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Johannes Sigfred Andersen 9 Juli 1898 in Oslo 29 Juli 1970 ebenda war ein norwegischer Schmuggler Verbrecher und Strafling Widerstandskampfer wahrend des Zweiten Weltkriegs und Mobelfabrikant Er kampfte unter anderem bei der Kompanie Linge sowie bei Marineeinsatzen Sein Spitzname war Gulosten norw fur Gelber Kase 1 Wahrend des Krieges benutzte er auch den Beinamen Ostein 1 2 Seine kriminelle Karriere seine durchaus kontrovers diskutierte Rolle im Widerstand sowie sein Zugang zum norwegischen Konig Haakon VII machten ihn bis in die Gegenwart zu einer in Norwegen bekannten und in verschiedenen Medien betrachteten Figur Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Kriminelle Karriere 3 Zweiter Weltkrieg 4 Ruckkehr nach Norwegen 1945 5 Nach 1945 6 Literatur 7 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenAndersen war der Sohn des Maurers Ole Andersen und dessen Frau Josefine Hansen Er wuchs in einfachen Verhaltnissen auf und wurde mit zehn Jahren unter Vormundschaft gestellt Andersen war unter anderem im Waisenhaus Toftes gave auf Helgoya im Mjosasee und danach in der Besserungsanstalt Bastoy in Vestfold untergebracht 1 Sein Spitzname ruhrte daher dass ihm seine Eltern Pakete mit gunstigem und haltbarem gelben Kase schickten 3 1916 heiratete er die Kellnerin Lovise Kristine Klausen Die Ehe wurde 1931 aufgelost 1 Kriminelle Karriere BearbeitenNach dem Ersten Weltkrieg war Andersen langere Zeit arbeitslos und versuchte sein Gluck mit Gelegenheitsdiebstahlen und Schmuggel Zusammen mit Arthur Omre schmuggelte er wahrend der Prohibition in Norwegen 1919 1926 Alkohol 1 Zwischen 1919 und 1937 wurde er mehrfach zu insgesamt etwa sieben Jahren Gefangnis verurteilt 4 5 6 Zwischenzeitlich war Andersen in Deutschland bei einem Schnapsbrenner beschaftigt der illegal nach Norwegen exportierte 1 1925 verlangte Norwegen seine Ausweisung und er wurde in Hamburg in Haft genommen 1 Andersen tauschte eine Syphilis vor indem er sein Glied mit einer gluhenden Zigarette verletzte 7 Er wurde nach Norwegen deportiert und kam auf der SS Kong Dag in den Oslofjord bei Spro gelang es ihm uber Bord zu springen und zu entfliehen 8 Er wurde bekannt als begabter Tresorknacker und von den Medien als gentleman forbryter i Grunerlokka utgave zu deutsch etwa Gentlemangauner Ausgabe Grunerlokka einem Arbeiterviertel von Oslo beschrieben 4 5 Ein weiterer Ausbruchsversuch von ihm 1929 in Drammen aus einem uberfullten Gerichtssaal machte ebenfalls Schlagzeilen 9 Mitte der 1930er Jahre bemuhte sich Andersen um den Aufbau einer burgerlichen Existenz er verlobte sich und begann Mobel zu reparieren Am 18 Marz 1939 heiratete er Ruth Johanne Nilsen 1 6 Sie hatten einen gemeinsamen Sohn 10 1935 versuchte Andersen fur ein Kinderbuch einen Verlag zu finden was aufgrund einiger Szenen die eher Erwachsene angingen abgelehnt wurde Andersens Naturbeschreibungen wurden allerdings gelobt 11 Nach einem weiteren Gefangnisaufenthalt wurde Andersen am 9 April 1940 dem Beginn der deutschen Invasion in Norwegen entlassen 5 Zweiter Weltkrieg Bearbeiten1940 schloss sich Johannes Sigfred Andersen im von Deutschland besetzten Norwegen der Widerstandsbewegung an und plunderte Waffendepots der Deutschen in Norwegen 