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Jean Carriere 6 August 1928 in Nimes 7 Mai 2005 ebenda war ein franzosischer Schriftsteller und Essayist Jean Carriere Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Der Sperber von Maheux 2 2 Der Preis 2 3 Essays 3 Werkverzeichnis 4 WeblinksLeben BearbeitenJean Carriere wurde 1928 in Nimes im Languedoc als Sohn einer Pianistin und eines Dirigenten geboren Er war zumindest zeitweise ein schlechter Schuler Der Vater erkannte jedoch fruh sein kunstlerisches Talent Jeans anfangliches Interesse galt der Musik 1953 ging er nach Paris um Musikkritiker zu werden kehrte aber schon nach drei Monaten wegen eines psychosomatisches Leidens nach Hause zuruck Inzwischen war ihm klar geworden dass literarisches Schreiben seiner wahren Berufung entsprach Sein Vater vermittelte ihm daraufhin den Kontakt zu Jean Giono Sechs Jahre 1954 1960 verbrachte Jean Carriere dort um von seinem Idol und Mentor zu lernen Seinen Lebensunterhalt bestritt er durch den Verkauf von Schallplatten und durch handwerkliche Gelegenheitsarbeiten Giono beschaffte ihm eine erste Publikationsmoglichkeit fur zwei Erzahlungen in der regionalen Literaturzeitschrift Cahier de l artisan Seine Labilitat erkennend verpflichtete er ihn zu disziplinierenden Aufgaben insbesondere zur Herausgabe einer Giono Biographie die Carriere allerdings erst 1985 fertigstellte Seine eigentliche literarische Laufbahn begann erst 1967 mit seinem ersten Roman Retour a Uzes Ruckkehr nach Uzes fur den er den Preis der Academie francaise erhielt Funf Jahre spater 1972 erschien sein zweiter und wichtigster Roman L epervier de Maheux Der Sperber von Maheux fur den er den Prix Goncourt erhielt Das machte ihn in Frankreich und weit daruber hinaus beruhmt Die Auflage des Buches erreichte mehr als 2 Millionen Exemplare es wurde in 14 Sprachen ubersetzt Damit wurde Carriere einer der erfolgreichsten Goncourt Preistrager uberhaupt Doch der Tod des Vaters und weitere Schicksalsschlage sowie das permanente Gefuhl beruflicher Uberforderung sturzten ihn in tiefe Depression Er veroffentlichte zwar weitere Romane die aber nicht mehr den Verkaufserfolg seines Erstlings erreichen konnten Erst mit der Autobiographie Le prix d un Goncourt Der Preis gelang ihm 1987 ein gewisser literarischer Erfolg Parallel entfaltete Carriere auch in anderen Medien Aktivitaten Im Auftrag von France Culture des Franzosischen Rundfunks zeichnete er funfzehn Gesprache mit seinem literarischen Ziehvater Jean Giono auf Fur das franzosische Fernsehen ORTF drehte er Filme Carrieres Werk geriet allmahlich in Vergessenheit er wurde kaum noch gelesen Jean Carriere der seine Heimat im Umkreis der Cevennen die sein ganzes Werk inspirierten nie langere Zeit verliess lebte bis zu seinem Tod am 7 Mai 2005 in Domessargues bei Nimes Anzumerken bleibt dass trotz des hohen Bekanntheitsgrads in Frankreich Autor und Werk in Deutschland bislang wenig Beachtung fanden In den aktuellen deutschen Literatur Nachschlagewerken ist er nicht vertreten Werk BearbeitenDer Sperber von Maheux Bearbeiten In diesem Buch erzahlt Carriere die Geschichte der armen Bauernfamilie Reilhan in den sudfranzosischen Cevennen die in ihrem entlegenen Gehoft Maheux immer nur so uber die Runden kommt bis es dann unaufhaltsam bergab geht und die Familie am Ende zerfallt Sie spielt in der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem aber Mitte der 1950er Jahre Der Autor nimmt den Leser mit in die fremde Welt der Berge in das Hochland das eher im hohen Norden oder in langst vergangenen Zeiten angesiedelt zu sein scheint als in der realen Nahe zur heiteren Mittelmeer Sonne Lange Zeit hofft die Familie durch Beharrlichkeit und harte Arbeit ihre