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Der Keulenpolyp Cordylophora caspia Syn C lacustris Allman wird auch Affenhaar genannt und ist ein Kolonien bildender Brackwasserpolyp der als Neozoon aus dem Kaspischen Meer weltweit verbreitet wurde Der Polyp lebt rauberisch und besiedelt zumeist hartes Substrat KeulenpolypKeulenpolyp Cordylophora caspia SystematikUnterklasse LeptolinaeOrdnung AnthomedusaeUnterordnung FiliferaFamilie OceaniidaeGattung CordylophoraArt KeulenpolypWissenschaftlicher NameCordylophora caspia Pallas 1771 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Okologie und Lebensweise 3 Probleme 4 Phylogenie und Taxonomie 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksMerkmale BearbeitenCordylophora caspia 1 bildet aus Polypenstocken bestehende Kolonien die auf Hartsubstraten am Gewassergrund aufsitzen Kolonien bestehen aus wurzelartig kriechenden Stolonen genannten Rohren die von einer braunen Perisarc genannten stabilen Hulle umschlossen werden Aus diesen erheben sich gelblich gefarbte aufrecht stehende buschelartig verzweigte Polypenstocke die meist etwa drei im Maximum etwa 10 Zentimeter Hohe erreichen konnen Jeder Stock verzweigt in etwa 40 Polypenstiele Hydranthophoren das Verzweigungsmuster kann je nach Umweltbedingungen gleichmassig sein oder es entsteht eine langgestreckte Hauptachse mit kurzen Seitenzweigen Die weiss bis blassrosa gefarbten Einzelpolypen sitzen am Ende der Polypenstiele sie werden nicht vom Perisarc umhullt Einzelpolypen Hydranthen wegen der Ahnlichkeit zu Hydra sind im Umriss keulen oder spindelformig sie konnen sich bei Storungen zusammenziehen Sie erreichen etwa 1 bis 2 Millimeter Lange Am Ende besitzen sie eine Hypostom genannte Struktur die die Mundoffnung tragt Die Tentakel sitzen bei Cordylophora weder ringformig die Mundoffnung umgebend noch in banderartigen Zonen konzentriert wie bei Pachycordyle sondern verstreut am Polypenkorper Jeder Polyp tragt 14 bis 16 maximal bis zu 27 Tentakel die etwa 1 4 Millimeter Lange erreichen An seitlichen Aussprossungen des Polypenstiels entstehen die Gonophoren genannten Geschlechtsindividuen die wie die Einzelpolypen Hydranthen Zooide also Individuen innerhalb der gemeinsamen Kolonie sind Die Gonophoren sind elliptisch geformt und vom Perisarc eingeschlossen Die reifen Geschlechtszellen Gameten werden durch eine zentrale Offnung entlassen Cordylophora ist getrenntgeschlechtlich es gibt also mannliche und weibliche Individuen Reife begattete Gameten bilden eine Planulalarve aus die herumschwimmt bis sie einen geeigneten Lebensraum gefunden hat Hier setzt sie sich fest und begrundet eine neue Kolonie Alternativ konnen sich Kolonien auch asexuell vegetativ vermehren Ein Medusenstadium fehlt bei der Art Okologie und Lebensweise Bearbeiten nbsp Praparat im Museum fur Naturkunde BerlinCordylophora caspia ist eine Art des Brackwassers 2 kann aber auch in reinem Susswasser leben wobei dann Gewasser mit relativ hohen Ionengehalten bevorzugt werden Es gibt Hinweise darauf dass die im Susswasser und im Brackwasser lebenden Okotypen genetisch verschieden sind und moglicherweise kryptische Arten ausbilden 3 Die Art ist in Bezug auf die Wassertemperatur nicht wahlerisch und kommt von subtropischen und temperaten bis in boreale Gewasser vor Als Hartsubstratbesiedler kann Cordylophora auf den Rumpfen von Schiffen aufwachsen Fouling genannt und wird so leicht in neue Gewasser und Lebensraume verschleppt Probleme BearbeitenVorwiegend durch Schifffahrt und Kanalbau wurde und wird die Art nahezu weltweit verbreitet In Europa ist sie seit Mitte des 20 Jahrhunderts in fast allen Mundungsbereichen der ins Meer mundenden Flusse verbreitet in grossen Flussen auch bis weit ins Inland hinein Die Art ist vermutlich uber die neu gebauten Kanale in die Kustengewasser der Ostsee eingewandert Erstnachweis 1870 Im Astuar der in die Nordsee mundenden Elbe wurde sie schon 1858 erstmals registriert 4 Die Art breitet sich weiter aus So wurde 2001 der Balaton