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Die Allgemeine Preussische Staatszeitung war das Verkundungsblatt der preussischen Regierung um die Untertanen uber die Politik des Staates zu informieren Sie erschien erstmals am 2 Januar 1819 und folgte einer Idee des Staates Preussen aus dem Jahre 1810 ein regierungsfreundliches Medium ins Leben zu rufen dessen Zweck ware auf die neuen Verfugungen Massregeln und Gesetze der Regierung die Unterthanen des preussischen Staates vorzubereiten oder nach der Publication diese Verordnungen zu erlautern und ihre Zweckmassigkeit zu zeigen 1 Ab dem 1 Juli 1843 hiess die Zeitung Allgemeine Preussische Zeitung ab 1 Mai 1848 Preussischer Staats Anzeiger Zum 1 Juli 1851 wurde daraus Koniglich Preussischer Staats Anzeiger Nach der Reichsgrundung ubernahm ab dem 4 Mai 1871 der Deutsche Reichsanzeiger die Aufgaben der Allgemeinen Preussischen Staats Zeitung zunachst als Deutscher Reichs Anzeiger und Koniglich Preussischer Staats Anzeiger ab 12 November 1918 als Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger Stiftungsurkunde November 1818 Erste Seite der Ausgabe vom 2 Januar 1819Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Aufbau und Erscheinungsverlauf der Staatszeitung 3 Leitung 4 Die Ara Heun und das abgewendete Ende der Staatszeitung 5 Scheitern der preussischen Pressepolitik 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenErste Ideen zur Grundung eines Regierungsblattes gab es schon zu Beginn des 19 Jahrhunderts Zu der Zeit hatte Preussen noch mit dem kostspieligen Erbe der friderizianischen Ara zu kampfen Reformen wurden verabschiedet die furs Volk Einschnitte bedeuteten Darum musste die preussische Regierung auf andere Art und Weise dem Volk Zugestandnisse machen Dazu gehorte dass die preussische Pressepolitik liberaler wurde und dadurch Zensuren gelockert wurden Zur Forcierung der Idee einer Staatspresse fuhrte die napoleonische Besatzung im preussisch deutschen Reich Mit dem Le Moniteur hatte das napoleonische Frankreich bereits eine eigene Staatspresse die die Vorhaben der Regierenden vor dem Volk erklaren und rechtfertigen sollte Vor allem aber wurden in dem Blatt der Franzosen wuste Diffamierungen gegen das preussische Konigshaus ausgestossen Diese Beleidigungen zeigten uberall im Verbreitungsgebiet Wirkung Der Moniteur bewahrte sich als probates Propaganda Instrument der Franzosen Nicht zuletzt von dieser Wirkung beeindruckt unterbreiteten in der Folge immer wieder hohe preussische Beamte ihrem Konig das Angebot eine eigene Staatspresse zu grunden die den franzosischen Diffamierungen entgegenwirken sollte Auch zur Rechtfertigung anstehender Reformen gegen den aufbegehrenden Liberalismus musste ein Propaganda Instrument her Beamte wie Karl August von Hardenberg oder Karl August Varnhagen von Ense setzten sich fur die Grundung einer offiziosen Staatspresse ein Ende des Jahres 1818 war es dann so weit und mit Kabinettsordre vom 19 November genehmigte der preussische Konig den Plan fur die neue Zeitung Ich bin mit dem von Ihnen Mir vorgelegten beykommend zuruckgehenden Plane zur Herausgabe einer neuen Zeitung die unter einer besonderen Leitung der Regierung erscheinen soll voellig einverstanden genehmige auch dass die obere Redaktion dem Geheimen StaatsRathe von Staegemann als bey Ihnen vortragendem Rathe ubertragen werde und uberlasse Ihnen die weitere Ausfuhrung anzuordnen Achen den 19 November 1818 Friedrich Wilhelm Stiftungsurkunde November 1818 Am Ende vieler Diskussionen stand der Entwurf der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung Erster Chefredakteur wurde wie angekundigt der Staatsbeamte Friedrich August von Staegemann nbsp