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Als Janssen Muhlen werden mehrere Muhlen bezeichnet die sich auf dem Areal der Wittenburger Chaussee unweit des Ortsteils Neumuhle in Schwerin befanden Sie wurden ab 1862 von dem Pachter Wilhelm Janssen und seiner Familie in Betrieb genommen und 1914 bei einem Brand vernichtet Die Janssenmuhlen an der Wittenburger Chaussee um 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Umgebung 2 Baugeschichtliche Bezuge 3 Nachfolgebauten 4 Literatur 5 Quellen 6 EinzelnachweiseLage und Umgebung BearbeitenWeil die Inhaber der Binnenmuhle Schwerin der sogenannten Grafenmuhle oftmals im Sommer wegen Wassermangels nicht arbeiten konnten konnte von ihnen der Auftrag erteilt worden sein im Jahre 1819 als Erganzung die erste Hollander Erd Galerie Windmuhle auf dem Wittenburger Berg an der Landstrasse nach Klein Rogahn vor den Toren Schwerins zu errichten Der Muller ist ein adlig Kind es arbeiten fur ihn Wasser und Wind Sprichwort Im Jahre 1843 44 wurde auch wieder von dem Inhaber der Binnenmuhle Schwerin Binnenmuller Heldt im westlichen Raum der Stadt Schwerin am Wittenburger Tor ebenfalls an der Landstrasse nach Klein Rogahn eine weitere Hollander Galerie Windmuhle mit zwei Walzstuhlen erbaut Diese beiden vor den Toren der Stadt Schwerin gelegenen Muhlen wurden im Jahre 1862 an Wilhelm Janssen fur 10 Jahre und jahrlich 2 500 Taler verpachtet Zu den im Jahre 1863 durch die Pachterfamilie Janssen erworbenen zwei Hollanderwindmuhlen auf den Hugeln an der Wittenburger Chaussee unweit von Schwerin kamen 1892 weitere namlich die beiden Windmuhlen der Bischofsmuhle der Gebruder Pingel sowie deren dampfbetriebene Muhle an der Schweriner Wismarschen Strasse ebenfalls zum Besitz von Wilhelm Janssen hinzu Baugeschichtliche Bezuge BearbeitenDie Muhlen in der Hand des Muhlenbesitzers Johann Wilhelm Helmut Janssen baute dieser im Jahre 1875 ein Dampfmuhlen Fabrikgebaude an die von Heldt 1844 errichteten Hollander Galerie Windmuhlen die einst am Hang unweit der Wittenburger Chaussee standen an weiterhin erhielt diese seiner Zeit jene mit Windkraft angetriebene heldtsche Windmuhle funf Windflugel Beide von dem Muhlenpachter Wilhelm Janssen betriebenen Hollander Galerie Windmuhlen hatten eine umlaufende Galerie aber das Fabrik Industrie Dampfmaschinen Muhlenantrieb Gebaude war ein drei und vierstockiger ziegelgemauerter Massivbau Von 1863 bis 1894 wurde vom Muhlenbetreiber Wilhelm Janssen sowohl mit Windkraft als auch mit Dampfantrieb die Getreide Mehlmahl Produktion ausgefuhrt Ab dem Jahre 1894 wurde der mit funf Windflugel Muhlen Antrieb der herldtschen Hollander Galerie Janssen Muhle eingestellt die Hollander Galerie Muhle nahezu vollstandig abgetragen und nur noch mit Dampfmaschinen Muhlenbetrieb das Korn in der Janssen Muhle zu Mehl gemahlen Am 1 Oktober 1896 kam es zu einem Brand in Janssens Dampfmuhlen Fabrik an der Wittenburger Chaussee sie brannte ab Johann Wilhelm Helmut Janssen starb 1897 Im Juni des Jahres 1914 wurde erneut durch ein Feuer das gesamte wieder aufgebaute Muhlenwerk vollig vernichtet Die Muhle der Familie Janssen bedeckte zuletzt eine Flache von 8 707 Quadratzoll das heisst der Betrieb selbst belegte eine Flache von 1 025 53 Quadratmeter Inwieweit Personen zu Schaden kamen ist nicht uberliefert Wilhelm Janssen junior kam bei dem Feuer jedenfalls selbst nicht zu Schaden denn bekannt ist dass er die Bischofs Dampfantriebs Muhle an der Schweriner Wismarschen Strasse gelegen 1915 an einen neuen Muhleninhaber