Existenz in der menschenfeindlichen Natur der Berge sichern zu konnen Doch wie in einem schlechten Traum weht ihnen vom Schicksal stets nur eisiger Wind entgegen Die Grunde fur das Abwandern vieler Hochlandbewohner in die warmen Stadte des Sudens oder die reichen Gegenden des Nordens werden in diesem Roman schnell offenbar So besteht das Essen der Reilhans meist nur aus Maronensuppe und Brot dazu gelegentlich das kummerliche Fleisch eines selbst geschossenen Eichelhahers und saurer Wein Genugsamkeit und Improvisationsvermogen sind so die uberlebenswichtigen Tugenden der Hochlandbewohner Eigenschaften die sich mit der Zeit aber auch in Schicksalsergebenheit und Stumpfsinn wandeln konnen Carriere beschreibt diesen Zwiespalt am Beispiel der Hochlandfrauen Die Frauen sind schwarz von Kopf bis Fuss tragen mit zwanzig Jahren Trauer um ihre eigene Jugend Im standigen Kampf mit einer Existenz die sie genauso fesselt wie ihre Kleidung bringen sie ihre Kinder hastig zwischen zwei Waschtagen zur Welt begraben sie ihre Toten zwischen zwei Ernten verfugen sie nie uber das was man in privilegierten Kreisen einen Augenblick fur sich nennt Ohne Ubergang gleiten sie aus einer welken Jugend wie ausgegluht von einer bosen Sonne oder ausgezehrt von einem Fieber hinuber in eine ruhrige und alterslose Durre Am Ende ihres Lebens nehmen sie im Haus nicht mehr Platz ein als ein Schemel Man lasst sie in einer Ecke und ruhrt sie nicht mehr an bis sie ohne Umstande verloschen Die Geschichte beginnt mit einem Betrug Der letzte Bewohner von Maheux genannt Reilhan der Schweigsame schreibt einer entfernten Cousine empathische Liebesbriefe deren blumige Texte er dem Feuilleton alter Zeitungen entnimmt um sie damit in die Odnis der Berge zu locken Verblendet von der Poesie eines wie sie glaubt edlen Charakters willigt sie in die Heirat aus der Ferne ein Doch bitter ist die Enttauschung als sie die armseligen Verhaltnisse vor Ort sieht und feststellen muss dass ihr wortkarger Mann genau das Gegenteil von dem ist was ihr die Briefe versprachen Jedoch ist ein Zuruck nicht mehr moglich Zwei Sohne werden geboren zuerst der barenstarke aber geistig zuruckgebliebene Abel dann Joseph normal intelligent aber schwachlich und antriebslos Gleichwohl ist Joseph von Anfang an der Lieblingssohn der Mutter Nach einem Sturz von einer Brucke hinkt Joseph dauerhaft Seine Mutter pappelt ihn heimlich mit hochwertiger teurer Nahrung wieder auf die sie den anderen vorenthalt Sie verhilft ihm schliesslich dazu stellvertretend fur ihre eigenen Wunsche der Odnis der Berge zu entkommen und im Tal als Angestellter in einer Pfarrei ein Auskommen zu finden Als Josef bei einem Aufenthalt in der Schweiz das grandiose Bergpanorama sieht und Einblicke in die schone reiche und gebildete Welt des Burgertums erhalt beginnt er sich seiner armseligen Herkunft zu schamen Rasch entwickelt er eine innere und aussere Distanz zu seiner Familie Seine Besuche zuhause werden selten und die Mutter beginnt daraufhin allmahlich zu verkummern Abel hingegen der grobschlachtige Waldarbeiter der nach dem Vater kommt ertragt die Rauheit des Klimas und die Entbehrungen des Hochlandes gut Nur in Gesellschaft von Menschen fuhlt er sich unsicher Nachdem der Vater gestorben und der Bruder weggezogen ist heiratet er die murrische und von Mannern allseits verschmahte Marie Tochter von Depuech dem besten Freund seines Vaters Danach sieht es zunachst so aus als ob die beiden Aussenseiter ein neues Leben in den Bergen beginnen konnten Doch Schicksalsschlage lassen das nicht zu Marie hat eine Fehlgeburt und kann danach keine Kinder mehr bekommen Ihre Schwiegermutter schon langer nicht mehr normal fangt an sich zu beschmutzen und sich Marie gegenuber feindlich