1 Sein Mobelladen blieb zur Tarnung erhalten Er wurde zum ersten Mal verhaftet als im Blatt der Nasjonal Samling der Fritt Folk ein Leserbrief von ihm abgedruckt wurde Diese Zeitung hatte zuvor verbreitet Andersen wurde den neuen Machthabern anhangen Vel har jeg gjort mye galt i min tid men nazist er jeg ikke AErbodigst Johs S Andersen Ich habe viel Schlechtes getan in meinem Leben aber Nazi bin ich keiner Hochachtungsvoll Johs S Andersen Egil Ulateig Med rett til a drepe 12 Er war bis 1942 in deutscher Gefangenschaft 13 14 1942 verubte Andersen ein Attentat auf den Kollaborateur Raymond Colberg 15 und entkam danach nach Schweden 16 Laut den Vernehmungsprotokollen seiner am Attentat beteiligten Frau sei Colberg regelrecht gekreuzigt mit Eisenstangen erschlagen und in einem Abdeckercontainer in den Akerselva gekippt worden Der Historiker und Leiter des Hjemmefrontmuseums Arnfinn Moland halt diese Behauptungen fur erfunden 17 18 Die Vernehmung erfolgte vermutlich unter Folter und enthielt keine Hinweise auf Schusswunden 19 20 Colbergs Leiche wurde jedoch im Juni 1942 mit zwei Kaliber 7 62 mm Kopfschussen gefunden 21 Die behaupteten Grausamkeiten und mogliche personliche Motive begrundeten etliche Kontroversen um Andersen Ulateig unterstellte ihm personliche Motive 21 Moland hielt sie fur moglich 22 der Historiker Tore Pryser bestritt sie 16 Max Manus kritisierte noch nach dem Krieg die Aufnahme Andersens in die norwegischen Streitkrafte nbsp Leif Tronstad1943 kam Andersen nach Grossbritannien 1 wo ihn Leif Tronstad fur die britischen beziehungsweise norwegischen Spezialkrafte anwarb Andersen erhielt eine Fallschirmspringerausbildung und nahm an etlichen Sondereinsatzen teil auch in Norwegen Andersen sprang einmal von einer Halifax uber Kjerkeberget bei Sandungen in der Nordmarka bei Oslo ab 23 und wurde von Gunnar Sonsteby und Sverre Ellingsen vom 13 Abschnitt 24 des Milorg empfangen 25 Die Umstande der geplanten Ermordung des prominenten Kollaborateurs Jonas Lie fuhrten zu einem Konflikt zwischen der norwegischen Widerstandsbewegung und der Exilregierung Andersen hatte das Attentat ausfuhren sollen Nach Berichten uber Alkoholexzesse in Oslo trat er uber Schweden den Ruckweg nach Grossbritannien an Im Vereinigten Konigreich hatte er eine personliche Audienz bei Konig Haakon VII 1 Andersen und der Konig trafen sich im norwegischen Club in London zum Mittagessen Andersen unterhielt den exilierten Monarchen mit Geschichten aus seinem Leben der ihm zusagte Andersen in Schutz zu nehmen sobald der Krieg vorbei sei 26 Andersen trat in die koniglich norwegische Marine ein und diente auf einem Motortorpedoboot 1 Ruckkehr nach Norwegen 1945 BearbeitenAndersens Frau Ruth war 1944 verhaftet im Polizeihauptquartier in Oslo in der Mollergata 19 verhort und gefoltert und im Juli im Polizeihaftlingslager Grini erschossen worden Die Leiche wurde nach dem Krieg exhumiert 27 28 und regular beerdigt Ruths Schwester und Hertha Bergstrom eine Freundin richteten die Trauerfeier aus Andersen heiratete spater Hertha Bergstrom 29 Wenige Wochen spater erschoss Andersen erheblich alkoholisiert mit seiner Maschinenpistole zwei deutsche Kriegsgefangene in einem Kriegsgefangenenlager in Hoyanger 30 Die norwegischen Gerichte begannen zu