namens Deppen abtreten musste Nachfolgebauten BearbeitenDas bergige Areal auf dem sich die einstigen Janssen Muhlen 1862 1914 an der Wittenburger Chaussee befanden wurde vollstandig zu Feld und Ackerflachen umgewandelt Die Familie Janssen konnte ihre Plane sich eine neue Existenz aufzubauen geplant war der Bau einer grossen Muhle am Ziegelsee bei der damaligen grossherzoglichen Gewerbekommission Baubehorde nicht durchsetzen Sie verlegte Hauptwohnsitz und Betrieb nach Bad Kleinen nahe dem Schweriner Aussensee Der Muhlenbau der Gebruder Wilhelm und Werner Janssen erfolgte schon seit 1910 in Bad Kleinen auch in den Jahren 1912 bis 1914 in Betrieb genommen wurde die neue Muhle 1916 Das Familienunternehmen Janssen in Bad Kleinen wurde zu einem grossen Mehlproduzenten mit Eisenbahnanschluss in Norddeutschland ausgebaut Auch auf dem Wasserweg wurde Getreide uber den Schweriner See mit Schleppkahnen nach Bad Kleinen zu Janssens Muhle transportiert Die Muhle in Bad Kleinen besass eine Kapazitat von 10 000 Tonnen fur Weizen und Roggengetreide 1922 fuhrte die Muhlenbauanstalt Amme Giesecke amp Konegen einen Neubau der Weizen und Roggenmuhle mit einer Kapazitat von 25 000 Tonnen aus 1 Wilhelm Janssen junior starb 1925 Die zwangsweise Ubernahme des Janssen Muhlenbetriebs in den Reichsnahrstand unterbrach die normale wirtschaftliche Fortentwicklung des Familienbetriebs und fuhrte zu einer grundlegenden Umstellung Fur jede der im Besitz der Familie Janssen befindliche Muhle wurde ein monatliches Vermahlungs Grundkontingent festgelegt von dem dann ausserdem festgelegte prozentuale Quoten zur Verarbeitung freigegeben wurden Die Festsetzung des Grundkontingents basierte auf den Umsatz aus den Jahren 1927 bis 1932 als Referenzperiode Nicht angerechnet wurden fur die Bemessung das Vermahlungsgrundkontingent der im Export ausgelieferten Menge Bei einer Vermahlungsmenge von ca 21 000 t pro Jahr wurde zwangsmassig festgesetzt dass die Leistung kaum 50 also nur 11 000 t auf Sichtmahlleistung bezogen zu betragen habe wahrend die Leistung anderer Handelsmuhlen mit 60 kontingentiert wurde Als ausserdem die Quoten fur die Gesamtheit der Muhlen gesenkt wurden war damit fur die Familie Janssen und ihre Muhlen eine erhebliche Benachteiligung gegenuber anderen Betrieben erkennbar Durch die Reichsnahrstands Gesetzgebung der Nationalsozialisten musste der Muhlenbetrieb der Familie Janssen in die Hande von drei Inhabern gelegt werden Erweiterungsbauten wie ein Verwaltungsgebaude und ein neues Getreidesilo dem damals aktuellen technischen Standard entsprechend erhielt das Muhlenwerk 1938 Zusammenfassend wurde von der Familie Janssen in einem Schreiben vom 19 Februar 1948 an den mecklenburgischen Landtag erklart dass sie keineswegs Nutzniesser der nationalsozialistischen Zwangswirtschaft waren zumal sich die Verhaltnisse durch die zunehmenden Bombenschaden an Muhlenwerken im Westen Deutschlands die Vermahlungsquote der Janssen Muhlen noch mehr verschlechterten In Schwerin Lubecker Strasse 208 befand sich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine Schrothmuhle auch Hammermuhle genannt die im Besitz des Familienunternehmens Janssen war aber wohl von der Deutschen Wehrmacht betrieben wurde Diese Muhle und der zugehorige Getreidespeicher der spateren VVAB Getreidewirtschaft auf dem heutigen Grundstuck Muhlentwiete 4 wurden im Jahr 1948 also noch vor der Grundung der DDR in der Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt und die Familie Janssen enteignet was auch die