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Johann Heinrich Ehrhardt auch Erhardt 29 April 1805 in Zella St Blasii 29 April 1883 in Radebeul war ein deutscher Lokomotivbauer und Erfinder Leben und Wirken BearbeitenSein Berufsleben begann der Sohn eines armen Buchsenmachers als Tagelohner indem er als zunftfreier Drahtzieher in den Jager schen Drahtziehwerken arbeitete Wahrend des Besuchs eines Buchsenmachermeisters bei seinen Eltern wurde dieser auf die handwerklichen Fahigkeiten des Sohnes aufmerksam und ermoglichte Ehrhardt doch noch eine Lehre als Buchsenmacher Seine erste Anstellung erhielt der fertige Geselle in der Munzstatte in Gotha nbsp LE BELGEMit Empfehlungen seines Munzmeisters ging Ehrhardt 1831 nach Belgien Er arbeitete erst ein halbes Jahr bei einem Optiker in Brussel und ging dann nach Seraing zu John Cockerills Maschinenfabrik um dort im Dampfmaschinenbau zu arbeiten 1 Als Monteur von Wasserhaltungsmaschinen erfand er dort eine Hinterladungskammer Ehrhardt wechselte in den von Konrad Gustav Pastor geleiteten Lokomotivbau Cockerills als 1833 die Vorbereitungen zum Bau von dessen erster nach dem Vorbild von Stephensons Lokomotive ROCKET in Kontinentaleuropa gefertigter Dampflokomotive LE BELGE begannen Mit zwei von Stephensons eigenen Loks LE FLECHE franz DER PFEIL und STEPHENSON sollte die Eroffnung der Bahnstrecke Brussel Mechelen erfolgen Um sich fur die kommende Arbeit theoretische Kenntnisse anzueignen ging Ehrhardt im November 1833 an das Polytechnikum in Dusseldorf Drei Monate spater verliess er es mit dem Attest No 1 von Prof Carl Schafer 2 Um die Bahnstrecke mit zwei Lokomotiven eroffnen zu konnen waren je Lok zwolf Probefahrten ab Juli 1834 durch Ehrhardt vorgesehen anschliessend erfolgte die Abnahme durch die konigliche Kommission Die Abnahmefahrt nahm Robert Stephenson am 2 August 1834 personlich vor Ehrhardt begleitete ihn im Fuhrerstand Auf halber Strecke nach Mechelen entgleiste die Lok infolge boswilligen Aufreissens der Schienen 2 Die Stephensonlok wurde nicht beschadigt 1835 montierte Ehrhardt dann die LE BELGE 3 die erste in Kontinentaleuropa hergestellte Dampflokomotive 4 Diese nahm Ende 1835 den Regelverkehr auf Im Jahr 1836 besuchte Ehrhardt die Kunst und Gewerbeschule in Dusseldorf um seine theoretischen Kenntnisse und seine Fertigkeiten im technischen Zeichnen zu erweitern Dann kehrte er in seine Heimat nach Zella zuruck nbsp Produkte der Sachsischen Maschinenbau CompagnieNach einer Quelle lernte Ehrhardt bei einem Messebesuch in Leipzig im Oktober 1838 einen der Direktoren der Sachsischen Maschinenbau Compagnie in Chemnitz kennen der ihn gleich fur den Bau von Dampfmaschinen und Lokomotiven engagierte 2 Nach einer anderen Quelle 1 arbeitete Ehrhardts Bruder als Graveur bei dem Verleger Friedrich Brockhaus in Leipzig Diesem erzahlte er von den Erfahrungen seines nach Arbeit suchenden Bruders Brockhaus hatte sich an der Sachsischen Maschinenbau Compagnie in Chemnitz beteiligt und war interessiert an der Neuordnung der geschaftlichen Aktivitaten die auf die Ubernahme des Unternehmens von Carl Gottlieb Haubold 1836 folgten Da Brockhaus dort den Einstieg in den Lokomotivbau plante fuhrte er ein Gesprach mit Ehrhardt und schickte ihn dann mit einem Empfehlungsschreiben zu Direktor Kaden nach Chemnitz um dort das Werk auf seine Eignung