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Die Imad Madonna ist eine ottonische Skulptur welche sich im Diozesanmuseum Paderborn befindet Die Mitte des 11 Jahrhunderts entstandene Grossplastik gilt als ein Hauptwerk der ottonischen Kunst Dargestellt ist Maria als Muttergottes in Form einer thronenden Madonna mit dem Jesuskind auf ihrem Schoss Die 112 Zentimeter grosse Skulptur aus Lindenholz war ursprunglich farbig gefasst und ist heute restauriert und in unbemalter Form ausgestellt 1 Auf der Ruckseite der Figur befindet sich eine Reliquienoffnung wobei jedoch unklar ist ob die Madonna jemals als Reliquienbehalter verwendet wurde Die Imad Madonna 1890 Inhaltsverzeichnis 1 Die Figur 1 1 Beschreibung 1 2 Entstehungsgeschichte 2 Kunsthistorischer Kontext 2 1 Die ottonische Grossplastik 2 2 Der Typus der thronenden Madonna Sedes sapientiae 3 Liturgische Verwendung 4 Auswirkung und Einflussnahme auf folgende Madonnendarstellung 5 Weblink 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie Figur BearbeitenBeschreibung Bearbeiten Die fast lebensgrosse Figur ist aus Lindenholz geschnitzt im Rucken der Figur befindet sich ein Reliquiendeposit Die Paderborner Madonna ist im Typus der Sedes sapientiae der thronenden Madonna dargestellt Mit ihrer rechten Hand macht sie eine segnende Geste wahrend sie mit ihrer Linken das Jesuskind auf ihrem Schoss stutzt Den Blick in Sitzrichtung gewandt fuhrt Christus ebendiesen Segnungsgestus mit seiner Rechten aus wahrend er einen buchahnlichen Gegenstand in seinem linken Arm halt Die Imad Madonna ist in ihrem plastischen Aufbau auf einfache stilisierte Grundformen reduziert welche bewusst an eine antikische Formensprache erinnern Das Gewand der Muttergottes fungiert hierbei durch seine Wurffalten als asthetische Strukturierung der Oberflache und unterstreicht ihre Korperhaltung Die Palla der Paderborner Madonna lasst ihre Ohren unverhullt und geht ohne erkennbare Absetzung direkt in ihren Mantel uber was zu der Annahme fuhrt dass in der originalen Fassung die Textilien farblich unterschieden worden sind 2 Wie der Korper so ist auch der Kopf der ottonischen Imad Madonna in einer reduzierten Formensprache gestaltet Die Kontur ihres Vorder und Hinterkopfes verlaufen in ihren Grundlinien parallel und durch die Hinfuhrung der Wangen zum Kinn wird eine Binnenstruktur um den Mund gebildet Diese stark entwickelte Gesichtsbildung der Imad Madonna wird von ihrem Schleier eingerahmt 3 Nasenspitze Fusse und Finger der Marienfigur fehlen Die Oberflache der Figur weist Schaden durch Anobienbefall und Brandspuren auf Diese Brandspuren sind zugleich ein wichtiger Hinweis fur die Datierung da der Paderborner Dom 1058 abbrannte Entstehungsgeschichte Bearbeiten Die Imad Madonna verdankt ihre Entstehung ihrem Stifter und Namensgeber Bischof Imad aus Paderborn der sie nach seinem Amtsantritt im Jahre 1051 in Auftrag gab 1058 wurde die Marienfigur fertiggestellt und farbig gefasst was man allerdings erst bei ihrer grundlegenden Restaurierung zwischen 1960 und 1970 herausfand Das Gewand der Maria war weiss grundiert worauf die Ornamentik und der Faltenwurf mit roter Farbe hervorgehoben wurde Analog war die Kleidung des Christuskindes verziert jedoch mit blauer Grundierung Die Thronbank war in rot blau grun und gelb gehalten Kurz nach der Fertigstellung der thronenden Madonna wurde diese 1058 bei einem Dombrand stark beschadigt und daraufhin renoviert indem man sie mit einem vergoldeten durch Gemmen Perlen und Edelsteine verzierten Kupferblech ummantelte 1762 wurde die Metallverkleidung abgenommen um die Kriegskontribution am Ende des Siebenjahrigen Krieges zu bezahlen Vielleicht schon zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall aber mindestens zweimal im 19 Jahrhundert erhielt die Figur eine neue Farbfassung auch Teile der Holzsubstanz wurden erneuert bzw mit einer Kittmasse uberdeckt Die Figur prasentiert sich heute weitgehend holzsichtig lediglich das Buch des Christusknaben weist noch einen metallenen Uberzug auf auch zahlreiche Nagel mit denen das Metall befestigt war sind erhalten 4 Die Imad Madonna uber deren liturgische Verwendung nichts bekannt ist wurde zwischen 1968 und 1970 grundlegend restauriert Bei dieser Restaurierung wurden auch Reste der