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Dieser Artikel behandelt das Theaterstuck zum Stummfilm siehe Die Klabriaspartie Film Die Klabriaspartie ist ein im wienerisch judischen Jargon gehaltenes Theaterstuck Es war die erfolgreichste judische Jargonposse im deutschsprachigen Raum vor 1938 Das 1890 erstmals aufgefuhrte Stuck erlebte bis 1925 rund 5000 Auffuhrungen 1 Verfasser des Stuckes war Adolf Bergmann gestorben verarmt in einer psychiatrischen Anstalt vor 1925 2 der dieses am 8 November 1890 in einer Vorstellung des Budapester Orpheums in Wien urauffuhrte 1 Das Stuck ist eine Ubersetzung und freie Bearbeitung eines gleichnamigen Einakters Originaltitel A kalabriasz parti des ungarischen Autors und Varietedirektors Antal Orozzi auch Oroszi genannt Pseudonym Caprice gest Fiume 1904 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Handlung 3 Rollen 4 Rezeption 5 Verfilmung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Urauffuhrung der ungarischen Originalfassung fand 1889 im judischen Unterhaltungstheater Folies Caprice in Budapest statt Den Kibitz spielte Sandor Rott 1868 1942 bekannt als Klein Rott nicht verwandt mit Max Rott der in Wien spater den Reis darstellte 5 Adolf Bergmann fugte dem Stuck eigene Dialoge hinzu ubersetzte es in wienerisch judische Jargonsprache und verlegte die Handlung vom fiktiven Budapester Cafe Abeles ins ebenso fiktive Wiener Cafe Spitzer 6 Die Wiener Version wurde am 8 November 1890 von der Budapester Orpheumgesellschaft unter dem Titel Eine Partie Klabrias im Cafe Spitzer aufgefuhrt Regie fuhrte Ferdinand Grunecker Die Musikkomposition der Klabriasmarsch wurde von M O Schlesinger geschrieben Die Rollen wurden von Ferdinand Grunecker Simon Dalles Max Rott Jonas Reis Benjamin Blass Kibitz Dowidl Karl Hornau Prokop Janitschek Kathi Hornau Frau Reis und Anton Rheder Kellner Moritz gespielt Die Klabriaspartie stand 35 Jahre lang bis 1925 auf dem Spielplan der Budapester Der Text wurde im Verlauf der Spielzeit mehrfach umgeschrieben und erweitert unter anderem durch Adolf Glinger Auch die Besetzung wechselte standig Nach Grunecker ubernahm Ensembleleiter Heinrich Eisenbach die Rolle des Simon Dalles Josef Bauer den Kibitz und Josef Koller den Moritz 7 In der letzten Version lautete die Besetzung Adolf Glinger Dalles Sigi Hofer Reis Armin Berg Dowidl Hans Moser Janitschek Paula Walden Frau Reis und Leo Ginsberger Moritz 1891 wurde die deutschsprachige Version des Stucks erstmals in Budapest damals noch zu einem grossen Teil deutschsprachig bewohnt aufgefuhrt wo es wie in Berlin am Gebruder Herrnfeld Theater ebenfalls ein grosser Erfolg war und von vielen weiteren Buhnen immer wieder gespielt wurde Auch spater im amerikanischen Exil wurde die Klabriaspartie weiterhin aufgefuhrt etwa 1942 im Pythian Theatre New York durch Kurt Robitschek 8 mit Robitschek als Kibitz Armin Berg als Reis Oscar Karlweis als Janitscheck und Karl Farkas als Moritz 9 1952 brachte Farkas das Stuck wieder in Wien auf die Buhne im Kabarett Simpl 1961 schrieb er ebenfalls fur das Simpl eine auch sprachlich modernisierte Neufassung in der ausserdem manche Figuren andere Namen hatten es spielten u a Karl Farkas Reis Fritz Muliar Hlawek der Bohme Ossy Kolmann Josef der Kellner Maxi Bohm Schigerl der Kibitz 10 Seit 2008 ist die ursprungliche Klabriaspartie wieder jeden Sommer in einer etwas gekurzten Version im Cafe Landtmann zu sehen 11 Die Klabriaspartie zog mindestens funf Fortsetzungen nach sich Die erste war Die Klabriaspartie vor Gericht Urauffuhrung spatestens am 10 Janner 1891 wieder in den Folies Caprice in Budapest 12 Autor wahrscheinlich Oroszy oder auch Albert Hirsch 13 Es folgten Die Klabriaspartie beim Heurigen wohl 1892 oder 1893 Autor vermutlich Josef Philippi und Die Klabriaspartie im Aschanti Dorf verfasst von Josef Armin oder Josef Philippi 1896 14 ausserdem finden wir die Klabriaspartie sogar im Olymp und auf der Reise nach Chicago 15 Das Stuck wurde auch parodiert Die klassische Klabriaspartie 1900 von Julius Bauer und oder Rudolf Schanzer im Kabarett Schall und Rauch 1901 hier wurden die Gestalten des Einakters durch klassische judische Theaterfiguren wie Nathan und Shylock ersetzt 16 Handlung BearbeitenDas Stuck handelt von den Schicksalen