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Das Krupp Rennverfahren ist ein im Drehrohrofen durchgefuhrtes Eisenreduktionsverfahren bei dem das Eisen in Form von kompakten kohlenstoffarmen Luppen gewonnen wird Es dient der Verarbeitung saurer und Fe armer Erze die im Hochofen nicht verhuttet werden konnen 1 Prozessschema6 Drehrohrofen von Krupp in Essen Borbeck Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Werke 3 Beschreibung des Verfahrens 4 Praktikabilitat und Wirtschaftlichkeit 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte BearbeitenDas Krupp Rennverfahren wurde Anfang der 1930er Jahre von dem Metallurgen Friedrich Johannsen 2 in der Versuchsanlage der Fried Krupp AG in Magdeburg Buckau Grusonwerk entwickelt Es stellt teilweise eine Ubertragung der alten Rennarbeit auf den Drehrohrofen und damit in einen fortlaufenden Grossbetrieb dar 3 Mit den Wortern Rennarbeit und rennen die sich von zum Rinnen bringen ableiten werden Verfahren bezeichnet bei denen das Eisen unmittelbar aus dem Erz als niedriggekohltes und daher schmiedbares Eisen gewonnen wird Im Gegensatz zum Hochofenverfahren findet bei diesen Rennvorgangen keine Verflussigung des reduzierten Eisens statt Es werden vielmehr durch einen Schweissvorgang feste Eisenluppen erzeugt die in einer meist nur halbflussigen Schlacke eingelagert sind und erst im kalten Zustand von ihr getrennt werden Das Rennfeuer war jahrtausendelang das einzige Verfahren zur Eisengewinnung und wurde uberall in fast gleicher Weise angewandt Die ersten Rennofen wurden schon 1500 v Chr gebaut Es handelte sich um Lehmofen in die Holzkohle und Eisenerz schichtweise eingebracht wurden Im Rennofen entstanden Temperaturen zwischen etwa 1200 und 1300 C Der Nachteil des Rennfeuerbetriebs bestand darin dass er nur im Kleinbetrieb und mit Unterbrechungen durchgefuhrt werden konnte und trotz des hohen Brennstoffaufwands nur ein geringes Eisenausbringen aufwies So wurde beim alten Rennfeuer nur eine Eisenausbringung in den Luppen von 30 bis 60 gegenuber 90 bis 96 im Krupp Rennverfahren erreicht Der Regelbetrieb des Krupp Rennverfahrens wurde 1935 in Essen Borbeck aufgenommen 4 Fast zeitgleich nahm die Rennanlage der Schlesischen Nickelwerke in Frankenstein die 1915 in den Besitz der Fried Krupp AG ubergegangen waren ihre Arbeit auf Es folgte weltweit die Inbetriebnahme weiterer Werke Werke BearbeitenListe nicht vollstandig 5 Anzahl Ofen Ort Erbauer Innendurchmesser m Lange m Kapazitat tErz Tag Produktionsbeginn Produktionsende Notizen1 Hutten und Bergwerke Rheinhausen F Krupp 0 9 14 1 Huttenwerk Rheinhausen 1993 aufgegeben Demonstrator1 Essen Borbeck F Krupp 3 6 50 275 300 1935 1945 Demontage gt UdSSR2 Frankenstein Schlesien Schlesische Nickelwerke 3 6 50 275 300 1935 amp 1941 Demontage gt UdSSRVerarbeitung von Garnierit2 Salzgitter Watenstedt F Krupp 4 2 70 2 500 1943 1945 1945 Demontage 19501 Konigshof Tschechoslowakei F Krupp 3 6 60 300 325 1943 19451 Salzgitter Watenstedt F Krupp 4 2 70 1 500 Bei Kriegsende noch im Bau 19458 Anshan Mandschurei Shōwa Seitetsusho 3 6 60 8 300 1939 6 Erz mit 35 36 Fe und 40 48 SiO24 Seishin Korea Mitsubishi Corporation 3 6 60 4 