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Mit Konfrontationstherapie auch Konfrontationsverfahren oder Exposition bezeichnet man eine psychotherapeutische Intervention aus dem Bereich der Verhaltenstherapien Sie hat sich in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien als wirksam erwiesen insbesondere in der Behandlung von klar strukturierten Phobien 1 Bei der Konfrontation auch Exposition soll lediglich die motorische und kognitive Vermeidungsreaktion verhindert werden wobei die weiteren emotionalen und physiologischen Reaktionen nicht verhindert werden 2 Inhaltsverzeichnis 1 Begriffe und Variation 2 Beschreibung der Therapiemethode 3 Vorgehensweise 4 Wirkmechanismen 5 Differenzierung unterschiedlicher Vorgehensweisen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBegriffe und Variation BearbeitenIn der verhaltenstherapeutischen Literatur werden die Begriffe Exposition und Expositionsubungen synonym verwendet 1 Eine gestufte Reizkonfrontation kann sinnvoll sein wenn sich der Patient dadurch leichter motivieren lasst 3 Der Einsatz von Entspannungsverfahren bei der Konfrontation Systematische Desensibilisierung wird als weniger wirksam eingeschatzt als die reine Konfrontation 3 Die angloamerikanische Bezeichnung Exposition Reaktionsverhinderung ist irrefuhrend und das Vorgehen ist besser als Exposition Reaktionsmanagement zu bezeichnen 2 Beschreibung der Therapiemethode BearbeitenDas grundlegende Prinzip dieser Behandlungsmethode ist die Konfrontation mit angstauslosenden Reizen 4 Solche Reize konnen soziale Situationen soziale Phobie Kaufhauser Busse U Bahnen etc Agoraphobie oder einzelne spezielle Reize sein wie zum Beispiel Spinnen grosse Hohe usw spezifische Phobie Bei der Panikstorung sind eigene Korperempfindungen angstauslosend z B ein beschleunigter Herzschlag da sie als Vorstufe einer Panikattacke bewertet werden Kernmerkmal der meisten Angststorungen ist die Vermeidung der angstauslosenden Reize Vermeidung wird von Verhaltenstherapeuten als eine die Storung aufrechterhaltende Bedingung verstanden da sie neue Erfahrungen verhindert und somit die Bewaltigung der gefurchteten Reize Situationen erschwert 5 Vorgehensweise BearbeitenIn der Exposition konfrontiert der Patient sich unter Anleitung des Psychotherapeuten mit den fur ihn spezifischen angstauslosenden Reizen Gemeinsam mit dem Patienten wird bei der Vorbereitung der Konfrontation im Rahmen der Psychoedukation ein Erklarungsmodell fur die jeweiligen Beschwerden erarbeitet Aus dem Modell wird mittels lernpsychologischer Prinzipien das Konfrontationsrational abgeleitet Dieses besagt dass die Angststarke nicht wie seitens des Patienten erwartet ins Unendliche steigen kann sondern durch Gewohnung mit der Zeit zwangslaufig ein Plateau erreicht und letztlich absinkt auch wenn man den gefurchteten Reiz nicht vermeidet sondern in der Situation bleibt Somit kann durch die reale Erfahrung der Konfrontation die Angst verlernt werden 6 Ausgehend von dem Erklarungsmodell wird die tatsachliche Konfrontation mit den gefurchteten Situationen therapeutisch vorbereitet Dazu gehort die Klarung und Steigerung der Wichtigkeit eines Erfolgs fur den Patienten die Erhohung seiner Erwartung die Exposition bewaltigen zu konnen und schliesslich die Auswahl der Situationen und der konkreten Vorgehensweise Eine im Sinne des Verlernens der Angst erfolgreiche Konfrontation ist also ein komplexer psychologischer Prozess und keinesfalls damit gleichzusetzen dass der Patient sich einfach nur seiner Angst stellen muss Die ersten Expositionsubungen finden