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Die Geschichte der Juden in Gelsenkirchen geht belegbar zuruck in das Jahr 1812 1885 wurde die erste Alte Synagoge eroffnet 1 1945 wurde nach der Zeit des Nationalsozialismus eine neue Judische Gemeinde in Gelsenkirchen begrundet sie ist Mitglied im Landesverband der Judischen Gemeinden von Westfalen Lippe 2007 wurde die Neue Synagoge eroffnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die ersten judischen Familien 1 2 Grundung einer eigenen Gemeinde 1874 2 Zeit des Nationalsozialismus 2 1 Neuanfang nach 1945 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDie ersten judischen Familien Bearbeiten 1812 wurde im damaligen Dorf Gelsenkirchen erstmals ein Jude erwahnt der wahrscheinlich als Vorstand einer Familie zur nicht mehr bestehenden Judischen Gemeinde in Wattenscheid gehorte 1829 waren es bereits drei Familien Ruben Levy Ruben Baruch Simon und Herz Heimann 1830 kam noch die Familie Michael Abraham Wurzburger dazu Infolge der Industrialisierung und des einhergehenden Bevolkerungswachstums Gelsenkirchens seit dem Eisenbahnanschluss 1847 wuchs auch die Anzahl der Juden 1860 gab es bereits 60 judische Einwohner die 1863 einen Betsaal in der oberen Etages des Hofgebaudes Hochstrasse 34 heute Hauptstrasse anmieteten Nur vier Jahre spater wurde ein Grundstuck in der Neustrasse heute Gildenstrasse 4 gekauft und ein zweistockiges Gemeindehaus mit einem Betsaal mit 50 Platzen einem Klassenzimmer einer Mikwe und einer Wohnung fur den Hausmeister errichtet Grundung einer eigenen Gemeinde 1874 Bearbeiten 1873 74 erfolgte die Loslosung von der Gemeinde Wattenscheid was die Zahlung eines Ausgleichs fur die Gebuhren die Wattenscheid nun entgingen zur Folge hatte Nur die Juden Uckendorfs waren weiterhin Mitglieder in Wattenscheid und wurden erst 1908 Mitglieder in Gelsenkirchen In dieser Zeit wurde auch ein eigener Friedhof an der Wanner Strasse erworben 10 Jahre spater erfolgte der Bau einer neuen Synagoge die am 21 August 1885 eingeweiht und spater mit einer Orgel ausgestattet wurde Die Gemeinde folgte den Grundsatzen des liberalen Judentums und die Gottesdienste wurden nach modernen fortschrittlichen Grundsatzen geordnet Die Gebete waren uber weite Strecken in deutscher Sprache und nur die wichtigen Kerngebete wurden in hebraischer Sprache verrichtet Die liberale Ausrichtung der Gemeinde veranlasste eine Gruppe orthodoxer Juden um den Nervenarzt Max Rubens 1865 1927 2 3 und dessen Schwager den Kinderarzt Max Meyer 1884 nach 1969 4 mit Abraham Frohlich aus Mergentheim eine eigene Austrittsgemeinde zu bilden Sie wurde 1920 unter dem Namen Adass Jisroel gegen den Widerstand der Bezirksregierung gegrundet Rubens stammte aus einer alteingesessenen Gelsenkirchener Arzt und Kaufmannsfamilie sein Bruder war der bekannte Gelsenkirchener Mobelhandler Salomon Rubens 1867 1938 5 Abraham Frohlich lebte seit etwa 1910 in der Stadt und zahlte zur deutschen Orthodoxie die vom Chassidismus beeinflusst war Im Hof seines Hauses auf der Florastrasse 76 stellte er Chassidim aus Osteuropa ein Haus als Betstube mit Mikwe zur Verfugung Zudem gab es eine Betstube der polnischen Juden in einem Hinterhof auf der Arminstrasse Die orthodoxe Amos Loge traf sich in gemieteten Raumlichkeiten auf der Bahnhofstrasse Nr 14 Die orthodoxe Gemeinde traf sich auch in Raumlichkeiten an der Husemannstrasse Etwa ab 1922 wirkte Joseph Weiss als orthodoxer Rabbiner des Vereins zur Wahrung der religiosen Interessen des Judentums in Westfalen fur einige Zeit in Gelsenkirchen In der liberalen Gemeinde wirkte seit 1914 der aus Posen stammende Rabbiner Siegfried Galliner als Gemeinderabbiner Er emigrierte 1938 nach London und verstarb dort 1960 In Gelsenkirchen begrundete er unter anderem den Judischen Schulerbund Chewras talmidim um das Zusammengehorigkeitsgefuhl der Schuler zu starken Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenDie Synagoge und das Gemeindehaus wurden wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstort Es sind heute unter anderem folgende Geschafte und Arztpraxen bekannt die judischen Familien gehorten darunter allein an der Bahnhofstrasse 6 Moritz Gross Schuhe Bahnhofstr 13 Erich Neuwald Konfituren Bahnhofstr 14 Markus Cohen Konfektion Bahnhofstr 19 S Grossmann Hute Bahnhofstr 20 Gompertz GmbH Pelz u Mode Bahnhofstr 22 B Windmuller Feinkost Bahnhofstr 23 Ella Wimpfheimer Textilwaren Bahnhofstr 