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Die Villa Wach vorher auch Villa Goschen und Haus Metzsch ist ein ehemaliges Herrenhaus im Stadtteil Oberlossnitz der sachsischen Stadt Radebeul im Augustusweg 62 Namensgebender Besitzer war der sachsische Amtshauptmann und Geheimrat Felix Wach Heute ist in dem Herrenhaus ein Kinder und Jugendhilfezentrum untergebracht Villa Wach Sudseite mit TerrassensubstruktionVilla Wach Ostseite mit EingangInhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Ehemaliges Bau und Kulturgeschichtsdenkmal 1 2 Ravensberg 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenEhemaliges Bau und Kulturgeschichtsdenkmal BearbeitenDas bereits 1904 von dem Kunsthistoriker Gurlitt in seiner Beschreibenden Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen aufgefuhrte Herrenhaus wurde von diesem wie folgt beschrieben Das stattliche zweigeschossige Herrenhaus mit seiner rechteckigen Grundform von 13 Fenster Front durfte in der Mitte des 19 Jahrhunderts seine jetzige Gestalt erhalten haben Den ausseren Formen nach ein einheitlicher Bau dieser Zeit Ob eine altere Anlage verwendet worden ist konnte ich nicht nachweisen In dem umfangreichen Parke finden sich an einer Treppenstufe und an Boschungsmauern verschiedene Jahrzahlen auf Sandsteinquadern Im oberen Theile 1791 1792 1793 Oestlich neben dem Herrenhause 1794 1795 An einer Terrassenstufe bez G B Aō 1792 Auf der Terrasse einige Kugeln Aufsatze von entfernten Thorpfeilern der alten Einfriedungsmauer Eine derselben bez 1797 Auch zu DDR Zeiten genauer 1973 und 1979 wurde das Objekt in der Wertgruppe III als Wachsche Villa mit Torhaus und Barockvasen in der Kreisdenkmalliste fur Radebeul aufgefuhrt Nach der Wende wurde der Wachschen Villa wegen Verlusts ihres Denkmalwerts in den Jahren vorher der Status als Denkmal aberkannt Ravensberg Bearbeiten nbsp Villa Wach Reblaus am Bergpfad auf den RavensbergOberhalb der Wach schen Villa erhebt sich der Steilanstieg der Lossnitzhange in diesem Abschnitt der sogenannte Ravensberg Westlich oberhalb der Villa ist das Terrain bereits wieder aufgerebt ostlich davon findet sich noch die Verwaldung der letzten hundert Jahre Dort von dem Vorplatz vor dem ehemaligen Herrenhaus fuhrt ein steiler Bergpfad auf die Anhohe zum Teil als Sandsteintreppen mit Handlauf ausgebildet Uber einen Aussichtspunkt auf halber Hohe fuhrt der Weg auch nach Wahnsdorf er mundet in die Strasse Am Dammberg Im unteren Teil wartet eine Reblausskulptur neben einer Informationstafel zu den Veranderungen der Weinbergsflachen 1882 1904 und 2009 Kurz danach weist eine weitere Tafel auf den Steinbruch am Ravensberg hin in den man hineinsehen kann Geschichte BearbeitenVor 1668 war das Weinbergsanwesen im Besitz des Dresdner Hofapothekers Wechinger als erstem namentlich bekannten Eigentumer nach spateren Besitzern hiess der Weinberg auch Abelhardtscher Berg beziehungsweise Saulscher Oberberg heute Ravensberg 1672 stand an gleicher Stelle der Villa Wach bereits ein reprasentatives Berg und Lusthaus das im fruhen 19 Jahrhundert mehrfach als Palast erwahnt wurde Der Bankier Freiherr Christian Friedrich von Gregory Besitzer des westlich gelegenen Haus Sorgenfrei schuf mit dem Erwerb dieses und weiterer Weinberge 1790 1791 den mit etwa 10 Hektar lange Zeit grossten zusammenhangenden Weinbergsbesitz der Oberlossnitz Nach Gregory war dieses Anwesen jahrzehntelang im Besitz der Grafen v Loss nbsp Villa Goschen Herbert Konig Holzstich 1871 mit dem 1904 von Gurlitt als entfernt beschriebenen Tor nbsp Villa Wach Wirtschaftsgebaude auf der Hangseite nbsp Villa Wach Wirtschaftsgebaude an der Strasse heute Hort nbsp Villa Wach oberhalb der Hauptstrasse 