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Mit Kompressor wird in der Tontechnik ein Effektgerat aus der Gruppe der Regelverstarker oder ein Plug in bezeichnet Er gehort zur Gruppe der Dynamikprozessoren und dient der Einschrankung des Dynamikumfangs eines Signals Drei Kompressoren Oben zwei einkanalige Mono Kompressoren unten ein zweikanaliger bzw Stereo Kompressor Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 2 Einsatzgebiete 2 1 Komprimierung von Einzelsignalen 2 2 Komprimierung von Summensignalen 3 Typen 3 1 Breitbandkompressor 3 2 Multibandkompressor 3 3 Rohrenkompressor 3 4 Optokompressor 4 Sonderformen 5 Kritik 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksFunktionsweise Bearbeiten nbsp Veranschaulichung des zeitlichen Amplitudenverlaufs eines Signals vor und nach der Bearbeitung mit einem KompressorMittels eines Hullkurvendemodulators wird aus dem Pegel eines Tonsignals eine Steuerspannung abgeleitet die einem Stellelement zugefuhrt wird In den meisten Kompressoren beeinflusst ein spannungsgesteuerter Verstarker den Pegel des zu bearbeitenden Signals Der Dynamikverlauf wird also komprimiert der Lautstarkeunterschied zwischen den leisen und lauten Passagen wird reduziert Typische einstellbare Parameter eines Kompressors sind Threshold Der Threshold Schwellenwert bestimmt von welchem Signalpegel an der Kompressor das Signal bearbeitet Ratio Dieser Wert beschreibt das Verhaltnis zwischen dem Anstieg des unkomprimierten Eingangssignals und dem Anstieg des komprimierten Ausgangssignals uber den eingestellten Schwellenwert Threshold 1 Beispiel Ratio 4 1 Wenn das Eingangssignal den Threshold um 4 dB ubersteigt steigt das Ausgangssignal nur um 1 dB an Ab einer Ratio von 10 1 spricht man von einem Limiter Attack Attack ist die in Millisekunden kalibrierte Einschaltzeit Einregelzeit des Kompressors und somit die Zeit die der Kompressor benotigt um nach Uberschreiten des eingestellten Schwellenwerts Threshold das Ausgangssignal auf typischerweise 63 der per Ratio eingestellten Dynamikreduktion herunterzuregeln 2 Release Release ist die in Millisekunden kalibrierte Ausschaltzeit Ausregelzeit des Kompressors und somit die Zeit die der Kompressor benotigt um nach Unterschreiten des eingestellten Schwellenwerts Threshold das Ausgangssignal wieder auf dem unreduzierten Pegel weiterzuleiten Makeup Gain Mit Makeup Gain schliesslich lasst sich der durch die eingestellte Kennlinie reduzierte Pegel wieder aufholen so dass die Pegelspitzen des Signals wieder die gleiche Aussteuerung wie zuvor erreichen Wird das in seinem Dynamikumfang reduzierte Signal in Ganze angehoben wird folglich bei gleicher Lautstarke eine hohere Lautheit erzielt Hierdurch konnen allerdings auch im Signal enthaltene Stor und Nebengerausche Noise Floor mit angehoben werden Eine der wichtigsten wenn nicht gar die wichtigste Instrumentenanzeige eines Kompressors ist die Gain Reduction genannte optische Kontrollanzeige der Amplitudenreduktion An dieser in dB kalibrierten Anzeige kann der Bedienende eines Kompressors ablesen wie viel Reduktion im Signalweg tatsachlich stattfindet und wie schnell der Kompressor ein und ausregelt Einige als Klassiker geltende Kompressoren wie z B die Modelle 1176LN der Firma Urei oder LA 2A und LA 3A der Firma Teltronix weisen nicht alle der oben genannten Parameter auf Im Falle der letztgenannten sind Ratio und Threshold uber den Regler Peak Reduction miteinander verknupft