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Die Sachsisch schlesische Eisenbahngesellschaft war ein Eisenbahnunternehmen in Sachsen Sie wurde 1843 mit dem Ziel gegrundet bis 1847 eine sachsisch schlesische Bahn zwischen Dresden und Gorlitz zu bauen 1851 ubernahm der sachsische Staat die heute als Bahnstrecke Gorlitz Dresden bekannte Linie und unterstellte sie 1852 der Koniglichen Staatseisenbahndirektion zu Dresden Die Strecke der Sachsisch Schlesischen Eisenbahngesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lokomotiven 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Eroffnung der ersten deutschen Eisenbahn von Nurnberg nach Furth 1835 und der geografisch wesentlich naher liegende Bau der Eisenbahn von Leipzig nach Dresden stiessen im 1833 gegrundeten Bautzener Gewerbeverein auf beachtliche Aufmerksamkeit 1836 37 gab es drei Vortrage bzw Gedankenaustausche die dem allgemeinen Verstandnis fur das neue Beforderungsmittel dienen sollten 1 Gleichzeitig bildete sich ein Interessenverein fur den Weiterbau der Leipzig Dresdner Eisenbahn durch die Oberlausitz in Richtung Gorlitz Breslau eine Verbindung die Friedrich List in seinem Entwurf eines deutschen Eisenbahnnetz noch nicht bedacht hatte 2 Gleichartige Vereine bildeten sich auch in Gorlitz Breslau und Zittau Sie wollten so die nach der Trennung der Oberlausitz 1815 gestorten traditionellen Handelswege wieder beleben Nachdem die Leipzig Dresdner Eisenbahn Compagnie von ihrem Vorhaben einer weiterfuhrenden Eisenbahn durch die Oberlausitz zuruckgetreten war grundeten Anfang 1836 die in Bautzen und Zittau tatigen Initiativvereine ein Oberlausitzer Eisenbahn Comite Die preussische Regierung zeigte an dem grenzuberschreitenden Projekt zunachst wenig Interesse weshalb auch Zittau als Endpunkt einer direkten Bahnverbindung mit Dresden ins Gesprach kam Erst eine personliche Initiative aus dem sachsischen Herrscherhaus bei preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV im Fruhjahr 1843 soll die Verhandlungen beschleunigt haben 3 Ein Staatsvertrag gab schliesslich am 24 Juli 1843 den Weg zum Bau der Sachsisch Schlesischen Eisenbahn SSE frei Da auf preussischer Seite gleichzeitig von der Niederschlesisch Markischen Eisenbahn NME eine Verbindung nach Gorlitz erbaut werden sollte war damit eine Eisenbahnverbindung zwischen Leipzig und Breslau moglich Am 10 Oktober 1843 konstituierte sich das Sachsisch Schlesische Eisenbahn Comite als Aktiengesellschaft mit Sitz in Bautzen und Zittau Zur Vereinfachung der Geschaftsfuhrung verlegte die Gesellschaft noch im November ihren Sitz nach Dresden und konstituierte sich am 11 Dezember 1843 als Sachsisch Schlesischen Eisenbahngesellschaft Diese verfugte durch die Aktienzeichnung uber ein Startkapital von 6 Millionen Taler an dem sich der sachsische Staat mit einem Drittel beteiligte 4 Er hatte sich damit ein wichtiges Mitspracherecht bei der Betriebsfuhrung gesichert und behielt sich auch den spateren Ankauf der Strecke vor Mit der Konzession wurde die SSE verpflichtet die Eisenbahn zwischen Dresden und Gorlitz bis zum 1 Juli 1847 zu vollenden und wenn sich bis dahin keine weitere Aktiengesellschaft gefunden hatte auch eine Zweigstrecke von Lobau uber Herrnhut nach Zittau zu errichten Das erwies sich jedoch spater als unrealistisch So wurde 1845 eine Lobau Zittauer Eisenbahn Gesellschaft gegrundet der diese Aufgabe zufiel die Betriebsfuhrung der 1848 eroffneten