Die evangelische Johanniskirche in Heldra, im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude mit einem mittelalterlichen Chorturm und einem später angesetzten Kirchenschiff aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kirchengemeinde Heldra gehört mit den Gemeinden Altenburschla und Völkershausen zum Kirchspiel Altenburschla. In Altenburschla ist auch der Sitz des Pfarramts. Mit der Kirchengemeinde Wanfried bildet das Kirchspiel Altenburschla einen Gemeindeverband und arbeitet im Kooperationsraum Meinhard-Wanfried mit dem Kirchspiel Niederdünzebach und dem Gesamtverband Meinhard zusammen. Die Gemeinden befinden sich im Kirchenkreis Werra-Meißner, innerhalb der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im Sprengel Kassel.
Der erstmals im Jahr 876 als Heldron erwähnte Ort liegt im Treffurt-Wanfrieder Werratal, dem südlichsten Teil des Unteren Werratales und wird von thüringischem Gebiet umgeben. Durch eine nach dem Zweiten Weltkrieg vorgenommenen Grenzziehung befand sich Heldra im Nachkriegsdeutschland in einem schmalen Zipfel, der an drei Seiten von den aufwendigen Grenzanlagen der DDR umschlossen war. Zugang zum Ort war in dieser Zeit nur durch einen rund 1,5 km breiten Korridor aus nördlicher Richtung möglich. Im Rahmen der hessischen Gebietsreform wurde Heldra am 1. April 1972 als Ortsteil in die Stadt Wanfried eingegliedert.
Geschichte Bearbeiten
Das Untergeschoß des Chorturms ist der älteste Teil der Kirche und ein Relikt aus dem 13. Jahrhundert. In dieser Zeit war Heldra im Besitz der Herren von Treffurt, die zu Beginn des thüringisch-hessischen Erbfolgekrieges im Jahr 1247 im Ort mit der Errichtung der „Hellerburg“ begannen. Nach der Niederlage der Treffurter Ritter wurden die bereits vollendeten Teile der Burg abgerissen, nur der halbfertige, rund neun Meter hohe Turm blieb stehen. In seinem Inneren soll schon sehr früh eine Kapelle eingerichtet worden sein. Als mit der wachsenden Zahl der in Heldra lebenden Menschen der Raum zu klein geworden war, wurde um 1440 ein Kirchenschiff aus Feldsteinen und Lehm an die Westseite des Turms angebaut. Dessen Fachwerkobergeschoss und das abschließende Zeltdach stammen aus der Zeit um 1825.
In den Jahren von 1844 bis 1845 wurde das Kirchenschiff durch einen Neubau aus Sandstein nach Plänen des Eschweger Landbaumeisters Anton Jacob Spangenberg (* 26. Juni 1796; † 21. Oktober 1882) auf seine heutige Größe erweitert. Spangenberg entwarf für die Kirche einen schlichten Bau in klassizistischer Form, dessen Innenraum dem klaren Gefüge des Außenbaues folgte. Der nahezu quadratisch geschnittene Saal ist auf den Altar ausgerichtet, was damals den Anforderungen an eine auf die Wortverkündigung ausgerichteten protestantischen Predigtkirche entsprach. Die Kanzel befindet sich hinter dem Altar in erhöhter Position, an der nördlichen Wand oberhalb der Patronatsloge. Besonders auffällig sind die hohen Brüstungen der umlaufenden Empore. Im Jahr 1910 wurde die Johanniskirche mit hohem Aufwand renoviert und die mit Spenden finanzierten bunten Fensterbilder eingesetzt. Im linken Fensterbild ist der segnende Christus abgebildet, im rechten Johannes der Täufer.
Ausstattung Bearbeiten
Als Besonderheiten der Johanniskirche gelten:
- Abendmahlkelch von 1611
- Francke-Bibel von 1666
- Schmerbach-Orgel von 1845
- Geläut
Denkmalschutz Bearbeiten
Wegen ihrer künstlerischen, geschichtlichen und städtebaulichen Bedeutung ist die Johanniskirche ein geschütztes Kulturdenkmal. In dem Denkmalverzeichnis des Landes Hessen hat sie die Nummer 39045. Sie befindet sich innerhalb der Gesamtanlage des Ortes, die die historische Bausubstanz repräsentiert und aus geschichtlichen Gründen unter Denkmalschutz steht.
Literatur Bearbeiten
- Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Werra-Meißner-Kreis I, Altkreis Eschwege. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1991, ISBN 3-528-06240-1, S. 571 f.
- Georg Dehio. Bearbeitet von Magnus Backes: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen. 1. Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1966, S. 379.
- Die St. Johanniskirche zu Heldra. Faltblatt der Evangelischen Kirchengemeinde Heldra.
- Tobias Stück: Die inneren Werte bestechen. Heldraer Johanniskirche wirkt schlicht, verbirgt aber wertvolle Schätze. In: Die Kirche im Dorf lassen. Werra-Rundschau vom 6. November 2018.
Weblinks Bearbeiten
Einzelnachweise Bearbeiten
- Kirchspiel Altenburschla auf der Webseite des Evangelischen Kirchenkreises Werra-Meissner; abgerufen am 2. September 2023.
- Heldra, Werra-Meißner-Kreis. In: Historisches Ortslexikon. Website des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS); abgerufen am 2. September 2023.
- ↑ Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand: Heldra In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Werra-Meißner-Kreis 1, Altkreis Eschwege. S. 571 f.
- Die St. Johanniskirche zu Heldra. Faltblatt der Evangelischen Kirchengemeinde Heldra.
Koordinaten: 51° 7′ 37,79″ N, 10° 11′ 44,49″ O