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Der Kosmos Band IV Tellurische Erscheinungen ist der 1858 erschienene vierte Band von Alexander von Humboldts Werk Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung Nachdem er sich in seinem dritten Band den Himmelserscheinungen und der uranologischen Sphare gewidmet hatte wendet sich Humboldt in diesem Band auf das Genaueste den tellurischen Erscheinungen der Gestalt und dem Leben auf der Erde zu Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Bemerkungen 2 Inhalt 2 1 Einleitung 2 2 Teil I Grosse Gestalt und Dichtigkeit der Erde Grosse Figur Abplattung 2 2 1 Dichtigkeit der Erde 2 2 2 Innere Warme des Erdkorpers und Vertheilung desselben 2 2 3 Magnetische Tatigkeit 2 3 Teil II Reaction des Inneren der Erde gegen die Oberflache sich offenbarend 2 3 1 Erdbeben 2 3 2 Thermalquellen 2 3 3 Vulkane nach der Verschiedenheit ihrer Gestaltung und Thatigkeit 3 Nachbetrachtung und Fazit 4 Literaturhinweise 5 WeblinksAllgemeine Bemerkungen BearbeitenBereits 1851 hatte Humboldt angekundigt den vierten Band des Kosmos in Arbeit zu haben den letzten nunmehr wie er sich auch 1855 noch sicher war Das Jahr 1857 belehrte ihn eines Besseren Ein funfter Band wurde unumganglich werden und es eilte denn der 88 jahrige Jugendgreis musste jeden Tag mit seinem Ableben rechnen Fast schien dieser Moment gekommen als Humboldt im gleichen Jahr einen heftigen Zusammenbruch und Schlaganfall erlitt Doch er blieb optimistisch schrieb obwohl im Bett und unbehulflich beruhigende Briefe und erholte sich obwohl teilweise Lahmungen zuruckblieben Das Jahr 1858 fuhrte ihm wieder einmal den traurigen Vorzug vor Augen selbst alles uberlebt zu haben was einem teuer ist Sein Reisegefahrte Bonpland starb Humboldt jedoch schopfte aus der Trauer neue Kraft und nahm den titanischen Kampf eines alten Mannes mit der uberquellenden Stoffmenge Gentz Werner wieder auf Und im selben Jahr erschien der vierte Band seines Kosmos Er handelt von den Speciellen Ergebnissen der Beobachtung in dem Gebiete tellurischer Erscheinungen Humboldt betrachtete ihn als eine Erweiterung und sorgfaltigere Auswirkung des allgemeinen Naturgemaldes welche er im ersten Band zeichnete In den einzelnen Abschnitten weist er mit dezidierten Seiten Angaben immer wieder auf den direkten Bezug zu diesem Band hin Der Kosmos IV ist in zwei grosse Bereiche untergliedert im I Teil widmet Humboldt sich der Grosse Gestalt und Dichtigkeit der Erde sowie ihrer Magnetischen Tatigkeit Dieser Teil umfasst ca 190 Seiten und ist in zahlreiche Unterpunkte gegliedert nbsp Vulkankette der II Teil befasst sich mit der Reaction des Innern der Erde gegen die Oberflache und ist mit ca 430 Seiten wesentlich umfangreicher als der erste Teil Besonders ausfuhrlich behandelt Humboldt an dieser Stelle die ihn ausserordentlich faszinierenden vulkanischen Phanomene daneben werden thermische Quellen Gasquellen sowie Erdbeben besprochen Inhalt BearbeitenEinleitung Bearbeiten In der Einleitung geht Humboldt zunachst kurz auf die vorherigen drei Bande ein und begrundet den rein geologischen Band damit dass von jeher die Menschheit eine Unterscheidung in Himmel und Erde vorgenommen habe Auf diese Weise ist die uralte einfache und naturliche Scheidung des Geschaffenen in Himmel und Erde beibehalten worden S 5 Im Gegensatz zur Astronomie und zur Beschaftigung mit dem Weltraum und seinen Himmelskorpern die allein mit dem Sehsinn untersucht werden konnen ist die Beschaftigung mit der Erde laut Humboldt wissenschaftlicher da alle Sinne zur Untersuchung der vielfachen elementarischen Stoffe S 7 zur Verfugung stehen Die Astronomie bleibt also beschrankt durch die Ausschliessung von allem Wahrnehmbaren einer Stoff Verschiedenheit S 8 auch wenn Beobachtungen von z B dem Wechsel von Lichterscheinungen auf der Oberflache des Mars Analogieschlusse zulassen Jahreszeiten Eis Schnee Die