300 Erz mit 55 60 Fe2 Kuji Japan Kawasaki Werft 3 6 60 2 300 1967 6 Erz mit 34 35 Fe und 5 8 TiO24 Oeyama Japan Nippon Yakin Kogyo 3 6 70 500 600 1940 19421 Aviles Spanien 3 6 60 250 275 1954 Erz mit 30 40 Fe und 20 30 SiO21 Larymna Griechenland Hellenic Company of Chemical Products amp Fertilizers Ltd 4 2 90 400 1956 Erz mit 35 Fe und 1 5 1 75 Ni21 Salzgitter Watenstedt Rennanlage Salzgitter Ruhr GbR 4 24 6 95110 2 000 1956 1957 1963 7 Saures Erz mit 28 bis 34 Fe6 Essen Borbeck Rennanlage Rhein Ruhr GbR 4 6 110 4 200 1959 1963 8 Beschreibung des Verfahrens Bearbeiten nbsp Ansicht der Beschickung in den beiden aktiven Zonen des Ofens nbsp Entwicklung der chemischen Zusammensetzung und der Temperatur entlang des Drehrohrofens der fur den Krupp Renn Verfahren in Oheyama verwendet wurde Die zur Verarbeitung kommenden eisenhaltigen Erze werden soweit sie in stuckiger Form angeliefert werden auf etwa 10 mm zerkleinert und dann mit Reduktionsstoffen von etwa derselben Grosse gemischt 9 Als Reduktionsstoffe eignen sich vor allem geringwertige Brennstoffe wie Koksabrieb oder Anthrazitstaub In der Regel werden etwa 90 der Brennstoffe dem Erz beigemischt und etwa 10 als Flammenbeheizung am Auslaufende des Ofens eingefuhrt Die Mischung aus Erz und Brennstoff wird dem schwach geneigten Drehrohrofen aufgegeben und durchlauft diesen bei Temperaturen von 600 bis 1100 Grad Celsius in bis zu 12 Stunden Der Austrag des Ofens besteht aus einer halbweichen Schlacke mit eingebetteten Luppen die in einer Grosse bis etwa 200 mm anfallen 10 Der durch Luft oder Wasser abgekuhlte Austrag wird in einer Zerkleinerungsanlage vermahlen Die Luppen werden dabei ohne selbst zerkleinert zu werden von der ausserlich anhaftenden Schlacke befreit die auf etwa 1 mm fein gemahlen wird Wahrend die Ausseigerung der Schlacke beim alten Rennfeuer durch Handarbeit gefordert werden musste unterstutzt beim Krupp Rennverfahren die Drehbewegung des Ofens durch das standige Walzen der halbweichen Beschickung die Trennung der Schlacke von den Luppen und die Bildung grosser Luppen Das gesamte Korn uber 1 mm stellt das Luppenerzeugnis dar wahrend das Korn unter 1 mm aus Schlacke und kleinsten Luppen besteht Aus diesem Unterkorn werden durch Magnetscheidung eine Endschlacke und als Mittelprodukt ein magnetisches Konzentrat hergestellt Die so erzeugten Luppen sind als Rohstoff fur die Stahlgewinnung besonders geeignet die feinkornige Schlacke eignet sich hauptsachlich als Unterlage fur den Strassenbau das Mittelprodukt wird zum Ofen zuruckgeleitet Praktikabilitat und Wirtschaftlichkeit BearbeitenAls Desiderat der deutschen Stahlindustrie erwies sich in unmittelbarer Vor und Nachkriegszeit die langfristige Sicherung des Nachschubs von eisenhaltigen Rohstoffen Die deutschen Erze reichten fur die heimische Stahlerzeugung bei weitem nicht aus Ausserdem hatten sie im Vergleich zu hochwertigen Auslandserzen nur einen geringen Eisengehalt Neben Erz wurde fur die Stahlerzeugung Schrott verwendet Schrott war aber ein ausserst konjunkturempfindliches Gut und standigen Spekulationen unterworfen Da die Schrottversorgung so die damalige Einschatzung bei anziehender