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Johann Jakob Marinoni Giovanni Jacopo de Marinoni 1676 in Udine Italien 10 Januar 1755 in Wien war ein osterreichischer Astronom und Kaiserlicher Hofmathematiker De re ichnographica Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer mathematisch hochbegabte junge Mann aus guter Familie der friulanischen Hauptstadt Udine Untertan der Republik Venedig geht zum Studieren in die Kaiserstadt an die Universitat Wien In kurzer Zeit zum Doktor der Philosophie promoviert 1698 lehrt er als Professor an der angesehenen Akademie der Stande Niederosterreichs 1702 Sein italienischer Landsmann Leander Anguissola wird auf ihn aufmerksam und protegiert ihn Die Ernennung Marinonis zum Kaiserlichen Hofmathematiker mit Mitte Zwanzig 1703 stellt ein Zeichen allerhochster Gunst dar Er wird Lehrer der spateren Kaiserin Maria Theresia Planungs und Kartierungsarbeiten am Linienwall 1704 und der Anguissola Marinoni Plan von Wien 1706 sind erste Erfolgsnachweise fur den Dreissigjahrigen Als Vertreter des Kronlandes Osterreich unter der Enns vermisst er Landesgrenzen stellt aktuelle Grenzkarten her und vermittelt in Grenzstreitigkeiten Kunstvolle Karten herrschaftlicher Besitzungen tragen ihm viele Empfehlungen beim osterreichischen Adel ein Die kaiserliche Genehmigung der Ingenieur Akademie 1717 und die Bestellung zum 2 Direktor unter Anguissola begrundet seine berufliche Lebensstellung Die erste polytechnische Lehranstalt fur Offiziere und Zivilisten in Mitteleuropa hat ihren Sitz in Marinonis Wohnhaus auf der Molkerbastei in Wien Auf Ansuchen des osterreichischen Gouverneurs des Staates Mailand schickt ihn der Hofkriegsrat dem die Ingenieur Akademie untersteht 1719 in die Lombardei Er beweist hohe Sachkenntnis grosses Organisationstalent und tragt massgeblich zur Schaffung des Mailander Katasters bei des ersten Grundstucksverzeichnisses eines ganzen Landes auf kartographischer Grundlage der jedoch erst nach jahrzehntelangen muhevollen Auseinandersetzungen wenige Jahre nach dem Tod seines Schopfers 1760 in Kraft tritt und in Italien Catasto Teresiano genannt wird erste Katastervermessung Europas Entscheidende Verbesserungen wichtiger Instrumente fur die kartographische Praxis wie die des Messtisches oder der planimetrischen Waage sind sein Werk Der Aufenthalt zur Katastervermessung in Italien verlangert sich gegen seinen Willen bis 1723 da er zu hydrometrischen Messungen und der Vermessung von Festungsanlagen und Grenzen verpflichtet wird Marinoni projektiert auch die 1728 erbaute erste Strasse auf den Semmering Pass Trotz direkter Intervention beim Hofkriegsratsprasidenten Prinz Eugen von Savoyen dessen personliche Protektion er geniesst bleibt ihm nach dem Tod Anguissolas die angestrebte Leitung der Ingenieur Akademie vorerst verwehrt Nach seiner Ruckkehr nach Wien bestimmt er nicht immer zur Zufriedenheit seiner militarischen Vorgesetzten Lehrplan und Zulassungen zur Akademie Die Aufnahme von Auslandern wird von hochsten Armeefuhrern ebenso kritisiert wie die mangelnde Ausrichtung auf praktische militarische Bedurfnisse Auf die Erhebung in den Reichsadelsstand 1726 und die Ernennung zum Kaiserlichen Rat 1733 folgt mit knapp 50 Jahren dann doch die Bestellung zum Leiter der Akademie Nach fast vierzigjahriger Tatigkeit wird die Schule nach seinem Tod zu einer ausschliesslich militarischen Einrichtung Marinoni lebt allein und widmet sich in seiner Freizeit der Mathematik und der Astronomie Er wird Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in ganz Europa 1746 wird er als auswartiges Mitglied in die Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften aufgenommen 1 Im selben Jahr wird er Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg 2 und fuhrt umfangreiche fachliche und private Korrespondenzen mit Grossen seiner Zeit wie Euler Leibniz Maupertuis oder Mikoviny Sein privates Observatorium auf der Molkerbastei aus der sich spater die Universitatssternwarte Wien entwickelt ist das erste in Wien und ab 1728 mit innovativen Instrumenten ausgestattet die Bibliothek enthalt eine umfassende Sammlung wissenschaftlicher Literatur Von den drei Hauptwerken erscheinen sein Buch uber die Astronomie und die Ausfuhrungen zur Kartographie noch am Ende seines Lebens ein weiterer Band uber die Vermessungstechnik u a mit Beispielen aus Mailand erst zwanzig Jahre nach seinem Tod Marinoni ist hinsichtlich der Ausfuhrungen und erlauternden Abbildungen Perfektionist und feilt jahrzehntelang