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Die Karlsruher Tulpenbucher entstanden in der Zeit um 1730 im Auftrag des Stadtgrunders Markgraf Karl Wilhelm von Baden Durlach Neben Tulpen und Narzissen lassen sich in diesen Blumenbuchern zahlreiche Darstellungen von Hyazinthen Ranunkeln Anemonen und Aurikeln entdecken Die heute noch erhaltenen vier Bande befinden sich in der Badischen Landesbibliothek Sign K 3301 und K 3302 sowie im Generallandesarchiv Karlsruhe Sign Hfk Hs 263 und 269 Tulpenaquarell mit Spruchband 1738 Badische Landesbibliothek Karlsruhe K 3302 Bl 3Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Karlsruher Tulpenbucher 2 Die Karlsruher Tulpenbucher 3 Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte der Karlsruher Tulpenbucher BearbeitenDie Leidenschaft fur Botanik lasst sich in der Familie der Markgrafen von Baden uber Generationen zuruckverfolgen Schon im Jahr 1565 existierte in der Durlacher Residenz ein Garten von dessen Pflanzen Friedrich VI 1617 1677 um 1660 einige Blumenaquarelle anfertigen liess Diese noch heute in der Universitatsbibliothek Gottingen erhaltene Sammlung Flora picta besteht uberwiegend aus Tulpenportraits und gilt als Vorganger der beruhmten um 1730 entstandenen Karlsruher Tulpenbucher Im Jahr 1709 trat Markgraf Karl III Wilhelm von Baden Durlach 1679 1738 die Nachfolge seines Vaters Markgraf Friedrich VII Magnus 1647 1709 an Den damaligen Blumenreichtum im Durlacher Schlossgarten belegt ein im Jahr 1713 gedruckter Catalogus der Blumen welche in dem furstl Hoff Garten zu Carlsburg Generallandesarchiv Karlsruhe HfK Hs Nr 107 zu sehen sind Er dokumentiert 2 121 alphabetisch sortierte Blumensorten darunter finden sich insgesamt 1 162 verschiedene Tulpensorten Schon damals zeichnete sich Karl Wilhelms grosse Vorliebe fur Tulpen ab 1 Nur wenige Kilometer von seiner alten Residenz in Durlach entfernt legte Markgraf Karl III Wilhelm von Baden Durlach am 17 Juni 1715 den Grundstein fur sein neues Schloss und die Stadt Karlsruhe Zwei Jahre spater konzipierte der Gartner Berceon einen terrassenformigen Lustgarten nach dem Vorbild der damals in Mode gekommenen Gartenanlagen von Schloss Versailles die Andre Le Notre 1613 1700 angelegt hatte 32 Alleen breiteten sich vom zentralen Karlsruher Schlossturm wie Sonnenstrahlen in die Umgebung aus nbsp Aquarell einer Papageientulpe der Sorte Peroquet Rouge aus dem Karlsruher Tulpenbuch 1730 Badische Landesbibliothek Karlsruhe K 3302 Bl 14Der Karlsruher Schlossgarten war durch eine Quer und eine Langsachse geteilt Die Mittelachse nahm ein uppiges Blumenparterre mit Springbrunnen ein Dieses Parterre war mit farbigem Sand zerstossenem Glas und Muscheln bestreut Rechts und links davon befanden sich von Wegen durchzogene Lustwaldchen die sog Bosketten Seitlich schlossen sich vier Garten mit Blumen Glashausern Volieren und Grotten an Im Sommer wurden entlang der Hauptalleen zahlreiche Orangenbaume aufgestellt Kastanienalleen fuhrten im Osten an den Marstallen und im Westen entlang der Orangerien bis hin zum Zirkel Zudem war der Garten mit vier unterschiedlichen Gebauden ausgestattet im Nordwesten und Sudosten befanden sich Glashauser fur die Orangerie und seltene exotische Gewachse im Nordosten eine weitlaufige Voliere sowie im Sudwesten eine Menagerie Ein Inventar uber samtliche Hochfurstliche Orangerien zu Hofe zu Carolsruhe als Durlach Generallandesarchiv Karlsruhe HfK Hs Nr 222 verzeichnet fur das Jahr 1727 insgesamt 1 924 Zitrusgewachse in Karlsruhe und 2 267 Exemplare in Durlach Auch Pflanzen wie Oleander Lorbeeren Palmen Granatapfel und Olbaume sind als Teil des Karlsruher Schlossgartens nachzuweisen Bereits in der Mitte des 16 Jahrhunderts war die Tulpe nach Deutschland gekommen wo sie bald grosse Popularitat genoss Zu einem bedeutenden Zentrum der Blumenzwiebelzucht und des Blumenzwiebelhandels entwickelte sich Holland wo sich die Tulpe schnell eine exponierte Stellung innerhalb der Gartenkultur eroberte 2 In den Jahren von 1634 bis 1637 steigerte sich die Begeisterung fur die Tulpe hin zum Phanomen der sog Tulipomanie Die Tulpe war zum Luxusgut und Spekulationsobjekt aufgestiegen 3 Auch Markgraf Karl III Wilhelm von Baden Durlach begeisterte sich fur die neue Modeblume des Barock und bezog die Tulpenzwiebeln fur den Karlsruher Schlossgarten von insgesamt 17 verschiedenen hollandischen Zuchtern Sogar eigene Karlsruher Neuzuchtungen von Tulpen existierten Markgraf Karl Wilhelm