fur den Lokomotivbau zu uberprufen Der Bericht fiel sehr ernuchternd aus Der Technische Direktor der Sachsischen Maschinenbau Compagnie Justus Preuss stellte Ehrhardt ein weil er mit dem damaligen Leiter des Lokomotivbaus Direktor Friedrich Overmann nicht zufrieden war Kurz danach uberfuhrte Ehrhardt am 14 Oktober 1838 noch vor seiner Arbeitsaufnahme die bei Kirtley in Warrington England angekaufte Musterlokomotive STURM uber Landstrassen von Leipzig nach Chemnitz Dabei kam es zum ersten Streit zwischen Ehrhardt und Overmann Nach weiteren Auseinandersetzungen mit diesem setzt Ehrhardt bei seinem Fursprecher Brockhaus durch dass Overmann seine Verantwortlichkeit fur den Lokomotivenbau verlor Ehrhardt baute als Werkmeister den vorgesehenen Montagebereich nach eigenen Vorstellungen um und bestellte einen Teil der bereits von der firmeneigenen Giesserei gelieferten Teile wegen Qualitatsmangeln neu diesmal bei den Gebrudern Jacobi in Buschbad bei Meissen Spater gestaltete Ehrhardt auch die betriebseigene Giesserei um Dann entstanden unter Ehrhardts Montageleitung 1839 1840 die beiden einzigen von dieser Firma gebauten Lokomotiven TEUTONIA und PEGASUS 5 nach Ehrhardts Aussage nach den konstruktiven Planen von Direktor Preuss 6 7 Die TEUTONIA war fur die Magdeburg Leipziger Eisenbahn Gesellschaft vorgesehen konnte von dieser jedoch nicht fur ihre Bahnstrecke in Betrieb genommen werden da sie fur deren Oberbau zu schwer war Die Lokomotive konnte stattdessen an die Magdeburger Dampfschiffahrts Compagnie verkauft werden die sie zur Schiffsmaschine umbaute Die PEGASUS wurde nach einjahriger Probezeit von der Leipzig Dresdner Eisenbahn Compagnie gekauft die sie auf ihrer Strecke bis 1861 betrieb Das Urteil uber Ehrhardt in der Deutschen Gewerbezeitung fiel positiv aus Die Arbeit an den Lokomotiven war trefflich die Maschinen Pumpen und dgl wirkten so gut wie es nur zu wunschen war 2 Da weitere Projekten sich nicht erfolgreich gestalteten verlegte sich die Compagnie auf den Bau von Kesseln bis sie 1852 in Konkurs ging nbsp Ehrhardtsche Waage nbsp Lokomotivzylinder Bohrmaschine von EhrhardtVon 1843 an bis 1868 stand Ehrhardt als Obermaschinenmeister mit Obermaschinenmeister bezeichnete man fruher den jetzigen Geheimen Baurat um ihn drehte sich alles Technische 8 in den Diensten der Sachsisch Schlesischen Eisenbahngesellschaft beziehungsweise nach deren Verstaatlichung 1851 der Sachsischen Staatseisenbahnen in Dresden Er machte sich vielfach um das Eisenbahnwesen verdient Er erfand die zweiseitigen Bremsen mit schwingenden Wellen 1847 und die transportable Ehrhardtsche Waage zur Kontrolle der Achsbelastungen von Fahrzeugen 9 Patent Nr 71 Apparat zur Kontrolle der Belastung von Lokomotiven Tender und Wagenachsen 1879 Von dem in vielen Landern patentierten Ehrhardtschen Kontrollapparat 10 baute die Sachsische Maschinenfabrik von Richard Hartmann zwischen 1865 und 1873 insgesamt 1235 Stuck Lizenzgebuhren gingen jeweils an Ehrhardt fur deren Erlangung dieser Unterstutzung von seinem Freund Louis Schonherr erhalten hatte einem Rivalen von Hartmann Von Ehrhardt stammen auch die umwendbaren Gussstahlherzstucke fur Weichen und Kreuzungen sowie die den Schienenfuss umfassenden Laschen Er leistete Beitrage zur Verbesserung an den Adam schen Bogenfedern sowie fur Vorwarme Kondensationsvorrichtungen Dazu