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Die Joasch Inschrift ist eine unvollstandige althebraische Inschrift auf einer schwarzen Sandsteintafel die im Januar 2003 bekannt wurde Der Text handelt von Baumassnahmen am Jerusalemer Tempel unter der Regierung des Konigs Joasch von Juda Die israelische Antikenbehorde stuft die Joasch Inschrift als Falschung ein Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Veroffentlichung 3 Ermittlungen 4 Prozess 5 Bedeutung 5 1 Bibelwissenschaften 5 2 Politik 6 Dokumentarfilm 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Sandsteinplatte ist eine Grauwacke wahrscheinlich aus Nordsyrien oder Zypern mit den Abmessungen 24 30 cm bei einer Dicke von 7 5 bis 9 cm 1 Die Inschrift umfasst 15 Zeilen in palaohebraischer Schrift Sie gehort zum Typ der koniglichen Bauinschriften wie er im Alten Orient bekannt ist unterscheidet sich aber stark von allen bekannten semitischen Inschriften dieses Typs Zu 75 ist der Text identisch mit Passagen der Hebraischen Bibel In mehr als einem Dutzend Fallen weicht die Inschrift vom Althebraischen ab Wahrend jede einzelne dieser Abweichungen fur sich genommen erklarbar ware bringt das kumulative Gewicht auch nur einiger dieser Abweichungen die Wahrscheinlichkeit einer Echtheit der Inschrift praktisch auf null 2 Teilweise handelt es sich um Formulierungen oder Wortbedeutungen die im Althebraischen erst seit hellenistischer Zeit bezeugt sind aber im Neuhebraischen haufig vorkommen Veroffentlichung BearbeitenEine grossere Offentlichkeit erfuhr von dem spektakularen Fund durch einen Beitrag in der Zeitung Haaretz am 13 Januar 2003 3 Angeblich hatten zwei Palastinenser die Steinplatte 2001 im Bereich des muslimischen Friedhofs sudlich vom Tempelberg gefunden und an einen israelischen Sammler verkauft Der Sammler liess das Objekt von dem Epigraphiker Joseph Naveh Hebraische Universitat uberprufen welcher die Inschrift fur eine Falschung hielt aber das geologische Institut Israels GSI mit einer weiteren Prufung beauftragte Diese fiel positiv aus der Stein hatte eine Patina in der sich Karbonpartikel befanden die mit der C14 Methode in die Zeit von 400 200 v Chr datiert wurden mit einer Zuverlassigkeit von 95 Ausserdem fanden sich auch Partikel von purem Gold Dieses Team publizierte seine Untersuchungsergebnisse wodurch die Inschrift bekannt wurde Ungewohnlicherweise boten S Ilany A Rosenfeld und M Dvorachek als Geologen auch eine Ubersetzung und historische Einordnung des Textes 4 Sie spekulierten die Goldpartikel seien moglicherweise im Zusammenhang mit der Tempelzerstorung durch die Babylonier 583 v Chr auf die Steintafel gelangt Ilany und Rosenfeld hatten 2002 bereits die Echtheit des Jakobus Ossuars bestatigt 5 Geruchten zufolge war die Joasch Tafel dem Israel Museum fur 4 Millionen Dollar angeboten worden Der Direktor des Museums erklarte Experten des Museums sei die Tafel vorgelegt worden um ihre Echtheit zu prufen uber einen Preis sei nicht gesprochen worden 6 Ermittlungen BearbeitenIm Fall der Echtheit ware die Steinplatte Eigentum des Staates Israel Deshalb trat der israelische Sammler nur durch einen Mittelsmann in einem Hotelzimmer mit Joseph Naveh in Kontakt Den Ermittlern der Israelischen Altertumerverwaltung gelang es diese Person mit einem Tel Aviver Privatdetektiv zu identifizieren Dieser raumte bei der Befragung ein dass sein Auftraggeber Oded Golan war der bereits als Eigentumer des Jakobus Ossuars bekannt war Am 19 Marz 2003 berichtete die Zeitung Ma ariv von einer polizeilichen Durchsuchung von Golans Appartement und weiteren von ihm genutzten Immobilien Dabei wurden unter anderem Fotos gefunden auf denen Golan neben der Joasch Inschrift posierte Ausserdem wurden zahlreiche Artefakte unklarer Provenienz sowie Falschungen in halbfertigem Zustand sichergestellt sowie epigraphische Fachliteratur Werkzeug