zu verhalten Im folgenden Jahr herrscht eine grosse Durre Die Zisterne auf dem Hof ist schnell leer und die Suche nach Wasser wird zur existentiellen Frage Der letzte Kampf der Reilhans um Maheux beginnt Obwohl spannend geschrieben ist das eigentliche Faszinosum des Buches also das was es von anderen Buchern unterscheidet nicht so sehr die Spezifitat der Handlung die Geschichte der Reilhans und die Details ihres armlichen materiellen und problematischen soziales Umfelds als vielmehr die Art und Weise wie dieses Buch geschrieben ist Carrieres unverwechselbarer Schreibstil Dieser lasst Einflusse von Giono erkennen ist aber doch sehr eigenstandig Bezeichnend sind z B lange Satze mit vielen Einzelbeobachtungen und Assoziationen getaucht in eine Flut dahinfliessender Bilder Metaphern und Vergleichen Prazise naturalistische Schilderungen in lyrischer Sprache pragen grossere Teile des Werks Selbst banal erscheinende Dinge werden von ihm mit grosser Hingabe beschrieben in einem Stil den Franzosen flamboyant flammend nennen Beispiel Mitten im August sieht man das Elend der Dinge sieht man gleichsam ihre von der Gewalt des Lichtes ausgezehrte Kehrseite aschfarbene Wege schmutzige Erdflachen vom ranzigen Gelb afrikanischer Steppen schiefergepanzerte Wande die den fiebrigen bleifarbenen Glanz eines Gewittertages zuruckwerfen Schafereien am Boden zermalmt durch das Gewicht riesiger Schieferziegel auf die die Sonne herunterbrennt und deren Trummer wie Schulterblatter auf dem Boden bleichen Weiler hier und dort angefressen durch hohle dornengeschwarzte Gebaude die ihre gekalkten Fassaden in emsiger Verschachtelung in die Hohe winden um sehen zu konnen was in der Ferne geschieht Seine Beschreibungen vermitteln direkt und doch poetisch uberhoht zugleich was die Protagonisten vor Ort sehen erleben und erleiden mussen Das was in normalen Romanen als Kulisse als ausschmuckende Hintergrund Tapete dient wird in diesem Buch oft und uber viele Seiten zum Vordergrund Es sind dies aber keine langweiligen Exkurse im Gegenteil Die eigentliche Story verblasst nicht selten im Vergleich dazu Die dufterfullte intensive Schonheit des Bergfruhlings die unbarmherzige Hitze und Durre des Sommers und vor allem die Wucht des langen Winters mit Eis und Kalte Schnee und Sturm die zum Verlieren der Sicht der Orientierung und schliesslich der Hoffnung und des Verstandes fuhrt werden in dem Buch mit einer so plastischen metaphergesattigten Ausdruckskraft geschildert dass es schwerfallt hierin vergleichbare Autoren zu finden Ahnlich wie Jean Giono und Julien Gracq ist Jean Carriere ein Meister der Beschreibung von Aussenwelten ein in Frankreich unubliches Element der Romanausstattung das von den spitzen Federn der Literaturkritiker in Paris schnell mit negativ gemeinten Begriffen wie Naturpoesie und Regionalismus abgetan wird Dabei wird ubersehen dass es in Carrieres Buch auch um die grundsatzlichen Bestandteile menschlicher Existenz geht Arbeit Ruhe Essen Beten Schlafen Krankheit Zukunftsplane Reisen Sexualitat Heirat Geburt und Tod Dinge die keineswegs das Ergebnis regionaler Lebensumstande sind sondern verallgemeinert werden konnen Der unvoreingenommene Leser merkt recht schnell dass die Wunsche Traume Angste und Enttauschungen der Reilhans stellvertretend stehen dass sie zwar in den konkreten Details nicht aber im Prinzip von den seinen verschieden sind Beeindruckend ist auch wie es Carriere gelingt sehr tief in seine Charaktere vorzudringen gedankliche und emotionale Innenwelten glaubhaft nachzuzeichnen Eben noch dem Erzahler lauschend gerat der Leser fast ubergangslos mitten hinein in die Weltsicht der Protagonisten beginnend mit der Mutter dann Josef schliesslich der Vater den Hausarzt