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Ibogain ist ein Indolalkaloid mit im weiteren Sinne halluzinogener Wirkung Es kommt in verschiedenen Hundsgiftgewachsen vor vor allem in Tabernanthe iboga StrukturformelAllgemeinesName IbogainAndere Namen Ibogain 12 Methoxy IbogaminSummenformel C20H26N2OExterne Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 83 74 9 5934 55 4 Hydrochlorid EG Nummer 201 498 4ECHA InfoCard 100 001 363PubChem 197060ChemSpider 170667Wikidata Q409455EigenschaftenMolare Masse 310 44 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 153 C 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 AchtungH und P Satze H 302P keine P Satze 2 Toxikologische Daten 327 mg kg 1 LD50 Ratte oral 3 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Wirkung 3 Medizinische Verwendung 3 1 Verwendung zum Drogenentzug 3 2 Schmerzmanagement 3 3 Psychotherapie 4 Pharmakologie 5 Rechtslage 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIbogain wurde erstmals 1901 sowohl von Dybowski und Landrin 4 als auch von Haller und Heckel aus der Wurzelrinde der Tabernanthe iboga extrahiert nbsp Tabernanthe ibogaIm selben Jahr beobachteten franzosische Pharmakologen eine ungewohnliche Art der Erregung bei Tieren Phisalix vermutete eine halluzinogene Wirkung aufgrund des veranderten Verhaltens von Hunden Nach weiteren klinischen Tests wurde das Alkaloid zur Unterstutzung der Rekonvaleszenz und bei Neurasthenie empfohlen wurde dann aber kaum eingesetzt In den 1940er Jahren veroffentlichten Raymond Hamet und Kollegen Untersuchungen zur pharmakologischen Wirkung auf isoliertes Zellgewebe und das kardiovaskulare System In Frankreich wurde von 1939 bis 1967 ein Stimulans namens Lambarene verkauft Eine Tablette enthielt 8 mg Ibogain welches aus Tabernanthe manii einer Verwandten der Tabernanthe iboga extrahiert wurde Ein weiterer Ibogainextrakt Iperton wurde als Tonikum verkauft Die anspruchsvolle Totalsynthese gelang 1966 George Buchi 5 Seitdem wurden weitere totalsynthetische Zugange entwickelt 6 die samtlich nur von akademischem Interesse sind Iboga und Ibogain sind bereits seit 1967 in den USA verboten Schedule I 1989 wurde Ibogain in die Dopingliste des Internationalen Olympischen Komitees aufgenommen Wirkung BearbeitenIbogain wirkt in geringen Dosen stimulierend Hohere Dosierungen ab 5 10 mg kg Korpergewicht losen Visionen aus d h bei geschlossenen Augen werden in einer Art traumahnlichem Erleben schnelle Abfolgen von Bildern und Filmen gesehen oft mit intensivem emotionalem und auch religios mystischem Empfinden Halluzinationen bei geoffneten Augen treten hingegen kaum auf Daher ist die Wirkung nicht mit der von bekannteren Psychedelika wie LSD vergleichbar Es wurde vorgeschlagen statt halluzinogen das Wort oneirogen d h traumerzeugend zu verwenden Die Wirkung halt zwischen acht und zwolf Stunden an wobei die akut visionare Phase nur vier bis acht Stunden dauert Rund ein Funftel der Konsumenten berichtet von subjektiven Nachwirkungen noch 24 Stunden nach der Einnahme 15 Prozent sogar noch nach 36 Stunden Noch hohere Dosierungen fuhren zu Krampfen Lahmungserscheinungen und konnen im Tod durch Atemstillstand enden Des Weiteren besteht die Gefahr von Herzrhythmusstorungen was im schlimmsten Fall zum plotzlichen Herztod fuhren kann 7 8 Ibogain vermindert den Blutdruck den Appetit und die Verdauungstatigkeit und ist ein schwacher Acetylcholinesterasehemmer 9 Es gibt Personen die auf Ibogaingaben allergisch reagieren deshalb sollte zunachst stets eine geringe Testdosis verwendet werden um eine mogliche Reaktion abzuwarten 10 Medizinische Verwendung BearbeitenVerwendung zum Drogenentzug Bearbeiten In den 1960er Jahren entdeckte Howard Lotsof die suchtunterbrechende oder suchtvermindernde Wirkung 11 von Ibogain und erhielt in den 1980er und 90er Jahren mehrere US Patente fur die Therapie mit Ibogain Ein erforschter Effekt ist sowohl die Minderung der Entzugssymptomatik bei Opiatentzug als auch der potenzielle Nutzen in der Behandlung von Nikotin Methamphetamin 12 Alkohol und anderer Substanzabhangigkeiten 13 Seit Mitte der 1980er Jahre bieten Selbsthilfeorganisationen und Privatleute aber auch Arzte den Entzug mit Ibogain an sowohl in klinischer wie auch in informeller Umgebung Wahrend Ibogain in den meisten Landern zwar nicht als Medikament zugelassen aber auch nicht illegal ist hat sich in den USA aufgrund des dortigen Verbots ein Schwarzmarkt gebildet 14 Dennoch wurde es als Hilfsmittel in der Psychotherapie