Bahnstrecke Zittau Lobau ubernahm jedoch die SSE 5 Am 10 Juni 1844 erfolgte der erste Spatenstich und da an mehreren Abschnitten Sektionen gleichzeitig gearbeitet wurde konnte die SSE vom Sachsisch Schlesischen Bahnhof 6 in Dresden aus am 17 November 1845 bis Radeberg am 22 Dezember 1845 bis Bischofswerda am 23 Juni 1846 bis Bautzen am 23 Dezember 1846 bis Lobau am 1 Juli 1847 bis Reichenbach O L und am 1 September 1847 bis Gorlitzden regularen Verkehr aufnehmen Gleichzeitig erfolgte dies auch bei der von Osten herangefuhrten Niederschlesisch Markischen Eisenbahn Auf sachsischer Seite lag zunachst nur das Streckengleis Dresden Gorlitz erst ab Reichenbach war die Trasse schon zweigleisig ausgelegt Die SSE endete an der Nordseite eines gemeinsamen Empfangsgebaudes die NME an dessen Sudseite Lediglich ein Ubergangsgleis verband beide Eisenbahnen alle betrieblichen Anlagen und Erfordernisse blieben noch lange Zeit getrennt 7 1850 bot der Fahrplan funf Zugpaare taglich zwischen Dresden und Gorlitz an davon drei als Eilzuge Die kurzeste Fahrzeit fur die 102 1 km betrug 150 Minuten bei funf Zwischenhalten die langste 240 Minuten bei Halt an vierzehn Zwischenstationen 8 Fur den Bahnbau kamen neben auswartigen Fachleuten Ingenieure Geometer Schacht und Sprengmeister auch tausende ortsnahe Arbeitskrafte zum Einsatz Die umfangreichen Erdbewegungen fur Dammschuttungen und Einschnitte wurden als Lohnfuhren an landwirtschaftliche Betriebe oder an Tagelohner die zumeist ihre personlichen Schaufeln und Schubkarren mitbringen sollten vergeben Eine Missernte und schwere Arbeitsbedingungen bei dem Einschnitt ostlich von Reichenbach O L wo bis zu 800 Arbeiter gleichzeitig tatig waren losten am 29 November 1845 einen eintagigen Streik fur bessere Entlohnung aus in dieser Grossenordnung fur damalige Verhaltnisse ein vollig neues Phanomen 9 Die nach Norden fliessenden Gewasser des Lausitzer Berglandes erforderten zahlreiche Bruckenbauten Die grossten uberbrucken die Taler des Schwarzwassers bei Demitz Thumitz die Spree bei Bautzen und das Lobauer Wasser Bis auf den Lobauer Viadukt der nach seiner Garantiezeit am 1 Januar 1855 einsturzte und erneuert werden musste 10 haben alle den stetig wachsenden Lasten und Geschwindigkeiten bis heute standgehalten Die Eroffnung der Teilstrecke bis Bautzen am 23 Juni 1846 wurde symbolisch besonders aufgewertet sogar der sachsische Konig Friedrich August II nahm daran teil Ganz bewusst wahlte man dafur die Lokomotiven SAXONIA und LUSATIA aus mit denen das neue Verkehrsmittel die dauerhafte Verbindung zwischen den sachsischen Erblanden und dem Markgraftum Oberlausitz ausdrucken sollte Wenig Grund zur Freude hatten dagegen die festlich gekleideten Teilnehmer des offiziellen Eroffnungszuges nach Lobau am 16 Dezember 1846 In dem schneereichen Winter 1846 1847 blieb dieser vier Kilometer ostlich von Bautzen bei Rabitz in einem total verwehten Einschnitt stecken und die Ehrengaste mussten nach Bautzen zurucklaufen die ortliche Presse berichtete daruber mit grosser Schadenfreude 11 Der Zugbetrieb wurde dann ohne weitere Formalitaten eroffnet In Gorlitz sah man am 1 September 1847 keine gekronten Haupter der preussisch sachsische Eisenbahnkrieg warf schon seine Schatten voraus 12 Am 31 Januar 1851 ging die SSE nach Erwerb der restlichen Aktien in Staatsbesitz uber und wurde 1858 in die Ostliche Staatsbahn eingegliedert Nach der in Gorlitz beginnenden Kilometrierung