unmittelbare Beobachtung aber fehlt Jede Sphare stellt also ihre eigenen geistigen Anforderungen die Astronomie hauptsachlich auf dem Gebiet der Mathematik und der Optik die Geologie fordert andere und mehr Disziplinen Humboldt nennt als Beispiele die Chemie und die Physik Die Stoffe der Erde uben laut Humboldt eine Anziehung aufeinander aus die durch Bewegung auf Molekularebene ausgelost wird Diese Bewegung aber entzieht sich dem menschlichen Auge Wie diese Bewegung und Anziehung im Verhaltnis zur Gravitation stehen ist nicht klar Eine Losung dieses Problems ware aber das Hochste und Ruhmvollste was auf diesen Wegen Experiment und Gedankenverbindung erreichen konnen S 10 Humboldt meint dass sich das Seiende weder mehre noch vermindere S 12 Die Stoffe befinden sich im standigen Kreislauf von Stoffwechsel Fesselung und Entfesselung die Menge des Stoffes bleibt die gleiche die Elemente wechseln nur ihre relative Lage zueinander S 12 Humboldt zufolge muss die tellurische Sphare in zwei Teile gegliedert werden in einen organischen Erdkorper Gestalt Dichte Grosse Inneres Lufthulle etc und in einen anorganischen Teil Lebensformen und deren raumliche Beziehung zu den festen und flussigen Teilen der Erde Mit dieser Unterscheidung orientiert er sich zunachst an Aristoteles Im Verlaufe der 15 seitigen Einleitung revidiert er diese strikte Trennung jedoch weitgehend indem er erlautert Die Geschichte der Organismen das Wort Geschichte in seinem ursprunglichen Sinne genommen also als Beziehung auf der fruheren Zeitepoche auf die alten Floren und Faunen ist so innig mit der Geologie mit der Reihenfolge uber einander gelagerter Erschichten mit der Chronometrik der Lander und Gebirgs Erhebungen verwandt dass es mir wegen Verkettung grosser und weit verbreiteter Phanomene geeigneter schien die an sich der naturliche Sonderung des organischen und anorganischen Erdenlebens in einem Werke uber den Kosmos nicht als ein Hauptelement der Classification aufzustellen Es handelt sich hier nicht um einen morphologischen Gesichtspunkt sondern vorzugsweise um eine nach Totalitat strebende Ansicht der Natur und ihrer wirkenden Krafte S 14 15 Teil I Grosse Gestalt und Dichtigkeit der Erde Grosse Figur Abplattung Bearbeiten Dichtigkeit der Erde Bearbeiten Humboldt beschreibt die Geschichte der Gradmessung der Erde und die damit verbundene Verfeinerung des Instrumentariums in Astronomie Mathematik und Messtechnik Bsp Pendel Im Wesentlichen stellt er die verschiedenen Messmethoden und den aktuellen Wissensstand dar Innere Warme des Erdkorpers und Vertheilung desselben Bearbeiten Durch die Zunahme der Temperatur in verschiedenen Bohrlochern versucht Humboldt eine allgemein gultige Aussage uber die Temperatur im Erdinneren zu treffen Er weist aber darauf hin dass sich die Temperaturzunahmen stark unterscheiden Art des Gesteins Jahreszeiten Oberflachentemperatur und dass deswegen weitere Untersuchungen folgen mussen Magnetische Tatigkeit Bearbeiten Humboldt gibt zunachst einen historischen Uberblick uber die Verwendung des Kompasses und die Erforschung des irdischen Magnetismus seiner Abweichung und Intensitat Der Magnetismus ist fur Humboldt ein ewig Veranderliches der Phanomene S 650 Er geht besonders auf die Arbeiten und Expeditionen zur Erforschung des Erd Magnetismus ein die in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts stattfanden Dann behandelt er die drei Elemente des Magnetismus Intensitat Inklination und Deklination Dennoch gibt es fur ihn kaum Gesetzmassigkeiten insbesondere zur Intensitat des Erdmagnetismus Dieser ist laut Humboldt von zu vielen Faktoren wie den Tag und Jahreszeiten von der Hohe der Temperatur der Erdnahe zur Sonne etc abhangig Humboldt weist auch auf zahlreiche Beobachtungen und Erforschungen zum Erdmagnetismus hin die er auf seinen Reisen gemacht hat Zuletzt betrachtet er das Polarlicht das magnetische Ungewitter S 