Ausgaben nach Jahr 1819 1945 Aufbau und Erscheinungsverlauf der Staatszeitung BearbeitenDie Allgemeine Preussische Staatszeitung bestand aus zwei inhaltlich getrennten Teilen Der erste Teil auch offizieller Teil genannt beinhaltete Meldungen uber die Ereignisse am preussischen Konigshof Beforderungen Ehrenbekundungen und die Ankundigung offizieller Feierlichkeiten Das wichtigste am offiziellen Teil der Zeitung waren aber die Bekanntmachungen von Gesetzen und Verordnungen von hoheren Behorden die von offentlichem Interesse waren Der inoffizielle Teil bestand aus Artikeln uber die wichtigsten Begebenheiten im In und Ausland Wahrend die Auslandsartikel lediglich pure Fakten wiedergaben konnten Artikel zum Inlandsgeschehen durchaus rasonierend sein Aufsatze uber interessante Kunst und wissenschaftliche Abhandlungen sollten das Angebot der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung abrunden Wahrend zu Beginn meist nur zwei Ausgaben pro Woche herausgegeben wurden erfolgte bald schon ein Wechsel auf tagliche Ausgaben auch sonntags Mit 413 Ausgaben gab es im Kriegsjahr 1870 teilweise auch Morgen und Abendausgaben am gleichen Tag Leitung BearbeitenDer Staatsbeamte Friedrich August von Staegemann 1763 1840 wurde zunachst mit der Leitung der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung betraut Allerdings war er vom Projekt nicht uberzeugt und bekundete seine geringe Motivation an leitender Stelle mitzuarbeiten in einem Brief an Rahel Varnhagen von Ense Der Staatskanzler hat die Herausgabe einer allgemeinen preussischen Staatszeitung mit dem 1 Januar beschlossen und zugleich bestimmt dass ich die obere Leitung ubernehmen soll Ich wurde nichts dagegen haben wenn ich irgend etwas von solchen Sachen verstande Da die C O Cabinets Ordre aber da ist so muss ich mich schon unterwerfen und fur s erste nur dahin sehen dass ich mich nicht zu arg prostituire 1 Von Staegemann konnte im Sommer 1820 auf eigenes Betreiben die Leitung der Staatszeitung abtreten Als Nachfolger wurde der Geheime Hofrat Karl Heun fur die Zwecke der Zeitung gewonnen Heun veroffentlichte bereits vorher unter dem Pseudonym Heinrich Clauren einige belletristische Werke Heun war sowohl Literat als auch Staatsbeamter Wahrend der ganzen Zeit hat es keine feste Redaktion gegeben Vielmehr haben die verantwortlichen Leiter versucht freie Mitarbeiter aus dem Beamtenapparat oder aus Literatenkreisen zu gewinnen Karl Heun wurde zum Ende des Jahres 1823 von der Leitung der Staatszeitung entbunden Die Chefredaktion wurde in die Hande von Karl Ernst John gegeben was sich als negativ fur die Entwicklung der Zeitung erwies John brachte keinerlei Erfahrungen fur ein journalistisches Unternehmen mit Ganz im Gegenteil Er hatte bis dahin als Zensor gewirkt Schon aus seiner Zeit als Sekretar Goethes brachte er einen schlechten Ruf mit da er seine Tatigkeiten dort nur sehr unzuverlassig ausgefuhrt haben soll Mit ihm sank die Auflage des Blattes unaufhorlich In den Jahren 1830 31 wendete sich das Blatt aber Der fur die Staatszeitung zustandige Minister fur Auswartige Angelegenheiten Christian Gunther von Bernstorff stellte dem indisponierten Chefredakteur John den Kurator Johann Karl Heinrich Philipsborn zur Seite Mit ihm wuchs die Allgemeine Preussische Staatszeitung zu einem angesehenen gefragten Leseobjekt heran 2 Die Ara Heun und das abgewendete Ende der Staatszeitung BearbeitenUnter der Leitung von Karl Heun erfuhr die Zeitung erst einen Aufschwung was die Aktivitat und das Engagement anbelangt Heuns Bemuhen ging aber schnell mit einer Budget Uberschreitung einher Der preussische Konig billigte der Staatszeitung nur einen sehr knapp bemessenen finanziellen Spielraum