typischerweise in Begleitung des Therapeuten statt Mit zunehmender Sicherheit auf Seiten des Patienten fuhrt dieser die Ubungen im Weiteren selbststandig ohne Begleitung des Therapeuten fort 7 Wirkmechanismen BearbeitenDie Konfrontation soll eine Uberprufung der Befurchtungen des Patienten ermoglichen Im Gegensatz zur Vermeidung ermoglicht die Herangehensweise der Konfrontation mit der Realitat dem Betroffenen neue Erfahrungen und damit eine Veranderung der Befurchtungen sowie im Erfolgsfall eine Starkung seiner Bewaltigungsfahigkeiten in der angstbesetzten Situation Zudem soll das fortgesetzte eigenstandige Uben der Patienten der Gewohnung an die angstauslosenden Reize und somit der weiteren und dauerhaften Verminderung der Angst dienen Beides zusammengenommen beschreibt letztlich eine Lernerfahrung die vergleichbar auch bei nicht krankheitswertigen Angsten eine erfolgreiche Bewaltigung der zuvor gefurchteten Herausforderung ermoglicht 8 Dies schliesst jedoch nicht die hohe Gefahr des Wiederauftretens aus 9 Massive Extinktion 10 das Verwenden von Sicherheitssignalen wahrend der Expositionstherapie Sitzung 11 und Extinktion in multiplen Kontexten Multiple Context Exposure 12 sind aktuell diskutierte Herangehensweisen zur Pravention eines Wiederauftretens Differenzierung unterschiedlicher Vorgehensweisen BearbeitenJe nachdem ob sich der Patient mit seiner Angst in der Realitat oder in der Vorstellung konfrontiert wird zwischen einer Konfrontation in vivo bzw in sensu unterschieden 13 Vorstellungsubungen konnen die Annaherung an die Angst erleichtern aber auch zur Einubung veranderter Reaktionen genutzt werden 14 Eine weitere Unterscheidungsmoglichkeit wird zwischen der massierten und der graduierten Konfrontation getroffen Bei der massierten Konfrontation konfrontiert sich der Patient nach der Vorbereitungsphase sofort mit seinen grossten Angsten um schnellstmogliche Erfolge zu erzielen Bei der graduierten Konfrontation wird zuerst eine Angsthierarchie erstellt und in Absprache mit dem Therapeuten zu Beginn der Konfrontationsubungen eine leichtere Problemsituation ausgewahlt bei der grossere Erfolgserwartungen bestehen Ein Beispiel fur eine massierte In vivo Konfrontation ist das Flooding Literatur BearbeitenPeter Neudeck Hans Ulrich Wittchen Hrsg Konfrontationstherapie bei psychischen Storungen Theorie und Praxis Hogrefe Gottingen u a 2004 ISBN 3 8017 1735 6 Nicolas Hoffmann Birgit Hofmann Expositionen bei Angsten und Zwangen Praxishandbuch Beltz Verlag PVU Weinheim u a 2004 ISBN 3 621 27535 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Frederik H Kanfer Dieter Schmelzer Wegweiser Verhaltenstherapie Psychotherapie als Chance 2 korrigierte Auflage Springer 2005 a b Gerhard Stumm Worterbuch der Psychotherapie Springer Verlag 2007 ISBN 978 3 211 70773 9 S 187 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Hans Morschitzky Angststorungen Springer Verlag 2009 ISBN 978 3 211 09449 5 S 396 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Stefan G Hofmann Einfuhrung in die moderne Kognitive Verhaltenstherapie Psychotherapeutische Losungsansatze Springer 2013 Anil Batra Reinhard Wassmann Gerhard Buchkremer Verhaltenstherapie Grundlagen Methoden Anwendungsgebiete 4 vollstandig uberarbeitete Auflage Thieme 2013 Gerhard Zarbock Phasenfahrplan VT Aufgaben und Strukturierungshilfen fur Therapeuten und Supervisoren Pabst 2010 Wolfgang Senf Michael Broda Hrsg Praxis der Psychotherapie Ein integratives Lehrbuch 4 aktualisierte Auflage Thieme 2007 Robert 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