Attack und Release Zeiten passen sich innerhalb eines vorgegebenen Parameterbereiches automatisch dem Signalmaterial an Es gibt auch Kompressoren die noch zusatzliche einstellbare Parameter aufweisen wie zum Beispiel das Idle Gain beim analogen Klassiker von Orban Einsatzgebiete BearbeitenUberall dort wo Ubersteuerungen durch plotzliche Lautstarkesprunge zu vermeiden sind wo Unterschiede zwischen sehr leisen und sehr lauten Signalanteilen reduziert werden sollen z B bei der Bearbeitung einer einzelnen Gesangsaufnahme in einem Tonstudio zur besseren Durchsetzbarkeit gegenuber den Instrumentalspuren oder wo eine konsistente Lautheit von unterschiedlichen gleichzeitig oder nacheinander zu horenden Signalen gefordert ist z B bei Konzerten Rundfunksendungen oder in Diskotheken kommen Kompressoren und ggf Limiter zum Einsatz Toningenieure und Tontechniker verbauen und verwenden Kompressoren meist in Racks Musiker verwenden sie je nach Instrument z B E Gitarre als gestalterisches Mittel in der Effektkette in ihrem Rig Auch bei der sogenannten Nachtschaltung bei Fernsehern bei der die geringen Lautstarken etwas angehoben der Signalpegel aber insgesamt gesenkt und dadurch besonders die lauten Passagen unterdruckt werden wird ein Kompressor verwendet Komprimierung von Einzelsignalen Bearbeiten Einzelsignale werden komprimiert um den Dynamikverlauf zu glatten und somit leise Passagen verstandlicher weil lauter zu machen ohne dass laute Passagen zu laut oder unangenehm wirken So besitzt beispielsweise die menschliche Sing Stimme naturgemass ein hohes Mass an Dynamik die es in unbearbeiteter Form problematisch macht den Gesang in einer typischen Pop Mischung gegenuber den restlichen Spuren in den Vordergrund treten zu lassen Mittels eines Kompressors konnen diese Pegelschwankungen ausgeglichen werden wodurch ein stetig hoher Durchschnittspegel und somit eine deutlich verbesserte Signalprasenz erzielt wird Auch zur Einhaltung der technischen Grenzen bei einer Musikaufnahme kann ein Kompressor eingesetzt werden Vermeidung von Ubersteuerungen besonders bei der digitalen Aufnahme Hierbei wird das Originalsignal vor der Aufnahme in der Dynamik begrenzt Einzelsignale perkussiver Instrumente beispielsweise des Schlagzeugs werden auch zur gezielten Klangbearbeitung komprimiert Durch Einstellen einer langeren Attack Zeit bleibt das Anschlaggerausch unbearbeitet und lasst sich dadurch unabhangig von der Ausschwingphase einstellen indem letztere durch ein passend gewahltes Kompressionsverhaltnis heruntergeregelt wird Komprimierung von Summensignalen Bearbeiten Bei der Komprimierung eines fertigen Musikstuckes werden z B nicht wahrnehmbare kurzzeitige Pegelspitzen abgeschwacht Danach kann das Gesamtsignal verstarkt werden ohne dass es zu einer Ubersteuerung kommt Das lautere Gesamtsignal bietet technische und psychoakustische Vorteile Haufig wird diese Technik bei Radiosendern eingesetzt typisches Gerat Optimod um eine moglichst hohe Lautheit zu erreichen und so die der Storgerausche in Autos zu ubertreffen aber auch um eine akustische Durchsetzung im Vergleich zu anderen Sendern zu erzielen Nicht selten wird dabei das oft schon stark vorkomprimierte Originalsignal eines Musikstuckes vor dem Senden erneut komprimiert wodurch es zu einer horbaren negativen Veranderung des Klangs kommen kann Auch im Sprechfunk werden Kompressoren eingesetzt um die Sendeleistung gleichmassig und moglichst hoch aussteuern zu konnen