ursprunglichen Farbfassung festgestellt Maria trug ursprunglich weisse Gewander mit Ornamenten und Faltenzeichnung in Rot Christus eine blaue Tunika mit roten Ornamenten Faltenzeichnungen und Borduren Die Thronbank Marias war Rot Blau Grun und Gelb gefasst Die spateren Farbfassungen und Erganzungen wurden bei dieser Restaurierung entfernt Im Gegensatz zur Essener Goldenen Madonna und einer um 1022 datierten grossen sitzenden Madonna aus Hildesheim wurde bei der Imad Madonna ursprunglich kein Gold verwendet Den Glanz des wertvollen Materials hatte die Gestaltung der Form abgelost Kunsthistorischer Kontext BearbeitenDie ottonische Grossplastik Bearbeiten Zur Gruppe der ottonischen Grossplastik gehort der Typus der thronenden Madonna deren wichtigste Vertreter in Essen Hildesheim Paderborn und Frankfurt zu finden sind Die vier Madonnen Skulpturen unterscheiden sich ausser in ihrer motivischen Gesamtkomposition deutlich voneinander und bilden jeweils einen eigenen Stil aus Umstritten ist jedoch der Schwerpunkt der Bildaussage der entweder auf der christologischen Ikonografie der Maria als Gottesgebarerin 5 oder auf der rein mariologischen Verehrung 6 basieren kann Die Entwicklung der thronenden Madonna von einer fest installierten Plastik zu einer mobilen Skulptur wurde durch architektonische Vorgaben und die Materialwahl mitbestimmt Vor dem 13 Jahrhundert wurden hauptsachlich Steinbildhauereien angefertigt die generell an die Dombauhutten gebunden waren Mitte des 13 Jahrhunderts bildeten sich jedoch eine Praxis von ungebundenen Holzschnitzereien aus welche die thronende Madonna zu einem selbstandigen und vor allem beweglichen Bildwerk gemacht hat 7 Der Typus der thronenden Madonna Sedes sapientiae Bearbeiten Neben den Kruzifixen ist der Typus der Sedes sapientiae der thronenden Madonna eine weitere Gruppe der ottonischen Grossplastik Die Verehrung der Muttergottes reicht bis ins 5 Jahrhundert zuruck und betraf ihre Position als Thron der Weisheit und Herrschende Mutter und Personifikation der Kirche um vor allem dem Zweifel an ihrer Gottesmutterschaft entgegenzuwirken 8 Der Typus der thronenden Madonna mit frontal sitzendem Christuskind ist eine im Mittelalter sehr etablierte Darstellungsform deren Anfang die Goldene Madonna aus Hildesheim markiert Die Paderborner Madonna hingegen wurde als eigenstandiges Konzept gedacht in dem Elemente der Hildesheimer und Essener Madonna adaptiert wurden Neben der Mainzer und Frankfurter Madonna reprasentiert auch die Paderborner Muttergottes die schematische Auflosung der antikisierenden Sitzhaltung wobei hier aber die Spatantike nicht weitergefuhrt wurde sondern lediglich Motive verarbeitet wurden 9 Die Benennung der thronenden Maria als Sedes sapientiae tauscht eine Bestimmtheit vor die so nicht gegeben ist Immer im Bezug zu ihrer eigentlichen Ikonographie entwickelt sich die Figur der Madonna von einem Altarbild mit den drei heiligen Konigen zu einer eigenstandigen theologisch und hieratisch gesteigerten Darstellung und Bildform Durch die spezielle Benennung der Marienfigur wird die Aufmerksamkeit auf einen besonderen Aspekt oder eine Bestimmte Rolle der Maria in der Liturgie gelenkt So kann die thronende Madonna zunachst als Analogie des thronenden Christus gesehen werden und ab Ende des 14 Jahrhunderts als etablierte Korrespondenz in der Kirchenausstattung zum Crucifixus Somit war die Madonna durch ihren liturgischen Doppelcharakter als Mutter Gottes und Christus Fleisch selbst nicht nur Heiligen sondern auch Gottesbild und ihre grosse Resonanz gegen Ende des 11 Jahrhunderts lasst sich vermutlich auf den Investiturstreit zuruckfuhren in dem die Kirche durch Propaganda Maria als Inbegriff des Kirchenbildes proklamierte und den Marienkult forderte 10 Liturgische Verwendung BearbeitenDie ottonischen Madonnenfiguren fanden in der Liturgie ihre Verwendung in Prozessionen als thronende Madonna waren sie als mobiles Kultbild angelegt und fand so eine grosse Bedeutung in der Kirchengemeinde Zweitrangig war dabei ihre Verwendung als Reliquienschrein und auch ein fester Ausstellungsplatz im Kirchenraum wurde ihr verwehrt Die Meinungen zum Ursprung der Monumentalplastiken in der Kirche sind weiterhin geteilt Harald Kellers These besagt dass die Skulptur nur in