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Karl Heinz Ottersbach 10 Juni 1912 in Hannover war ein deutscher Jurist In der Zeit des Nationalsozialismus war er Staatsanwalt am Sondergericht im oberschlesischen Kattowitz Nach dem Krieg war er als Vertreter der Anklage beim Sonderdezernat Politische Strafsachen der Staatsanwaltschaft am Landgericht Luneburg tatig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Amtsfuhrung in Kattowitz 2 1 Vincent Fuhrmann 2 2 Jakob Horowitz und Reisla Gutfreund 2 3 Hilde Michon 2 4 Mitwirkung an Todesurteilen 3 Nachkriegszeit Sonderdezernat Politische Strafsachen Luneburg 4 Auseinandersetzungen um Ottersbach 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenUber das Leben und Wirken von Karl Heinz Ottersbach bis zum Ende der 1930er Jahre liegen nur wenige Erkenntnisse vor Wahrend seines Studiums trat er 1933 dem Studentensturm der SA bei und gehorte ab 1936 dem NS Rechtswahrerbund an 1937 wurde er Mitglied der NSDAP Ab Oktober 1941 ist jedoch seine Tatigkeit als Staatsanwalt am Sondergericht Kattowitz verburgt 1 Dort wirkte er massgeblich an zahlreichen Todesurteilen mit Ab 1942 leistete er Kriegsdienst 1 Amtsfuhrung in Kattowitz BearbeitenOttersbach fiel durch seine Tatigkeit am Sondergericht vor allem wegen seiner Harte gegenuber Polen auf 2 Vincent Fuhrmann Bearbeiten Im Jahre 1942 reichte Ottersbach vor dem Sondergericht Kattowitz Anklage gegen den polnischen Arbeiter Vincent Fuhrmann ein wegen unerlaubten Waffenbesitzes Er beantragte die Todesstrafe doch entschied das Gericht in seiner Entscheidung vom 9 Juli 1942 auf Freispruch weil das Gestandnis mit Schlagen erzwungen worden war Durch die Beweisaufnahme in der Hauptverhandlung konnte der Angeklagte nicht uberfuhrt werden Der Zeuge Kriminalsekretar Polaczek hat bestatigt dass der Angeklagte vom Kalfaktor geschlagen worden ist Die damals abgelegten Gestandnisse des Angeklagten konnten daher dem Urteil nicht zugrunde gelegt werden Ottersbach beantragte daraufhin die Haftentlassung nur zu Handen der Gestapo vorzunehmen 3 4 Laut einem handschriftlichen Vermerk Ottersbachs wurde seinem Antrag aber nicht entsprochen 5 3 Jakob Horowitz und Reisla Gutfreund Bearbeiten Im April 1942 reichte Ottersbach die Anklageschrift gegen die beiden polnischen Juden Jakob Horowitz und Reisla Gutfreund auch Chrzanow ein wegen unerlaubten Tauschgeschafts Die Kalorienration fur Juden in Polen betrug 1941 je 771 kJ 184 kcal pro Tag Horowitz wurde gemass Antrag der Staatsanwaltschaft zu sechs Jahren verscharften Straflager verurteilt Er kam ums Leben nachdem Ottersbach ihn im Anschluss an das Urteil an die Staatspolizeistelle Kattowitz uberstellte 6 Sie war bereits vor der Hauptverhandlung durch die Gestapo nach Auschwitz transportiert worden es ist nicht bekannt ob sie verurteilt wurde 3 Hilde Michon Bearbeiten Im Mai 1942 beantragte Ottersbach zehn Jahre verscharftes Straflager fur Hilde Michon Die Mutter von sieben Kindern hatte gestohlenes Geflugel gekauft Ihr Mann Roman Michon war zuvor von der deutschen Besatzung verschleppt worden Das Gericht urteilte auf vier Jahre verscharften Straflagers Hilde Michon wurde am 16 Dezember 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz verbracht Ihr Tod wurde von der Gestapo am 3 Mai 1943 vermeldet 7 Das Gnadengesuch eines ihrer Kinder an Ottersbach blieb erfolglos 2 3 Mitwirkung an Todesurteilen Bearbeiten Ottersbach hatte 1942 fur die Teilnahme an der Schwarzschlachtung einer Kuh gegen Eduard Rodak die Todesstrafe beantragt Am 19 Mai 1942 wurde Rodak antragsgemass verurteilt Bronislawa Cielcielska und Ottilie Wojcikiewicz hatten ohne Brotmarken Brote verkauft und schliesslich Brotmarken gefalscht um den Behorden nicht aufzufallen Auch in diesem Fall beantragte Ottersbach die Todesstrafe am 23 Juli 1942 wurden beide hingerichtet 3 Nachkriegszeit Sonderdezernat Politische Strafsachen Luneburg BearbeitenNach Aussagen des ehemaligen Leiters der Gedenkstatte in der JVA Wolfenbuttel Wilfried Knauer wies eine stichprobenartige Sichtung der Akten in Staatsschutzsachen der 1950er eine bemerkenswerte Parallelitat ja sprachliche Ubereinstimmung in Anklagen und Urteilsbegrundungen zwischen Verfahren vor nationalsozialistischen Sondergerichten nach dem Heimtucke Gesetz von 1934 oder der Volksschadlings Verordnung von 1939 und Verfahren vor Staatsschutzkammern in den 50er Jahren 8 Karl Heinz Ottersbach wurde in der Nachkriegszeit als Staatsanwalt tatig und war am Landgericht Luneburg fur derartige politische Straftaten zustandig 9 An der Spitze der justizformigen Kommunistenverfolgung in der Bundesrepublik stand das Landgericht