nicht auslassend um am Ende Leben und Sinn mit den Augen des einfaltigen Abel zu betrachten Mit solchen Perspektivwechseln gelingt es Carriere jeden seiner Charaktere lebendig werden zu lassen zugleich zeigt er dass jeder fur sich ein logisches in sich stimmiges Lebenskonzept hat Beim Versuch die unterschiedlichen Ansichten und Wunsche und die daraus resultierenden Interessenskonflikte der Protagonisten verstehen zu wollen merkt der Leser dass Begriffe wie gut und bose nicht weiter helfen zu begrenzt deren Spielraum zu idealistisch der Anspruch In Carrieres Roman gibt es keine Helden niemanden der dauerhaft die Sympathie des Lesers zu gewinnen vermag und auch kein Happy End Die Welt wird nicht gerettet sie dreht sich nur weiter Harter nuchterner Realismus vor einem Hintergrund aussergewohnlicher Poesie zeichnet das Buch aus in dem Prosa und Lyrik uberzeugend vereinigt sind Der Preis Bearbeiten In dem autobiographischen Werk Der Preis zeichnet Jean Carriere wichtige Passagen seines privaten und beruflichen Lebens nach Das Buch beginnt mit der Beschreibung jener Szene in Paris wo er am 21 November 1972 zusammen mit Frau und Freunden am Radio auf das Ergebnis der Kommission wartet die uber den Gewinner des Prix Goncourt entscheidet Carriere rechnet sich kaum Chancen aus und so trifft ihn der Gewinn der bedeutendsten franzosischen Literaturauszeichnung vollig uberraschend Uber Nacht wird er zum Medienstar und sein Leben verandert sich radikal Carriere beschreibt das nun einsetzende Geschehen mit Der Tag explodierte mir im Gesicht aufs Kostlichste morderisch und liess mir nicht die Zeit Abstand zu dem ganzen Getose zu finden Bewegt fiel ich vom Handedruck in die Umarmung vom Studio in die Redaktion vom Telefon zum Interview mitgerissen von einem Strom den ich nicht unter Kontrolle hatte glucklich als ich meine Mutter vor Freude am anderen Ende der Leitung weinen horte Der Verkaufserfolg seines Buches Der Sperber von Maheux sprengt alle Rekorde Anfanglich geschmeichelt und glucklich ist Carriere bald nicht mehr er selbst Er verliert den inneren Halt will es allen recht machen wird zum willenlosen Opfer des Literaturbetriebs Auch wenn er sich nun langgehegte Wunsche erfullen kann und Geldsorgen endlich der Vergangenheit angehoren erweist sich der Preis nicht als sein grosses Gluck Vielmehr geht es mit ihm bergab Er braucht funfzehn Jahre um sich vom Prix de Goncourt zu erholen Soweit der Rahmen In gewisser Hinsicht tauscht der Titel Denn der Preis steht nicht so sehr im Mittelpunkt der Schilderung wie es der Titel verkundet Schon bald nach dem Eingangskapitel mit der Schilderung der Preisverleihung zeigt sich eine andere Wirklichkeit die Carriere in Form einer weit ausholenden Lebensruckblende darlegt Da gibt es wichtigere Dinge als den Verlust der Balance im Medientaumel Zwei gegensatzliche Schicksalskomponenten treffen in seiner Jugend aufeinander zum einen sein grosses kunstlerisches Talent anfanglich nur der Musik gewidmet zum anderen die nach einer glucklichen Kindheit zerstorerische Wirkung einer ratselhaften Krankheit Letztere befallt ihn uber Nacht im Alter von 18 Jahren da packte plotzlich ein Gefuhl der Leere mein Herz entsetzlich unbarmherzig ein widerliches Gefuhl als musste man seine Seele auskotzen Die Gerausche kamen bei mir an wie abgedampft durch die Entfernung eine Entfernung die nicht raumlich war eher ein innerer Abstand Ich war undurchdringlich in mir selbst zweifach verriegelt Ich verdaute nicht mehr Meine Magerkeit wurde so furchtbar dass man hatte glauben konnen ich kame von Auschwitz Ich schied meine Nahrung in Form eines rotlichen Wassers aus Die Angst zerrieb mir die Eingeweide Uber dreissig Jahre entfacht dieses ratselhafte Leiden in