ermitteln Ivar Follestad war Staatsanwalt und Reidar Skau Andersens Verteidiger beide ubernahmen spater bedeutende Positionen in der norwegischen Justiz Follestad wollte Anklage erheben und Andersen anschliessend begnadigen Die Angelegenheit wurde von der Militargerichtsbarkeit ubernommen Thore Horve sprach sich gegen eine Anklage aus ebenso Minister Jens Christian Hauge Mit koniglicher Anordnung wurde Andersen am 25 April 1947 freigesprochen 30 Dies stiess unter anderem bei Johan Scharffenberg einem bekannten Psychiater und Gegner des Alkoholkonsums auf Protest 1 14 6 20 29 1 Nach 1945 BearbeitenAndersen wurde nach dem Krieg vom Konig finanziell dabei unterstutzt sich mit einer Mobelfabrik selbstandig zu machen 1 Seine dritte Frau war vermogend Die Apenes Trevarefabrikk in Horten betrieb er uber 15 Jahre Andersen bekam auch Auftrage aus dem Konigshaus so in Bygdoy 31 Er wurde noch mehrmals verschiedener Verbrechen angeklagt und zumeist freigesprochen so 1954 wegen eines Diebstahls von Baumaterial 32 33 und nachdem er betrunken zwei Einbrechern seinen Wagen in Tonsberg zur Verfugung gestellt hatte 34 1955 musste er allerdings nochmals 36 Tage in Haft verbringen weil er unverzollten Alkohol nicht in seiner Fabrik verwendet sondern auf dem Schwarzmarkt verkauft hatte 35 Andersen wurde spater mit Vortragen uber Kinderrechte und Erziehungsanstalten bekannt 1 Seine Ansicht zum Umgang mit Haftlingen erklarte er einmal mit den Worten Man skal straffes for a ha vaert straffet Du wirst bestraft furs Bestraft worden Sein Johannes Sigfred Andersen 36 1968 schrieb Bjorn Bjornsen ein Buch uber Johannes S Andersen das den Titel En mann kalt Gulosten Ein Mann namens Gelbkase trug und im Verlag Bjornsen amp Schram Oslo herauskam 37 1 Die Filmrechte hatte sich bereits zuvor die norwegische Teamfilm gesichert Dem norwegischen Regisseur und Drehbuchautor sowie Mitgrunder dieser Filmgesellschaft Knut Bohwim zufolge bietet das Buch Stoff genug fur mehrere Filme 38 Literatur BearbeitenJohannes S Andersen Vi kommer oss Av Gulostens memoarer 1946 Autobiografie Bjorn Bjornsen En mann kalt Gulosten Bjornsen amp Schram Oslo 1968 OCLC 4501771 norwegisch Trygve Christensen Marka og krigen Oslomarka 1940 1945 T Christensen 1993 ISBN 82 992916 0 7 norwegisch urn nbn no nb digibok 2011013110001 Kjell Fjortoft Oppgjoret som ikke tok slutt Gyldendal 1997 ISBN 82 05 24493 6 norwegisch urn nbn no nb digibok 2009030200028 Tore Gjelsvik Hjemmefronten Cappelen Oslo 1977 ISBN 82 02 03900 2 norwegisch Cato Guhnfeldt Bomb Gestapo hovedkvarteret Wings 1995 ISBN 82 992194 3 4 norwegisch urn nbn no nb digibok 2008022804050 Jens Chrian Hauge Rapport om mitt arbeid under okkupasjonen Gyldendal Oslo 1995 ISBN 82 05 23200 8 norwegisch urn nbn no nb digibok 2008030300127 Ivar Kraglund Arnfinn Moland Hjemmefront Norge i krig Band 6 Aschehoug forlag Oslo 1987 ISBN 82 03 11421 0 Mordene ble hemmeligholdt norwegisch Gabriel Lund Lund Dodsdomt Ernst G Mortensen Oslo 1945 norwegisch Max Manus Det vil helst ga godt Oslo 1945 norwegisch Arnfinn Moland Over grensen Orion Oslo 1999 ISBN 82 458 0337 5 norwegisch Olav Riste London regjeringa Band 2 Samlaget Oslo 1979 ISBN 82 521 0954 3 Aksjonar eller beredskap norwegisch Einar Saether Svein Saether XU i hemmeleg teneste 1940 