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Der Invalidenblock des KZ Dachau war der Wohnbereich fur kranke und als arbeitsunfahig eingestufte Haftlinge des KZ Dachau Der Invalidenblock entstand allmahlich ab 1937 auf dem neu erbauten Haftlingsgelande Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Situation 3 Transporte aus den Invalidenblocken 3 1 Nach Hartheim 3 2 Weitere Selektionen 4 NS Propaganda 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDen Begriff Invalide lat invalidus kraftlos schwach hinfallig hatte die SS fur KZ Haftlinge konkret definiert Jeder Haftling der nicht innerhalb von drei Monaten seine Erkrankung ausheilen konnte und wieder arbeitsfahig war fiel in die Kategorie Invalide 1 Situation BearbeitenDas fruhe Lager Dachau befand sich 1933 noch in den Gebauden einer ehemaligen Munitionsfabrik Mit der Fertigstellung des neuen Haftlingsgelandes entstanden 34 KZ Baracken die spater unter Lagerkommandant Loritz den Namen Blocke erhielten Ahnlich wie Geistliche im sogenannten Pfarrerblock zusammengelegt wurden begann die SS auch invalide Haftlinge zusammenzulegen Die Anzahl der Invalidenblocke variierte z B Block Nr 20 Nr 27 auch Nr 29 In den Invalidenblocken befanden sich insbesondere in der Endphase des KZ Dachau viele schwerkranke Haftlinge mit beispielsweise eiternden Wunden und ohne arztliche Pflege Viele waren aus dem Krankenrevier in den Invalidenblock verlegt worden um die Kapazitat des Lazaretts zu entlasten Die SS konnte schwerkranke Haftlinge nicht zur Zwangsarbeit heranziehen daher bekamen die als unnutze Esser bezeichneten Haftlinge eine geringere Essensration als arbeitende Haftlinge Zahlreiche Haftlinge starben an Unterernahrung und Entkraftung Vgl gezielte Hungerkost der Aktion Brandt Einige der kranken Haftlinge wurden durch Phenol Injektionen getotet 2 Transporte aus den Invalidenblocken BearbeitenNach Hartheim Bearbeiten Nach der 1941 gestarteten Sonderbehandlung 14f13 verbrachte die SS zahlreiche Invaliden in die NS Totungsanstalt Hartheim Gutachter selektierten Haftlinge uberwiegend aus den Invalidenblocken jedoch auch aus dem Krankenrevier den Priesterblocken aus einigen Arbeitskommandos sowie einige der uneingeteilten Haftlinge Der burokratische Aufwand der Aktion 14f13 war enorm So kam es dass nach der ersten Selektion vom 3 September 1941 die ersten Invalidentransporte erst im Januar 1942 aus dem Lager Dachau abgingen Ab nun transportierten etwa ein bis zweimal pro Woche zwei Lastkraftwagen Haftlinge in die Vernichtungsstatte Hartheim bei Linz Ausgesonderte waren in den Invalidenblock verlegt worden Am Abend vor dem Transport wurden die Haftlinge jeweils im Bad gesammelt und schliefen dort auf dem Fussboden beziehungsweise auf den Tragen mit denen man sie hineingetragen hatte Haftling Carl Kapo der Bekleidungskammer stattete sie mit Drillichanzugen aus Er berichtete dass in der Regel zwei bis drei im Bad starben und vermutete dass im Winter weitere auf der Ladeflache des LKW erfroren seien 3 Die ersten Invalidentransporte fanden in vier Etappen statt stets mit neu beginnender alphabetischer Reihenfolge 15 Januar 1942 bis 3 Marz 1942 15 Transporte mit insgesamt 1 452 Haftlingen Es ist davon auszugehen dass zwischen dem Zeitpunkt der Selektion im September 1941 und dem Zeitpunkt des Abtransports einige schwerkranke Haftlinge bereits verstorben waren also die Anzahl der Ausgesonderten ursprunglich hoher war Ein Brief Menneckes vom 3 September 1941 spricht von 2 000 zu selektierenden Insassen Es erfolgte eine zweimonatige Transport Pause Zwischen 4 Mai und 6 Juni fand die zweite Transportetappe mit 561 Invaliden statt Nach einer Pause von weiteren zwei Monaten erfolgte die dritte Etappe mit erneuter alphabetischer Reihenfolge 181 Haftlinge wurden in zwei Transporten am 10 und 12 August aus dem Lager deportiert Wieder fand eine etwa zweimonatige Pause statt Eine vierte Etappe fand vom 7 Oktober bis zum 14 Oktober 1942 statt In drei Transporten wurden 330 Haftlinge deportiert Zu den 2 524 Haftlingen die in diesen vier Etappen nach Hartheim transportiert wurden kamen am 9 November weitere 150 4 Gemass einer Anweisung des Reichsfuhrers SS Himmler teilte ein Rundschreiben vom 27 