wird die Bahnstrecke Gorlitz Dresden heute in Sachsen als GD Linie gefuhrt Der 15 km lange Streckenabschnitt auf preussischem Gebiet bei Gorlitz wurde auf Grund des Friedensvertrages von 1866 an den preussischen Staat ubertragen aber weiter von Sachsen betrieben Lokomotiven BearbeitenDie ersten Lokomotiven wurden noch von der Firma Robert Stephenson aus England beschafft Sie erhielten fast ausschliesslich Namen nach Orten des Bahngebietes GERMANIA DRESDEN LUSATIA SAXONIA BAUTZEN GORLITZ 1845 STEPHENSON SILESIA RADEBERG BISCHOFSWERDA LOBAU und REICHENBACH 1846 1850 kamen noch zwei Maschinen dazu BORUSSIA und AUSTRIA Als Maschinen der Gattung 1Bn2 haben sie mit einem festen Achsstand von 3170 mm zwischen Vorlauf und hinterer Treibachse und einem Dienstgewicht von bis zu 28 t am besten den vorgesehenen Einsatzbedingungen mit dem anspruchsvollen Aufstieg aus dem Elbtal entsprochen 13 Siehe auch BearbeitenBahnstrecke Gorlitz DresdenLiteratur BearbeitenRichard Ulbricht Geschichte der Koniglich Sachsischen Staatseisenbahnen Dresden 1889 148 S Erich Preuss Reiner Preuss Sachsische Staatseisenbahnen transpress Verlag Berlin 1991 ISBN 3 344 70700 0 Hans von Polenz Eisenbahnen im Bautzener Land hrsg vom Verein Ostsachsische Eisenbahnfreunde e V Lobau 2006 180 S ISBN 3 00 018243 8 Wilfried Rettig Gorlitz Lobau In Eisenbahnen im Dreilandereck Ostsachsen D Niederschlesien PL Nordbohmen CZ Bd 1 EK Verlag Freiburg 2010 S 27 40 ISBN 978 3 88255 732 9 Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Thiemann Die Eisenbahn als wirtschaftsfordernder Faktor im Kreis Bautzen 1846 1945 In Geld und Gold in der Oberlausitz Zur Geschichte der Kreissparkasse Bautzen Bautzener Land Schriftenreihe des Landesvereins Sachsischer Heimatschutz Regionalgruppe Bautzen Oberlausitz Heft 6 Bautzen 2001 S 63 69 Friedrich List Uber ein sachsisches Eisenbahnsystem als Grundlage eines deutschen Eisenbahnsystems und insbesondere uber die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden Leipzig 1833 Albert Prinz v Sachsen Herzog zu Sachsen Die Albertinischen Wettiner Geschichte des Sachsischen Konigshauses 1763 1932 Bamberg 1989 S 148 Richard Ulbricht Geschichte der Koniglich Sachsischen Staatseisenbahnen Dresden 1889 S 27 28 Ulbricht S 32 33 Herbert Bauer Der Eisenbahnbau zwischen Lobau und Zittau Lusatia Verlag Bautzen 1998 120 S ISBN 3 929091 53 4 Manfred Berger Der Sachsisch Schlesische Bahnhof in Dresden In Historische Bahnhofsbauten Bd I Sachsen Preussen Mecklenburg Thuringen transpress Verlag Berlin 1980 S 66 72 Wilfried Rettig Eisenbahnknoten Gorlitz Bufe Verlag Egglham 1994 S 14 19 Rettig Eisenbahnknoten S 64 Gerhard Kohler 750 Jahre Reichenbach O L 1238 1988 Reichenbach O L 1988 S 36 37 Rettig Eisenbahnknoten S 63 Hans v Polenz Die Eisenbahn in Lobau Erinnerungen und Bilder hrsg vom Verein Ostsachsische Eisenbahnfreunde e V Lobau 1996 S 17 18 Rettig Eisenbahnknoten S 62 Hans v Polenz Manfred Thiemann Lobauer Lokomotivgeschichten hrsg vom Verein Ostsachsische Eisenbahnfreunde e V Lobau 2000 S 11 12 Hans Friedrich Gisevius Zur Vorgeschichte des Preussisch Sachsischen Eisenbahnkrieges Verkehrspolitische Differenzen zwischen Preussen und Sachsen im Deutschen Bund West Berlin 1971 323 S Fritz Nabrich Gunter Meyer Reiner Preuss Lokomotiv Archiv Sachsen Bd 1 Berlin 1984 S 63 66 192 93 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsisch Schlesische Eisenbahngesellschaft amp oldid 233847254