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Der Judische Friedhof in Bad Munder am Deister ist eine fruhere judische Begrabnisstatte im niedersachsischen Landkreis Hameln Pyrmont Der ursprunglich ausserhalb der Stadt angelegte Friedhof der dortigen judischen Gemeinde ist im Jahr 1782 erstmals bezeugt Die letzte Beerdigung fand 1937 statt Judischer Friedhof Bad Munder Eingangstor und Infotafel 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Zeit des Nationalsozialismus 2 2 Schliessung und Beseitigung 2 3 Wiederherstellung 3 Judische Friedhofe im Weserbergland 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Beschreibung Bearbeiten nbsp Blick auf das FriedhofsgelandeDer mit einem Zaun und durch Hecken eingefriedete Friedhof liegt an der Deisterallee in Bad Munder Die innerortliche Allee fuhrt vom Ortszentrum hinauf zu mehreren Kurkliniken am Hang des Deisters Der Friedhof hatte ursprunglich eine Grosse von fast 2500 m Davon wurde bis in die 1930er Jahre nur der kleinere ostliche Teil des Gelandes als Bestattungsplatz genutzt wahrend der weitlaufige westliche Bereich als Gartenland verpachtet war Heute umfasst der bei der Wiederherstellung in den 1960er Jahren stark verkleinerte Friedhof rund 650 m Dort stehen 28 Grabsteine aus den Jahren 1826 bis 1917 die einem ehemals grosseren Bestand entstammen Geschichte BearbeitenZeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Wahrend des Novemberpogroms von 1938 wurde die Synagoge in Bad Munder geschandet und verwustet und es wurden drei Juden in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt Danach war die judische Gemeinde gezwungen den unbelegten und als Garten genutzten westlichen Teil des Friedhofs abzugeben Noch 1938 verausserte ihn der Vorsitzende der ortlichen judischen Gemeinde an einen nichtjudischen Burger aus Bad Munder der auch schon das bei dem Pogrom verwustete Synagogengebaude erworben hatte Auf dem Friedhof befanden sich im Jahr 1939 32 Einzel und 7 Doppelgraber Anfang 1939 ersuchte der Burgermeister von Bad Munder den Landrat des Kreises Springe Georg Mercker den judischen Friedhof zu schliessen und die Grabsteine abraumen zu lassen Er begrundete seine Forderung damit dass der Friedhof an hervorragender Stelle an der Allee nach dem Deister liegt und dass jeder Spazierganger Kurgast Insasse des Erholungsheimes Deisterhort oder KDF Fahrer und jedes Landjahrmadel aus dem Landjahrheim am Deister an dem Friedhof vorbei muss und sich jedes Mal daruber argern muss dass es moglich war an einem solch schonen Platz einen Judenfriedhof einzurichten 1 Schliessung und Beseitigung Bearbeiten Der Landrat schloss sich dieser Forderung an und leitete sie im Juni 1939 ohne die vorgeschriebene Anhorung der judischen Gemeinde an den hannoverschen Regierungsprasidenten Rudolf Diels weiter der kurze Zeit spater die Schliessung anordnete Bereits durch den Runderlass vom 27 Oktober 1938 hatte Diels darauf hingewirkt judische Friedhofe zu schliessen und keine Bestattungen mehr zuzulassen Die Graber sollten aus hygienischen Grunden nach fruhestens 30 jahriger Liegezeit ab der letzten Bestattung eingeebnet werden In Erfullung des Erlasses wurden im Kreis Springe die zehn vorhandenen judischen Friedhofe bis Mitte 1939 geschlossen darunter auch der in Bad Munder Danach fanden Beerdigungen auf dem judischen Friedhof Lauenau statt Das Vorhaben des Burgermeisters zur Einrichtung eines Kleinkaliber Schiessstandes auf dem Gelande des judischen Friedhofs in Bad Munder lehnte der Regierungsprasident ab weil die letzte Bestattung erst 1937 stattgefunden hatte nbsp Grabsteine mit abgeschlagenen Giebelaufsatzen1941 verausserte die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland den noch mit Grabsteinen bestandenen ostlichen Teil des judischen Friedhofs an den Burger Bad Munders der 1938 bereits den westlichen Friedhofsteil erworben hatte Der Erwerber verpflichtete sich im Kaufvertrag den Friedhof wahrend der verbleibenden Liegezeit rund 25 Jahre zu pflegen Angehorigen den Zutritt zu gewahren und Beerdigungen zu gestatten Zu einem nicht naher bekannten Zeitpunkt nach dem Kauf raumte der neue Eigentumer die Grabsteine ab und pflanzte auf dem fruheren Friedhofsgelande Kartoffeln an Die meisten