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Karl Martin Ludwig Becker 2 Oktober 1823 in Strohausen Oldenburg 20 Juni 1896 in Berlin war ein deutscher Statistiker und ab 1872 Direktor des Kaiserlichen Statistischen Amtes Karl Becker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhe Karriere 1 2 In Berlin 1 3 Wirken als Herausgeber und weitere Tatigkeiten 1 4 Lebensende 1 5 Familie 2 Wirken 3 Publikationen Auswahl 4 LiteraturLeben BearbeitenHerkunft und fruhe Karriere Bearbeiten Becker wurde als Sohn des Arztes Johann Christian Becker 19 August 1794 16 September 1838 und der Wilhelmine Catharine Becker 25 Juli 1798 1 April 1872 im Grossherzogtum Oldenburg geboren Er schlug zunachst eine militarische Laufbahn ein und diente als Absolvent der Oldenburger Militarschule 1838 1842 ab 1842 als Leutnant und Oberleutnant im 1 Oldenburgischen Infanterieregiment Mit diesem Verband nahm Becker an den Feldzugen des Deutschen Bundes 1848 49 gegen Danemark im Rahmen der Schleswig Holsteinische Erhebung teil und erhielt im Fruhjahr 1850 ein kurzes Kommando als Hauptmann in der neu aufgestellten Schleswig Holsteinischen Armee Nach der Verabschiedung aus diesen Diensten erhielt Becker durch den damaligen oldenburgischen Minister des Innern Karl von Berg die Anregung sich eingehender mit den Staatswissenschaften zu befassen Berg hatte schon fruhzeitig die Bedeutung einer amtlichen Statistik fur das Grossherzogtum Oldenburg erkannt und sah in dem mathematisch begabten Becker eine geeignete Personlichkeit fur die Leitung einer neu zu schaffenden Statistischen Dienststelle Daher sicherte er Becker zu nach bestandener Prufung im Zivilstaatsdienst Oldenburgs Verwendung zu finden Ostern 1851 begann Becker daraufhin mit dem Studium der Staatswissenschaften Volkswirtschaft und Statistik an der Universitat Gottingen Fur das zweite Studienjahr wahlte er Berlin wo er nebenbei seine Ausbildung durch die Mitarbeit im Koniglich Preussischen Statistischen Bureau vertiefte Nach den Examina kehrte er im Fruhjahr 1853 nach Oldenburg zuruck und traf dort in fast zweijahriger Arbeit alle Vorbereitungen fur die Einrichtung eines Statistischen Bureaus dessen Einweihung am 29 Januar 1855 erfolgte Diesem Amt stand Becker insgesamt siebzehn Jahre vor ab 1856 mit der Dienstbezeichnung Regierungsassessor seit 1863 mit der eines Ministerialrats Wahrend dieser Tatigkeit sammelte Becker grosse Datenmengen in periodischen und gelegentlichen Erhebungen so etwa zu Wohnungen und Haushaltungen Geburtsraten und Heimatverhaltnissen Konfessionen und die Altersstruktur der Bevolkerung Die Daten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse verarbeitete er zu Denkschriften die unter anderem auch vom Oldenburgischen Landtag zur Entscheidungshilfe genutzt wurden Weiterhin gab Becker auch Anstosse und Hilfen zu Themen des offentlichen oder staatlichen Interesses So stellte er den Berechnungsplan zur Umgestaltung der staatlichen Witwen Waisen und Leibrentenkasse von 1779 auf ohne den die Anstalt ihren Zahlungsverpflichtungen auf die Dauer nicht hatte nachkommen konnen Weiterhin gab den zustandigen Stellen durch die im Anschluss an die Bevolkerungszahlung von 1864 vorgenommene Blindenzahlung erstmals Angaben uber den Grad und das Alter zur Zeit der Erblindung und prazisierte ausserdem 1855 das Aufnahmeverfahrens bei den Volks und Gewerbezahlungen Als 1870 71 die Kommission zur weiteren Ausbildung der Statistik des Zollvereins uber die Schaffung einer einheitlichen Reichsstatistik beriet war Becker unter den Teilnehmern In Berlin Bearbeiten Am 23 Juli 1872 wurde Becker dann zum ersten Direktor des Kaiserlichen Statistischen Amtes in Berlin ernannt Sein Nachfolger in Oldenburg wurde Paul