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Isotherme Titrationskalorimetrie ITC englisch isothermal titration calorimetry ist eine biophysikalische Technik die zur Bestimmung von thermodynamischen Parametern biochemischer Bindungsprozesse eingesetzt wird Meist wird dabei die Bindung kleiner Molekule Liganden etwa medizinisch wirksamer Substanzen an grossere Makromolekule Proteine DNA usw untersucht und thermodynamisch charakterisiert Dies lasst Ruckschlusse auf die Energetik der Bindung sowie die Zahl und das Verhaltnis der beteiligten Teilchen zu Inhaltsverzeichnis 1 Thermodynamische Messungen 2 Messvorrichtung 3 Durchfuhrung 4 Auswertung 5 Siehe auch 6 LiteraturThermodynamische Messungen BearbeitenDie ITC ist eine quantitative Messmethode mit der sich die Assoziationskonstante Ka Bindungskonstante die Reaktionsenthalpie DH sowie die Bindungs Stochiometrie n Verhaltnis der beteiligten Teilchen der untersuchten Interaktion bestimmen lassen Die Gibbs sche Reaktionsenergie DG0 und der Reaktionsentropie DS0 unter Standardbedingungen lassen sich aus diesen Werten durch folgende Gleichung berechnen D G 0 R T ln K a D H 0 T D S 0 displaystyle Delta G 0 mathrm RT ln K a Delta H 0 T Delta S 0 nbsp wobei R die Gaskonstante und T die absolute Temperatur ist Messvorrichtung Bearbeiten nbsp Schematischer Aufbau einer ITC ApparaturEin isothermes Titrationskalorimeter besteht aus zwei identischen hoch warmeleitenden Materialien Gold oder Hastelloy die in eine adiabatisch ummantelte Zelle eingebaut sind Empfindliche Thermoelemente erfassen die Temperaturen der Flussigkeiten innerhalb der Zellen mit hoher Genauigkeit Eine der beiden Zellen wird als Referenzzelle mit Wasser oder Pufferlosung verwendet die andere dient als Probenzelle in welcher das Makromolekul vorliegt Das Flussigkeitsvolumen je Zelle betragt 0 2 1 4 ml Beide Zellen befinden sich in einer kuhleren Umgebung und werden mit konstanter Leistung meist unter 1 mW beheizt wobei ein Ruckkopplungsmechanismus die Heizungen der Zellen abhangig von der gewunschten Temperatur reguliert In der Probenzelle steckt eine Titrationsspritze um den Liganden schrittweise zu injizieren Der Ligand muss in exakt demselben Puffer mit gleichem pH Wert wie das Makromolekul vorliegen um unspezifische Mischungswarme zu minimieren Durchfuhrung BearbeitenWahrend des Experiments werden genau bekannte Mengen des Liganden schrittweise zugegeben was entweder zu einer Aufnahme oder einer Abgabe von Warme an die Flussigkeit innerhalb der Probenzelle fuhrt Das Gerat reguliert die Heizleistung der Probenzelle dementsprechend so dass die Temperatur konstant bleibt Gemessen wird die Differenz der Heizleistungen von Probenzelle und Referenzzelle Bei exothermen Reaktionen also wenn bei der Bindung des Liganden durch die Makromolekule in der Losung Warme frei wird steigt die Temperatur der Losung in der Probenzelle so dass weniger Energie zugefuhrt werden muss um die Probenzelle exakt gleich wie die Referenzzelle zu temperieren Umgekehrt muss bei einer endothermen Reaktion welche die Losung der Probenzelle abkuhlt mehr Energie zugefuhrt werden Die Anpassung der zugefuhrten Energiemenge erfolgt in beiden Fallen durch den oben genannten Ruckkopplungsmechanismus Auswertung Bearbeiten nbsp Schematische Aufzeichnung eines typischen ITC ExperimentsDie Messergebnisse werden als die zur Aufrechterhaltung gleicher Temperaturen benotigte Leistung in mcal s oder µW in Abhangigkeit von der Zeit in s aufgetragen Das so erhaltene Thermogramm enthalt eine Reihe von Zacken sogenannten Spikes wobei jeder Spike einer Ligandeninjektion mit folgender Temperaturanderung und Wiedereinstellung der Temperatur durch den Ruckkoppler darstellt Die Flache unter jedem Spike entspricht der Warmemenge die bei dieser Injektion frei wird bzw aufgenommen wird und kann daher durch Integration uber die Zeit bestimmt werden Das Muster dieser Bindungswarme Effekte kann als Funktion des molaren Verhaltnisses Ligand Makromolekul analysiert werden wodurch die thermodynamischen Parameter der untersuchten Interaktion bestimmt werden konnen Die Proben sollten vor Beginn des Experiments unter Vakuum entgast werden da Luftblasen innerhalb der Zellen die Messungen storen und zu abnormen Spektren fuhren konnen Siehe auch BearbeitenDynamische Differenzkalorimetrie OberflachenplasmonenresonanzspektroskopieLiteratur BearbeitenFriedrich Lottspeich Joachim W Engels Hrsg Bioanalytik 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2006 ISBN 3 8274 1520 9 R O Brien J E Ladbury B Z Chowdry Isothermal titration calorimetry of biomolecules In S E Harding B Z Chowdry Hrsg Protein Ligand interactions hydrodynamics and calorimetry Oxford University Press 2000 ISBN 0 19 963746 6 VP ITC MicroCalorimeter User s Manual 2001 medicine yale edu Memento vom 22 Juni 2015 im Internet Archive PDF 5 8 MB T Desphande Isothermal Titration Calorimetry ITC Application in Drug Discovery Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isotherme Titrationskalorimetrie amp oldid 238552693