Stahlproduktion zum ernsten Engpass werden wurde suchten die Huttenwerke an der Ruhr nach einem Schrottersatz 11 Die Losung wurde in der Entwicklung des Krupp Rennverfahrens gesehen das schon wenige Jahre nach der im Rahmen der Reparationszahlungen durchgefuhrten Demontage deutscher Anlagen zu erneuter auch internationaler Bedeutung gelangte 12 Im Jahr 1956 wurde in Salzgitter Watenstedt die Rennanlage Salzgitter Ruhr GbR in Betrieb genommen 1959 folgte in Essen Borbeck die Rennanlage Rhein Ruhr GbR Beide Werke konnten die eisenarmen Erze aus den Erzlagerstatten des Raums Salzgitter aufbereiten 13 Doch der Markt schlug unversehens um Denn die schwedischen Grubenbesitzer hatten mittlerweile ihre Kapazitaten erheblich vergrossert und boten seit 1958 ihr hoherwertiges Erz zu immer niedrigeren Preisen an Als daruber hinaus im Sommer 1961 die Stahlkonjunktur einbrach kamen die sieben grossten Eisenhutten des Reviers im Jahr 1962 uberein von Beginn des Jahres 1963 an kein Erz mehr aus Salzgitter zu beziehen und nur noch Auslandserze zu verhutten Auch ihre westlichen Montan Partner hatten bereits beschlossen keine Salzgitter Erze mehr zu verwenden Damit war auch das Aus fur die Rennanlagen in Salzgitter Watenstedt und Essen Borbeck besiegelt Sie wurden 1963 stillgelegt und danach abgebaut 7 Das Krupp Rennverfahren wurde zum Krupp Eisenschwamm Verfahren fur die Verwendung eisenreicher Erze weiterentwickelt Auch das SL RN Verfahren ist eine Weiterentwicklung des Krupp Rennverfahrens Es ist nach den Firmen Stelco Lurgi Republic Steel und National Lead benannt und arbeitet ebenfalls mit Drehrohrofen zur Erzeugung von Eisenschwamm 14 Literatur BearbeitenJurgen Ruge Technologie der Werkstoffe Herstellung Verarbeitung Einsatz mit 68 Tabellen Vieweg Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8348 0286 6 Eintrag zu Krupp Renn Verfahren In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 17 November 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Friedrich Johannsen Das Krupp Rennverfahren in Stahl und Eisen Zeitschrift fur das deutsche Eisenhuttenwesen 54 Jahrgang Heft 38 1934 S 974 976 Zur Biographie vgl Marc Zirlewagen Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten Band I Norderstedt 2014 S 381 Johannsen op cit S 969 Felix Sykorra Damals bei Krupp an der Bottroper Strasse in Borbecker Nachrichten Essen vom 2 November 1979 und 9 November 1979 Communaute Europeenne du Charbon et de l Acier Hrsg Procede de reduction directe des minerais de fer 1958 S 130 PDF a b Akira Kudō Japanese German business relations cooperation and rivalry in the inter war period Routledge 1998 ISBN 0 203 01851 6 S 93 ff a b Gesang der Erzengel In Der Spiegel Nr 29 1962 S 31 32 online 18 Juli 1962 Borbecker Nachrichten Essen vom 8 Februar 1963 Johannsen op cit S 969 Johannsen op cit S 970 DIE ZEIT Nr 46 vom 13 November 1958 Hamburger Abendblatt vom 4 Juni 1957 DIE ZEIT Nr 23 vom 6 Juni 1957 Hermann Schenck Werner Wenzel Heinrich Gudenau Reduktion von Eisenerzen mit Ol und Erdgas Westdeutscher Verlag Opladen 1972 ISBN 978 3 531 02228 4 S 12 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krupp Rennverfahren amp oldid 230400695