ihm eine Art innere Holle und kein Arzt kann ihm helfen Sein Kampf gegen diese Krankheit und seine zugleich unstillbare Sehnsucht nach dem verlorenen Gluck der Kindheit setzen in ihm die Energie frei die ihn rastlos und kreativ zugleich werden lasst Der Prix Goncourt verscharft nur seinen ohnehin schon desastrosen Zustand Tabletten und Alkoholmissbrauch sind die Folgen Nach der Preisverleihung sieht sich Carriere dem Erwartungsdruck der Offentlichkeit bald nicht mehr gewachsen Er fuhlt sich erschopft und entmundigt vom professionellen Literaturbetrieb Die stadtische Welt mit ihrer beflissenen Bildungsburgerlichkeit oberflachlichen Eloquenz und kommerziellen Inszenierung ist ihm innerlich fremd Sie passt nicht zu ihm dem verwilderten Aussenseiter der viel lieber auf stundenlangen Fussmarschen durch die Stille und Einsamkeit der Garrique lauft im steten Versuch innere Ruhe zu finden Seine kunstlerische Schaffenskraft leidet sehr unter der Wirkung des Preises Zwar hat er sich in seinem neuen Domizil in Domessarges bei Nimes eine schone Villa bauen lassen und sein Arbeitszimmer mit Blick auf die Berge ist mit Mahagoni Mobeln eingerichtet Doch innerlich fuhlt er sich leer hat das Gefuhl keinen einzigen seinen hohen Anspruchen genugenden Satz mehr zustande bringen zu konnen Standig auf der Flucht vor dem weissen Papier macht er liebend gern jede andere erdenkliche Arbeit und sei es nur ein Loch im Garten zu graben um es nachher wieder zuzuschutten Dann bricht seine Frau Michele mit einem Gehirnschlag zusammen Ihr rechter Arm ist gelahmt und ein Auge dazu Fast ein Jahr dauert es bis sie wieder gesund wird Jean kummert sich liebevoll um sie Trotzdem ist danach ihr Verhaltnis dauerhaft gestort Schliesslich lassen sie sich scheiden Nach Michele wird Francoise seine Frau Eines von Carrieres Dauerproblemen ist es nachts nicht schlafen zu konnen Die Angst davor ist ihm langst zum Trauma geworden Tabletten helfen nicht mehr Mangel an Tiefschlaf und Traumverarbeitung bringen ihn zeitweise vollig aus dem Gleichgewicht fuhren ihn ins Halbdunkel von Obsessionen und wirren Phantasien bis hin zu Selbstmordgedanken Er wird manisch depressiv und entwickelt allerlei Macken z B eine Spinnenphobie jeden Abend sucht er das ganze Zimmer nach ihnen ab und dreht dabei sogar die Bilder an den Wanden um Parallel setzt ihm von aussen die Nachwirkung des Preises weiter zu Berge von Post aus aller Welt erreichen ihn taglich vor allem Dankesschreiben Bittbriefe und Stapel von Manuskripten die um literarische Stellungnahme und Protektion bitten Es sind so viele dass seine Frau Michele ihre Lehrerstelle aufgeben muss um als seine Sekretarin die Flut von Post und Terminen bewaltigen zu konnen Sein Name wird uberall zu Vermarktungszwecken nachgefragt Fruher ein armer Poet ein Waldmensch ein Verruckter abgemagert exzentrisch hinter jedem Weiberrock herlaufend vom Lehrergehalt seiner Frau lebend und von den Nachbarn verspottet wird er in der Region jetzt uberall geachtet und hofiert Sogar im politischen Wahlkampf ist er als Prominenter willkommen Doch sein literarischer Ruf ist bereits Vergangenheit Die scharfzungige Pariser Presse hat ihn langst abgeschrieben In ihrer Neigung zu spottischen Schubladen hat sie ihn zum Sperbermann degradiert Da Carriere literarisch nicht nachlegen kann bleibt es in der Offentlichkeit bei diesem Urteil Das Buch endet mit einer glucklichen Wendung Ein befreundeter Arzt verschreibt ihm ein neuartiges Mittel das ihn von seiner Schlaflosigkeit heilt Carriere fuhlt sich wie neu geboren und erholt sich auch von seiner Depression 1987 mit fast 50 Jahren findet er endlich seinen inneren Frieden wieder Er schreibt daraufhin das Buch Der Preis als Lebensbilanz und Rechtfertigung