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Johann Friedrich Lahmann 30 Juni 1858 in Bremen 5 Juni 1937 in Dresden war ein deutscher Kunstsammler und Mazen der bedeutende Teile seiner Sammlung sowohl der Kunsthalle Bremen als auch der Gemaldegalerie in Dresden schenkte Er war in seiner Jugend daneben auch Schriftsteller Dichter und Buhnenautor Im Dachgeschoss des Hauses Lahmannring 2 lebte Johann Friedrich Lahmann von 1906 an Carl Gustav Carus Dame auf dem SollerDieses Gemalde schenkte Johann Friedrich Lahmann 1915 der Gemaldegalerie DresdenFriedrich Overbeck Bildnis des Malers Joseph WintergerstSchenkung Lahmanns an die Kunsthalle Hamburg nachdem Alfred Lichtwark sein besonderes Interesse bekundet hatte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sammler und Mazen 2 1 Malerei der Romantik 2 2 Weitere Sammelgebiete 2 3 Mazenatentum 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Friedrich Lahmann der altere Bruder des Arztes und Naturheilers Heinrich Lahmann 1860 1905 wurde 1858 als Sohn des selbstandigen Reepschlagers und Mitglieds der Bremischen Burgerschaft Albert Lahmann 1825 1897 und dessen Frau Elisabeth Lahmann geb Erichs 1833 1919 in Bremen geboren Die musische Atmosphare des Elternhauses pragte ihn und er begann in seiner Jugend mit eigenen dichterischen Versuchen und Ubungen in Gesangskunst Nach dem Besuch des Gymnasiums und seinem Abitur 1879 in Bremen studierte er an der Universitat Leipzig Jura Bereits nach dem Ablegen des Referendarexamens endete allerdings seine Laufbahn als Jurist Zuruck in Bremen raumte der Vater ihm widerstrebend finanzielle Mittel ein um seinen schongeistigen Interessen nachgehen zu konnen Neben Veroffentlichungen von dichterischen Versuchen kam 1894 auch ein Buhnenwerk von ihm Genoveva am Stadttheater Bremen zur Urauffuhrung Vor allem entdeckte Lahmann in Bremen seine Leidenschaft Kunstwerke zu sammeln Seine durch den Vater gewahrten finanziellen Freiraume und nach dessen Tod durch seinen Anteil an dessen Erbe materiell abgesichert ermoglichten ihm dieser umfassend nachzugehen Seine vielseitigen Interessen und offenbar auch ein Gespur fur Qualitat fuhrten dazu dass er abseits von Zeitgeschmack und Kunstmarkt sammelte was ihm gefiel Er konzentrierte sich zwar auf Gemalde dazu gehorten aber auch Grafiken Kupferstiche Lithographien und weitere Kunstwerke Im Jahr nach dem Tod seines Bruders Heinrich 1906 kam Johann Friedrich Lahmann auf dem Weissen Hirsch heute Dresdner Stadtteil an wo ihm die Familie seines verstorbenen Bruders ein freies Logis in einer ihr gehorenden Villen damals Ringstrasse 6 heute Lahmannring 2 und freie Kost gewahrte Somit konnte sich Lahmann endgultig frei von jeglichen materiellen Sorgen seiner Leidenschaft hingeben In den drei Jahrzehnten in Dresden widmete er sich ausschliesslich seiner Privatsammlung von Kunstwerken Lahmann lebte einsam und vollig zuruckgezogen viele hielten den liebenswurdig freundlichen Herrn der oft vor sich hinzusingen pflegte fur ein Original 1 Was niemand bis zu seiner Ankunft auf dem Weissen Hirsch 1906 wusste Er war schon von Bremen aus der herausragende Kenner der Dresdner Kunst des fruhen 19 Jahrhunderts um Caspar David Friedrich 1774 1840 Johan Christian Clausen Dahl 1788 1857 sowie Ludwig Richter 1803 1884 geworden und erschloss als erster das Werk von Christian Friedrich Gille 1805 1899 Daneben sammelte er zahlreiche Werke deren Bedeutung in der allgemeinen Kunstszene noch nicht einmal gesehen wurde wie z B Kunstdrucke aus Japan Er verstarb als Einzelganger der er zeitlebens war am 5 Juni 1937 in seiner Wohnung auf dem Weissen Hirsch Testamentarisch ermachtigte er die Dresdner Galerie und das Kupferstichkabinett sowie die Kunsthalle Bremen aus den Bestanden alles fur die Offentlichkeit Wichtige und den Museen Erwunschte auszuwahlen wobei er zeitlebens bereits Schenkungen aus seinem Bestand an diese und weitere deutsche Museen ubereignet hatte Den Testamentsbestimmungen entsprechend die auf diese Weise Erbstreitigkeiten