Grabsteine nutzte der Eigentumer als Steinplatten zur Abstutzung des abfallenden Grundstucks Damit die Platten besser zusammen passten schlug er die Giebelaufsatze der Grabsteine ab Drei kleine Grabsteine wurden als Fundament einer Gartenhutte verwendet Sieben grosse Steine von Doppelgrabern wurden wegen ihrer Unhandlichkeit vermutlich zerschlagen Das Vorgehen der Behorden und des neuen Grundstuckseigentumers widersprach dem Anspruch der judischen Religion dass Friedhofe ewig bestehen sollen und die Totenruhe unantastbar ist Wiederherstellung Bearbeiten nbsp Eingangstor mit DavidsternNach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Landesverband der Judischen Gemeinden von Niedersachsen einen Teil des fruheren Friedhofsgelandes zuruck und liess es im Jahr 1961 wieder herrichten 28 der noch vorhandenen Grabsteine wurden wieder aufgestellt jedoch nicht an ihren ursprunglichen Standorten da diese nicht mehr bekannt waren Im Jahr 2008 wurden der Zaun und das Friedhofstor erneuert Seit 2014 steht vor dem Friedhof eine von der Stadt Bad Munder aufgestellte Informationstafel deren Text der Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom verfasst hat Der Friedhof ist neben dem ehemaligen Synagogengebaude das letzte bauliche Zeugnis judischen Lebens in Bad Munder Judische Friedhofe im Weserbergland BearbeitenLaut dem Hamelner Historiker Bernhard Gelderblom wurden die judischen Friedhofe im Weserbergland bei Hameln wahrend der Zeit des Nationalsozialismus zerstort um die letzten Spuren judischen Lebens zu beseitigen 2 Dies geschah meist wahrend der Novemberpogrome 1938 durch ortliche SA Mitglieder die die Grabsteine umsturzten oder sie mit Spitzhacken beschadigten Anschliessend wurden die Steine vor allem im landlichen Raum als Baumaterial verwendet etwa als Treppenstufen Trittsteine oder Fundamentsteine 3 Ob der judische Friedhof in Bad Munder wie an anderen Orten gewaltsam zerstort wurde ist nicht bekannt Die Zerstorungsspuren an den heute noch vorhandenen Grabsteinen sind auf die Verwendung als Baumaterial zuruckzufuhren Literatur BearbeitenSiegfried Krinke Die judische Bevolkerung in der Stadt Bad Munder In Gerd Kastendieck Hrsg Der Soltjer Streifzuge durch Bad Munder und Umgebung Bad Munder 1977 S 35 40 Bernhard Gelderblom Die Beseitigung der judischen Friedhofe in der Kleinstadt Bad Munder Landkreis Springe und im Flecken Coppenbrugge Landkreis Hameln Pyrmont als Beispiele fur das Zusammenspiel von behordlicher Willkur und personlicher Habgier In Arbeitskreis Geschichte der Juden in der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Hrsg Juden in Niedersachsen 1938 1945 Forschungsansatze und Forschungsdesiderate Tagung in Hannover 24 25 Marz 2011 Hannover 2011 S 62 64 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judischer Friedhof Bad Munder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bad Munder In Ubersicht uber alle Projekte zur Dokumentation judischer Grabinschriften auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland hier Niedersachsen Universitat Heidelberg Bernhard Gelderblom Der judische Friedhof in Bad Munder Private WebsiteEinzelnachweise Bearbeiten Aus der Geschichte der judischen Gemeinden in Deutschland Munder Niedersachsen In Judische Gemeinden de Bernhard Gelderblom Die Beseitigung der judischen Friedhofe in der Kleinstadt Bad Munder siehe unter Literatur Siegfried Krinke Die judische Bevolkerung in der Stadt Bad Munder siehe unter Literatur Bernhard Gelderblom Zur Geschichte der Juden in Hameln und in der Umgebung Die judischen Friedhofe Memento vom 8 Juni 2016 im Internet Archive Private Website Bernhard Gelderblom Die judischen Friedhofe des Weserberglandes Memento vom 11 Mai 2016 im Internet Archive Private Website Judische Friedhofe im Landkreis Hameln Pyrmont Aerzen Bad Munder am Deister Bad Pyrmont Am Helsen Bad Pyrmont Bombergallee Bisperode Borry Coppenbrugge Dielmissen Eimbeckhausen Esperde Grohnde Hameln Hamelschenburg Hemeringen Hemmendorf alt Hemmendorf neu Hessisch Oldendorf Kirchohsen Lauenstein Salzhemmendorf Tundern Wallensen 52 20159 9 46819 Koordinaten 52 12 5 7 N 9 28 5 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judischer Friedhof Bad Munder amp oldid 235333840