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Jakob Julius Scharvogel 3 April 1854 in Mainz 30 Januar 1938 in Munchen war ein deutscher Keramiker Leben BearbeitenJakob Julius Scharvogel wurde am 3 April 1854 im Haus Flachsmarktstrasse 21 in Mainz geboren Er besuchte dort die Handelsschule die von seinem Vater geleitet wurde Auf Initiative der Eltern ging er 1868 auf die Industrieschule in Zurich Bereits nach einem Jahr kehrte Scharvogel zuruck und ging nach Darmstadt um dort auf der neu gegrundeten Polytechnischen Schule ein viersemestriges Studium der Mathematik Chemie und Physik zu absolvieren Wahrend eines Besuchs der Weltausstellung Paris 1878 war er insbesondere von den Arbeiten japanischer Topfer mit ihrer gebrannten Keramik fasziniert Dieser Einfluss sollte sich in Scharvogels kunstlerischem Schaffen spater wiederfinden Einige Zeit spater zog er nach London Nachdem er sich mit Keramikgegenstanden im 1852 gegrundeten South Kensington Museum heute Victoria amp Albert Museum beschaftigt hatte begann er sich erstmals selbst kunstlerisch zu betatigen Eine Verbindung der kaufmannischen Berufsausbildung mit seinem Interesse an Keramiken gelang Scharvogel als er 1883 eine Anstellung als Fabrikingenieur und stellvertretender Direktor der Mosaikfabrik Villeroy amp Boch in Mettlach annahm Ab 1885 leitete der 31 Jahrige die Vertriebszentrale des Unternehmens fur Mitteldeutschland mit Sitz in Leipzig Im gleichen Jahr heiratete er die Mainzerin Sophie Vohsen mit der er zwei Tochter bekam In seinen Jahren in Mettlach und Leipzig arbeitete sich der Kunstler in die Herstellungsverfahren keramischer Materialien ein Nach 15 Jahren bei Villeroy amp Boch wollte Scharvogel sich kunstlerisch weiterentwickeln und zog mit seiner Familie nach Munchen Im Sendlinger Oberfeld grundete Scharvogel die Munchner Kunsttopferei in der er mit der Zeit ein grosses Sortiment nach dem Vorbild japanischer Topferkunst herausbildete Vasen Leuchten Lampen und Kruge gehorten dazu sowie ein wenig figurliche Keramik Es ergaben sich schnell Kontakte zu den 1898 gegrundeten Vereinigten Werkstatten fur Kunst im Handwerk Einige der Kunstler arbeiteten auch bei Scharvogel so zum Beispiel Ludwig Habich Walter Magnussen und Paul Haustein mit dem zusammen er neuartige mit kunstvollen Ornamenten verzierte Fliesenserien herstellte Entscheidend ist die neue Technik bei der Scharvogel mit Hilfe von Metalloxyden die farbenprachtig glasierte Topferkunst schuf Dieses Scharffeuer Steinzeug verkaufte er unter der Bezeichnung Scharvogel Steinzeug Deutschlandweite Ausstellungen brachten das Scharvogel Steinzeug auch nach Darmstadt auf die Ausstellung der Darmstadter Kunstlerkolonie im Jahr 1901 Dort waren seine Produkte und Fliesen in den von Joseph Maria Olbrich erbauten Villen Haus Gluckert und Haus Habich sowie in Olbrichs eigenem Haus auf der Mathildenhohe zu sehen Scharvogels Mitarbeiter Haustein wurde 1902 in die Kunstlerkolonie berufen wo er bis zur zweiten Ausstellung 1904 Mobel und Ausstattungen der Ausstellungshauser entwickelte in denen sich vereinzelt auch Produkte aus Scharvogels Werkstatten wiederfanden Gleichzeitig plante Grossherzog Ernst Ludwig in Darmstadt eine keramische Manufaktur zu errichten Da Scharvogel durch die Ausstellungen auf der Mathildenhohe in Darmstadt einige Beruhmtheit erlangt hatte sollte der Wahlmunchner mit der Leitung der Grossherzoglichen Keramischen Manufaktur betraut werden Scharvogel legte im