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Der Kolonialkrieg Spaniens gegen Brunei historisch auch Kastilienkrieg war eine militarische Auseinandersetzung um die Vorherrschaft in der Region des Sudchinesischen Meeres der Sulusee und der angrenzenden malaiischen und philippinischen Inselwelt zwischen dem expansiven spanischen Kolonialreich einerseits mit Sitz auf den Philippinen und andererseits den seit dem Mittelalter an der Nordkuste Borneos ansassigen malaiischen Herrschern des Sultanats Brunei Beide Parteien waren expansiv gesonnen und hatten in den Jahrhunderten zuvor ihren Einflussbereich stetig ausgeweitet In der malaiischen Inselwelt rund um Borneo und die Sulusee kollidierten in der Mitte des 16 Jahrhunderts diese Expansionsbestrebungen verbunden mit Religionskonflikten zwischen dem Islam und dem Christentum Im Zuge des Konflikts verlor Brunei umfassende Gebiete an die Kolonialmachte konnte seine staatliche Eigenstandigkeit formal jedoch erhalten und stellt dadurch heute den Staat dar welcher die langste durchgehende Phase des Islam als Staatsreligion aufweist Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Spanische Ankunft auf den Philippinen 3 Der Krieg 4 Erzahlungen Sagen versus Geschichtsforschung 5 Die Folgen 6 Literatur 7 QuellenHintergrund BearbeitenSeit Mitte des 16 Jahrhunderts wollten die Europaer in Sudostasien der Bezugsquelle fur Gewurze Fuss fassen Spanien wollte auch die Akzeptanz des Christentums des weit uberwiegenden Glaubens in Europa verbreiten zur Not auch mit Gewalt Seit dem Fall von Konstantinopel im Jahre 1453 wurden die Landwege vom ostlichen Mittelmeerraum nach Sudostasien durch Zentralasien und den Nahen Osten von den Osmanen Persern Arabern Indern und Malaien kontrolliert Die Portugiesen und spater die Spanier versuchten eine alternative Route auf dem Seeweg nach Sudostasien zu finden damit sie mit den Malaien Gewurze und andere Produkte tauschen konnten ohne Zwischenhandler nutzen zu mussen Insbesondere die Portugiesen realisierten dies Vorhaben indem sie 1511 nach der Eroberung von Stutzpunkten auf der Indienroute dann Malakka die sudostasiatische Drehscheibe des maritimen Gewurzhandels bereits zwei Jahre nach ihrer Ankunft in der Region eroberten In den eroberten Regionen wurden die lokalen Fursten grossenteils zu Vasallen und Erfullungsgehilfen der iberischen Eroberer Die Spanier kamen schon Anfang des 16 Jahrhunderts mit der Magellan Expedition in der Region an Ihre dauerhafte Anwesenheit in dem Archipel der heute Teil der Philippinen ist sowie die Absicht Spaniens das Christentum zu verbreiten verursachten schwere Konflikte mit Brunei das von Sultan Saiful Rijal regiert wurde Konflikte die schliesslich zum in der dortigen Region so genannten Kastilienkrieg fuhrten Damals war Brunei ein lose verbundenes Grossreich mit vielen lokalen Fursten die sich allesamt dem Sultan von Borneo bzw Brunei zuordneten ein Reich das sich auf der Nord und Nordostkuste der Insel Borneo erstreckte und uber verwandtschaftliche Kontakte und arrangierte Ehen im Sultanat von Jolo auch beanspruchte Teile der Philippinen zu beherrschen ein Reich das im Wege der Ausbreitung des Islam wichtigste Regionalmacht mit weiteren Expansionsgelusten war und damit scharfer Konkurrent und Opponent der spanischen Kolonialherren in Manila Spanische Ankunft auf den Philippinen BearbeitenDie Spanier waren in der philippinisch malaiischen Region schon 1521 mit der Expedition von Magellan auf Cebu und auf Borneo angelandet hatten dort kurzzeitig auch christlich missioniert hatten aber die christlichen Ansatze in militarischen Konflikten wieder verloren die dann Magellan auch das Leben kosteten Von ihren Hafen in Mexiko aus schickte Spanien mehrere Expeditionen auf die Philippinen 1565 liess sich Miguel Lopez de Legazpi auf Cebu nieder Eine Zeit lang wurde Cebu zur Hauptstadt des Archipels und zum Haupthandelsposten Cebu war auch die erste Stadt in der das Christentum Fuss fasste Aus diesem Grund kollidierten die spanischen Bestrebungen mit denen von Brunei Zwischen 1485 und 1521 hatte das Sultanat Brunei angefuhrt von Sultan Bolkiah den Bundesstaat Kota Serudong auch als Konigreich Maynila bekannt als Brunei Marionettenstaat gegen das ortliche Konigreich Tondo gegrundet 1 Der Islam wurde