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Kachel ist im bairischen und schwabischen Sprachraum ein Schimpfwort fur eine Frau insbesondere in der Form von alte Kachel fur altes Weib 1 ausserdem eine abwertende Bezeichnung fur die weibliche Scham 2 3 In schwabischen Dialekten erscheint Kachel zusatzlich in der Bedeutung von dickes plumpes Weib 4 261 als Tratschkachel 4 116 in der Bedeutung Klatschbase und als Grauz 4 209 oder Mauzkachel 4 315 fur eine jammernde Frau Die Bruder Grimm vermerken zu Kachel 2 brunzkachel kammerkachel u a schon im 15 jh unter kachel allein verstanden wie heute topf 3 obscon vom weibe bes von alten weibern brunzkachel 5 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Literarische Verwendung 3 Weblinks 4 Einzelnachweise und AnmerkungenEtymologie BearbeitenDas Wort Kachel leitet sich ab aus mittelhochdeutsch kachel e fur irdener Topf 6 und althochdeutsch kahhala entlehnt aus dem Fruh Romanischen Vulgarlatein cacculus Kochgeschirr einer Variante des klassisch lateinischen caccabus vom Altgriechischen kakkabos Tiegel Schmorpfanne ursprunglich dreibeiniger Kessel zuruckgehend auf ein semitisches Lehnwort Quelle unklar 7 Umgangssprachlich ist mit Brunzkachel ein Nachttopf gemeint im ubertragenen Sinne Schimpfwort fur eine Person die haufig uriniert 8 Literarische Verwendung Bearbeiten Abraham der Sara die alte Kachel zum Weibe gehabt Martin Luther Luther s Werke I Ausgabe von Jena 1555 1558 S 299 9 Mit diser weiss wann diss gelten solt mocht einer ein jden Hautjuckigen Vogel fur ein Gauch ansehen ein Sau fur ein Baier ein Nuss fur eyn Schwaben eyn Geiss fur ein Schneider ein Maulthier fur ein Francken ein Schlesischen Esel fur aller Hasen Grossmuter ein Pomerisch Storckennest fur Salat ein Ku fur ein Schweitzer ein Toringisch Pflugradlin fur ein Prettstell ein weisen Hund fur ein Mullerknecht die Eselin fur Frau Mullerin ein Hasenkopff fur ein Niderlander ein Hammel fur ein Flamming ein Kachel fur ein Basslerische Kochin Johann Fischart Geschichtklitterung Gargantua Text der Ausgabe letzter Hand von 1590 10 11 Ich liess es gut seyn und legte mich mit meiner alten Schachtel alle Abend zu Bette als hatte ich die Junge nie lieb gehabt Doch war diss meine Plage dass ich allen Gasten Gesellschafft leisten muste dann wer Lust zu sauffen hatte dem solte ich zu Gefallen das Tannzapffen Bier in den Leib giessen davon ward ich endlich so ungesund dass ich meinem Leibe keinen Rath wuste zu grossen Glucke kam eine Rechts Sache zu Ende davon ich 2000 Thl participirte und meine alte Kachel starb in Kindesnothen Christian Weise Die drei argsten Erznarren in der ganzen Welt 1672 12 Er hat einige Klepper und seine Frau ist fahrtoll Was hat denn der arme Schelm gesundiget Er wurde ia gezwungen es zu thun Sie die B kachel verdiente eher von einem Stier in die Lufft geworfen zu werden Aber wer den Esel nicht prugeln kann prugelt den Sattel Wilhelm Heinse Die Petronubersetzung Wilhelm Heinses Petronius Arbiter Begebenheiten des Enkolp Satyricon 1773 13 Besser eine alte Kachel als gar keinen Ofen sagte der Topfer als er sich eine funfzigjahrige geheirathet hatte Karl Friedrich Wilhelm Wander Hrsg Deutsches Sprichworter Lexikon Band 2 Leipzig 1870 Spalte 1086 Ach so Da ist die alte verliebte Kachel auch mit bei der Sippe Karl May Unter den Werbern Humoristische Episode aus dem Leben des alten Dessauer von Karl May 1876 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Kachel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Heinz Kupper Pons Worterbuch der deutschen Umgangssprache Klett Stuttgart 1987 S 385 als unvertragliche alte Frau seit dem 16 Jahrhundert Rudolf Schutzeichel et al Althochdeutsch Winter Heidelberg 1987 S 1110 Nach Kupper 1987 aus der Bedeutung von kleine Grube seit dem 17 Jahrhundert a b c d Hermann Fischer HermannTaigel Schwabisches Handworterbuch 3 Auflage Mohr Siebeck Tubingen 1999 Kachel In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 11 K V S Hirzel Leipzig 1873 woerterbuchnetz de Nach Kupper 1987 mit den Bedeutungen Nachtgeschirr im Mittelhochdeutschen und irdener Topf seit dem 15 Jahrhundert Friedrich Kluge Elmar Seebold Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache 24 Auflage De Gruyter Berlin 2002 S 458 gomeck de Zitiert nach Karl Friedrich Wilhelm Wander Hrsg Deutsches Sprichworter Lexikon Band 2 Leipzig 1870 Sp 1086 zeno org Karl Friedrich Wilhelm Wander merkt in Deutsches Sprichworter Lexikon Band 2 Leipzig 1870 Sp 1086 zu diesem Zitat an Steht hier wol in der Bedeutung von alter Frau unter Berufung auf den Eintrag bei Grimm V 11 3 FISCHART von Gargantuas kleidung redend uber seinen latz dann so lang weit und breit er war so wol war er von innen proviandiert oho er dorft nicht wie jener baurenhebel ein ganskrag drein stecken gleich wie die Baslerkacheln lumpen fur dutten bruste Garg 115a 206 Sch vgl 123a 222 ein kachel fur ein Baslerische kochin ansehen das ist wol vielmehr wie buchse schachtel quintipse die man z b in Thuringen Sachsen als schimpf neck oder liebkosendes kraftwort horen kann selbst harmlos gebraucht und ahnungslos fur kinder und in frauenmund wahrend sie ursprunglich die weibliche scham bezeichnen so sehr vergessen sich und schwachen sich dergleichen kraftworter Johann Fischart Geschichtklitterung Gargantua Dusseldorf 1963 S 176 zeno org Die drei argsten Erznarren in der ganzen Welt Halle an der Saale 1878 S 47 zeno org Begebenheiten des Enkolp Satyricon In Wilhelm Heinse Sammtliche Werke Band 2 Leipzig 1903 S 90 zeno org Unter den Werbern In Deutsches Familienblatt Band 2 Heft 5 Dresden 1876 S 74 zeno org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kachel Schimpfwort amp oldid 214444307