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Nach dem Sturz des Duce Mussolini erkannten der italienische Konig Viktor Emmanuel III und sein Ministerprasident Marschall Pietro Badoglio dass sich Italien nicht in die Neutralitat retten konnte Beide verstanden dass Italien weiter am Krieg teilnehmen und an die Seite der Alliierten rucken musste Die partielle Besetzung Italiens durch die deutschen Truppen erlaubte keine andere Wahl 1 Alcide de Gasperi von 1944 bis 1946 italienischer Aussenminister Italiens spurte dass die Amerikaner und die Englander Italien nicht als einen alliierten sondern einen besiegten Staat erachteten De Gasperi zwischenzeitlich von 1945 bis 1953 Ministerprasident geworden musste 1947 eine Regierung ohne Sozialisten und Kommunisten formieren Das Ziel dabei war es die USA Aufbauhilfe Marshallplan zu erhalten Doch als Italien 1949 Grundungsmitglied der NATO wurde stand de Gasperi innenpolitisch einer Nein Front von Kommunisten linken Katholiken Sozialdemokraten und Sozialisten gegenuber In diesen schwierigen innen und aussenpolitischen Zeiten sah er jedoch schliesslich einen Ausweg Europa Mit der Offnung nach Europa kam de Gasperi einer pro europaischen Grundstimmung in der Bevolkerung entgegen wodurch er die angefuhrte Nein Front beruhigen konnte Aus dieser Ausgangslage heraus wurde Italien Grundungsmitglied des Europarats der Montanunion der WEU und schliesslich der EWG Romische Vertrage vom Marz 1957 1 Anfang der 1960er Jahre sahen sich die italienischen Sozialisten PSI und die Sozialdemokraten in der Bundesrepublik SPD durch de Gaulle herausgefordert De Gaulles Vorstellungen eines Europas vom Ural bis zum Atlantik und das Ansehen Frankreichs sowohl innerhalb der NATO als auch innerhalb der europaischen Organisationen waren von seiner Ambition nach der Grandeur Frankreichs eingepragt Sein Ziel war es Frankreichs Grosse im Zusammenhang des Kalten Krieges bestatigt zu sehen Demzufolge konnten de Gaulles Entscheidungen nicht immer von den westlichen Partnern akzeptiert werden Seine Missbilligung der Europapolitik bekraftigten die PSI und die SPD darin die europaische Integration und die geschaffenen Institutionen nach ihrem Scheitern zu Beginn der 1950er Jahre zu stutzen Zu Beginn der 1960er Jahre wurden in Italien und Deutschland Koalitionen zwischen den sozialdemokratischen Parteien und den christdemokratischen Parteien moglich wovon die Europapolitik massgeblich gepragt wurde 2 Anschliessend beteiligte sich Italien bis in die 1990er Jahre hinein an allen wichtigen Akten der europaischen Integration Maastricht Amsterdam Nizza Befurwortung der Osterweiterung allerdings nicht ohne Schwierigkeiten Die Entscheidung der Vereinigung zum Europaischen Wahrungssystem EWS traf Ministerprasident Giulio Andreotti 1979 gegen das Votum der italienischen Zentralbank Banca d Italia Aufgrund der massiven Staatsverschuldung hoher Inflationsraten und der in den 1980er Jahren versagten Fiskalpolitik der italienischen Regierungen musste Italien 1992 wieder aus dem EWS aussetzen 1 Ausser der Staatsfinanzkrise hatte Italien in den 1990er Jahren weitere politische Probleme Das Land erlebte eine Krise der etablierten Parteien begleitet von Problemen des Sozialstaates des Arbeitsmarktes und der Wahrung sowie gewaltgeladener Kriminalitat und sozialer Spannungen In dieser Lage erzwangen der Vertrag von Maastricht und dessen Konvergenzkriterien eine grossere politische Disziplin insbesondere starkere Anstrengungen zur Herstellung finanzieller Stabilitat Hierzu fuhrten die technischen Regierungen von Giuliano Amato Carlo Azeglio Ciampi und Lamberto Dini ambitionierte teilweise schmerzliche jedoch letzten Endes zwingend erforderliche Reformen durch 2 Nach harten Unterhandlungen und noch harteren Beschrankungen wurde Italien 1996 dank des entschiedenen Kurses