weiterhin gestarkt durch die Ankunft von Handlern und durch missionarische Aktivitaten in Sudostasien aus den Gebieten des heutigen Malaysia und Indonesien auf den Philippinen 2 Trotz des Einflusses von Brunei vereinfachten die verschiedenen Staaten auf den Philippinen letztlich die spanische Kolonialisierung Im Jahr 1571 griff Miguel Lopez de Legazpi aus Spanien das islamische Manila an und christianisierte es das dann zur Hauptstadt der philippinischen Inseln und auch zu einem Zentrum des Handels und der Evangelisierung wurde Die Visayaner Menschen aus dem Furstentum Kedatuan von Madja as und dem Rajahnat oder Konigreich von Cebu die vor dem Einzug der Spanier gegen das Sultanat Sulu und das Konigreich Maynila gefuhrt hatten wurden nun Verbundete der Spanier gegen das Sultanat Brunei Der Ausbruch des lokal so benannten kastilischen Krieges fiel in eine Zeit religiosen Eifers in Europa und in vielen Teilen der Welt als alle jeweils einer einzigen Staatsreligion folgten In Spanien war die Staatsreligion der romisch katholische Glaube der Anhanger anderer Glaubensrichtungen wie Juden und Muslime dazu zwang zu dieser Religion zu konvertieren Spanien das seit dem 8 Jahrhundert n Chr unter dem Umayyaden Kalifat von den Muslimen besetzt gewesen war hatte gerade einen 700 Jahre alten Krieg beendet um Spanien neu zu christianisieren Der lange Prozess der Ruckeroberung manchmal durch Vertrage meist durch Krieg wird als Reconquista bezeichnet Der Hass der Spanier gegen die Muslime die einst in Spanien eingedrungen waren hatte den kastilischen Krieg gegen die muslimischen Bruneianer angeheizt Dieser Krieg war zugleich auch der Anfang der spanisch maurischen Kriege auf den Philippinen gegen das Sultanat Sulu und das Sultanat Maguindanao auf Mindanao Auseinandersetzungen die auf Mindanao auf den Molukken und weiteren Inseln der malaiischen Inselwelt bis heute fortbestehen Somit sind die Kolonialkriege Spaniens in Sudostasien auch einer der Initial und Brennpunkte der Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Islam Der spanische Gouverneur in Manila Francisco de Sande war 1576 aus Mexiko angereist Er schickte eine offizielle Gesandtschaft in das benachbarte Brunei um Sultan Saiful Rijal zu treffen Er erklarte dem Sultan dass er gute Beziehungen zu Brunei haben wolle und bat um Erlaubnis das Christentum in Brunei zu verbreiten Gleichzeitig forderte er ein Ende der islamischen Glaubensverbreitung seitens Brunei auf den Philippinen Sultan Saiful Rijal stimmte diesen Bedingungen nicht zu und sprach sich auch gegen die Evangelisierung der Philippinen aus die er als Teil des Dar al Islam der islamischen Kommunitat und auch als seinen angestammten Herrschaftsbereich ansah indem das Sultanat Brunei eine gewisse regionale Oberhoheit einnahm und grossen Respekt der anderen lokalen islamischen Fursten genossen hatte In Wirklichkeit betrachtete de Sande das Sultanat Brunei als Bedrohung der spanischen Prasenz in der Region und behauptete dass die Moros aus Borneo die Lehre von Mahoma predigen und alle Moros der Inseln bekehren 3 4 Der Krieg Bearbeiten1578 erklarte Spanien den Krieg Im Marz desselben Jahres startete die spanische Flotte angefuhrt von De Sande selbst als Generalkapitan in Richtung Brunei Die Expedition bestand aus 400 Spaniern 1500 philippinischen Eingeborenen und 300 Borneanern 5 Die Kampagne war eine von vielen weiteren Expeditionen die auch Aktionen auf Mindanao und Sulu beinhalteten 6 7 Spanien gelang am 16 April 1578 die Invasion der Hauptstadt von Brunei Kota Batu mit Hilfe zweier verargerter Brunei Adliger Pengiran Seri Lela und Pengiran Seri Ratna Der erstere war nach Manila gereist um Brunei als Kolonialgebiet Spaniens anzubieten auch um den Brunei Thron wiederzuerlangen der von seinem Bruder Saiful Rijal usurpiert worden war 8 Spanien willigte ein Pengiran Seri Lela zum Sultan zu machen sollte es Brunei erobern und Pengiran Seri Ratna dann zum neuen Bendahara Wesir oberster Minister zu machen Sultan Saiful Rijal und Paduka Seri Begawan Sultan Abdul Kahar mussten nach Meragang fliehen dann nach Jerudong wo sie Plane fassten die Eroberungsarmee der Spanier aus Brunei zu vertreiben In der Zwischenzeit erlitt Spanien durch einen Ausbruch der Cholera schwere Verluste 9 10 Geschwacht von der