ohne die Sendeverstarker in den nichtlinearen verzerrenden Bereich zu treiben Typen BearbeitenGrundsatzlich wird zwischen Breitband und Multiband Kompressoren unterschieden Wird der Pegel des gesamten Eingangssignals gleichmassig bearbeitet spricht man von einem Breitbandkompressor Dieser Typ wird haufig auch als Singleband oder Einband Kompressor bezeichnet was aber technisch ungenau ist da ein Singleband Kompressor durchaus nur in einem eingeschrankten Frequenzbereich arbeiten kann Breitbandkompressor Bearbeiten Die Breitbandkompressorschaltung ist in der Tontechnik bei weitem die haufigste und kommt z B oft zum Einsatz um Einzelsignalen einer Musikmischung mehr Durchsetzungsfahigkeit und Prasenz zu verleihen Breitband Kompressorschaltungen stossen jedoch prinzipbedingt an ihre Grenzen sobald im Eingangssignal mehrere Dynamikverlaufe gleichzeitig in verschiedenen Frequenzbereichen unabhangig voneinander ablaufen wie es in einer Mischung mehrerer Einzelsignale der Fall ist So kann z B der Einsatz eines Breitbandkompressors auf einer Musikmischung dazu fuhren dass ein Pegelanstieg im Bassbereich zur Abschwachung des Gesamtpegels der Mischung fuhrt typisches Pumpen beim Einsatz der Bassdrum Multibandkompressor Bearbeiten Speziell fur die Pegelbearbeitung solcher komplexer Signale wurden Multibandkompressoren entwickelt in denen das Eingangssignal vor der eigentlichen Bearbeitung mittels einer Frequenzweiche in mehrere Frequenzbander aufgeteilt wird von denen jedes einen von mehreren unabhangigen Kompressorschaltkreisen durchlauft deren Ausgangssignale nach der Kompression wieder zusammengemischt werden Auf diese Weise ist es moglich komplexe und breitbandige Mischsignale homogen zu verdichten ohne dabei die unnaturliche gegenseitige Beeinflussung verschiedener Frequenzbander in Kauf nehmen zu mussen Da Multibandkompressoren grundlegend in das Klangbild einer Musikmischung eingreifen konnen und die komplexe Parametrisierung viel Erfahrung mit der Bedienung und der Arbeitsweise der Gerate voraussetzt gibt es Versuche die Einstellung des Kompressors zu automatisieren So gibt es Gerate die das zu bearbeitende Programmmaterial analysieren konnen und auf Basis der spektralen und dynamischen Eigenschaften versuchen das Material moglichst homogen zu verdichten Dadurch wird dem Signal jedoch eine bestimmte Klangasthetik aufgepragt die nicht immer mit dem musikalischen Charakter des Materials harmoniert Auch fur kleinere Studios erschwingliche Multibandkompressoren gibt es erst seit Einzug der Digitaltechnik Der grosse Schaltungsaufwand mit Frequenzweiche und je einem Kompressor pro Frequenzband lasst analoge Losungen sehr aufwandig werden Rohrenkompressor Bearbeiten Im Gegensatz zu Kompressoren mit Halbleiterschaltung kommt beim Rohrenkompressor als verstarkendes Bauteil eine Elektronenrohre zum Einsatz Obwohl beide Bauteile die gleiche Aufgabe haben konnen die klanglichen Veranderungen des bearbeiteten Materials sehr unterschiedlich sein da je nach verwendetem Verstarker bauteil und schaltungsspezifische Eigenschaften mit in das Klangmaterial einfliessen Optokompressor Bearbeiten Bei diesem Kompressor Typ wird die Steuerspannung einer Leuchtdiode zugefuhrt deren Helligkeit sich entsprechend andert Im Signalweg befindet sich ein Fototransistor oder ein Fotowiderstand der die Funktion des Stellelements wahrnimmt Besonders fur die mit dem Fotowiderstand arbeitende Variante ist eine gewisse Tragheit im