1945 2nd Auflage Samlaget Oslo 2007 ISBN 978 82 521 6998 0 norwegisch Originaltitel XU i hemmeleg teneste 1940 1945 1995 Espen Sobye Ingen vei hjem Arthur Omre en biografi Aschehoug forlag Oslo 1995 ISBN 82 03 26054 3 norwegisch urn nbn no nb digibok 2008030300127 Egil Ulateig Med rett til a drepe 2nd revised Auflage Tiden Norsk Forlag Oslo 1996 ISBN 82 10 04165 7 norwegisch Odd Oyen Hrsg Milorg D13 i kamp Fra det hemmelige militaere motstandsarbeidet i Oslo og omegn 1940 1945 2nd Auflage Orion Oslo 2007 ISBN 978 82 458 0839 1 norwegisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q Bjorn Bjornsen Johannes Andersen In Norsk biografisk leksikon nbl snl no 28 Februar 2013 abgerufen am 7 Juni 2013 norwegisch Johannes Sigfred Andersen aka Ostein Born 9 Juli 1898 discovery nationalarchives gov uk 28 Juli 2010 abgerufen am 6 Juni 2013 englisch Gulost im SNL a b Fjortoft 1997 S 34 a b c Ulateig 1996 S 17 a b c Arne Ording Gudrun Johnson Hoibo Johan Garder Andersen Ruth Johanne Vare falne 1939 1945 Band 1 Grondahl Oslo 1949 S 125 norwegisch 1 abgerufen am 6 Juni 2013 Bjornsen 1968 S 88 91 Bjornsen 1968 S 92 94 im Archiv suchen bei aftenposten no Archiveintrage zu Gulosten Andersen bei der Aftenposten von den 1920er Jahren bis in die Nachkriegszeit abgerufen am 7 Juni 2013 norwegisch Ulateig 1996 S 26 Sobye 1995 S 169 Ulateig 1996 S 18 Over grensen Hjemmefrontens likvidasjoner under den tyske okkupasjonen av Norge 1940 1945 S 102 books google de a b Nils Johan Ringdal Andersen Johannes Hrsg Hans Fredrik Dahl Norsk krigsleksikon 1940 1945 Cappelen Oslo 1995 ISBN 82 02 14138 9 S 22 norwegisch Online abgerufen am 6 Juni 2013 Fjortoft 1997 S 38 a b Tore Pryser Ulateigs likvidasjonar In Dag og Tid 12 Dezember 1996 norwegisch Online abgerufen am 16 Januar 2009 Arnfinn Moland Sannheten pa bordet In Dagsavisen 29 Oktober 2009 archiviert vom Original am 6 Januar 2010 abgerufen am 16 Januar 2010 norwegisch Moland 1999 S 102 104 Fjortoft 1997 S 33 a b Ulateig 1996 S 21 a b Ulateig 1996 S 19 Moland 1999 S 342 Ulateig 1996 S 23 Moland 1999 S 64 Oyen 2007 S 235 Ulateig 1996 S 27 Borre R Giertsen Hrsg 11616 Andersen Ruth Norsk fangeleksikon Grinifangene Cappelen Oslo 1946 S 412 norwegisch Kraglund 1987 S 113 a b Ulateig 1996 S 29 a b Ulateig 1996 S 28 29 Bjornsen 1968 S 189 Gulosten pa skraplanet igjen Den helbredede storforbryter tatt pa fersk gjerning av Oslo politiet In Verdens Gang 6 August 1954 norwegisch Gulosten blankt frifunnet Dommen blir neppe anket In Verdens Gang 2 Dezember 1954 norwegisch Bjornsen 1968 S 192 Ulateig 1996 S 30 Med rett til a drepe Ulateig 1996 S 15 Literatur von und uber Johannes Sigfred Andersen in der bibliografischen Datenbank WorldCat abgerufen am 5 Juni 2013 englisch Boken om Gulosten kan bli tre filmer In Verdens Gang 26 September 1968 norwegisch Normdaten Person LCCN n2016058339 VIAF 476144783119312353539 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 30 Januar 2018 PersonendatenNAME Andersen Johannes SigfredALTERNATIVNAMEN Gulosten Spitzname Andersen Johannes S KURZBESCHREIBUNG norwegischer Verbrecher und WiderstandskampferGEBURTSDATUM 9 Juli 1898GEBURTSORT OsloSTERBEDATUM 29 Juli 1970STERBEORT Oslo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Sigfred Andersen amp oldid 227180891