www.wikidata.de-de.nina.az
Joachim Gutsche 22 Oktober 1926 in Zwickau 23 Januar 2012 in Berlin war ein deutscher Maler Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausstellungen Auswahl 3 1 Einzelausstellungen 3 2 Gemeinschaftsausstellungen 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoachim Gutsche begann eine Ausbildung zum technischen Zeichner Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde er 1944 zum Kriegsdienst bei der Marine eingezogen und geriet in britische Kriegsgefangenschaft 1 2 Von 1946 bis 1951 arbeitete er als technischer Zeichner in der Crossener Papierfabrik Zur gleichen Zeit begann er in seiner Heimarbeit Kleinbilder mit landschaftlichen und sakralen Motiven fur den Export zu fertigen Ab 1949 50 besuchte er die Malklasse der Robert Schumann Akademie Zwickau 1951 bewarb er sich um einen Studienplatz an der Hochschule der Kunste Berlin Weissensee wurde aber wegen formalistischer Kunstauffassungen abgelehnt 3 Noch im selben Jahr wurde er fur das Studium der Malerei an der Hochschule fur Bildende Kunste in Westberlin zugelassen und erhielt fur die Dauer seines Studiums eine Aufenthaltsgenehmigung fur Westberlin 1954 wurde Gutsche beim Beantragen einer Besuchererlaubnis fur Zwickau auf der Polizeidienststelle am Spittelmarkt in Ost Berlin verhaftet Er hatte Kommilitonen seinen Ostausweis ausgeliehen 1 die dann optische Gerate aus der DDR verschoben hatten Er wurde wegen Wirtschaftskriminalitat zu drei Jahren und zehn Monaten Gefangnis verurteilt und in den Haftanstalten Crimmitschau und Klotzsche inhaftiert Nach 26 Monaten Haft wurde er vorzeitig aus dem Arbeitslager Klotzsche entlassen Noch im selben Jahr stellte er mit der Begrundung sein Studium nach der Haftentlassung beenden zu wollen einen Antrag auf Zuzug in die DDR Nachdem der Antrag abgelehnt worden war meldete er sich 1957 in Zwickau ab und zog nach Charlottenburg und nahm sein Kunststudium wieder auf das er zwei Jahre spater abschloss 1960 erhielt er eine unbefristete Zuzugsgenehmigung fur Westberlin 3 Von 1960 bis 1963 war Gutsche Mitarbeiter fur Farbgestaltung und Kunst am Bau bei Bernhard Dorries 1966 heiratete er Erika Slaby 1967 wurde die gemeinsame Tochter Flora geboren Neun Jahre spater seine Ehefrau und seine Tochter aus der gemeinsamen Wohnung in der Mommsenstrasse 61 aus Gegen Ende der 1970er Jahre verschlechterte sich Gutsches psychischer Zustand Er zog sich mit zunehmenden Verfolgungsangsten in die Isolation zuruck In Aufzeichnungen schrieb er uber Einbruche durch Agenten des Verfassungsschutzes in seine Wohnung und umfangreichen Diebstahl von Kunstwerken mutmasste systematische Verhinderungen von Kunstankaufen und Ausstellungen durch den deutschen Staatsapparat und schrieb uber Vergiftungsversuche Saure und Virenanschlage und dergleichen 4 Ab Mitte der 1980er Jahre hielt er sich fast ausschliesslich in seiner Wohnung auf und beschaftigte sich obsessiv mit Malerei und Zeichnung 1996 wurde er vom Landgericht Chemnitz rehabilitiert das Hafturteil von 1954 wurde aufgehoben 2003 verteidigte er sich erfolgreich selbst vor Gericht nachdem ein gerichtliches Betreuungsverfahren gegen ihn angestrengt worden war Am 23 Januar 2012 starb er im Alter von 85 Jahren in seiner Wohnung in Berlin Charlottenburg 3 Werk Bearbeiten Die Bilder sind schon Eigenartig aber nicht versponnen Voller Farben die nicht satt machen sondern immer wieder hinsehen lassen Ratselhafte Motive aber keine Hieroglyphen des Wahns Gregor Eisenhauer Der Tagesspiegel 1 Seine Zeichnungen dustere bevorzugt mit schwarzem Filzstift geschaffene Arbeiten zeigen immer wieder die gleichen Motive menschenartige Wesen mit zum Teil ubergrossen Geschlechtsteilen in zerfliessenden Landschaften Gutsche zeichnete stets bis an die ausseren Bildrander haufig wurden dichtgedrangte Hauserfassaden dargestellt sodass es weder Vorder noch Hintergrund gibt