700 Uber eine blosse Beschreibung des Phanomens kommt Humboldt nicht hinaus fest steht nur dass das Polarlicht Einfluss auf die genannten Elemente des Erdmagnetismus habe Teil II Reaction des Inneren der Erde gegen die Oberflache sich offenbarend Bearbeiten Erdbeben Bearbeiten Humboldt weist zu Beginn darauf hin dass das Phanomen der Erdbeben und seine Ursachen weitgehend im Dunkeln liegen Er nennt drei gelaufige Theorien uber die Entstehung von Erdbeben durch das Aufsteigen von Dampfen aus dem Erdkern durch das Eindringen von Wasser und Luft in den flussigen Erdkern durch aufgeturmte Gebirge Hohlraume Bruche Spalten Fur Humboldt sind Erdbeben vulkanische Thatigkeiten niederer Stufen wobei vulkanische Tatigkeit fur ihn Reaction des Inneren der Erde gegen die Oberflache bedeutet S 717 Das heisst nicht dass Erdbeben immer von Vulkanausbruchen begleitet werden nbsp Beispieltabelle aus dem Kosmos Band IV Die Tabelle zeigt die im 18 und 19 Jahrhundert aktiven Vulkane in Klammern die welche zu Humboldts Zeiten aktiv waren Thermalquellen Bearbeiten Humboldt beschreibt verschiedene heisse Quellen Mexiko Indien sowie die Geysire auf Island und versucht deren Ursprung zu ergrunden indem er sie uber die im Wasser enthaltenen Stoffe klassifiziert Schwefel Sauerstoff Kohlensauregehalt etc und uber ihre Temperatur So lautet eine Klassifikation rein meteorologische Quellen Wetterabhangig meteorologisch geologische Quellen Temperatur aus dem Boden abnorm kalte Quellen Hohe Dampf und Gasquellen Salsen Schlamm Vulkane Naphta Feuer Die Dampfquellen Schlammvulkane etc bilden fur Humboldt ein Mittelglied zwischen den heissen Quellen und den eigentlichen Vulkanen S 729 Sie sind eine Art vulkanische Tatigkeit welche sich durch Hervordringen von Dampfen und Gasarten bald mit bald ohne Feuererscheinungen offenbart S 737 Auch hier bleibt Humboldt aber beschreibend Erklarungen fur die Phanomene kann er nicht liefern Vulkane nach der Verschiedenheit ihrer Gestaltung und Thatigkeit Bearbeiten Humboldt definiert die Vulkane als Offnungen durch die neben den Gasarten auch feste stoffartig verschiedene Massen in feuerflussigem Zustande als Lavastrome oder als Schlacken oder als Produkte der feinsten Zerreibung Asche aus ungemessener Tiefe an die Oberflache gedrangt werden S 738 Er unterscheidet zwischen Eruptionen auf Spalten Ausbruchen durch Aufschuttungskegel ohne Umwallung und doch Lavastrome ergiessend Erhebungskratern mit gehobenen Schichten ohne Zentralkegel geschlossenen Glockenbergen oder an der Spitze geoffneten Erhebungskegeln Letztere so Humboldt bewahrten eine standige Verbindung zum flussigen Erdinneren Eine weitere Klassifizierung nimmt Humboldt anhand der Hohe der Vulkane vor er unterteilt sie in funf Gruppen Dabei kann er keinen Zusammenhang zwischen der Hohe der Vulkane und der vulkanischen Aktivitat feststellen Die Theorie war Je niedriger ein Vulkan desto aktiver Dann geht er auf die vulkanischen Systeme ein Er unterscheidet zwischen Systemen mit einem Zentralvulkan und Reihen Vulkan Systemen bei denen sich Vulkane entlang von Spalten gruppieren Er beschreibt und zahlt ausfuhrlich die Reihenvulkansysteme Zentralamerikas und Mexikos Europas und Javas vermisst sie und stellt Gruppen und Kategorien auf noch aktiv verloschen Art der Eruption Lavastrome Art des ausgeworfenen Gesteins etc Humboldt zufolge kann eine rein quantitative Auflistung der Vulkane nur das Mass der Untergrenze vulkanischer Aktivitat sein da die unterirdischen Systeme und Verbindungen der Wissenschaft nicht zuganglich sind Diese quantitativen Methoden Zahl und geographische Lage der Vulkane Beobachtung Gesteinsproben bleiben aber die einzigen die der Geologie zu Humboldts Zeiten zur Verfugung stehen Andere Untersuchungen wie die Messung der Dicke der Erdkruste bleiben spateren Generationen vorbehalten theoretische Unterteilung a Wirkung durch Spalten und Maare b