selbst unternahm Reisen nach Holland um seine botanischen Kenntnisse zu erweitern und Geschaftsbeziehungen zu pflegen Mehr als 5 000 verschiedene Tulpensorten und zahlreiche botanische Raritaten waren am Lebensende des Stadtgrunders im Karlsruher Schlossgarten zu bewundern Die Karlsruher Tulpenbucher BearbeitenMarkgraf Karl Wilhelm hinterliess eine Sammlung von ca 6 000 Pflanzenaquarellen Mehr als 5 300 dieser Blatter waren der Darstellung von Tulpen gewidmet was die Bezeichnung als Karlsruher Tulpenbucher erklart Von diesen um 1730 angefertigten Grossfoliobanden existierten ursprunglich 20 Stuck In der Nacht vom 2 auf den 3 September 1942 wurden beim Brand der Badischen Landesbibliothek 16 von ihnen zerstort Die heute noch erhaltenen vier Bande befinden sich in der Badischen Landesbibliothek Sign K 3301 und K 3302 sowie im Generallandesarchiv Karlsruhe Sign Hfk Hs 263 und 269 nbsp Aquarell einer Amaryllis aus dem Karlsruher Blumenbuch um 1730 Badische Landesbibliothek Karlsruhe K 3301 Bl 42Unter den Tulpenaquarellen finden sich auch Darstellungen von Neuzuchtungen mit Namen bedeutender Personlichkeiten oder von Orten Badens wie z B Marggraffin Maria Anna von Baaden oder Prinz August von Baaden Neben Tulpen und Narzissen lassen sich in den Blumenbuchern zahlreiche Darstellungen von Hyazinthen Ranunkeln Anemonen und Aurikeln entdecken Die meisten Blatter sind mit einem Datum und einer sich auf den jeweiligen Blumenkatalog beziehenden Nummer versehen Im Gegensatz zum Karlsruher Tulpenbuch K 3302 widmet sich der Band mit der Signatur K 3301 vor allem den seltenen und exotischen Pflanzen des Karlsruher Schlossgartens Ein Teil dieser Blatter stammt aus der Zeit von Markgrafin Karoline Luise 1723 1783 und wird um 1770 datiert Bei der Herstellung dieses botanischen Sammelwerks ging es Karl Wilhelm um eine geradezu wissenschaftliche Erfassung der einzelnen Blumen Mithilfe der Malerei konnten alle individuellen Details der Bluten festgehalten werden das Blattwerk hingegen wurde haufig vernachlassigt Anhand von Signaturen und Malstilen lassen sich verschiedene Kunstler belegen die mit der Anfertigung der Blumenportraits beauftragt wurden Namentlich bekannte Blumenmaler am Karlsruher Hof waren z B Georg Dionysius Ehret die Bruder August Wilhelm und Ernst Friedrich Sievert Philipp Andreas Eichrodt und Heinrich Lihl Auch zwei Frauen mit den Namen M Erlacher und A S Mez werden auf einigen Blattern genannt Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst BearbeitenAnlasslich des 300 Geburtstags der Stadt Karlsruhe im Jahr 2015 wurden die heute noch erhaltenen Karlsruher Blumenbucher erstmals gemeinsam der Offentlichkeit prasentiert Die Badische Landesbibliothek zeigte vom 11 Februar bis zum 25 April 2015 die Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karlsruher Tulpenbuch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karlsruher Tulpenbucher in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst auf der Webseite der Badischen LandesbibliothekLiteratur Bearbeiten Faksimile Karlsruher Tulpenbuch eine Handschrift der Badischen Landesbibliothek Auszug der Hs KS Nische C 13 mit einer Einfuhrung von Gerhard Stamm Karlsruhe Badische Bibliotheksgesellschaft 1984 25 38 Bl uberw Ill Mike Dash Tulpenwahn die verruckteste Spekulation der Geschichte Munchen 1999 Hans Merkle Hans Merkle Markgraf Carl Wilhelms Reisen zur Gemuthsergotzung Auf dem Rhein in die Niederlande und andere Lustreisen des Grunders von Karlsruhe Spurensuche und Tagebucher Karlsruhe 2014 Tulpomanie die Tulpe in der Kunst des 16 und 17 Jahrhunderts Ausstellung des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 8 Mai bis zum 8 August 2004 in Schloss Pillnitz hrsg von Andre van der Goes Staatliche Kunstsammlungen Dresden KunstgewerbemuseumEinzelnachweise Bearbeiten Gerhard Stamm Faksimile Karlsruher Tulpenbuch eine Handschrift der Badischen Landesbibliothek Auszug der Hs KS Nische C 13 mit einer Einfuhrung von Gerhard Stamm Badische Bibliotheksgesellschaft Karlsruhe 1984 S 9 f Andre van der Goes Hrsg Tulpomanie die Tulpe in der Kunst des 16 und 17 Jahrhunderts Ausstellung des Kunstgewerbemuseums Dresden vom 8 Mai bis zum 8 August 2004 in Schloss Pillnitz Staatliche Kunstsammlungen Dresden Kunstgewerbemuseum Dresden 2004 S 47 ff Mike Dash Tulpenwahn die verruckteste Spekulation der Geschichte Munchen 1999 S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karlsruher Tulpenbucher amp oldid 212265740