Krankheit beschlossen sie Brunei nach nur 72 Tagen am 26 Juni 1578 zu verlassen und nach Manila zuruckzukehren Zuvor brannten die die Moschee nieder ein hohes Gebaude mit einem funfstufigen Dach 11 Pengiran Seri Lela starb im August oder September 1578 wahrscheinlich an der gleichen Krankheit die seine spanischen Verbundeten befallen hatte obwohl auch Geruchte kursierten dass er vom regierenden Sultan vergiftet worden sein konnte Seri Lelas Tochter eine Prinzessin von Brunei verliess die spanische Gruppe und heiratete den christlichen Tagalog Philipino Agustin de Legazpi von Tondo sie hatten Kinder auf den Philippinen 12 Erzahlungen Sagen versus Geschichtsforschung BearbeitenDie lokalen Berichte Geschichten und Sagen von Brunei unterscheiden sich stark von der allgemein akzeptierten historischen Sicht der Ereignisse Der kastilische Krieg ging als heroische Episode in die nationalen Erzahlungen Nordborneos ein denen zufolge der oberste Minister Bendahara Sakam angeblich ein Bruder des regierenden Sultans mit 1000 einheimischen Kriegern die Spanier vertrieben habe Diese Version wird jedoch von den meisten Historikern bestritten und als gemachte Erinnerung an einen Volkshelden betrachtet die wahrscheinlich Jahrzehnte oder Jahrhunderte spater angelegt wurde 13 Die Folgen BearbeitenTrotz des Ruckzugs aus Brunei konnte Spanien verhindern dass Brunei auch noch auf der Insel Luzon Fuss fasste 14 Einige Jahre spater verbesserten sich die Beziehungen und Spanien begann mit dem Sultanat Brunei Handel zu treiben Dies geht aus einem 1599 datierten Brief des Generalgouverneurs von Manila Don Francisco de Tello de Guzman hervor in dem er die Ruckkehr zu normalen Beziehungen forderte 15 Das Ende des kastilischen Krieges ermoglichte es Spanien auch sich auf den Krieg gegen die Moros die islamische Bevolkerung hauptsachlich auf Mindanao zu konzentrieren ein Konflikt der auf den Philippinen bis heute fortbesteht Das Sultanat von Brunei sollte auf See und zwischen den Inseln kein grosses Reich mehr sein Es wurde schliesslich zu einem Stadtstaat liess die bisherige territoriale Expansionspolitik beiseite und musste das umgebende Territorium an der Nordkuste Borneos wegen der Unruhen im Territorium von Brunei an James Brooke geben bis es dann eine der kleinsten Nationen der Welt heute wurde Die neue Politik Bruneis der anhaltenden Vorsicht im Umgang mit den europaischen Machten ermoglichte es Brunei als Staat zu uberleben und der alteste ununterbrochen islamisch regierte Staat zu werden Literatur BearbeitenTeodoro A Agoncillo History of the Filipino people R P Garcia 1990 ISBN 978 971 8711 06 4 englisch Jeremy Atiyah Rough guide to Southeast Asia Rough Guide 2002 ISBN 978 1 85828 893 2 englisch Steve Frankham Footprint Borneo Footprint Guides 2008 ISBN 978 1 906098 14 8 englisch Robert Day McAmis Malay Muslims the history and challenge of resurgent Islam in Southeast Asia William B Eerdmans Publishing 2002 ISBN 978 0 8028 4945 8 englisch Eufronio Melo Alip Political and cultural history of the Philippines Volumes 1 2 1964 englisch Oxford Business Group Hrsg The Report Brunei Darussalam 2009 2009 ISBN 978 1 907065 09 5 englisch Graham E Saunders A history of Brunei Routledge London 2002 ISBN 978 0 7007 1698 2 englisch Quellen Bearbeiten Pusat Sejarah Brunei Government of Brunei Darussalam archiviert vom Original am 15 April 2015 abgerufen am 4 Marz 2010 malaisch Agoncillo 1990 S 22 McAmis 2002 S 35 Robert Nicholl European sources for the history of the Sultanate of Brunei in the Sixteenth Century Muzium Brunei 1975 google es United States War Dept Annual reports Band 3 Government Printing Office 1903 S 379 google co uk McAmis 2002 S 33 Letter from Francisco de Sande to Felipe II 1578 Archiviert vom Original am 14 Oktober 2014 abgerufen am 17 Oktober 1009 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www filipiniana net Melo Alip 1964 p 201 317 Frankham 2008 S 278 Atiyah 2002 S 71 Saunders 2002 S 54 60 Saunders 2002 S 57 Saunders 2002 S 57 58 Oxford Business Group 2009 S 9 The era of Sultan Muhammad Hassan In The Brunei Times 1 Marz 2009 archiviert vom Original am 23 September 2015 abgerufen am 27 Marz 2019 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 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