zu Insgesamt konnte man behaupten dass der Konig seinem Regierungsorgan nur wenig Bedeutung beigemessen hat Im Vergleich genoss das franzosische Pendant Moniteur eine sehr hohe Prioritat Napoleon selbst erwies sich hier als eifriger Beitragsautor Unter Heuns Regie hatte die Staatszeitung in ihrer ohnehin wenig beliebten Lage auch noch zwei grobe Fehler geleistet Peinlicherweise veroffentlichte die Staatszeitung im Oktober 1820 in einer Handelsubersicht Angaben zum Schmuggel uber die preussisch russische Grenze Wenig spater veroffentlichte die Staatszeitung gegen den Willen des Zensors einen Nachdruck aus der Mainzer Zeitung In diesem wurde das Erscheinen der griechischen Flotte vor Konstantinopel thematisiert mit dem Kommentar man habe genau so gut wie andere Blatter das Recht uber den griechisch turkischen Krieg Lugen zu verbreiten Die Staatszeitung wurde zum Gespott der Leute Das Ansehen der Zeitung litt in dieser Zeit schwer 3 Staatskanzler Hardenberg sah sich gezwungen das Konzept des Regierungsblattes nachdrucklich zu formulieren Es komme einzig und alleine darauf an falsche Urteile uber Preussen zu korrigieren Angriffe nach aussen zuruckzuweisen Nach dem Tod des Staatskanzlers Hardenberg verlor das Blatt auch seinen letzten Fursprecher am Hofe des Konigs Die preussischen Minister schlugen dem Konig vor das Erscheinen des Blattes einzustellen Zur Begrundung hiess es Die Staatszeitung habe durch unvorsichtige und unpassende Ausserungen selbst zu Beschwerden fremder Hofe Anlass gegeben 4 Zudem habe die Zeitung den Hang zur Erzahlung abentheuerlicher Geschichten Frevel und Verbrechen ohne Erwahnung der Folgen davon 4 Diese Art von Journalismus wurde fur ein Regierungsorgan als unangemessen angesehen Weitere Probleme fur das Erscheinen der Zeitung stellten die Karlsbader Beschlusse und das preussische Zensuredikt dar Sie verschlechterten die Arbeitsbedingungen Der Entschluss der Minister zur Einstellung der Staatszeitung im Januar 1832 wurde allerdings nicht umgesetzt Letztendlich entschied sich Konig Friedrich Wilhelm III dafur die Zeitung weiter beizubehalten 5 Genaue Grunde dafur sind nicht dokumentiert Es ist anzunehmen dass der Konig die Vorzuge der Zeitung in der Propagierung der Zoll und Handelspolitik erkannte und nicht zuletzt gegen den Entschluss seiner Minister stimmte Zudem erkannten Konig und Regierung immer mehr die Wichtigkeit der offentlichen Meinung und waren bestrebt diese moglichst zu lenken Scheitern der preussischen Pressepolitik BearbeitenOberstes Gebot schien es der preussischen Regierung zu sein die neu erkannte Kraft der offentlichen Meinung zu kontrollieren und zu lenken Aufkommendem liberalen Gedankengut in den 1810er Jahren wurde durch die Karlsbader Beschlusse ein Riegel vorgeschoben In der Pressepolitik mundete das in einem strengen Zensuredikt Aus Furcht vor grossen Umwalzungen wie der vorausgegangenen Franzosischen Revolution wollte die preussische Regierung das Verbreiten kritischer Schriften verhindern Das fuhrte dazu dass sich die Intelligenz mehr und mehr vom Staat distanzierte Der Politiker Friedrich von Raumer stellte dazu fest Anstatt die schreibende und lesende Welt fur grossere echte Freiheit zu erziehen und ich mochte sagen der literarischen Grossjahrigkeit immer naher zu bringen hat vielmehr die Strenge und Aengstlichkeit der Aufsicht allmahlich zugenommen so dass Preussen einst in dieser Beziehung der freigesinnteste und der Treue sowie dem Verstande seiner Unterthanen am meisten vertrauende Staat jetzt fast hinter allen anderen zurucksteht 6 Wollte die preussische Regierung die offentliche Meinung lenken so sah sie sich doch vor dem Hindernis dass sie mit ihren Instrumenten