Verbindung mit dem Reliquienkult als Reliquienschrein dort Eingang gefunden hat Allerdings ist bisher immer noch nicht bewiesen ob Plastiken in menschlicher Gestalt lediglich durch ihre Funktion als Reliquienschrein Bestand hatten Bei der Kritik am Kultbild im Sinne eines Idololatrieverdachts muss jedoch zwischen Bild und Reliquie unterschieden werden da letztere in der christlichen Kirche der Liturgie hierarchisch unterlegen ist Die Imad Madonna kann laut Buchsel jedoch definitiv nicht als Kultbild betrachtet werden da dieses eine personhafte Ubereinstimmung von Reliquie und Bild erfordert in ihr aber keine Reliquie aufbewahrt wurde In der mittelalterlichen Bildbestimmung der thronenden Madonna und der entbrannten Diskussion um sie handelt es sich also eigentlich um Fragen nach der Perspektive der Betrachtung Dabei muss man die Entwicklung und theologischen Fragestellungen an die Mariologie richten und in den Kontext der Christologie stellen um den ottonischen Typus der thronenden Maria zu entschlusseln 11 Auswirkung und Einflussnahme auf folgende Madonnendarstellung BearbeitenIn der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts schreitet die Entwicklung der Madonnendarstellung zur gotischen Formensprache voran und bildet weitere eigenstandige Typen heraus wie beispielsweise die Schutzmantelmadonna oder Pieta die ihrerseits die besondere Rollen von Maria hervorheben Vor allem die Gattung der Schonen Madonnen gilt als eine der bedeutendsten Gruppierungen welche sich vom Reliquienstreit entfernt und ihren Kultgehalt nicht durch materielle Beweise sondern alleine durch asthetische und idealisierte Darstellung besitzt und somit eine kultische Uberhohung ihres Bildwerks erfahrt 12 Weblink BearbeitenZum Standort der Imad Madonna http dioezesanmuseum paderborn de das museum zur architektur des diozesanmuseums mit Foto abgerufen am 15 November 2017 Literatur BearbeitenMartin Buchsel Ottonische Madonna Liebieghaus Band 15 Frankfurt a M 1993 Klaus Gereon Beuckers Hrsg Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte Imhof Petersberg 2002 ISBN 3 932526 91 0 S Klaus Endemann Das Kultbild des Bischofs zur Imad Madonna des Paderborner Doms In Westfalen Hefte fur Geschichte Kunst und Volkskunde 87 2009 S 121 148 Manuela Beer Ottonische und fruhsalische Monumentalskulptur Entwicklung Gestalt und Funktion von Holzbildwerken des 10 und fruhen 11 Jahrhunderts In Klaus Gereon Beuckers Johannes Cramer Michael Imhof Hrsg Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte Imhof Petersberg 2002 ISBN 3 93 252691 0 S 129 152 Hilde Claussen Die Imad Madonna des Paderborner Domes In Fuhrer zu vor und fruhgeschichtlichen Denkmalern Paderborner Hochflache Paderborn Buren Salzkotten Band 20 Mainz am Rhein 1971 S 176 ff Hilde Claussen Klaus Endemann Zur Restaurierung der Paderborner Imad Madonna In Westfalen Hefte fur Geschichte Kunst und Volkskunde 48 1970 S 79 125 Nochmals abgedruckt in Leonhard Kuppers Hrsg Die Gottesmutter Marienbild in Rheinland und Westfalen Band 1 Recklinghausen 1974 S 51 84 Uwe Geese Mittelalterliche Skulptur in Deutschland Osterreich und der Schweiz Imhof Petersberg 2007 ISBN 978 3 86568 153 9 S Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Gereon Beuckers Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte 2002 S 140 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 25 29 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 33 38 Klaus Gereon Beuckers Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte 2002 S 149 ff Klaus Gereon Beuckers Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte 2002 S 150 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 51 ff Uwe Geese Mittelalterliche Skulptur in Deutschland Osterreich und der Schweiz Imhofverlag Petersberg 2007 S 110 Klaus Gereon Beuckers Die Ottonen Kunst Architektur Geschichte 2002 S 146 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 30 31 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 58 59 Martin Buchsel Ottonische Madonna 1993 S 45 52 Uwe Geese Mittelalterliche Skulptur in Deutschland Osterreich und der Schweiz Imhof Petersberg 2007 S 112 118 51 718472222222 8 7551388888889 Koordinaten 51 43 6 5 N 8 45 18 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Imad Madonna amp oldid 203898625