1909 nbsp Villa Wach Torhaus an der StrasseNach diesen folgte die Bankiers und Kaufmannsfamilie Goschen 1 der dort 1847 der spatere britische Diplomat Edward Goschen geboren wurde Die Familie Goschen baute das Herrenhaus Mitte des 19 Jahrhunderts grundlegend zur Villa Goschen um Zwei Schwestern von Eduard Edward und dessen Bruder George Joachim Goschen heirateten Mitglieder der nicht weit entfernt im Bennoschlosschen wohnenden Familie Metzsch so 1869 Marion 1845 1877 den spateren sachsischen Ministerprasidenten Georg von Metzsch 2 und bereits vorher 1863 ihre Schwester Emily Louisa den spateren Kammerherrn und Landtagsabgeordneten Gustav von Metzsch 1835 1900 Dieser zog in die Villa Goschen ein was ihr den Namen Haus Metzsch verschaffte wahrend sein Bruder in Dresden wohnte 3 Nach einem Holzstich von Herbert Konig von 1871 war die Villa zu dieser Zeit ein zweigeschossiger Bau mit neun Fensterachsen und dreiecksgiebligem Mittelrisalit ahnlich der weiter ostlich stehenden Villa Zembsch Ein weiterer grundlegender Umbau erfolgte 1913 1914 zur Villa Wach nachdem 1912 Katharina Kathe Wach das Anwesen erworben hatte Katharina Wach 1876 1956 war eine Tochter Ernst von Mendelssohn Bartholdys des Seniorchefs einer der bedeutendsten deutschen Privatbanken 4 Mendelssohn amp Co Berlin Ihr Ehemann der sachsische Staatsbeamte und Geheimrat Dr jur Felix Wach 1871 1943 ein Sohn Adolf Wachs und mutterlicherseits ein Enkel von Felix Mendelssohn Bartholdy arbeitete unter anderem als Amtshauptmann in Oschatz und Pirna Gemeinsam hatten sie drei Kinder darunter den Religionswissenschaftler und Soziologen Joachim Wach dem es 1935 gelang in die USA zu emigrieren Der Umbau des Herrenhauses zu dem zu jener Zeit die heutigen Grundstucke 62 76 gehorten 5 erfolgte durch den Architekten Hugo Wach 6 1872 1939 einen Bruder von Felix 7 Dabei wurde der Bau in der Breite gegenuber der Villa Goschen vom Holzstich 1871 um jeweils zwei Fensterachsen auf jeder Seite verlangert sowie der Giebel umgestaltet wie auf dem Foto aus der Zeit um 1940 zu sehen Zur Ausgestaltung der Prunkhalle wurde der Kunstler Wilhelm Koppen hinzugezogen 6 Felix Wach wurde nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums am 13 August 1933 als Nichtarier mit 62 Jahren in den Ruhestand versetzt Um der drohenden Enteignung ihres eigenen Anwesens zu entgehen ubertrug Katharina Wach im Sommer 1938 den Besitz auf ihren Ehemann Mit Schreiben vom 30 Dezember 1938 wurde dieser Vorgang durch den Kreishauptmann zu Dresden Bautzen untersagt da Felix Wach Mischling ersten Grades und mit einer Judin verheiratet sei und damit als Jude gelte Nach der Aufhebung der Entscheidung weil Wach nur Mischling 2 Grades also Vierteljude war folgte eine ausfuhrliche Stellungnahme des seinerzeitigen Radebeuler Oberburgermeisters Heinrich Severit vom 15 April 1939 mit der Erlauterung dass Wach zwar nur einen volljudischen Grosselternteil habe jedoch noch anderes artfremdes franzosisches Blut in sich trage Doch nicht nur dadurch zeige sich dass er kein Deutscher sei sondern auch durch sein Verhalten Wach hatte Ende 1936 im Namen der Familie gegen den Abriss der Mendelssohn Statue in Leipzig protestiert Da der Ubertragung erhebliches offentliches Interesse entgegenstehe wurde sie am 16 Juni 1939 fur unwirksam erklart Anschliessend wurde das Anwesen arisiert 8 und die Familie Wach musste nach Dresden in die Karcherallee ziehen Felix Wach verstarb am 21 August 1943 in Dresden Seine Frau Katharina Wach wurde mit der Tochter Susanne am 11 Januar 1944 in das KZ Theresienstadt deportiert konnte jedoch dank Intervention von hoherer Stelle Auch die Fursprache von Prof Martin Hammitzsch der mit