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Ja ist eine Erzahlung von Thomas Bernhard aus dem Jahr 1978 geschrieben 1977 in der ein namenloser Ich Erzahler die Bekanntschaft einer Perserin macht die Suizid begeht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Themen und Interpretationsansatze 2 1 Stil 2 2 Verweis auf Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung 2 3 Autobiographische Bezuge 2 4 Der Titel 3 Einzelnachweise 4 LiteraturInhalt BearbeitenDer Ich Erzahler ein zuruckgezogener Naturwissenschaftler will durch das Aufschreiben dieser Skizze seine Erinnerungen festhalten und seinen Zustand verbessern 1 Er beginnt seine Notizen damit dass er im Hause des Realitatenvermittlers Moritz in dem Moment wo er diesem seine Gefuhls und Geisteserkrankung 2 anvertrauen will auf den Schweizer und die Perserin trifft Das Paar will auf einem schattigen Grundstuck hinter dem Friedhof das es Moritz abgekauft hat ein Betonhaus bauen um sich dort niederzulassen Der Ich Erzahler verabredet sich mit der Frau fur den nachsten Tag zu einem Spaziergang durch den Larchenwald In der Nacht kann er zum ersten Mal nach so vielen Wochen Schlaflosigkeit S 37 wieder schlafen Nach dem Spaziergang geht es dem Protagonisten besser Meine Existenz schien wieder moglich zu sein 3 Er besucht Moritz noch einmal um von ihm Details uber den Landkauf des Schweizer Ingenieurs und der Perserin zu erhalten In der Folge unternimmt er haufige Spaziergange mit der Perserin Beim zweiten kommt es zu einem totalen Gefuhls und Geistesausbruch 4 der Perserin in dem sie dem Erzahler ahnlich wie er es am Anfang Moritz gegenuber tun wollte enthullt dass sie am Ende sei 5 In den folgenden Spaziergangen tauschen sich die beiden uber Schumanns Musik und Schopenhauers Philosophie aus verlieren dann aber das Interesse aneinander In der letzten Begegnung im halbfertigen von Unkraut uberwucherten Neubau wirft die Perserin dem Erzahler vor er sei ein ahnlich wie sie verlorener letzten Endes vernichteter Mensch von dem Rettung nicht kommen konne 6 Sie erwahnt noch Schumann und Schopenhauer bevor sie den Erzahler auffordert sie allein zu lassen Er erfahrt nach langerer Zeit aus der Zeitung dass die Perserin sich vor einen Lastwagen geworfen habe moglicherweise in selbstmorderischer Absicht 7 und erinnert sich daran dass ich sie die Perserin ganz unvermittelt und tatsachlich in meiner rucksichtslosen Weise gefragt hatte ob sie selbst sich eines Tages umbringen werde Darauf hatte sie nur gelacht und Ja gesagt 8 Themen und Interpretationsansatze BearbeitenDie Erzahlung oder Novelle 9 kann nicht auf den Plot reduziert werden Der Gedankengang des Erzahlers der sich auch im stilistischen Duktus niederschlagt ist fur die Wirkung des Textes ausschlaggebend Stil Bearbeiten Bernhard verwendet enorm lange Satze der erste erstreckt sich beispielsweise uber zweieinhalb Seiten in denen Gedanken in spiralformigen Wendungen die Variationen nicht aber Wiederholungen voneinander darstellen entwickelt werden wie das folgende Zitat 10 zeigt Wie wir jeden Tag aufwachen und anfangen und fortsetzen mussen was wir uns vorgenommen haben namlich weiterexistieren zu wollen weil wir ganz einfach weiterexistieren mussen so mussen wir auch ein solches Vorhaben wie das Festhalten der Erinnerung an die Lebensgefahrtin des Schweizers anfangen und fortsetzen Die Funktionsweise dieses Stils ist es die Kunstlichkeit und Indirektheit des Erzahlens zu unterstreichen 11 Dazu gehort es auch Begriffe durch Verschiebungen und Neudeutungen immer wieder zu hinterfragen und ihre Grenzen durchlassig zu machen besonders beispielsweise der Begriff Geist der in eine Reihe von Komposita im Text immer wieder auftaucht Verweis auf Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung Bearbeiten Der Ich Erzahler verweist auf seine Gegenstudien seine Beschaftigung mit Philosophie und Musik 12 die zu seinen Lebensstudien der Untersuchung von Antikorpern in einem Gegensatz stehen Der philosophische Teil ist die Beschaftigung mit Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung mich lebenslanglich mit der Welt als Wille und Vorstellung auseinanderzusetzen 13 Diese Auseinandersetzung manifestiert sich vor allem in Gedanken uber den Willen zum Scheitern 14 Es gibt ja nur Gescheitertes Indem wir wenigstens den Willen zum Scheitern haben kommen wir vorwarts und wir mussen in jeder Sache und in allem und jedem immer wieder wenigstens den Willen zum Scheitern