und beschriftete Behalter mit Bodenproben von verschiedenen archaologischen Statten 7 Oded Golan sagte aus dass er nur ein Mittelsmann sei und die Tafel dem mittlerweile verstorbenen Antikenhandler Abu Yasser Awada gehore der ihn gebeten habe das Objekt zu verkaufen 6 Die israelische Kultusministerin Limor Livnat beauftragte daraufhin eine Expertenkommission die Echtheit des Jakobus Ossuars und der Joasch Inschrift einzuschatzen Die Kommission erklarte beide Inschriften zu modernen Falschungen Die Argumente im Fall der Joasch Inschrift im einzelnen Shmuel Ahituv Epigraphiker Ben Gurion Universitat Der Text stammt von einem Sprecher des Neuhebraischen der unter Benutzung antiker Quellen einen althebraischen biblisch klingenden Text herzustellen suchte was aber misslang Avigdor Horovitz Philologe Antike Sprachen des Vorderen Orients Ben Gurion Universitat Der Verfasser zeigt keine Kenntnis des Hebraischen des 9 Jahrhunderts v Chr vielmehr wurden einzelne Textbestandteile aus verschiedenen Quellen zusammenmontiert Hagai Misgav Epigraphiker Hebraische Universitat Die Inschrift wurde nach Schriftmustern erstellt die aus der Zeit des Ersten Tempels stammen Ronny Reich Archaologe Hebraische Universitat Die Inschrift schien ihm zunachst authentisch da eine so gute Falschung schwer vorstellbar war Reich liess sich aber von den Argumenten der Kommissionsmitglieder uberzeugen Prozess BearbeitenOded Golan musste sich vor Gericht wegen des Vorwurfs verantworten eine Falscherwerkstatt betrieben und mit gefalschten Altertumern gehandelt zu haben Der Prozess vor dem Jerusalemer Bezirksgericht dauerte sieben Jahre Die Urteilsverkundung war am 29 Februar 2012 Der Richter Aharon Farkash sprach Oded Golan von den Anklagepunkten der Falschung und des Betrugs frei er wurde aber in den untergeordneten Punkten des Antikenhandels ohne Genehmigung sowie des Besitzes von moglicherweise gestohlenen Objekten schuldig gesprochen Der Richter erlauterte dass das Gericht damit keine Aussage zur Echtheit der Artefakte mache sondern nur feststelle dass die Anklage nicht den Beweis fuhren konnte dass Oded Golan der Falscher sei 8 Am 29 September wies das Oberste Gericht Golans Berufung ab und verband dies mit grundsatzlicher Kritik am Antikenhandel 9 Die Israelische Antikenbehorde scheiterte daraufhin mit dem Versuch die Joasch Tafel als Staatseigentum zu sichern mit der Begrundung zwar sei die Inschrift gefalscht aber die Ruckseite des Steins im Altertum zurechtgehauen worden Das Oberste Gericht entschied im Oktober 2013 mit 2 1 Stimmen dass die Joasch Tafel an Oded Golan zuruckgegeben werden musse 9 Bedeutung BearbeitenBibelwissenschaften Bearbeiten Nadav Na aman hatte 1998 in einer Fachzeitschrift die alte These wieder aufgegriffen dass Inschriften von den Verfassern biblischer Schriften als Quelle genutzt worden sein konnten Er prazisierte Plausibel ware das bei einer Bauinschrift Im Text von 2 Kon 12 fand Na aman mehrere Indizien Das Regierungsjahr der Baumassnahme wird genannt Der Abschnitt uber die Tempelrenovierung unterscheidet sich sprachlich etwas vom Kontext 10 Unechtheit der Inschrift vorausgesetzt wurde der Falscher womoglich durch Lekture dieses Artikels angeregt Politik Bearbeiten Die Kontrolle uber Baumassnahmen auf dem Tempelberg ist umstritten da der Staat Israel den Tempelberg ebenso wie Ostjerusalem annektiert hat was aber international nicht anerkannt ist Die Waqf Behorde deren Personal von Jordanien eingesetzt und bezahlt wird verwaltet das Areal agiert aber bei Renovierungsmassnahmen teilweise ohne Abstimmung mit staatlichen israelischen Stellen Israelisches Baurecht wird auf dem Tempelberg nicht konsequent durchgesetzt archaologische Begleitung von Baumassnahmen findet nicht statt Fur die Joasch Inschrift wurde auch die Herkunft aus einer solchen Baumassnahme vermutet Der vermeintliche Fund wurde