April 1904 ein Konzept vor das drei Produktionsschwerpunkte vorsah Gartenschmuck Bauterrakotta und Innendekorationen Zwei Jahre spater nahm die Manufaktur in Darmstadt den Betrieb auf und baute vor allem den Bereich der Kachel und Fliesenproduktion aus Fur seine neue Stelle in Darmstadt gab Scharvogel 1905 sein Prasidentenamt der Munchner Vereinigung fur angewandte Kunst auf das er seit 1903 bekleidet hatte Zum Abschied erhielt er den Verdienstorden vom Heiligen Michael IV Klasse fur seine Verdienste um das bayerische Kunstgewerbe Im gleichen Jahr verkaufte der Kunstler auch seine Munchner Manufaktur um nach Darmstadt zu ziehen wo die Grossherzogliche Keramische Manufaktur im Ortsteil Bessungen Noackstrasse 7 9 errichtet wurde Der erste grosse Auftrag der neuen Manufaktur war die Ausstattung der Badekur Anlage am Sprudelhof in Bad Nauheim mit Baukeramiken Grosse Hoffnungen wurden in die Scharvogel Keramik gesetzt die gegen den Steinfrass resistent sein sollte Die Manufaktur hatte inzwischen nicht nur glasiertes Steinzug fur eine innenarchitektonische Gestaltung entwickelt sondern ausserdem robuste Steinzeugfliesen fur die Fassadenverkleidung Somit propagierte Scharvogel ab 1907 seine wetterfeste Keramik Scharvogel gehorte 1907 zu den Grundungsmitgliedern des Deutschen Werkbunds Der wirtschaftliche Erfolg der von Scharvogel geleiteten Manufaktur in Darmstadt blieb jedoch aus obwohl seine Scharffeuerfliesen und Garten Terrakotten bei der Hessischen Landesausstellung 1908 auf der Mathildenhohe auf positive Resonanz gestossen waren und die Badehauser in Bad Nauheim schmuckvoll mit seinen farbigen Steinzeugfliesen ausgestattet worden waren 1910 1911 gestaltete er das Treppenhaus des von Prinz Otto Heinrich zu Schaumburg Lippe erworbenen ehemaligen Parkhotels an der Dieburger Strasse in Darmstadt des heutigen Georg Christoph Lichtenberg Hauses 1912 konnte Scharvogel den Furstenpavillon des von dem Darmstadter Architekten Friedrich Putzer erbauten Darmstadter Hauptbahnhofs mit Keramikfliesen ausgestalten Der wirtschaftliche Misserfolg trubte auch das Verhaltnis zu Grossherzog Ernst Ludwig worauf Scharvogel im Jahr 1913 aus gesundheitlichen Grunden um Entlassung nachsuchte und nach Munchen zuruckkehrte Von 1915 bis 1925 hielt Scharvogel an der Technischen Hochschule Munchen Vortrage uber Baukeramik Seit 1918 war er Mitglied im Kunstlerrat und bei der Organisation der Deutschen Gewerbeschau die als Konkurrenzveranstaltung zur 1922 geplanten Pariser Weltausstellung rund 3 5 Millionen Besucher nach Munchen lockte Nicht zuletzt fur dieses Engagement bis ins hohe Alter erhielt Scharvogel ab seinem 75 Geburtstag von der Stadt Munchen eine Ehrenrente Jakob Julius Scharvogel starb am 30 Januar 1938 in Munchen Literatur BearbeitenRenate Ulmer Hrsg Jakob Julius Scharvogel Keramiker des Jugendstils Ausstellungskatalog Arnold sche Verlagsanstalt Stuttgart 1995 ISBN 3 925369 52 X Jakob Julius Scharvogel In Roland Dotzert et al Stadtlexikon Darmstadt Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 1930 3 S 775 f Normdaten Person GND 119289229 lobid OGND AKS LCCN n96051258 VIAF 42644919 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scharvogel Jakob JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher KeramikerGEBURTSDATUM 3 April 1854GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 30 Januar 1938STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakob Julius Scharvogel amp oldid 238861573