelegten nun aber volligen Abkehr von den gewohnten klassischen Posen Mimik und Figuren mit der durch die Anlehnung an die Vasenmalerei gebotenen Zweidimensionalitat musste sich das Ensemble vor allem in der Profilansicht uber die Buhne bewegen der dadurch hervorgerufene primitivistische Eindruck wurde verstarkt durch die radikal vereinfachten und vage wirkenden Bewegungen was insgesamt mit kubistischer Malerei verglichen wurde nbsp Paul Gauguin Ta Matete Der Markt 1892Die von Bakst fur das Stuck entworfene naiv wirkende Szenerie evozierte eine mythologische Landschaft eine noch im Naturzustand befindliche junge Welt Die Farbpalette betonte Primarfarben fast ohne raumliche Tiefe Damit spielte Bakst auf den Fauvismus und Bilder Paul Gauguins an den auch Nijinsky sehr schatzte und dessen von Stammeskunst angeregte Werke er mit denen des vorklassischen Griechenlands in Verbindung brachte Gleichwohl war Nijinsky mit dem Buhnenbild unzufrieden das aufgrund seiner elaborierten Gestaltung im Widerspruch zur sonstigen formalen Reduktion stand Als das Stuck 1922 wiederaufgefuhrt wurde entwarf Pablo Picasso einen einfachen Vorhang in Grautonen Zuspruch fand das eng anliegende Kostum des Fauns das die Korperlichkeit von Nijinskys Auftritt effektvoll zum Ausdruck brachte Hieran manifestierte sich neben der asthetischen Radikalitat auch die zweite entscheidende Komponente des Fin de siecle das typische Ausloten der Sexualitat Das Ballett spielte mit kaum verstellten erotischen Gesten und zeigte zum Ende eine simulierte Masturbation nachdem der Faun mit dem verlorenen Schleier einer Nymphe allein zuruckbleibt und diesen liebkost Die Proben begannen im Januar 1912 und gestalteten sich schwierig da sich das Ensemble ein vollig neues tanzerisches Vokabular aneignen musste das die erlernte Virtuositat kaum zum Tragen zu bringen schien Die durch ihr Konnen und ihre Schonheit beruhmte Tanzerin Ida Rubinstein verzichtete auf die ihr angebotene weibliche Hauptrolle neben Nijinsky der selber den Part des Fauns ubernahm Eine besondere Herausforderung stellte der Umstand dar dass Nijinsky die Tanzbewegungen nicht direkt aus Debussys Musik herleitete sondern in einer eigenstandigen Spannung dazu entwickelte Neunzig anfanglich heimliche Proben waren notig bis die von Nijinsky angestrebte Perfektion erreicht war Die Premiere war am 29 Mai 1912 im Pariser Theatre du Chatelet Rezeption und Rekonstruktion Bearbeiten nbsp Auguste Rodin Nijinsky Metropolitan Museum of Art 1912 1959 nbsp George Barbier Nijinsky als Faun 1913 L Apres midi d un faune rief als succes de scandale Skandalerfolg ahnliche Kontroversen hervor wie die im folgenden Jahr von Nijinsky geschaffenen Ballette Jeux und Le sacre du printemps An den mit der Tradition brechenden Bewegungsablaufen und besonders an der Masturbationszene nahmen ein Teil der Presse und des Publikums heftigen Anstoss Der Figaro schrieb von einem faune incontinent vil aux gestes d une bestialite erotique et d une lourde impudeur von einem Faun der sich nicht zuruckhalten kann der von niederer Art ist der Bewegungen erotischer Tierhaftigkeit ausfuhrt und nicht die geringste Scham kennt Zugunsten Nijinskys ausserten sich Odilon Redon und Auguste Rodin der die Premiere besucht hatte und eine Statue Nijinskys schuf Die Bedeutung des Werks fur die Geschichte des Balletts und sein Rang im kunstlerischen Modernismus wurden erkannt bevor Nijinsky die Rolle letztmals 1917 tanzte L Apres midi d un faune verschwand nicht wie Jeux oder Le sacre du Printemps aufgrund zahlreicher Anfeindungen und des dem Repertoire der Ballets Russes entgegengebrachten Unverstandnisses doch wurden Anderungen vorgenommen Das Stuck wurde spater in verschiedenen Versionen aufgefuhrt wobei die Rolle des Fauns etwa Nijinskys Schwester Bronislava Nijinska im Jahr 1922 oder sein Schuler Serge Lifar im Jahr 1935 ubernahm 1976 versuchten Romola de Pulszky die Witwe Nijinskys und Leonide Massine die Original Choreografie anhand ihrer Erinnerungen an Nijinskys Auftritte und der Fotos von Adolf de Meyer wiederherzustellen Eine andere Version von Ende der 1980er Jahre stammt von Ann Hutchinson und Claudia Jeschke die sich mit den schwer entzifferbaren Notationen Nijinskys aufbewahrt in der British Library beschaftigten Der italienische Zeichner Bruno Bozzetto verwendete das Ballett L Apres midi d un faune und Debussys gleichnamige Musik fur seinen an Walt Disneys Fantasia angelehnten Trickfilm Allegro non troppo von 1976 wobei er der Geschichte einen humoristisch melancholischen Anstrich gab Literatur BearbeitenJean Michel Nectoux L Apres midi d un Faune Mallarme Debussy Nijinsky Les Dossiers du Musee d Orsay N 29 Ausstellungskatalog Paris 1989 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons L apres midi d un faune Sammlung von Bildern Elizabeth Drake Boyt Kapitel 4 Faun Memento vom 14 September 2006 im Internet Archive PDF In Dance as a Project of the Early Modern Avant garde Ballets russes weiterfuhrende Informationen Memento vom 21 Marz 2007 im Internet Archive Webarchive Nijinsky als Faun Fotografie von Adolphe de Meyer 1911 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title L Apres midi d un faune Nijinsky amp oldid 228832244