Kollmann Er erwies sich hier in seiner Amtsfuhrung als Praktiker mit dem Blick fur das Ganze und der Fahigkeit durch zusatzliche Kontrolllisten und zentralisierte Bearbeitungsverfahren die noch junge statistische Methodologie wesentlich voranzubringen Am 20 Juli 1879 wurde per Gesetz die Reform der Statistik des Warenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande beschlossen die eine genaue unmittelbare und monatliche Aufschlusselung des Warenein und ausgangs aller deutschen Zollgrenzstellen ermoglichte Damit dehnte sich Beckers Arbeitsziele und die personelle Ausstattung seiner Behorde nochmals aus Die Idee zu diesem fur die Wirtschaft so bedeutsamen Ausbau der Statistik stammte zwar von dem Leiter des hessischen Amtes fur Landesstatistik August Fabricius doch es war Becker der die damit verbundenen neuen statistischen Techniken in seinem Wirkungskreis erprobte Nach einem leichten Schlaganfall wurde er am 1 Mai 1891 pensioniert Wirken als Herausgeber und weitere Tatigkeiten Bearbeiten Uber die organisatorische und leitende Arbeit hinaus regte Becker auch eine umfassende publizistische Tatigkeit der Behorden unter seiner Leitung an deren Ausfuhrung fast allein dem Vorstand zufiel So grundete er die Statistischen Nachrichten aus dem Grossherzogtum Oldenburg insgesamt 13 Hefte in denen er von 1857 bis 1872 eine Vielzahl meist kurzerer Beitrage anonym und fur damalige Verhaltnisse ungewohnt mit Text versehen verfasste Weitere Beitrage schrieb er fur das von ihm teilweise mitherausgegebenen Magazin fur Staats und Gemeindeverwaltung des Herzogtums Oldenburg 9 Bde 1860 1869 und in der Statistik der Rechtspflege im Grossherzogtum Oldenburg Dabei wurde die Demografie zu seiner eigentlicher Domane Wesentliche Beitrage hierzu waren seine Arbeiten zur oldenburgischen Bevolkerungsbewegung zwischen 1760 und 1870 veroffentlicht in den Heften IX und XI der Statistischen Nachrichten wie die Aufstellung der Preussische Sterbetafeln berechnet auf Grund der Sterblichkeit in den sechs Jahren 1859 bis 1864 auch mit fremden Sterbetafeln die 1869 in der Zeitschrift des koniglich preussischen Statistischen Bureaus erschien Nach der Reichsgrundung fuhrte Becker die Arbeiten fort die zuvor vom Centralbureau des Zollvereins erledigt worden waren so etwa die zusammenfassende Bearbeitung der jeweiligen Landeserhebungen fur die Bereiche Bevolkerungsbewegung Binnenschiffahrt Montanindustrie und Aussenhandel Infolge der Vorarbeiten der Kommission zur weiteren Ausbildung der Statistik des Zollvereins kamen dann die Anbau und Erntestatistik seit 1878 die Statistik der Grosshandelspreise seit 1879 die Kriminalstatistik seit 1882 und die Statistik der Krankenversicherung ab 1885 als standige Ermittlungen fur Beckers Behorde hinzu Als vornehmliches Quellenwerk fur alle Statistiken galt von vornherein die Statistik des Deutschen Reichs zu der allein unter Beckers Amtsleitung 106 Bande entstanden Ab 1877 gab er die Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs und 1880 das Statistische Jahrbuch fur das Deutsche Reich als eigenstandige Publikationen heraus Hierbei nahm die Daten und Materialerfassung immer grossere Dimensionen an und entsprechend wuchsen die Mitarbeiterzahl sowie die Geschaftsbereiche Trotz dieser Arbeitsbelastung gelang es Becker die Organisation und Leitung wichtiger Vorhaben so etwa der ersten reichsweiten Berufs und Gewerbezahlung von 1882 sowie die Bearbeitung gesonderter Denkschriften selbst durchzufuhren insbesondere da wo sie eine mathematische Behandlung zuliessen So unternahm Becker 1874 Becker eine eigene Untersuchungen uber die Sterblichkeitsmessung veroffentlicht im gleichen Jahr in seinem Bericht an die Kommission zur Vorbereitung einer