Schliessung weiterer Muhlen nach sich zog Der Schrot bzw Hammermuhle und dem Getreidespeicher der VVAB Getreidewirtschaft war auch eine Backerei angegliedert Die einst dort seit 1888 fur das Grossherzogliche Militar in Schwerin erbaute Garnisons Backerei deren Kapazitat reichte weit uber den Bedarf der Schweriner Garnison hinaus so das unter anderem die Garnisonsstadt Ludwigslust mit beliefert werden konnte In den 1930er Jahren wurden der Muhle Backerei und Getreidespeicher Komplex in der Lubecker Strasse bedeutend erweitert Von 1945 an befand sich dort die zentrale Garnison Backerei der sowjetischen Militaradministration dort nun mehr nahezu ausschliesslich fur die Rote Armee bis zu ihrem Abzug 1993 Brot gebacken wurde In Bad Kleinen wurden 1989 noch mit 72 Beschaftigten 22 000 Tonnen Mehl produziert 2 1993 ging der Betrieb in Zusammenhang mit der treuhanderischen strukturwandelnden Wirtschaftsreform an das schwedische Unternehmen Nordmils uber Die Mehlproduktion der Bad Kleiner Janssen Nordmils Muhlen wurde im Zuge des Inhaberwechsels nach und nach eingestellt seit 1996 ruht der Mahlbetrieb endgultig Die unter Denkmalschutz stehenden ungenutzten Muhlenbauten und die zugehorenden Nebengebaude werden vom Heimatverein Bad Kleinen e V betreut Literatur BearbeitenHans Beltz Die Schweriner Kornmuhlen von den Anfangen bis zur Gegenwart In Mecklenburgische Jahrbucher Band 96 1932 S 105 106 Dokumentenserver der Landesbibliothek Mecklenburg Vorpommern abgerufen am 16 Juli 2016 Udo Brinker Chronik der Stadt Schwerin Von den Anfangen bis zur Gegenwart Selbstverlag Produktionsburo Tinus Schwerin 2011 ISBN 978 3 9814380 2 4 S 60 63 91 205 Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege MV Landeshauptstadtarchiv Schwerin verwahrendes Janssen Muhlenfabrik Aktenmaterial 6 11 11 3105 3684 1 Janssens Hammermuhle in Schwerin Protokoll Vereinigung Muhlenwerke Bad Kleinen und Rostock Meckl Stefan Str 10 22 Juli 1949 Seite 37 Landesamt fur Kultur und Denkmalpflege MV Landeshauptarchiv Schwerin verwahrendes Janssen Muhlenfabrik Aktenmaterial 6 11 11 3105 Kreis Wismar Titel Die Firma W Janssen in Bad Kleinen Protokoll Lubeck den 19 Februar 1948 Berufe im Sprichwort Strich Richey Bibliographisches Institut Leipzig 1984 2 unveranderte Auflage Verlagslizenz Nr 433130 228 84 Muller Seite 23 24 Geschichte der Stadt in Wort und Bild SCHWERIN Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1985 beide Janssen Muhlen an der Wittenburger Chaussee Zeichnung um 1890 S 100Quellen BearbeitenStadtarchiv Schwerin Sechster Anhang Sachregister Seite 6 10 Gedruckt 18 November 1910 grhzgl Gewerbekommission Baubehorde Historisches Photomaterial um 1900 Verlag Paul Grabbe W Janssen Binnen und Bischofsmuhle Verkauf Lubecker Str Schwerin Quelle Stadtarchiv Landesbibliothek Mecklenburg Vorpommern Stiftung Mecklenburg 1978 105 Industrie in Mecklenburg W Janssen Muhle Abb Bad Kleinen Der ungenutzte Fabrikriese Massivbau in Bad Kleinen Janssensmuhlen 1916 1996 Bad Kleinen Heimatverein e V Horst Zanger Schweriner Lesehefte Landesbibliothek Schwerin Muhlen S 18 edition tezet Schwerin 1999 ISBN 3 928820 97 4Einzelnachweise Bearbeiten Amme Giesecke amp Konegen Aktiengesellschaft Zeitgemasse Getreidemuhlen Neubauten Umbauten Vergrosserungen Braunschweig 1925 S 28 Muhlenwerke Bad Kleinen Leerer Fabrikriese am Schweriner See Tage der Industriekultur Am Wasser 2015 Metropolregion Hamburg abgerufen am 16 Juli 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Janssen Muhlen amp oldid 233151517