Die dichte Linienfuhrung ist dabei mehrfach uberlagert 5 1974 schrieb er In einem grossen Teil meiner Bilder und Graphiken habe ich mich mit dem Thema Grossstadt befasst In dieser Zusammenballung von Architektur Menschen und Fahrzeugen fristen Flora und Fauna ein karges Dasein Joachim Gutsche 6 Den grafischen Blattern der 1950er fehlen jegliche Darstellung von Individuen bzw auch nur Andeutungen figurativer Formen zugunsten einer angestrebten Dynamik des ganzen Bildes um das Wesentliche zu geben 6 Bei auftauchenden Figuren werden haufig Motive wie zum Beispiel ein uberdimensionaler Penis oder ein schwangerer weiblicher Korper dargestellt um auf sexuelle Tabus und eine damals vorherrschenden Pruderie zu verweisen und diese zu uberwinden Auch werden mit politischer Motivik in der Frontstadt Berlin die Verbundeten Vereinigten Staaten an den Pranger gestellt 7 In den Jahren 1990 1992 fuhrte Gutsche eine Vielzahl von politischen Aktionen durch Er verteilte Flugblatter und verlas selbst verfasste Schriften z B das Pamphlet Die verwusteten Gehirne anlasslich der Ausstellungseroffnung von Ben Wargin Die Wuste ist in uns im Schloss Charlottenburg oder im September 1990 als er anlasslich einer Veranstaltung vor der ehemaligen Stasizentrale in Ostberlin seine Schrift Die Unheilbare deutsche Geheimdienstseuche vorlas In der Gestaltung seines Spatwerks wurde Gutsche im Ausdruck milder in den Formen weniger kontrastreich und die Farbpalette wurde pastoser Er setzte sich intensiv mit dem urbanen Raum auseinander und stellte 1974 die Prognose Mit der rapiden Vermehrung der Menschheit wird deren Menschlichkeit schwinden mussen 8 Ausstellungen Auswahl BearbeitenEinzelausstellungen Bearbeiten 1964 Kunstschau im Paula Becker Modersohn Haus Bremen 1974 Ausstellung im Bildungszentrum Gelsenkirchen 1979 Ausstellung an der Volkshochschule im Haus am Grunen Ring Herne 1981 Kunstamt Neukolln Rathaus Galerie Berlin 1984 Graphothek City CharlottenburgGemeinschaftsausstellungen Bearbeiten 1960 1964 Grosse Berliner Kunstausstellung Europaischer Kunstverein Kampen Sylt 1974 Querschnitt 74 Kunstamt Berlin Tempelhof 1975 1 Mai Salon 1 Mai 1945 1 Mai 1975 Dreissig Jahre Frieden Haus am Lutzowplatz Berlin 1981 1 Mai Salon Frieden und Abrustung Haus am Lutzowplatz Berlin 1982 Malerei Materialbilder Haus am Kleistpark Berlin 1983 1 Mai Salon Mai 1933 Mai 1983 Haus am Lutzowplatz Berlin 1983 Berliner Kunstler in Traben Trarbach 1983 Jahresruckblick 83 Kunstamt CharlottenburgEinzelnachweise Bearbeiten a b c Gregor Eisenhauer Joachim Gutsche Geb 1926 In Der Tagesspiegel Online 6 Juli 2012 ISSN 1865 2263 tagesspiegel de abgerufen am 2 Mai 2022 Jan Feddersen Kunstler Joachim Gutsche Die Kunst eines Besessenen In Die Tageszeitung taz 31 Januar 2014 ISSN 0931 9085 taz de abgerufen am 2 Mai 2022 a b c Dorothea Schone Gebrochene Identitat Der Maler Joachim Gutsche In Jan Gerlach Hrsg Joachim Gutsche Gebrochene Identitat 2 Auflage Kulturforum Cottbus e V Cottbus 2017 S 10 12 Joachim Gutsche Die unheilbare Deutsche Geheimdienstseuche Hrsg Nachlass Gutsche 1990 S 2 Friederike Breuer Das Universum eines Grenzgangers In Jan Gerlach Hrsg Joachim Gutsche Gebrochene Identitat 2 Auflage Kulturforum Cottbus e V Cottbus 2017 S 20 21 a b Joachim Gutsche Versuch einer Beschreibung meiner Bilder Hrsg Nachlass Gutsche 25 September 1974 Galerie Michael Haas Joachim Gutsche Bilder der 1960er Jahre Hrsg Galerie Michael Haas Berlin 2022 S 30 Joachim Gutsche Versuch einer Beschreibung meiner Bilder Hrsg Nachlass Gutsche Berlin 6 Juli 1974 Normdaten Person GND 118543822 lobid OGND AKS VIAF 22933021 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gutsche JoachimKURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 22 Oktober 1926GEBURTSORT ZwickauSTERBEDATUM 23 Januar 2012STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim Gutsche amp oldid 232144983