kleiner Hausierer und Schnorrer deren Leben als Luftmenschen und ihrem Kampf ums tagliche Brot Sie finden ihren Trost beim Karten Domino und Wurfelspiel darunter auch das Kartenspiel Klabrias ein Spiel fur drei Personen Rollen BearbeitenDie in diesem Stuck handelnden Figuren sind Simon Dalles judischer Kartenspieler Jonas Reis judischer Kartenspieler Prokop Janitschek bohmischer Kartenspieler Moritz Kellner Kiebitz Dowidl Frau ReisHauptfigur ist Simon Dalles dessen Name sich vom jiddischen Wort daless fur Armut oder Elend ableitet Die judischen Charaktere sprechen im judischen Jargon der Bohme bohmakelt Rezeption Bearbeiten Jahrhunderte alt ist die Leuchtkraft des judischen Witzes Die eisgraue Klugheit seiner Logik die wirklichkeitsscheue aus bitterbosesten Leid geborene Skepsis seiner Weltbetrachtung die Unerotik seines Inhalts lassen es eigentlich nicht recht erklarlich erscheinen warum der judische Witz sich so sieghaft selbst den Wirtsvolkern gegenuber durchgesetzt hat Selbst der Radauantisemitismus muss sich wenn er satirisch werden will seine geistige Minderbemitteltheit mit judischen Witzanleihen aufputzen Der judische Witz ist ohne dass man dabei sehr ubertreibt das Salz aller schongeistigen Suppen die heute hierzulande zubereitet werden So erstaunlich es nun klingt es ist doch wahr als die Mutter aller judischen Witze von Wien bis Neutitschein und von Budapest bis Boskowitz gilt Die Klabriaspartie Sie enthalt im Urkeim alles worauf dann funfzig Jahre judische Theaterkomik weitergebaut hat Was heutzutage an judischen Witzen erzahlt wird war irgendwie schon in der Klabriaspartie da und wenn der Witzblattleser oder der Operettenbesucher die Witzefabrikation von heute mit den Worten charakterisiert Gott wie alt so hat man fast immer recht funfzig Jahre alt aus der Klabriaspartie Jacques Hannak 1931 17 Verfilmung BearbeitenDie Klabriaspartie 1916 Regie Danny Kaden basierend auf der Buhnenversion des Berliner Herrnfeld Theaters mit Leonhard Haskel Dalles Siegfried Berisch Dowidl Erich Schonfelder Moritz u a Literatur BearbeitenGeorg Wacks III Die Klabriaspartie in Die Budapester Orpheumgesellschaft Ein Variete in Wien 1889 1919 Verlag Holzhausen Wien 2002 S 56 61Einzelnachweise Bearbeiten a b Georg Wacks Die Budapester Orpheumgesellschaft Ein Variete in Wien 1889 1919 Verlag Holzhausen Wien 2002 S 36 Osterreichische Nationalbibliothek ONB ANNO Die Buhne Abgerufen am 3 Oktober 2017 Osterreichische Nationalbibliothek ANNO Neues Wiener Journal 1904 05 05 Seite 5 Abgerufen am 3 Oktober 2017 Susanne Korbel Zwischen Budapest Wien und New York Jud innen und popular kulturelle Transformationen um 1900 Dissertation Graz 2017 S 121 Online abrufbar 1 Sandor Rott in ungarischer Sprache Archivierte Kopie Memento des Originals vom 8 September 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www szineszkonyvtar hu Mary Gluck The Invisible Jewish Budapest Metropolitan Culture at the Fin de Siecle The University of Wisconsin Press Wisconsin 2016 S 168 ff Online abrufbar teilweise 2 Theaterzettel abgebildet in Ich bin Jude Osterreicher Deutscher von Bettina Riedmann S 197 3 Ulrike Oedl Theater im Exil 4 Simon Usati O Tempora O Zores S 72 5 Robert Sedlaczek Sprachwitze Die Formen Die Techniken Die judischen Wurzeln Haymon Verlag Innsbruck 2020 ISBN 978 3709934944 Klabriaspartie im Cafe Landtmann 6 Eine entsprechende Anzeige findet sich im Pester Lloyd vom 10 Janner 1891 Klaus Hodl Zwischen Wienerlied und Der kleine Kohn S 72 7 Theresa Eisele Szenen der Wiener Moderne Drei Artefakte und ihre Vorstellungswelten des Judischen Vandenhoeck amp Ruprecht 2020 S 72 ISBN 978 3 525 35823 8 siehe Klaus Hodl Wiener Juden judische Wiener Innsbruck 2006 Kapitel 3 Jews and the Making of Modern German Theatre hrsg von Jeanette R Malkin und Freddie Rokem University of Iowa Press Iowa City 2010 S 53 Hier wird Schanzer als Autor genannt im Textexemplar in der Handschriftensammlung der Osterreichischen Nationalbibliothek ist jedoch Bauer als Verfasser angegeben Auch Karl Kraus nennt in Die Fackel Nr 29 1900 Bauer als Autor Jacques Hannak Funfzig Jahre Klabriaspartie Arbeiter Zeitung 1 Janner 1931 S 13 Zitiert in Wacks S 63 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Klabriaspartie amp oldid 226823495