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Als Knochenersatzmaterial wird in der Medizin kunstlich erzeugter oder im Sinne einer Knochentransplantation oder Knochenverpflanzung vom Tier oder Mensch gewonnener Knochen verwendet wenn eigener Knochen zur Auffullung von unfall entzundungs oder tumorbedingten Knochendefekten nicht zur Verfugung steht oder nicht in ausreichender Menge entnommen werden kann 1 2 Knochenersatzmaterial wird vorwiegend in der Unfallchirurgie und Orthopadie sowie in der Neurochirurgie und in der Zahnheilkunde bzw Mund Kiefer und Gesichtschirurgie verwendet Ein ideales Knochenersatzmaterial sollte eine ausreichende Stabilitat haben und die drei Grundbedingungen fur eine Knochenneubildung Knochenregeneration 3 erfullen Osteokonduktivitat die Oberflache des Materials ermoglicht die Einwanderung und das Anhaften von Bindegewebszellen Osteoinduktion der Knochenersatz zieht korpereigene Bindegewebsstammzellen an und fuhrt dazu dass diese sich auf dem Material ansiedeln Osteogenese In dem Knochenersatz entsteht tatsachlich dauerhaft neuer Knochen der langsam die Funktion des Ersatzmaterials ubernimmt Wird hingegen eigener Knochen an anderer Stelle entnommen um einen Knochendefekt aufzufullen handelt es sich um eine autogene Knochentransplantation bei Verwendung eines Spenderknochens um eine allogene Knochentransplantation Fur erstere wird oft Knochen vom Beckenkamm in Form von Knochenmark oder als Knochenspan entnommen aber auch Entnahmen aus dem kniegelenknahen Schienbein oder der handgelenknahen Speiche sind nicht selten Als Spenderknochen werden oft Huftkopfe verwendet die im Rahmen einer Implantation einer Huft Endoprothese entnommen werden und in einer Knochenbank konserviert 4 werden aber es sind auch Rohrenknochen u a verfugbar Die erste Knochenspanverpflanzung erfolgte 1682 Literatur uneinheitlich als heterologe Transplantation durch den hollandischen Chirurgen Job van Meekeren 5 Er ubertrug einem Menschen ein Stuck einer Schadelkalotte eines Hundes auf einen Knochendefekt Pioniere der Erforschung der Knochentransplantation waren spater Georg Axhausen ab 1907 sowie 1912 N J Baschkirzew und N N Petrow 6 Zahnmedizin BearbeitenIn der Zahnmedizin wird teilweise Knochenersatzmaterial eingesetzt um grossere Hohlraume nach Extraktionen oder Resektionen zu fullen So soll eine Durchwachsung des Hohlraumes mit Weichgewebe verhindert und der Knochenaufbau beschleunigt werden da nur Knochen eine stabile Basis fur Zahne Implantate und Prothesen bildet Das Knochenersatzmaterial liegt meist in Form kleiner Kugelchen Granulat vor Der Einsatz von Knochenersatzmaterial biologischer oder synthetischer Herkunft in der Zahnmedizin ist recht teuer und auch nicht unumstritten da das Knochenersatzmaterial vom Korper oftmals nicht wie gewunscht mit stabilem Knochengewebe durchbaut wird 7 Hauptartikel KieferaufbauOrthopadie und Unfallchirurgie BearbeitenNach einer englischen Studie befanden sich 2013 insgesamt 59 Knochenersatzmaterialien auf dem britischen Markt von 17 verschiedenen Unternehmen 8 Da sie als Medizinprodukte gelten ist fur die Zulassung ein Wirksamkeitsnachweis und eine klinische Studie notwendig Dennoch fanden die Autoren nur fur 22 dieser Produkte 37 uberhaupt offentliche wissenschaftliche Publikationen mit klinischen Daten und nur fur die vier Produkte Norian SRS Synthes Vitoss Orthovita Cortoss Orthovita und Alpha BSM 5etex lagen randomisierte kontrollierte Studien der Evidenzklasse I vor Generell gehoren die Knochenersatzstoffe einer der folgenden sechs Produktgruppen an einige wenige sind auch Mischungen zweier oder mehrerer verschiedener Einzelstoffe Entmineralisierte Knochenmatrix wird meist als formbare Paste paste oder knetbare Spachtelmasse angeboten putty und wird durch Saure Extraktion des Calciumphosphats von Spenderknochen hergestellt Damit bleiben die Proteine besonders das Kollagen und die Glykoproteine erhalten ebenso die osteoinduktiv wirkenden Bone morphogenetic proteins BMPs Durch die Pastenform fehlt diesen Produkten eine ausreichende mechanische Harte und eine fur die Knochenneubildung wichtige Porositat Anwendung finden sie vor allem in der Mischung mit korpereigenem Knochenmark zur Ausfullung von Knochendefekten in Traumatologie und Wirbelsaulenchirurgie Calciumphosphat und Calciumhydroxyapatit Bei Calciumphosphat handelt es sich um ein weisses Puder mit einer Mischung aus Tri Calcium Phosphat Mono Calcium Phosphat und Calciumcarbonat das unter Zugabe von Wasser ohne Hitzeentwicklung isotherm aushartet und eine Druckfestigkeit hat die uber der von normalem Knochenmark liegt Es wird vielfach zum Verschluss von Bohrlochern in der Neurochirurgie aber auch in der Mund Kiefer und Gesichtschirurgie verwendet Bei einer sehr geringen Abbaurate gilt es als dauerhaftes Knochenersatzmaterial Norian SRS gehort zu dieser Gruppe und ist das am besten untersuchte Ersatzmaterial Daneben gibt es auch praformierte porose Granulate und Blocke die dem Defekt angepasst werden konnen ebenso kann reines Calcium Hydroxyapatit hydrothermisch aus dem Exoskeleton von Korallen gewonnen werden und dem Knochendefekt eingepasst werden woruber aber wenig wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen Calciumsulfat Bioaktives Glas Kollagen und Kollagen Hydroxyapatit Mischung Silikon und Magnesium HydroxyapatitEinzelnachweise Bearbeiten Vallet Regi M Revisiting ceramics for medical applications Dalton Trans 2006 Nov 28 44 5211 20 Epub 2006 Oct 3 Review Cutter CS Mehrara BJ Bone grafts and substitutes J Long Term Eff Med Implants 2006 16 3 249 60 Vgl Hermann Ecke Die Knochenregeneration und ihre Mechanismen In Wehrmedizinische Monatsschrift Band 11 1967 S 401 ff Vgl auch H Roth Die Konservierung von Knochengewebe fur Transplantationen Springer Wien 1952 Vgl J Rehn W Schramm Probleme der plastischen Chirurgie In Hermann Krauss Hermann Ernst Kern Hrsg Ungeloste Probleme der Chirurgie Hermann Krauss zum 65 Geburtstag Thieme Stuttgart 1964 Hermann Ecke Uwe Stohr Klaus Kramer Unfallchirurgie In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen Dustri Verlag Dr Karl Feistle Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 204 216 hier S 211 213 Mueller Klaus Klinische Erfahrung mit Beta Tricalciumphosphat in der oralen Chirurgie Quintessenz 1985 Apr 36 4 661 9 PMID 3863158 PMID 3863166 T Kurien R G Pearson B E Scammell Bone graft substitutes currently available in orthopaedic practice the evidence for their use In The bone amp joint journal Band 95 B Nummer 5 Mai 2013 S 583 597 doi 10 1302 0301 620X 95B5 30286 PMID 23632666 Review Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knochenersatzmaterial amp oldid 230372766