Umwallungen der Erhebungs Krater c Vulkanische Kegel und Glockenberge mit geoffnetem und ungeoffnetem Gipfel d Verschiedenheit der Gebirgsarten durch welche die Vulkane wirken geographische Unterteilung 1 Europa 2 Inseln des atlantischen Meeres 3 Afrika 4 Asien 5 Ost Asiatische Inseln 6 Sud Asiatische Inseln 7 Der Indische Ozean 8 Die Sudsee 9 Mexiko 10 Das nordwestliche Amerika Nachbetrachtung und Fazit BearbeitenDie Geologie die zu Humboldts Lebzeiten zur etablierten Wissenschaft reifte war eines seiner Hauptinteressensgebiete Seine wissenschaftliche Abhandlung uber Mineralogische Beobachtungen uber einige Basalte am Rhein die bereits 1790 erschien war die erste von 95 geowissenschaftlichen Arbeiten die er wahrend seines Lebens veroffentlichte Auch fur seinen vierten Kosmosband zog Humboldt seine unschatzbaren Erfahrungen und Aufzeichnungen seiner Sudamerikareise zurate auf welcher er u a mit seinem Reisegefahrten Bonpland als erster Europaer die beiden Gipfel des Vulkans Pichincha 4 690 m und 4 794 m in Ecuador bestieg und nach eigenen Angaben vom Anhanger des Neptunisten Abraham Gottlob Werner bei dem er studiert hatte zum Plutonisten wurde nbsp Titelblatt einer amerikanischen KosmosausgabeHumboldt bezog mit einer Ausdauer die die Gefahr barg sich unbeliebt zu machen unablassig die Ausfuhrungen aller massgeblichen Experten seiner Zeit in seinen Kosmos ein Netzwerk des Wissens im geologischen Bereich u a Louis Agassiz Leopold von Buch Christian Gottfried Ehrenberg Wolfgang Sartorius Mary Somerville als eine der ganz wenigen weiblichen Wissenschaftler die Humboldt in seinem Kosmos zitierte So spiegelt der vierte Band den damaligen aktuellen Forschungs und Wissensstand in der Geologie wider Im Quellenverzeichnis des vierten Bandes findet sich Literatur die erst kurz vor dem Abschluss von Humboldts Arbeit veroffentlicht wurde Die grossen geologischen Erkenntnisse und Leistungen des 19 Jahrhunderts zeitliche Gliederung der Erdentstehung auf palaontologischer Basis Hypothesen uber die Gebirgsentstehung Systematisierung geologischer Prozesse Entwurf geologischer KartenwerkeHumboldt bereicherte die Diskussion in der Geologie um zahlreiche Einzelbeitrage und Beobachtungen besonders auf dem Gebiet der Vulkane In der Neptunismustheorie vollzog er wie angesprochen einen Wandel hin zum gemassigten Plutonisten Der vierte Band ist eine beeindruckende Bestandsaufnahme zum Wissen uber Magnetismus und vulkanische Phanomene seiner Zeit Dennoch hat der Band uber weite Strecken den Charakter einer Fleissarbeit in der Phanomene aufgezahlt quantitativ werden Interessant ist der Band vor allem wegen der zahlreichen eingestreuten Anekdoten aus Humboldts Reisetagebuchern Ebenso zeigt er in den vielen geschichtlichen Ruckblicken sein enormes historisches Wissen Mit der Formulierung allgemein gultiger Gesetze und Theorien halt sich Humboldt dagegen sehr zuruck es wird beispielsweise praktisch nichts uber den Neptunismus Plutonismus Streit erwahnt Oft verweist er auf die noch zu erledigende Forschungsarbeit bzw auf die Beschrankungen der Geologie zu seiner Zeit Literaturhinweise BearbeitenAlexander von Humboldt Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung Bd 4 Cotta Stuttgart u a 1858 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Alexander von Humboldt Cosmos A Sketch of a Physical Description of the Universe Harper Publ New York 1860 Alexander von Humboldt Kosmos Entwurf einer physischen Weltbeschreibung Eichborn Frankfurt M 2004 ISBN 3 8218 4549 X Die andere Bibliothek Sonderband Petra Gentz Werner Himmel und Erde Alexander von Humboldt und sein Kosmos Akademie Verlag Berlin 2004 ISBN 3 05 004025 4 Beitrage zur Alexander von Humboldt Forschung 24 Weblinks BearbeitenAlexander von Humboldt Kosmos Vierter Band im Projekt Gutenberg DE Archivversion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosmos Band IV amp oldid 215081800