des Schatz und Haushaltsministers Ciampi der konsequenten Fuhrung Romano Prodis als Regierungschef und der Unterstutzung aller Partner der damaligen Mitte links Koalitionsmehrheit wieder in das EWS aufgenommen Nach drei Jahren am 1 Januar 1999 trat das Land in die Europaische Wahrungsunion EWU ein Den Weg dorthin eroffneten vor allem die damalige Haushaltspolitik und eine damit einhergehende Steuererhohung sowie partielle Deregulierungen und Privatisierungen die die Italiener fast klaglos akzeptierten 2 Am 1 Januar 2002 wurde der Euro als Wahrung auch in Italien eingefuhrt Nach den Wahlen im Jahr 2001 ubernahm eine neue Koalition in einer Mitte Rechts Regierung bestehend aus den Parteien Forza Italia FI Lega Nord LN Alleanza Nazionale AN und Unione Democratica Cristiana UDC die politische Fuhrung Sie betrachtete die europaische Integration kritisch Vor allem in der AN und in der LN dominierten nationalistische und antieuropaische Krafte die die Beziehungen mit den europaischen Institutionen abkuhlen liessen 3 Seit 2011 brachten die technischen Regierungen von Mario Monti und Enrico Letta einen starken Reformprozess in Gang um die Eurokrise und die Staatsverschuldung Italiens zu bekampfen Am 27 Februar 2014 wurde die Partito Democratico PD ein Mitglied der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europaischen Parlament S amp D 4 Von 1 Juli bis Ende Dezember 2014 hatte Italien die EU Ratsprasidentschaft von Griechenland ubernommen Das Programm der italienischen Prasidentschaft umfasste drei Themenkomplexe Europa fur Wirtschaftswachstum und Beschaftigung wobei strukturelle Reformen und Innovation im Mittelpunkt standen Europa naher an den Burgern ein Raum der Demokratie des Rechts und der Freiheit Ziel war es eine grossere Burgernahe herzustellen u a gefordert durch verlasslichere und transparentere Institutionen Neuer Impuls fur die Europaische Aussenpolitik hierbei standen vor allem der Mittelmeerraum und die unmittelbaren Nachbarstaaten der EU im Fokus unter besonderer Beachtung der Migrationspolitik 5 Das Land nominierte Federica Mogherini zum Mitglied der Europaischen Kommission Sie ist die Hohe Vertreterin der EU fur Aussen und Sicherheitspolitik und Vizeprasidentin der Kommission 6 Italien setzt sich fur die zugige Umsetzung des Lissabon Vertrags angehend einen schnellen Aufbau des Europaischen Auswartigen Dienstes EAD ein Der Prozess der EU Erweiterung um neue Mitglieder besonders der Turkei und der westlichen Balkanlander wird ausserdem von Italien aktiv unterstutzt Die Themen EU Wachstum Beschaftigung und die Starkung des Aussenhandels der EU sowie Migrations Asyl und Fluchtlingspolitik sind derzeit Schwerpunkte Italiens auf europaischer Ebene 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Stefan von Kempis und Beatrice Gorawantschy Italienische Aussen und Europapolitik KAS Auslandsinformationen Berlin 2005 a b c Patrick Bredebach Die sozialistische und sozialdemokratische Europapolitik in Italien und der Bundesrepublik zu Beginn der 1960er Jahre In Themenportal Europaische Geschichte 2013 Bundeszentrale fur politische Bildung Autor Mario Caciagli Italien und Europa Fortdauer eines Verhaltnisses von Zwang und Ansporn Berlin 2004 Pd entra nel Pse 121 si 1 contrario L Unita 27 Februar 2014 Abgerufen am 9 Januar 2015 Programm der italienischen Prasidentschaft im Rat der Europaischen Union http www bundestag de blob 294108 6b5b0df0251a2b0860be51dbc8142c5e italienische ratspraesidentschaft 2014 data pdf Europaische Union Seite Italien http europa eu about eu countries member countries italy index de htm Auswartiges Amt Seite Italien Aussenpolitik http www auswaertiges amt de DE Aussenpolitik Laender Laenderinfos Italien Aussenpolitik node html Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Italienische Europapolitik amp oldid 224434861