vor sich selbst und anderen Der Preis ist ein autobiographischer aber durchaus generalisierbarer Abriss uber das zwiespaltige Wesen kunstlerischer Arbeit Aussenseitertum krankheitsbedingte Getriebenheit Schicksalsschlage und standige materielle Unsicherheit sind der Preis der fur die Erschaffung eines literarischen Werks von dauerhaftem Wert zu zahlen ist Prosa geschrieben unter Qual Verwirrung und Entbehrung geschaffen von der Sensibilitat einer dunnen Haut deren unvermeidbare Kehrseite grosse Verletzbarkeit ist Carriere schildert sehr offen und personlich bis in kleinste Detail was es heisst sich der Schriftstellerei zu verschreiben damit anfangs nur auf Ablehnung zu stossen sein Manuskript zu verbrennen ein anderes zehn Jahre in der Schublade liegen zu lassen dabei aber sich stets treu zu bleiben und weiter zu kampfen Das Buch ist erhellend in dem Sinne dass es detaillierte Einblicke hinter die Kulissen des Erfolgs gibt Allerdings hat es auch Schwachen So stellt Carriere seine Fahigkeit zu poetisch bildreichen Exkursen zwar auch hier wieder unter Beweis doch verliert sich das mitunter in einem Rausch sprachlich aufwendiger Konstruktionen die mit dem ansonsten eher nuchtern gehaltenen Reportage Stil nicht immer harmonieren Auch in der Form finden sich Schwachen Die Einteilung in zahlreiche Kapitel ohne Uberschriften bietet dem Leser der den Gang der Entwicklung des Kunstlers verstehen mochte keine Orientierung Die letzten Kapitel vermitteln sogar den Eindruck als seien sie auf die Schnelle dahingeschrieben Ein Resumee zieht der Autor nicht Hat sich der Preis in Anbetracht was er dafur bezahlen musste fur ihn gelohnt Die Frage lasst sich nur indirekt beantworten Das Buch ist gleichwohl fur jeden der sich fur das Leben von Kunstlern interessiert oder der selbst schriftstellerische Versuche unternimmt eine Quelle der Offenbarung So erfahrt der Leser auch warum im Sperber von Maheux den verbliebenen Bewohnern im zweiten Teil das Wasser ausgeht Carriere hatte schon in Manosque den ersten Teil geschrieben wusste dann aber nicht weiter Ihm war erzahlerisch das Wasser ausgegangen Die Wandlung der Alltagsmetapher in dramaturgische Romanrealitat war Carrieres Kniff die Handlung wieder voranzutreiben sie mit Spannung neu aufzuladen Essays Bearbeiten Carrieres Essayistik beschaftigt sich unter anderem mit Sigourney Weaver und seinem literarischen Freund Jean Giono fur den er in Manosque als personlicher Sekretar arbeitete und Julien Gracq Letzterer hatte schon 1951 den Goncourt Preis abgelehnt und hatte hier wohl Vorbildfunktion Ein Band von Gesprachen mit Maurice Chavardes Le Nez dans l herbe erschien 1981 Ein weiteres exemplarisches Werk ist der Roman Feuille d or sur un torrent der 2002 herauskam er verzeichnet die Odyssee eines Geschwisterpaars von der Camargue nach Labrador das der Mittelmassigkeit seiner Welt entfliehen und eine verloren geglaubte Freiheit wiederentdecken will Werkverzeichnis BearbeitenIn franzosischer SpracheRetour a Uzes Paris La Jeune Parque 1967 L Epervier de Maheux Paris Pauvert 1972 La Caverne des pestiferes 2 Bande Paris Pauvert 1978 1979 Le Nez dans l herbe Paris La Table ronde 1981 Jean Giono Paris La Manufacture 1985 Les Annees sauvages Paris Laffont Pauvert 1986 Julien Gracq Paris La Manufacture 1986 Le prix d un goncourt Paris Laffont Pauvert 1987 L Indifference des etoiles Paris Laffont Pauvert 1994 Sigourney 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PersonendatenNAME Carriere JeanKURZBESCHREIBUNG franzosischer Schriftsteller und EssayistGEBURTSDATUM 6 August 1928GEBURTSORT Nimes FrankreichSTERBEDATUM 7 Mai 2005STERBEORT Nimes Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jean Carriere amp oldid 220350285