Reichsmedizinalstatistik sowie ein weiteres Gutachten fur den internationalen statistischen Kongress in Budapest 1874 Zur Berechnung der Sterblichkeit an die Bevolkerungsstatistik zu stellende Anforderungen Diese Tatigkeiten zum Ausbau der internationalen Statistik blieben aber aufgrund des Vorrangs der Reichsstatistik die Ausnahme Lebensende Bearbeiten Ab 1892 an lebte Becker wieder in Oldenburg Ein zunachst nicht erkanntes Krebsleiden veranlasste ihn zu einer Badekur in Wiesbaden Die Krankheit verschlimmerte sich dort jedoch und er zog nach Berlin Charlottenburg wo einer seiner Sohne als Arzt praktizierte Bei ihm starb Becker bald darauf und wurde in Oldenburg beigesetzt Familie Bearbeiten Becker war seit dem 8 Mai 1859 verheiratet mit Johanne Catherine Schroder 1826 1870 der Tochter des Fabrikanten Caspar Wilhelm Schroder in Oldenburg Von den drei Sohnen des Ehepaares wurde Johann Christian Wilhelm 1860 Marineoffizier und Heinrich 1865 1893 Arzt Wirken BearbeitenBecker arbeitete vor allem auf dem Gebiet der Bevolkerungsstatistik Becker verbesserte die Organisation der statistischen Erhebungen und forderte die Publikation von Ergebnisse Er begrundete in beiden Amtern eine Anzahl von Schriftreihen die Statistischen Nachrichten aus dem Grossherzogtum Oldenburg Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches seit 1873 als Vierteljahresheft seit 1877 Monatshefte und das Statistische Jahrbuch fur das Deutsche Reich Fur seine Tatigkeiten wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft zahlreicher nationaler und internationaler statistischer Gesellschaften geehrt Ab 1877 war er ausserdem Ehrendoktor der Universitat Tubingen Publikationen Auswahl BearbeitenZur Berechnung von Sterbetafeln an die Bevolkerungsstatistik zu stellende Anforderungen Gutachten uber die Frage Welche Unterlagen hat die Statistik zu beschaffen um richtige Mortalitatstafeln zu gewinnen Berlin Verlag des Koniglichen Statistischen Bureaus Berlin 1874 Gottinger Digitalisierungszentrum Die Organisation der amtlichen Statistik im Deutschen Reich Berlin Puttkammer amp Muhlbrecht 1883 Deutsche Sterbetafel gegrundet auf die Sterblichkeit der Reichsbevolkerung in den zehn Jahren 1871 72 bis 1880 81 nebst Erlauterungen und Vergleichen mit anderen Sterbetafeln Veroffentlicht in Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs 1887 H XI Seite 1 65 Unsere Verluste durch Wanderung Veroffentlicht in Schmollers Jahrbuch fur Gesetzgebung Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich 1887 Jg 11 H 3 Seiten 1 24 Die Jahresschwankungen in der Haufigkeit verschiedener bevolkerungs und moralstatistischer Erscheinungen Veroffentlicht in Mayr s Allgemeines Statistisches Archiv 1892 Seiten 22 55 Stand und Bewegung der Bevolkerung des Deutschen Reichs und fremder Staaten in den Jahren 1841 bis 1886 Veroffentlicht in Statistik des Deutschen Reichs N F Bd 44 1892 Literatur BearbeitenBecker Karl In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 57 59 PDF 4 6 MB Hans von Scheel Karl Becker In Bulletin de l Institut International de Statistique 8 2 1896 S 345 346 Gallica Hans von Scheel Becker Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 46 Duncker amp Humblot Leipzig 1902 S 324 326 Ernst Meier Becker Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 720 Digitalisat Normdaten Person GND 116104376 lobid OGND AKS VIAF 25344865 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Becker KarlALTERNATIVNAMEN Becker Karl Martin Ludwig vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher StatistikerGEBURTSDATUM 2 Oktober 1823GEBURTSORT Strohausen Oldenburg STERBEDATUM 20 Juni 1896STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Becker Statistiker amp oldid 233960670