haben wenn wir nicht schon sehr fruh zugrundegehen wollen was tatsachlich nicht die Absicht sein kann mit welcher wir da sind Dieses Scheitern manifestiert sich einerseits in der gescheiterten Beziehung zwischen der Perserin und dem Schweizer aber auch in der gescheiterten Beziehung zwischen der Perserin und dem Ich Erzahler Der Freitod der Perserin kann als ultimative Manifestation des Willens zum Scheitern gesehen werden obwohl auch die gegensatzlich Deutung dass namlich der Ich Erzahler mit seinem Gestandnis das er Moritz ablegen wolle gescheitert sei und deshalb weiterexistieren konne zulassig ist Auch der Begriff der Vorstellung spielt in der Erzahlung eine Rolle vor allem hinsichtlich der Vorstellung des Erzahlers von der Beziehung des Schweizers zu Perserin Er denkt zunachst der Schweizer sei das Produkt der Perserin 15 wie sich jedoch durch ihre Gesprache und das Gestandnis der Perserin herausstellt hat sie sich ihm vollig untergeordnet Autobiographische Bezuge Bearbeiten Vorbild fur die Figur der Realitatenvermittlers Maklers Moritz war Karl Ignaz Hennetmair der mit Grundstucken gehandelt hatte und von dem Bernhard in der Gemeinde Ohlsdorf bei Gmunden den Vierkanthof oder seine Ruinen 16 gekauft hatte 17 Dadurch ruckt auch die Figur der Ich Erzahler in die Nahe von Thomas Bernhard der das Spielen mit autobiographischem Material oft als literarische Technik verwendet hat 18 Auch der Schweizer und seine Lebensgefahrtin besitzen Vorbilder in der Realitat wobei die Abstammung der Perserin aus Shiraz wohl einer Reise von Bernhard zusammen mit Siegfried Unseld zuzuschreiben ist 19 Der Titel Bearbeiten Der Text sollte ursprunglich Die Perserin heissen 20 Die Wahl von Ja kann insofern als gelungen bezeichnet werden als die Pointe dass ja normalerweise eine positive Antwort bekraftigt in der Erzahlung aber eine Ankundigung eines Selbstmordes darstellt schon im Titel aufgebaut wird Bernhard wollte ein weisses Buch schwarz beschriftet und freute sich auf den Streifen unter dem Ja gemeint ist der Streifen der Edition Suhrkamp 21 Das Buch sollte also aufgemacht sein wie eine Todesanzeige was der Titel in der Erzahlung eigentlich auch ist Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 122f Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 9 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 80 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 129 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 127 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 138 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 140 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 141 Schluss des Textes Mit dem Unterschied zur typischen Novelle dass hier gleich zwei unerhorte Begebenheiten berichtet werden Fellinger Raimund Urplotzlich Anmerkungen zu Ja In Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 150 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 43f Fellinger Raimund Urplotzlich Anmerkungen zu Ja In Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 153 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 122 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 121 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 44 Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 1978 S 94 Fellinger Raimund Urplotzlich Anmerkungen zu Ja In Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 145 Archivlink Memento des Originals vom 4 April 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www thomasbernhard hennetmair at Thomas Combrink Der dunkle Dunst des Scheiterns Titel Kulturmagazin 22 November 2004 abgerufen am 9 Juli 2020 Fellinger Raimund Urplotzlich Anmerkungen zu Ja In Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 152 Fellinger Raimund Urplotzlich Anmerkungen zu Ja In Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 148 Brief an Siegfried Unseld vom 22 November 1977 abgedruckt in Bernhard Thomas Ja Frankfurt am Main Suhrkamp 2006 S 149 Literatur BearbeitenThomas Bernhard Ja Suhrkamp Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 518 41765 7 Jens Dittmar Hrsg Thomas Bernhard Werkgeschichte 2 Aufl aktualisierte Neuausgabe Suhrkamp Frankfurt am Main 1990 ISBN 3 518 38502 X Hans Holler Thomas Bernhard Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1993 ISBN 3 499 50504 5 Normdaten Werk GND 4738741 5 lobid OGND AKS VIAF 215959594 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ja Thomas Bernhard amp oldid 201732537