April 1943 mit dass nur noch geisteskranke Haftlinge ausgesondert werden duften Bettlagerige Haftlinge beispielsweise TBC Patienten sollten zu einer Arbeit herangezogen werden die auch im Bett verrichtbar sei Der Arbeitszwang fur Bettlagerige wurde in Dachau jedoch nicht realisiert Das Rundschreiben bezog sich auf Hitlers Forderung die grosstmogliche Anzahl von Haftlingen in die Rustungsproduktion einzubeziehen Mit dem Rundschreiben endete die eigentliche Aktion 14f13 Weitere Selektionen Bearbeiten Auch nach Ende der Aktion 14f13 wurde das Totungsprogramm fortgesetzt jedoch in vereinfachter Weise 5 Drei bis viermal im Jahr sonderten Dachauer Lagerarzte Haftlinge aus die im Krankenrevier waren der Pflege bedurften und auf absehbare Zeit nicht fahig zur Zwangsarbeit waren Diese Haftlinge wurden in den Invalidenblock verlegt wo viele an ihren Krankheiten starben oder verhungerten Am 3 Januar 1944 wurden aus Dachau 1 000 Invaliden nach Lublin Majdanek deportiert Der Transport traf am 6 Januar mit 29 Toten im KZ Majdanek ein Die erste Nacht schliefen die Haftlinge auf dem Betonboden des unbeheizten Lager Duschraums in dieser Nacht starben weitere 27 Innerhalb der ersten drei Monate starben mindestens 469 Haftlinge des Transports aus Dachau In diesem Zeitraum waren auch aus anderen Lagern sogenannte Invaliden nach Majdanek transportiert worden insgesamt etwa 18 000 6 nbsp Liste eines sogenannten Invalidentransports Aus den Dachauer Aussenlagern kam es ebenfalls zu Invalidentransporten Nach der physischen Ruinierung durch Zwangsarbeit wurden kranke oder arbeitsunfahige Haftlinge in Gaskammern geschickt beispielsweise im Juli 1944 fand ein Transport von 131 arbeitsunfahigen judischen Kindern statt Von Kaufering wurden sie ins Hauptlager Dachau verlegt von hier nach Auschwitz deportiert Etwa 70 von ihnen wurden nach einer Selektion vergast 7 am 25 September 1944 selektierte Erika Flocken Organisation Todt 280 judische invalide Haftlinge aus dem KZ Aussenlagerkomplex Muhldorf 8 9 Oktober 1944 aus Kaufering wurden 277 judische Manner und 5 Frauen deportiert Ihre Ankunft wurde in Auschwitz nicht registriert was bedeutet dass sie dort umgehend in die Gaskammer geschickt wurden 9 am 25 Oktober 1944 Transport von 555 Haftlingen aus Muhldorf nach Auschwitz am 31 Oktober 1944 Abtransport von 1 020 Haftlingen aus Kaufering nach Auschwitz 10 Aufgrund der heranruckenden Front wurde der Gaskammern Betrieb von Auschwitz im November 1944 eingestellt Das KZ Bergen Belsen ubernahm nun die Vernichtung der Invaliden und wurde von der SS als Erholungslager bezeichnet 11 am 21 Dezember 1944 brachte ein Invalidentransport 1 400 Haftlinge aus Dachau nach Bergen Belsen 12 NS Propaganda BearbeitenUm Aufruhr und Meuterei im Lager zu verhindern gab die SS vor der Abtransport der kranken Haftlinge erfolge in ein besseres Lager Zunachst glaubten Haftlinge die Aussage der SS es gabe ein Erholungslager oder ein Lager mit besseren Bedingungen viele meldeten sich freiwillig Haftlinge die in der Kleidungsabteilung des Lagers arbeiteten bemerkten jedoch wie die Haftlingskleidung der Invaliden wieder ins Lager zuruckgeschickt wurde Unter vielen Haftlingen wurde es ein offenes Geheimnis dass die Invaliden getotet wurden Andere erfuhren erst nach der eigenen Verlegung in den Invalidenblock des Lagers was ihnen wahrscheinlich bevorstand Literatur BearbeitenStanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 ISBN 2 87996 948 4 Einzelnachweise Bearbeiten Stanislav Zamecnik Das war Dachau Luxemburg 2002 S 223 Aussage von Haftlingspfleger Heinrich Stohr in den Dachauer Prozessen Dachauer Archiv DA 6171 Zamecnik S 218 Zamecnik S 223 Zofia Leszczynska hat eine Studie zu Majdanek erstellt Zofia Leszczynska Transport wiezniow chorych i kalek przeniesionych z obozu koncentracyjnego Dachau na Majdanek 7 stycznia 1944 roku Zeszyty Majdanka X S 135 183 Prozess Dachau Aussage von Sloma Levine S 736 740 Kopie Dachauer Archiv DA 20176 Dachauer Archiv DA 1044 Kopie Dachauer Archiv DA 20177 Eberhard Kolb Bergen Belsen Geschichte des Aufenthaltslagers S 121 125 Dachauer Archiv DA 1044 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Invalidenblock des KZ Dachau amp oldid 236781652