wie der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung nur eine kleine Gesellschaftsschicht erreichte Dem grossten Bevolkerungsteil des Reiches fehlte die Moglichkeit am politischen Leben teilzunehmen Die alten Werte wie Ortsgebundenheit Kirchenbindung und Konigsverehrung wurden erst langsam infrage gestellt Diesen Wandlungen stand die preussische Staatsfuhrung ablehnend gegenuber Es gab kaum aufgeschlossene Politiker die aufgeschlossen eine an die neuen Verhaltnisse angepasste Pressepolitik hatten vorantreiben konnen Es fehlte ihnen durch ihre Sozialisation die Phantasie sich die Folgen einer Pressefreiheit vorstellen zu konnen Mit der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung sollte ein Instrument erschaffen werden um die alten Werte des obrigkeitsorientierten Preussens zu konservieren Allerdings fehlte es der Staatszeitung an Konzeption und Blattlinie sodass sie ihre Ziele nicht ganzlich hat erreichen konnen Die Staatszeitung war finanziell wie publizistisch ein Misserfolg da sie letzten Endes als allseits ungeliebtes Medium zuallererst zur Entfremdung zwischen Regierung und Volk beigetragen hatte Ihre Handhabung als ausschliessliches Instrument der Regierung und das Ausmass der Knebelung der Presse zeigt die Auspragung obrigkeitlich burokratischer Herrschaft in Preussen Mit dem Ausweg der preussischen Bevolkerung aus der politischen Unmundigkeit und dem Entstehen burgerlichen Selbstbewusstseins wurde die preussische Pressepolitik und mit ihr die Allgemeine Preussische Staatszeitung uberrannt Gegen Ende der 1830er Jahre wurde die Presse lebhafter und vielfaltiger 7 Literatur BearbeitenJohann Caspar Struckmann Staatsdiener als Zeitungsmacher Die Geschichte der Allgemeinen Preussischen Staatszeitung Kleine Beitrage zur Geschichte Preussens Band 1 Haude und Spener Berlin 1981 ISBN 3 7759 0240 6 Rudolf Lantzsch Zur Geschichte des Deutschen Reichsanzeigers und Preussischen Staatsanzeigers Ein Ruckblick zu seinem 120jahrigen Bestehen In Deutscher Reichs und Preussischer Staatsanzeiger Band 1 Verlag Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger Berlin 1939 Beilage 1 Universitatsbibliothek Mannheim Rudolf Lantzsch Ein Berliner und deutsches Zeitungsjubilaum Zum 125jahrigen Jubilaum des Deutschen Reichsanzeigers und Preussischen Staatsanzeigers In Das Deutsche Druckgewerbe Jg 2 Nr 1 Berlin Frankfurt a M 1944 S 12 14 16 Universitatsbibliothek Mannheim auch in Nr 2 S 42 44 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutscher Reichsanzeiger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karl Marx Debatten uber Pressfreiheit und Publikation der Landstandischen Verhandlungen In mlwerke de uber die Preussische Staatszeitung DNB 1046540564 Allgemeine Preussische Staats Zeitung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Deutscher Reichsanzeiger und Preussischer Staatsanzeiger Universitatsbibliothek Mannheim Periodika Allgemeine preussische Staats Zeitung im Deutschen Zeitungsportal neue Digitalausgabe der Universitatsbibliothek Mannheim noch im Aufbau Einzelnachweise Bearbeiten a b Die Preussische Staatszeitung auf preussen chronik de Struckmann Staatsdiener als Zeitungsmacher 1981 S 96 ff Struckmann Staatsdiener als Zeitungsmacher 1981 S 88 a b Rudolf Lantzsch Geschichte des deutschen Reichsanzeigers 1939 Struckmann Staatsdiener als Zeitungsmacher 1981 S 95 ff Friedrich von Raumer Lebenserinnerungen und Briefwechsel Band 1 Brockhaus Leipzig 1861 S 357 Scan in der Google Buchsuche Struckmann Staatsdiener als Zeitungsmacher 1981 S 118 Normdaten Werk LCCN n82015747 VIAF 184285434 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeine Preussische Staatszeitung amp oldid 236911294