in Ungarn erreicht 5 In Nordamerika Massachusetts war der Erstnachweis 1860 heute ist die Art vor allem im Gebiet der Grossen Seen problematisch Das Auftreten von Affenhaar stellt wegen seiner langen Fasern ein erhebliches Problem dar bei der Bereitstellung von Kuhlwasser fur Warmeubertrager und Kondensatoren da ohne vorgeschalteten Filter die Rohre solcher Apparate sehr schnell verstopfen Unter verfahrenstechnischen Gesichtspunkten gehort die Verschmutzung durch Affenhaar zum Makrofouling Phylogenie und Taxonomie BearbeitenDie Art wurde als Tubularia caspia im Jahr 1771 durch den Naturforscher Peter Simon Pallas erstbeschrieben Die durch Allman 1844 beschriebene Cordylophora lacustris die Typusart der Gattung Cordylophora gilt als synonym dazu Aufgrund der hohen morphologischen Plastizitat der weiten Verschleppung in neue Lebensraume und gewisser Differenzen zwischen Suss und Brackwasserformen ist die Abgrenzung der Art schwierig Zeitweise wurden innerhalb der Gattung bis zu acht Arten unterschieden viele Bearbeiter betrachten aber Cordylophora caspia als einzige Art 6 Die Art wird der Familie Oceaniidae manchmal Oceanidae geschrieben zugeordnet der Name Cordylophoridae ist nach verbreiteter Auffassung synonym dazu wozu es abweichende Ansichten gibt es gibt auch verschiedene Ansichten bezuglich der Validitat dieser Namen Sie gehoren zu einer morphologisch gut abgrenzbaren Filifera genannten Gruppe der Hydrozoen Die Abgrenzung der Familien nach morphologischen Merkmalen ist dabei schwierig Nach genetischen Daten ist Cordylophora nahe verwandt zur ebenfalls im Susswasser lebenden Gattung Pachycordyle Die Familien sind vermutlich keine monophyletischen Einheiten 7 Einzelnachweise Bearbeiten Peter Schuchert 2004 Revision of the European athecate hydroids and their medusae Hydrozoa Cnidaria Families Oceanidae and Pachycordylidae Revue Suisse de Zoologie 111 2 315 369 P Schuchert 2019 World Hydrozoa Database Cordylophora caspia Pallas 1771 Zugriff uber WoRMS World Register of Marine Species abgerufen am 2 Juli 2019 Nadine C Folino Rorem John A Darling Cori A D Ausilio 2009 Genetic analysis reveals multiple cryptic invasive species of the hydrozoan genus Cordylophora Biological Invasions 11 1869 1882 doi 10 1007 s10530 008 9365 4 Dagmar Lackschewitz Karsten Reise Christian Buschbaum Rolf Karez Neobiota in deutschen Kustengewassern Eingeschleppte und kryptogene Tier und Pflanzenarten an der deutschen Nord und Ostseekuste herausgegeben vom Landesamt fur Landwirtschaft Umwelt und landliche Raume des Landes Schleswig Holstein 2014 ISBN 978 3 937937 73 1 I B Musko Melinda Bence Csilla Balogh 2008 Occurrence of a new Ponto Caspian invasive species Cordylophora caspia Pallas 1771 Hydrozoa Clavidae in Lake Balaton Hungary Acta zoologica Academiae Scientiarum Hungaricae 54 2 169 179 Thomas Jankowski Allen G Collins Richard Campbell 2008 Global diversity of inland water cnidarians Hydrobiologia 595 35 40 doi 10 1007 S10750 007 9001 9 Maria A Mendoza Becerril Adrian Jose Jaimes Becerra Allen G Collins Antonio C Marques 2018 Phylogeny and morphological evolution of the so called bougainvilliids Hydrozoa Hydroidolina Zoologica Scripta 47 5 608 622 doi 10 1111 zsc 12291Literatur BearbeitenE A Arndt The ecological niche of Cordylophora caspia Pallas 1771 Limnologica 15 2 1984 S 469 477 H Franz H J Jatzek Der Keulenpolyp Corylophora caspi Pallas 1771 im Flusssystem des Rheins Mainzer Naturwissenschaftliches Archiv 23 1985 S 109 118 N C Folino The freshwater expansion and classification of the colonial hydroid Cordylophora Phylum Cnidaria Class Hydrozoa Marine Bioinvasions Proceedings of the First National Conference Massachusetts Institute of Technology USA 1999 S 139 144 Weblinks BearbeitenSteckbrief Keulenpolyp Cordylophora caspia PDF Neobiota info Neue Arten in Tauchgewassern Eine Aktion des Verbandes Deutscher Sporttaucher und dens Bundesamts fur Naturschutz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keulenpolyp amp oldid 233047290