kommen Instandhaltungsvorrichtungen wie beispielsweise die Lokomotivzylinder Bohrmaschine Er gilt als ein Altmeister des Eisenbahnwesens 2 Seine 18 Namen lange Liste von Schulern enthalt spatere Maschinenmeistern anderer Bahngesellschaften Professoren der Gewerbschule Chemnitz und der Bergakademie Freiberg sowie Fabrikbesitzer und Direktoren bedeutender deutscher und osterreichischer Maschinenfabriken und Textilfabriken Ehrhardts Neffe Heinrich Ehrhardt 1840 1928 wurde ebenfalls ein erfolgreicher Erfinder dazu ein Industrieller und Unternehmer Ehrhardt setzte sich 1869 in Radebeul bei Dresden zur Ruhe und starb dort 1883 im Alter von 78 Jahren Literatur BearbeitenJochen Haeusler Die Familie Ehrhardt aus Zella oder wie kam das Lokomotiven know how nach Chemnitz In Museumskurier Ausgabe 18 Dezember 2006 Dietmar Lecker Johann Heinrich Ehrhardt Ein universeller Industrie und Eisenbahnfachmann seiner Zeit In Museumskurier des Chemnitzer Industriemuseums und seines Fordervereins Juni 2009 S 10 f Gunter Metzeltin Ehrhardt Johann Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 580 Digitalisat Ehrhardt In Roll Freiherr von Enzyklopadie des Eisenbahnwesens Band 3 Berlin Wien 1912 S 494 Ehrhardt Organ fur die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1883 S 197 Einzelnachweise Bearbeiten a b Jochen Haeusler Die Familie Ehrhardt aus Zella oder wie kam das Lokomotiven know how nach Chemnitz Memento des Originals vom 4 Marz 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www saechsisches industriemuseum de In Museumskurier Ausgabe 18 Dezember 2006 a b c d e Museumskurier des Chemnitzer Industriemuseums und seines Fordervereins Juni 2009 Memento des Originals vom 30 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www saechsisches industriemuseum de PDF Datei 4 64 MB Societe Anonyme John Cockerill European Route of Industrial Heritage John Cockerill auf www erih net Sachsische Maschinenbau Compagnie Jochen Haeusler Die Familie Ehrhardt aus Zella oder wie kam das Lokomotiven know how nach Chemnitz Memento des Originals vom 4 Marz 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www saechsisches industriemuseum de In Museumskurier Ausgabe 18 Dezember 2006 Aussage anhand eines unveroffentlichten Manuskripts Ehrhardts aus der Stadtbibliothek Chemnitz Der in der Fachliteratur genannte Konstrukteur Carl August Rabenstein einer der ersten Lehrer der Gewerbeschule und spater Grunder der Firma Rabenstein amp Co in Chemnitz taucht im Manuskript von Ehrhardt nicht auf Heinrich Ehrhardt Hammerschlage 70 Jahre deutscher Arbeiter und Erfinder Verlag von K F Koehler Leipzig 1922 S 13 Reprint Heinrich Jung Verlag 2006 ISBN 3 930588 37 4 J H Ehrhardt s verbesserte Wage zur Prufung der Belastung von Eisenbahnachsen In Polytechnisches Journal 236 1880 S 365 366 Ehrhardt s Controlapparat fur Eisenbahnfahrzeuge In Polytechnisches Journal 178 1865 S 432 434 Normdaten Person GND 135911087 lobid OGND AKS VIAF 80346860 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ehrhardt Johann HeinrichALTERNATIVNAMEN Erhardt Johann HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Lokomotivbauer und ErfinderGEBURTSDATUM 29 April 1805GEBURTSORT Zella St BlasiiSTERBEDATUM 29 April 1883STERBEORT Radebeul Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Heinrich Ehrhardt amp oldid 238278785