Luneburg Hier konnte Ottersbach unmittelbar an seine Ansichten aus der NS Zeit anknupfen 10 So hielt er einem Kommunisten in einer Strafverhandlung vom 13 Mai 1960 straferschwerend vor dass er aus seinen Zuchthausstrafen von 1933 und 1940 wegen Wehrkraftzersetzung nichts gelernt habe 10 5 9 Ein Fall ist der des Journalisten und KPD Mitglieds Walter Timpe der u a fur die Tageszeitung Die Wahrheit Neue Niedersachsische Volksstimme schrieb Im Mai 1955 musste er sich der damals 24 jahrige Journalist wegen kritischer Zeitungsartikel uber Konrad Adenauer vor dem Landgericht Luneburg verantworten Timpe hatte sich in seinen Artikeln gegen die Wiederaufrustung der Bundesrepublik und die NS Vergangenheit von amtierenden Ministern gewandt und u a Details uber die NS Vergangenheit von Bundesvertriebenenminister Theodor Oberlander veroffentlicht Als Anklagevertreter trat Ottersbach auf als Richter Konrad Lenski 1901 der sowohl am Reichskriegsgericht als auch in Strassburg zahlreiche Todesurteile gefallt hat a a hat er eine grossere Anzahl von franzosischen Widerstandskampfern zum Tode verurteilt 11 Aus Timpes Kritik an dem Verbot von KPD und der kommunistischen Jugendorganisation FDJ leitete Ottersbach als Anklagevertreter eine Radelsfuhrerschaft in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung ab und legte dem Journalisten Beihilfe zur Geheimbundelei in verfassungsfeindlicher Absicht zur Last 12 13 1965 wurde Ottersbach wegen seiner Tatigkeiten an den Sondergerichten vorzeitig in den Ruhestand versetzt 5 Auseinandersetzungen um Ottersbach BearbeitenDas 1965 von der Nationalen Front in Ostberlin herausgegebene Braunbuch der DDR enthielt u a die Namen von Lenski und Ottersbach als amtierende aufgrund ihrer vormaligen Tatigkeit in der NS Judikatur belasteter Justizjuristen in Westdeutschland Noch im Jahre 1964 stimmte der Ausschuss fur Rechts und Verfassungsfragen des Niedersachsischen Landtags uber den Fall Ottersbach ab und kam gegen die Stimmen von zwei SPD Abgeordneten zu der Ansicht dass kein Grund zur Veranlassung von personellen Massnahmen im Fall Ottersbach bestunden 14 Die Auseinandersetzung um den Staatsanwalt dauerte jedoch an Im Fruhjahr 1965 zitiert die Wochenzeitung Die Zeit den ehemaligen Stuttgarter Oberlandesgerichtsprasident Richard Schmidt zu dem Fall der erklart Dieser Fall ist der ubelste und der der am wenigsten Zweifel und Milderungsgrunde erkennen lasst 15 Literatur BearbeitenHelmut Kramer Entlastung als System Zur strafrechtlichen Aufarbeitung der Justiz und Verwaltungs Verbrechen des Dritten Reichs In Martin Benhold Hrsg Spuren des Unrechts Recht und Nationalsozialismus Beitrage zur historischen Kontinuitat Pahl Rugenstein Verlag Koln 1989 S 101 130 Einzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 446 a b Dorte Hinrichs Von Hitler zu Adenauer Die Zeit 29 November 2007 a b c d e Ulrich Vultejus Goldene Jugendzeit Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www celle im nationalsozialismus de In Werner Holtfort Norbert Kandel Wilfried Koppen Ulrich Vultejus Hinter den Fassaden Geschichten aus einer Deutschen Stadt Gottingen 1982 S 75 96 Braunbuch 3 Aufl S 107f a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Braunbuch 3 Aufl S 107f Braunbuch 3 Aufl S 107f Wilfried Knauer Politische Strafjustiz im Kalten Krieg Die Opfer der Staatsschutzrechtsprechung im Strafgefangnis Wolfenbuttel in den 50er und 60er Jahren RTF 15 kB a b Ingo Muller Furchtbare Juristen Kindler Verlag Munchen 1987 ISBN 3 463 40038 3 S 217 a b Helmut Kramer Entlastung als System Zur strafrechtlichen Aufarbeitung der Justiz und Verwaltungs Verbrechen des Dritten Reichs In Martin Benhold Hrsg Spuren des Unrechts Recht und Nationalsozialismus Beitrage zur historischen Kontinuitat Pahl Rugenstein Verlag Koln 1989 S 101 130 hier S 119 Harte Strafen und schnelle Begnadigungen Deutschlandradio Kultur 14 Februar 2007 Hermann G Abmayr Die vergessenen Opfer des Kalten Krieges RAV Infobrief Nr 97 2006 Helmut Kramer Gedenkstatte ohne Tater Memento des Originals vom 18 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kramerwf de Ossietzky H 12 2012 Anon Schutz fur Nazijuristen Neues Deutschland vom 21 Dezember 1964 Mit dem Dolch unter der Robe Die Zeit 12 Marz 1965Normdaten Person GND 1035107562 lobid OGND AKS VIAF 303313906 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ottersbach Karl HeinzKURZBESCHREIBUNG deutscher Staatsanwalt am SondergerichtGEBURTSDATUM 10 Juni 1912GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 20 Jahrhundert oder 21 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Heinz Ottersbach amp oldid 220884674