33 Theodor Lowenstein amp Co Putz u Modewaren Bahnhofstr 33 Bamberger Manufakturwaren und Konfektionshandlung Bahnhofstr 35 Isidor Wollenberg Konfektion Bahnhofstr 36 Josef Stamm Putz u Modewaren Bahnhofstr 38 Hugo Broch Mobel Bahnhofstr 40a Eisig Halpern Wasche Bahnhofstr 42 Dr Hugo Alexander Hautarzt Bahnhofstr 42 Gustav Carsch amp Co GmbH Damen u Herren Konfektion Bahnhofstr 48 52 Appelrath amp Cupper GmbH Damenkonfektion Bahnhofstr 49 Friedrich Winter Weissware Bahnhofstr 54 Gebr Alsberg Kaufhaus Bahnhofstr 55 65 heute WEKA Karree Gebruder Goldblum Herren Konfektion Bahnhofstr 62 Fritz Goldschmidt Tabakwaren Bahnhofstr 71 Hermann Oppenheimer Konfektion Bahnhofstr 76 Otto Samson Schuhhaus Bahnhofstr 78 Leopold Mosbach Manufakturwaren Bahnhofstr 80 Leo Toppermann Schneider Bahnhofstr 80 Jenny Boley Herrenartikel Bahnhofstr 85Neuanfang nach 1945 Bearbeiten nbsp Neue Synagoge1945 wurde in Gelsenkirchen von Heimkehrern und Juden die in der NS Zeit ins Ruhrgebiet verschleppt worden waren unter Fuhrung des aus Weilburg stammenden Robert Jessel das Gelsenkirchener Judische Hilfskomitee gegrundet 7 welches sich in der Feldmark Schwindstrasse befand und aus dem die Kultusgemeinde hervorging Seit 1956 leitete der Gelsenkirchener Geschaftsmann Kurt Neuwald fur viele Jahre die Gemeinde Sie war seit ihrer Grundung eine Einheitsgemeinde sollte also liberalen konservativen und orthodoxen Juden eine Heimat bieten Anders war es auch gar nicht moglich denn es gab einfach zu wenige Juden um allen eine besondere Gemeinde zu bieten 1958 wurden die Gemeinderaume in der Von der Recke Strasse bezogen wo auch ein Bethaus errichtet wurde Die Gottesdienste wurden nach orthodoxem Ritus gehalten Zur Erinnerung an die Zerstorung der alten Synagoge wurde 1963 auf dem Grundstuck in der Georgstrasse eine Mahntafel angebracht 1993 wurde das Gelande vor dem fruheren Standort der Synagoge in Platz der alten Synagoge umbenannt Siehe auch Gelsenkirchen Buer Judische Gemeinde Seit 1990 kamen vermehrt Juden aus den ehemaligen Staaten der Sowjetunion nach Gelsenkirchen Nachdem die Gemeinde auf uber 400 Mitglieder angewachsen war legte Paul Spiegel am 9 November 2004 den Grundstein fur eine neue Synagoge am alten Standort Am 1 Februar 2007 wurde das Haus feierlich eroffnet Der Betraum bietet Platz fur insgesamt 400 Beter zusatzlich ist ein Gemeindezentrum mit Veranstaltungsraum angeschlossen 2021 hatte die Gemeinde 304 Mitglieder 8 Die Gemeinde positioniert sich als traditionell orthodox 9 Der aus Essen stammende Chaim Kornblum war nach dem Bau der neuen Synagoge einige Jahre der Rabbiner der Gemeinde 10 In der Gemeinde wurde der Judische Kulturverein Kinor gegrundet sowie der judische Sportverein Makkabi der von Vladimir Veitsmann aufgebaut wurde Literatur BearbeitenAndrea Niewerth Ortsartikel Gelsenkirchen in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Munster hg von Susanne Freund Franz Josef Jakobi und Peter Johanek Munster 2008 S 337 350 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen Einzelnachweise Bearbeiten Alte Synagoge Rubens Max Ein Fall von Einwirkung von Masern auf Psoriasis vulgaris D med Wochenschr Leipzig 36 1910 125 126 Zitiert nach John William Henry Eyre Red International Catalogue of Scientific Literature Tenth annual issue R Bacteriology 1910 11 Royal Society of London April 1914 S 289 Dr Max Rubens Gelsenkirchen Die Behandlung rheumatischer Erkrankungen mit intravenosen Salizyleinspritzungen In Deutsche Medizinische Wochenschrift 41 Heft 50 Dezember 1915 S 1491 f Entdeckungen Chajms Sicht 30 Januar 2010 abgerufen am 21 April 2021 Fritz Ostkamper Im Dritten Reich ins Exil geflohene Schuler des KWG Forum Jacob Pins im Adelshof Duren 2019 abgerufen am 21 April 2021 http www gelsenzentrum de juedische geschaefte htm AJR Information Monatsblatt der Association of Jewish Refugees in Great Britain London Juli 1946 Seite 50 ZWST Mitgliederstatistik 2021 abgerufen am 13 November 2022 Vorstellung auf der Internetseite der Gemeinde aufgerufen am 11 November 2019 Portrat Rabbiner Chaim Kornblum In Judische Allgemeine 19 November 2018 abgerufen am 21 April 2021 Weblinks BearbeitenJudische Gemeinde Gelsenkirchen Judisches Leben in Gelsenkirchen von 1870 bis heute auf der stadtischen Homepage Chaim Guski Geschichte des Judentums in Gelsenkirchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judisches Leben in Gelsenkirchen amp oldid 237960210