vermeiden sollten brachten die Erben danach den weitaus grossten Bestand der Sammlung von Johann Friedrich Lahmann anschliessend zur Versteigerung 1427 Einzelposten an drei Tagen verzeichnete sie die Ende April 1938 von dem Berliner Rudolph Lepke s Kunst Auctions Haus durchgefuhrt wurde wobei diese Auktion allerdings auch die Lahmannsche Sammlung weltweit verstreute Sammler und Mazen BearbeitenDie Sammelleidenschaft Lahmanns blieb trotz seiner zuruckgezogenen Lebensweise nicht verborgen So ist bekannt dass der damalige Direktor der Kunsthalle Hamburg Alfred Lichtwark 1852 1914 auf seinen Reisen die dem gezielten Ankauf von Kunstwerken fur die Kunsthalle dienten auch auf der Suche nach moglichen Erwerbungen von Werken aus der 1 Halfte des 19 Jahrhunderts im Sommer 1909 Lahmann ausfindig machte und uberrascht war von der hohen Qualitat der Privatsammlung Das Gemalde des Nazareners Friedrich Overbeck 1789 1869 Bildnis des Malers Joseph Wintergerst hatte es ihm hier neben einer Fulle von Werken von Caspar David Friedrich Carl Gustav Carus und Christian Friedrich Gille besonders angetan Lahmann schenkte dieses Bild zu einem spateren Zeitpunkt dann tatsachlich der Hamburger Kunsthalle fur deren Nazarener Sammlung Malerei der Romantik Bearbeiten Weit vor der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst 1906 in Berlin auf der er mit Werken aus seiner Sammlung vertreten war u a auch zwei Gemalde von Christian Friedrich Gille 1805 1899 richtete er noch in Bremen seine Sammlertatigkeit auf die Malerei der Romantik auf die Nazarener und die fruhen Realisten aus Dies verschaffte ihm auch einen Vorteil gegenuber anderen Sammlern fiel dadurch sein Urteil hinsichtlich unbekannter Werke und Maler haufig objektiver aus als es in die damalige Zeit passte Vermutlich durch das Wirken seines Bruders in Dresden fasste er bald auch die Kunst des fruhen 19 Jahrhunderts ins Auge und wurde so zum Entdecker ebenfalls noch von Bremen aus des vollig vergessenen Christian Friedrich Gille der in grosster Armut verstorben war So gingen auch grosse Teile von dessen Nachlass durch seine Hande aus dem er mehrere Gemalde Olstudien und Skizzen im Laufe der Zeit erwarb Der Kunsthistoriker Gerd Spitzer schatzt dass etwa 400 Arbeiten Gilles durch seine Hande gegangen sein mussen rechnet man alle Arbeiten ein die er zu Lebzeiten oder durch Vermachtnis Museen schenkte oder die nach seinem Tod versteigert wurden 2 Hans Posse 1879 1942 Direktor der Dresdner Gemaldegalerie der wiederum erkannte dass ausgerechnet Dresden dem Hauptereignisort der Malerei der deutschen Romantik kaum die bedeutendsten Hauptvertreter vorweisen konnte konnte nach einem ersten Schritt einer Schenkung des Gemaldes Dame auf dem Soller von Carl Gustav Carus 1789 1869 von Johann Friedrich Lahmann an die Galerie im Jahr 1915 schliesslich nach dem Ersten Weltkrieg weitere Schritte unternehmen Ab 1920 zeigte die Galerie in einem eigenen Lahmann Kabinett 46 Werke von Friedrich Dahl Kersting und Gille die Lahmann der Galerie als dauernde Leihgaben ubergab In diesem Zusammenhang war mit elf Gemalden Carus vertreten dessen Werk auf diese Weise eine vollige Neubewertung erfuhr Posse berichtet uber Lahmann Jahrzehntelang hat er mit sicherem Verstandnis und unermudlich in seiner Sammelleidenschaft und standig auf der Suche in und ausserhalb Dresdens beim kleinsten Trodler und im unscheinbarsten Privathaus solchen Dingen nachgespurt als nur ganz Wenige Liebe und Verstehen fur diese anspruchslose feine Kunst hatten und eine Zeichnung von C D Friedrich gelegentlich noch fast umsonst zu haben war Hans Posse In einem Manuskript zur Ausstellung der Leihgaben Lahmanns in der Gemaldegalerie 1920 Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden Gemaldegalerie Nr 16 Bd 9 Bl 10 3 Weitere Sammelgebiete Bearbeiten Erst mit dem Lahmannschen Vermachtnis wurde offenbar was die Privatsammlung enthielt Das waren neben Gemalden Handzeichnungen Grafiken aller Art Kupferstiche Radierungen Lithographien Holzschnitte und