Regelverhalten charakteristisch die oft als besonders musikalisch empfunden wird Als Erfinder des Optokompressors wird in der Fachliteratur haufig der britische Tontechniker Joe Meek genannt Sonderformen BearbeitenWird statt des Originalsignals zur Steuerung ein fremdes Signal eingesetzt spricht man von Sidechain oder Ducking Hierbei wird das Originalsignal heruntergeregelt wenn der Pegel des Steuersignals steigt Typischer Anwendungsfall ist die automatische Herunterregelung der Musiklautstarke bei Ansagen des Moderators oder DJs im Radio Daher haben einige DJ Mischpulte eine solche Funktion direkt eingebaut Talkover Einige Stilrichtungen der Clubmusic verwenden als Stilmittel eine im Takt der Bassdrum pumpende Lautstarke innerhalb bestimmter Passagen eines Musikstucks Um diesen Ducking Effekt zu erzielen wird das Signal der Bassdrum oder alternativ dazu ein timeclockgesteuerter 4 4 Puls dem Sidechain Eingang des speziell zu diesem Zweck eingebundenen Kompressors zugefuhrt Kritik BearbeitenDurch den ubermassigen Einsatz von Dynamikkompressoren sowohl bei der Abmischung als auch der Ubertragung von Musik wird eine Steigerung der Lautheit zu Lasten der Klangqualitat erreicht Diese Tendenz wird auch als Loudness War bezeichnet und steht seit Jahren in der Kritik Unter anderem kritisierte die Zeitschrift stereo in ihrer Ausgabe 9 2010 das Komprimieren von Musiktiteln heftig Sie verglich exemplarisch die ursprungliche Ausgabe einer CD mit einer spater herausgegebenen Remastered Edition und stellte fest dass beim Remastern haufig uberkomprimiert werde Die Zeitschrift interviewte Alan Parsons der sich folgendermassen dazu ausserte Es ist allerdings zur Mode geworden zu stark zu komprimieren Unter dem Aspekt von High Fidelity ist das ein Desaster 3 Tatsachlich ist es so dass der gemittelte Lautstarkepegel heutiger CD Produktionen deutlich uber dem liegt der noch in den 1980er und 1990er Jahren zu verzeichnen war Gleichzeitig ist die Dynamik in heutigen CD Produktionen stark gesunken Einer der weltweit bekanntesten Mastering Ingenieure Bob Katz der sich ebenfalls ausdrucklich gegen diesen Trend ausspricht gab dazu an dass viele Kunden dies aber so wunschten und Ingenieure die dem nicht nachkommen ihre Kunden verlieren Inzwischen zeichnet es sich aber ab dass ein Umdenken eingesetzt hat Einige sehen den Loudness War bereits als Geschichte an Siehe auch BearbeitenLimiter Expander Automatische Verstarkungsregelung KompandierungEinzelnachweise Bearbeiten books google de David Miles Huber Robert E Runstein Modern Recording Techniques 8 Auflage Focal Press 2013 ISBN 978 0 240 82157 3 S 497 Interview Seite 130Literatur BearbeitenThomas Sandmann Effekte und Dynamics 7 Auflage PPV Verlag 2008 ISBN 978 3 932275 57 9 Hubert Henle Das Tonstudio Handbuch 5 Auflage GC Carstensen Verlag Munchen 2001 ISBN 3 910098 19 3 R Beckmann Handbuch der PA Technik Grundlagen Komponenten Praxis 2 Auflage Elektor Verlag Aachen 1990 ISBN 3 921608 66 X Roland Enders Das Homerecording Handbuch 3 Auflage Carstensen Verlag Munchen 2003 ISBN 3 910098 25 8 David Miles Huber Robert E Runstein Modern Recording Techniques 8 Auflage Focal Press 2013 ISBN 978 0 240 82157 3 Weblinks BearbeitenWie funktioniert der Kompressor Video Workshop fur Einsteiger zum Kompressor Workshop Kompressoren Limiter De Esser Kompressor Basics auf Bonedo de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kompressor Signalverarbeitung amp oldid 221962911