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Ionikus auch Jonikus Ioniker oder Joniker altgriechisch ionikos ionikos lateinisch ionicus jonicus ist in der antiken Verslehre ein viergliedriger zusammengesetzter Versfuss aus zwei langen und zwei kurzen Verselementen Je nach Stellung der beiden Gruppen wird unterschieden ionicus a maiore fallender Ionikus Schema Abkurzung ioma dd ionicus a minore steigender Ionikus Schema Abkurzung iomi dd Gelegentlich und in alteren Quellen werden auch die Bezeichnungen uberionisch fur den ionicus a maiore bzw unterionisch fur den ionicus a minore verwendet Als altgriechische Bezeichnung des ionicus a maiore erscheint ἐpionikos epionikos bzw lateinisch epionicus 1 Die Unterscheidung zwischen ionicus a maiore und ionicus a minore gilt Snell zufolge als Konstruktion der um eine kata metron Analyse bemuhten antiken Theorie 2 Inhaltsverzeichnis 1 Ionische Versmasse 2 Der Ionikus in der deutschen Dichtung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseIonische Versmasse BearbeitenIonische Versmasse sind in der antiken Metrik brachykatalektischer ionischer Quaternar a maiore io4ma nach dem alexandrinischen Dichter Sotades auch als Sotadeus bezeichnet ˌ ˌ ˌ ionischer Dekameter a minore io10mi Als Beispiel zu nennen ist Horaz Carmina 3 12 mit 4 Dekametern aus je 2 ionischen Quaternaren a minore io4mi und einer Dipodie io2mi Versmasse mit Ionikus a minore sind relativ selten und die Unterscheidung zwischen Ionikus und Bacchius ist oft mit Unsicherheiten behaftet Beim Anakreonteus wird die Auffassung vertreten dass er sich von einem anaklastischen ionischen Dimeter io2mi herleitet 3 Der Name ionikos bezieht sich auf die Assoziation mit ionischen Kultliedern und tanzen die als anstossig galten Der Sotadeus ist auch das Versmass der Kinadenpoesie die daher auch als sotadische Literatur bezeichnet wird Der Ionikus in der deutschen Dichtung BearbeitenDa ein Aufeinanderfolgen betonter Silben dem Deutschen widerstrebt hat der Ionikus in der deutschen Dichtung nur geringe Bedeutung Friedrich Gottlieb Klopstock der den Ionikus als Vers und Wortfuss sehr schatzte hat ihn haufig in den Triumphchoren des 20 Gesangs seines Messias verwendet fur die er eigene Strophenformen geschaffen hat Ein Beispiel ˌ ˌ ˌ ˌ ˌ ˌ ˌ ˌ ˌ Selbstandiger Hochheiliger Allseliger Tief wirft Gott Von dem Thron fern wo erhoht du der Gestirn Heer schufst Sich ein Staub dankend hin und erstaunt uber sein Heil Dass ihn Gott hort in des Gebeintals Nacht Der erste Vers enthalt drei fallende Ioniker der zweite zwei steigende Ioniker der vierte einen steigenden Ionikus Klopstock war vor allem vom steigenden Ionikus angetan den er neben dem Choriambus fur den schonsten Wortfuss hielt und hat auch noch ein stichisches Versmass ersonnen das auf dem steigenden Ionikus aufbaut Ein von ihm selbst angegebener und als schon bezeichneter Beispielvers ˌ ˌ ˌ ˌ Dir aufsteh du den Wehruf des Gerichts von dem Thron her nicht tot horst Neben dem steigenden Ionikus konnen an bestimmten Stellen des Verses auch der Anapast und der Bacchius verwendet werden Verse nur aus steigenden Ionikern hat Johann Heinrich Voss in Die Jagerin verwendet die erste Strophe Was ermahnt ihr zu dem Siegsmal um den Kronhirsch mich den Waidmann Was entlockt ihr aus der Einod in das Prachtzelt der Bewirtung Wo das Waldhorn mit Gesang hallt Diese Strophe verwendet auch Johann Karl Wilhelm Geisheim in Der sturmische Mai ahnlich auch Friedrich Wilhelm Rogges Wehmut und Der zurnende Jungling Auf die entscheidende Rolle die der Vortrag fur den deutschen Ioniker spielt weist Jakob Minor in anhand des Monologs der Epimeleia aus Johann Wolfgang Goethes dramatischem Festspiel Pandora meinen Angstruf um mich selbst nicht ich bedarf s nicht aber hort ihn jenen dort helft Hier ist es moglich den Nebenakzent auf der ersten Silbe kunstlich zu unterdrucken wenn man die Verse in dem Ton der atemlosen Angst vortragt die sie ausdrucken 4 Die Verse der bisherigen Beispiele sind ganz oder zum Teil aus ionischen Versfussen aufgebaut die gleichzeitig Wortfusse sind Ioniker konnen aber auch als Wortfusse in Versen erscheinen in denen sie als Versfusse nicht enthalten sind Ein Beispiel dafur ist der Hexameter In der Ilias Ubersetzung von Rudolf Alexander Schroder findet sich dieser Vers V 860 5 Schrie Neuntausenden gleich Zehntausenden wenn sie mit Schlachtruf Hier sind Neuntausenden und Zehntausenden Ioniker a maiore Auch der Ionikus a minore kann im Hexameter verwirklicht werden In der klassischen Ilias Ubersetzung von Johann Heinrich Voss lautet der Vers XX 25 so Denn wo Achilleus allein den Troern naht in der Feldschlacht Der Wortfuss in der Feldschlacht ist ein Ionikus a minore Literatur BearbeitenSandro Boldrini Prosodie und Metrik der Romer Teubner Stuttgart Leipzig 1999 ISBN 3 519 07443 5 S 135 138 Dieter Burdorf Christoph Fasbender Burkhard Moennighoff Hrsg Metzler Lexikon Literatur Begriffe und Definitionen 3 Auflage Metzler Stuttgart 2007 ISBN 978 3 476 01612 6 S 359 717 Otto Knorrich Lexikon lyrischer Formen Kroners Taschenausgabe Band 479 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2005 ISBN 3 520 47902 8 S 105 Gero von Wilpert Sachworterbuch der Literatur 8 Auflage Kroner Stuttgart 2013 ISBN 978 3 520 84601 3 S 381 Hans Heinrich Hellmuth Metrische Erfindung und metrische Theorie bei Klopstock Fink Munchen 1973 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Wilhelm Pape Handworterbuch der griechischen Sprache Bd 1 3 Auflage 1914 S 1006 Bruno Snell Griechische Metrik Gottingen 1982 S 34 f Sicking Griechische Verslehre Munchen 1993 S 158 Jacob Minor Neuhochdeutsche Metrik Trubner Strassburg 1902 S 278f Rudolf Alexander Schroder Gesammelte Werke in funf Banden Band 4 Homer Suhrkamp Berlin Frankfurt am Main 1952 Versfusse Zweigliedrig Pyrrhichius Trochaus Jambus Spondeus Dreigliedrig Tribrachys Daktylus Amphibrachys Anapast Bacchius Kretikus Antibacchius Molossus Viergliedrig Prokeleusmatikos Paon 1 2 3 4 grosser Ionikus Antispast kleiner Ionikus Chorjambus Ditrochaus Dijambus Epitrit 1 2 3 4 Dispondeus Funfgliedrig Thymelicus Abgerufen 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