Japandrucke Allein die Grafiksammlung Lahmanns wurde auf 15000 Blatt geschatzt Daruber hinaus gehorten Mobel und Teppiche sowie europaisches und ostasiatisches Kunstgewerbe zur Lahmann Sammlung 1 Unter den Zeichnungen und Aquarellen befanden sich Arbeiten aus der 1 Halfte des 19 Jahrhunderts mit dem Schwerpunkt Dresden und Sachsen wie auch italienische franzosische u a Arbeiten von Honore Daumier und Paul Gavarni sowie deutsche Meister des 16 17 und 18 Jahrhunderts einige herausragende Arbeiten von Albrecht Durer hatte Lahmann schon dem Stadel in Frankfurt geschenkt Im Nachlass befanden sich auch die ersten in Deutschland bekannt gewordenen japanischen Farbholzschnitte Mazenatentum Bearbeiten Erst durch einen Nachruf von Hans Posse wurde in der breiten Offentlichkeit bekannt welchen Rang Johann Friedrich Lahmann als Kunstsammler und Mazen hatte In seltener Grosszugigkeit und vorbildlichem Gemeinsinn hat der bekannte Dresdner Kunstsammler Johann Friedrich Lahmann ein Bruder des beruhmten Arztes und Begrunders des Sanatoriums Dr Lahmann auf dem Weissen Hirsch testamentarisch die Dresdner Galerie und das Kupferstichkabinett sowie die Kunsthalle seiner Vaterstadt Bremen ermachtigt aus den reichen Bestanden seines in fast 40jahriger Sammeltatigkeit zusammengebrachten Kunstbesitzes alles fur die Offentlichkeit Wichtige und den Museen Erwunschte auszuwahlen Der Gemaldegalerie sind mehr als 50 Bilder und Studien dem Kupferstichkabinett fast 2000 Handzeichnungen und Aquarelle aus allen Jahrhunderten zugefallen Hans Posse Zeitungsbericht der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 23 Dezember 1937 zitiert in Jurgen Helfricht Dr med Heinrich Lahmann 1860 1905 und sein beruhmtes Sanatorium im Dresdner Stadtteil Bad Weisser Hirsch 1 Posse bezeichnete dies als die bis dahin grosste und wertvollste Stiftung die den Dresdner Kunstsammlungen jemals zugefallen ist Auch die Kunsthalle Bremen wurdigt noch heute den ihr zugeflossenen Teil des Nachlasses haufig ist dort allerdings vom gesamten Nachlass die Rede was unzutreffend ist Ihr fielen 639 Zeichnungen 3627 Blatt Druckgrafik und 45 Gemalde zu Gleichwohl sich bestimmungsgemass die drei Institutionen gleichwertig Schenkungen aus dem Lahmannschen Nachlass auswahlten besassen sie fur Ankaufe kaum eigene Mittel Der weitaus grosste Bestand der Sammlung von Johann Friedrich Lahmann wurde demzufolge versteigert Literatur BearbeitenGerd Spitzer Der Kunstsammler Johann Friedrich Lahmann als Entdecker Bewahrer und Stifter In Dresdner Geschichtsverein Hrsg Sammler und Mazene in Dresden Dresdner Hefte Beitrage zur Kulturgeschichte Nr 49 1 1997 Dresden 1997 ISBN 3 910055 39 7 S 15 23 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Friedrich Lahmann im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jurgen Helfricht Dr med Heinrich Lahmann 1860 1905 und sein beruhmtes Sanatorium im Dresdner Stadtteil Bad Weisser Hirsch In Lahmanns Dresdner Kochbuch Anhang Biografie des beruhmten Dresdner Naturheilers Dr med Heinrich Lahmann 1860 1905 Edition Wilhelm Krickau Dresden 2001 ISBN 3 00 006709 4 S 308 Gerd Spitzer Der Kunstsammler Johann Friedrich Lahmann als Entdecker Bewahrer und Stifter In Dresdner Geschichtsverein Hrsg Sammler und Mazene in Dresden Dresdner Hefte Beitrage zur Kulturgeschichte Nr 49 1 1997 Dresden 1997 ISBN 3 910055 39 7 S 16 Zitiert nach Gerd Spitzer Der Kunstsammler Johann Friedrich Lahmann als Entdecker Bewahrer und Stifter In Dresdner Geschichtsverein Hrsg Sammler und Mazene in Dresden Dresdner Hefte Beitrage zur Kulturgeschichte Nr 49 1 1997 Dresden 1997 ISBN 3 910055 39 7 S 20 Normdaten Person GND 119319071 lobid OGND AKS LCCN nr2001033899 VIAF 69736217 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lahmann Johann FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Kunstsammler und MazenGEBURTSDATUM 30 Juni 1858GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 5 Juni 1937STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Friedrich Lahmann amp oldid 220214669