daher von politischen Akteuren als Argument genutzt die fur eine Entmachtung der Waqf Behorde eintreten wie den Temple Mount Faithful 11 12 Dokumentarfilm BearbeitenSalomos Tempel Die Bibel Ratsel der Geschichte Folge 9 45 Min Vereinigtes Konigreich 2015 13 14 Literatur BearbeitenReinhard Achenbach Einige Beobachtungen zu der sogenannten Jeho asch Inschrift Eine Schrifttafel aus dem 9 Jahrhundert v Chr oder eine Falschung In Biblische Notizen 117 2003 S 5 14 Frank Moore Cross Notes on the Forged Plaque Recording Repairs to the Temple In Israel Exploration Journal 53 2003 S 119 122 Israel Eph al The Jehoash Inscription A Forgery In Israel Exploration Journal 53 2003 S 123 128 Edward L Greenstein Methodological Principles in Determining that the So Called Jehoash Inscription is Inauthentic In Marilyn J Lundberg Steven Fine Wayne T Pitard Hrsg Puzzling Out the Past Studies in Northwest Semitic Languages and Literatures in Honor of Bruce Zuckerman Brill Leiden Boston 2012 S 83 92 Ernst Axel Knauf Jehoash s Improbable Inscription In Biblische Notizen 117 2003 S 22 26 Ernst Axel Knauf Die Joasch Inschrift ein Nachruf In Welt und Umwelt der Bibel 28 2003 S 62f Stig Norin Die sogenannte Joaschinschrift Echt oder falsch In Vetus Testamentum 55 2005 S 61 74 Neil Asher Silberman Yuval Goren Faking Biblical History In Karen D Vitelli Chip Colwell Chanthaphonh John Stephen Colwell Hrsg Archaeological Ethics Rowman amp Littlefield Lanham 2006 S 49 63 Eine leicht abweichende Textfassung erschien 2003 in der Zeitschrift Archaeology PDF Weblinks BearbeitenIsrael Antiquities Authority Final Report Of The Examining Committees For the Yehoash Inscription and James Ossuary Uzi Dahari 2003 Yuval Goren The Jerusalem Syndrome in Biblical Archaeology Society of Biblical Literature Forum Andrew G Vaughn Christopher A Rollston The Antiquities Market Sensationalized Textual Data and Modern Forgeries Introduction to the Problem and Synopsis of the 2004 Israeli Indictment Society of Biblical Literature Forum Ed Greenstein The So Called Jehoash Inscription A Post Mortem ASOR Blog Februar 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Stig Norin Die sogenannte Joaschinschrift Echt oder falsch 2005 S 61 Edward L Greenstein Methodological Principles in Determining that the So Called Jehoash Inscription is Inauthentic Leiden Boston 2012 S 92 Nadav Shragai Sensation or forgery Researchers hail dramatic First Temple period finding In Haaretz 13 Januar 2003 Shimon Ilany Amnon Rosenfeld M Dvorachek Archaeometry of a stone tablet with Hebrew inscription referring to the repair of the house In Geological Survey of Israel Current Research 13 2003 S 109 116 Neil Asher Silberman Yuval Goren Faking Biblical History Lanham 2006 S 56 a b Eric H Cline Biblical Archaeology A Very Short Introduction Oxford University Press New York 2009 S 127 Neil Asher Silberman Yuval Goren Faking Biblical History Lanham 2006 S 57 Matti Friedman After 7 year saga a surprising end to antiquities fraud case In The Times of Israel 14 Marz 2012 a b Matthew Kalman After Supreme Court ruling collector Oded Golan poised to reclaim Jehoash Tablet In The Jerusalem Post 18 Oktober 2013 Nadav Na aman Royal Inscriptions and the Histories of Joash and Ahaz Kings of Judah In Vetus Testamentum 48 1998 S 333 349 Neil Asher Silberman Yuval Goren Faking Biblical History Lanham 2006 S 54 Stig Norin Die sogenannte Joaschinschrift Echt oder falsch 2005 S 73 Politisch ist die Inschrift ein heisses Eisen weil sie benutzt werden kann um die israelitischen Anspruche auf das Tempelgebiet zu starken Salomos Tempel The Temple Of Solomon Mystery In Fernsehserien de Abgerufen am 26 Oktober 2022 Salomos Tempel The Temple Of Solomon Mystery In Internet Movie Database Abgerufen am 26 Oktober 2022 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joasch Inschrift amp oldid 227387695