an seinen Arbeiten Nicht frei von Eitelkeit fuhrt er im Vorwort die Verdienste an die zu seiner Nobilitierung gefuhrt haben sowie lobende Besprechungen seiner Ideen durch beruhmte Kollegen Der fromme Wissenschaftler stirbt 1755 mit 79 Jahren und der Grossteil seiner Hinterlassenschaft geht an Geistliche Zu Lebzeiten hoch geehrt wenn auch nicht immer unumstritten bleibt von ihm vor allem sein Ruf als Schopfer des Mailander Katasters Seine Schriften schmucken zwar viele angesehene Bibliotheken und gelten unter Sammlern wissenschaftlicher Antiquitaten als begehrenswert sind aber in der Fachwelt von heute weitgehend vergessen Gestochen geschriebene Briefe in gewandtem Italienisch elegantem Latein oder fliessendem Franzosisch sind in den Archiven verschiedener Staaten erhalten und geben Aufschluss uber Marinonis Denken und seinen Charakter Auf Deutsch ist nichts Eigenhandiges bekannt obwohl der Friulaner uber ein halbes Jahrhundert in Wien gelebt hat das in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts allerdings stark italienisch gepragt war In seiner Geburtsstadt Udine sind eine Geometerschule und eine Strasse in der Altstadt nach Marinoni benannt in Wien nur mehr eine kleine Gasse am nordlichen Stadtrand nachdem eine weitere in der Nahe der Sommerresidenz seiner Kaiserin bei der Eingemeindung nach Wien Ende des 19 Jahrhunderts umbenannt wurde In der Krypta der Schottenkirche erinnert seit 2017 eine Gedenktafel an den grossen Mathematiker Astronomen und Geodaten Ehrungen BearbeitenIm Jahr 1971 wurde in Wien Floridsdorf 21 Bezirk die Marinonigasse nach ihm benannt Am 17 Mai 2017 wurde in der Krypta der Schottenkirche in Wien der Begrabnisstatte Marinonis eine Gedenktafel an ihn im Rahmen eines internationalen Katasterkongresses eingeweiht Schriften BearbeitenDe astronomica specula domestica et organico apparatu astronomico Kaliwoda Wien 1745 Digitalisat De re ichnographica cujus hodierna praxis exponitur et propriis exemplis pluribus illustratur Kaliwoda Wien 1751 online De Re Ichnometrica Veteri Ac Nova Recensentur Experimenta Per Utramque Habita Accedunt Modi Areas Fundorum Sine Calculo Investigandi Opus Posthumum Kaliwoda Wien 1775 Digitalisat Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Marinoni Johann Jacob von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 16 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1867 S 447 f Digitalisat Felix Schmeidler Marinoni Johann Jakob In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 212 f Digitalisat Traian Sofonea Johann Jakob von Marinoni 1676 1755 Sein Leben und Schaffen 300 Jahre nach seiner Geburt in Osterreichische Zeitschrift fur Vermessungswesen und Photogrammetrie 64 3 4 1976 S 97 105 online Michael Hiermanseder Heinz Konig Johann Jakob von Marinoni geadelt und getadelt Schopfer des Mailander Katasters Kartograph Wissenschaftler In vgi Osterr Zeitschrift f Vermessung amp Geoinformation 2 2017 S 60 ff Michael Hiermanseder Der Hofmathematiker Johann Jakob von Marinoni Zum 300 Jahr Jubilaum der Katastervermessung in Europa In Geomatik Schweiz 4 2018 S 94 ff online Michael Hiermanseder Heinz Konig Johann Jakob von Marinoni und der Mailander Kataster von 1718 In Mitteilungen des DVW Bayern 2 2018 S 143 ff online Michael Hiermanseder Aus der Korrespondenz von Johann Jakob von Marinoni mit Leonhard Euler 1736 1751 In vgi Osterreichische Zeitschrift fur Vermessung amp Geoinformation 2 2018 S 92 ff Weblinks Bearbeitenwww aeiou at https www ovg at de vgi ausgabe 1284 article5250Einzelnachweise Bearbeiten Mitglieder der Vorgangerakademien Giovanni Jacopo Marinoni Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 3 Mai 2015 Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Giovanni Giacomo Marinoni Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 4 Oktober 2015 englisch hier falsche Schreibweise des zweiten Vornamens Normdaten Person GND 104291923 lobid OGND AKS LCCN n86870654 VIAF 19668788 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Marinoni Johann JakobALTERNATIVNAMEN Marinoni Giovanni Jacopo de Marinoni Johann Jacob von Marinonius Johannes Jacobus Marinoni Giovanni Giacomo Marinonis Johannes Jacobus Marinoni Johannes Jacobus Marinonius Joannes JacobusKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Mathematiker Astronom und Kartograph italienischer HerkunftGEBURTSDATUM 1676GEBURTSORT Udine ItalienSTERBEDATUM 10 Januar 1755STERBEORT Wien Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Jakob Marinoni amp oldid 233352462