Hitlers Halbschwester Angela verheiratet war soll zur Rettung vor dem sonst unvermeidlichen Schicksal beigetragen haben 5 durch schwedische und Schweizer Verwandte ausgekauft werden und lebte bis zu ihrem Tod 1956 9 in der Schweiz Auch ihre Tochter uberlebte 10 und starb 95 jahrig in Locarno 5 Die Villa Wach an deren Ziergiebel ein Reichsadler angebracht wurde ging 1940 als Landesfuhrerschule 10 und wahrscheinlich spater als Lazarett 11 an das Deutsche Rote Kreuz 1946 wurde das Anwesen das von 1945 bis 1957 durch die sowjetische Armee beschlagnahmt war wiederum verstaatlicht und 1951 in das Eigentum der Stadt Radebeul uberfuhrt Zu dieser Zeit nutzte die sowjetische Armee das ehemalige Kutscherhaus als Gefangnis Von 1958 bis 1972 betrieb die Stadt Radebeul das ehemalige Herrenhaus als zweites Schulhaus der Oberlossnitzer Schule danach wurde dort ein Kinderheim errichtet in das auch die Kinder aus dem Kinderheim im Augustusweg 105 verlegt wurden Das Kinderheim wurde 1992 als Kinder und Jugendhilfezentrum Oberlossnitz in die Tragerschaft der Kinderarche Sachsen ubergeben In den Nebengebauden des Grundstucks waren bereits ab 1958 Turnhalle und Hort untergebracht und auf dem weitlaufigen Parkgrundstuck waren Sportanlagen entstanden 1972 wurden diese durch einen Neubau zur heutigen Oberschule Oberlossnitz bis 2013 Mittelschule erganzt 2006 wurde die Mittelschule in das Gebaude der Rosegger Schule in Serkowitz verlegt Literatur BearbeitenFrank Andert Red Stadtlexikon Radebeul Historisches Handbuch fur die Lossnitz Hrsg Stadtarchiv Radebeul 2 leicht geanderte Auflage Stadtarchiv Radebeul 2006 ISBN 3 938460 05 9 Cornelius Gurlitt Oberlossnitz Weitere Weinberggrundstucke Ledenweg Nr 7 In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 26 Heft Die Kunstdenkmaler von Dresdens Umgebung Theil 2 Amtshauptmannschaft Dresden Neustadt C C Meinhold Dresden 1904 S 135 ff Ingrid Lewek Wolfgang Tarnowski Juden in Radebeul 1933 1945 Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Grosse Kreisstadt Radebeul Stadtarchiv Radebeul 2008 ISBN 978 3 938460 09 2 Neubau Grundschule Oberlossnitz mit Hort Jugendtreff und Sporthalle im Passivhaus Standard mit einigen Infos zur Villa Wach Anja Hoffmann Monumentalmalerei im Spannungsfeld zwischen Historismus und Jugendstil Das Werk Wilhelm Koppen 1897 1917 Diss Bonn 2009 urn nbn de hbz 5 18842 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Villa Wach Sammlung von Bildern Das Ried seit 1881 Hintergrund und Geschichte der Mendelssohn Gesellschaft Schweiz In Memoriam Lili Wach Mendelssohn Gesamtansicht der Villa als DRK Landesfuhrerschule IV in Radebeul I Ansichtskarte erste Halfte der 1940er Jahre Einzelnachweise Bearbeiten Crisp F A Hg Visitation of England and Wales Bd 15 1908 S 163 Karlheinz Blaschke Georg Graf von Metzsch Reichenbach In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 263 Digitalisat Schriftliche Auskunft des Stadtarchivs Radebeul an Benutzer Jbergner am 2 September 2009 Christof Biggeleben Das Bollwerk des Burgertums Die Berliner Kaufmannschaft 1870 1920 Schriftenreihe zur Zeitschrift fur Unternehmensgeschichte Bd 17 Munchen C H Beck 2006 S 153 a b c Kathrin Wallrabe Hrsg Susanne Heigl Wach geb Wach Urenkelin des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy In Frauenzimmer Frauen im Zimmer Textsammlung Stadt Radebeul Radebeul 2005 S 33 a b Anja Hoffmann Monumentalmalerei im Spannungsfeld zwischen Historismus und Jugendstil Das Werk Wilhelm Koppen 1897 1917 Diss Bonn 2009 urn nbn de hbz 5 18842 S 133 136 Stammbaum der Familie Mendelssohn Auszug Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der 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