verwendet 15 Der genaue Wirkungsmechanismus durch den das Alkaloid Abhangigkeiten durchbrechen soll ist nicht bekannt Probanden denen Ibogain verabreicht wurde beschrieben wiederholt dass sie wahrend des Rausches Situationen wiedererlebt hatten die ihrer Meinung nach fur ihre Abhangigkeit ausschlaggebend waren Andere berichteten von Visionen die ihnen halfen die ihrer Sucht zugrundeliegenden Angste zu erkennen und zu uberwinden Ab 1985 wurden mehrere Patente auf Ibogain zum Entzug von chemischen Substanzen zugelassen 16 sowie in Bezug auf Kokain und Amphetamin 17 Alkohol 18 Nikotin 19 sowie Mehrfachabhangigkeiten 20 Schmerzmanagement Bearbeiten 1957 beschrieb Jurg Schneider Pharmakologe bei CIBA dass Ibogain die analgetische Wirkung von Morphin potenziert 21 Es fanden keine weiteren Forschungen dazu statt bis fast 50 Jahre spater Patrick Kroupa und Hattie Wells das erste Protokoll uber eine begleitende Gabe von Ibogain mit Opiaten an Menschen veroffentlichte welches nahelegt dass Ibogain die Toleranz senke Es sollte bemerkt werden dass die Potenzierung der Wirkung von Ibogain eine sehr riskante Prozedur sein konne 22 Psychotherapie Bearbeiten Ibogain wurde als Begleitung fur eine Psychotherapie durch Claudio Naranjo eingefuhrt und in seinem Buch The Healing Journey 15 veroffentlicht und im Jahre 1969 zum Patent angemeldet 23 Pharmakologie BearbeitenIbogain soll einen relativ schnellen und schmerzfreien Entzug von Opiaten ermoglichen 24 Neuere Untersuchungen deuten auf eine Erhohung des Nervenwachstumfaktors GDNF Glial Cell Line Derived Neurotrophic Factor im Gehirn hin Im Tierversuch konnte nachgewiesen werden dass an Alkohol gewohnte Ratten bei erhohtem GDNF Pegel im Gehirn weniger Ethanol konsumierten und auch nach einer zweiwochigen Abstinenzphase eine geringere Ruckfallquote aufwiesen als eine unbehandelte Kontrollgruppe 25 Ibogain wird in der Leber zu Noribogain 12 Hydroxyibogamin 26 metabolisiert welches einem moderaten Depot Effekt unterliegt Man geht heute nicht davon aus dass Noribogain die zentrale Rolle beim Abstinenz Phanomen spielt Aufgrund von Nebenwirkungen und der toxikologischen Bedenken ist die Verwendung von Ibogain als Arzneimittel auch in Zukunft unwahrscheinlich Bemuhungen verbesserte Wirkstoffe zu entwickeln und ferner den Wirkmechanismus des Abstinenz Phanomens zu erklaren fuhrten zu einer Reihe von synthetischen Ibogain Derivaten wobei das Derivat 18 Methoxycoronaridin in Tierversuchen deutlich geringere Nebenwirkungen als Ibogain zeigte Pharmakologisch ist diesen Verbindungen gemein dass sie den Nikotin Rezeptor des Typs a3b4 hemmen 27 28 29 30 Durch die hemmende Einwirkung auf den hERG Kanal 7 kommt es am Herzen zur QT Verlangerung 31 Ibogain hemmt den Serotonintransporter und zwar in nicht kompetitiver und nicht kovalenter Weise und unterscheidet sich damit von allen bisher bekannten Inhibitoren plasmalemmaler Monoamintransporter 32 Rechtslage BearbeitenDeutsche Arzte durfen kein Ibogain verabreichen 33 es ist allerdings kein illegales Betaubungsmittel 34 In den USA ist Ibogain eine unter dem Controlled Substances Act regulierte Klasse I Substanz 35 Auch in Schweden ist Ibogain als Klasse I Substanz reguliert 36 In Norwegen fallt Ibogain unter die Anlage 10 der dortigen Vorschriften zum Umgang mit Narkotika und ist daher illegal 37 Weblinks BearbeitenIbogain in der Suchttherapie Vortrag von Sandra Karpetas Iboga Therapy House Kanada gehalten auf dem Entheovision Kongress 2004 Ibogain Die universelle Anti Droge Abhandlung zum Ibogain von Medizin Journalist Matthias BastigkeitEinzelnachweise Bearbeiten Chemical Structure and Properties auf ibogainedossier com abgerufen am 23 Marz 2015 englisch a b Datenblatt Ibogaine hydrochloride bei Sigma Aldrich abgerufen am 4 April 2011 PDF Eintrag zu Ibogaine in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 197060 J Dybowski E Landrin C R Acad Sci 1901 Vol 133 S 748 Memento vom 25 Juli 2006 im Internet Archive pdf engl 61 kB G Buchi The Total Synthesis of Iboga Alkaloids In J Am Chem Soc 1966 Vol 88 13 S 3099 3109 pdf engl 2 1 MB C Frauenfelder Neuer Zugang zu den Iboga Alkaloiden Zurich 1999 S 24 doi 10 3929 ethz a 003839200 Dissertation ETH Zurich a b Koenig X Kovar M Boehm S Sandtner W Hilber K Anti addiction drug ibogaine inhibits hERG channels a cardiac arrhythmia risk In Addict Biol 2012 doi 10 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12 Memento vom 16 September 2018 im Internet Archive Forskrift om narkotika narkotikaforskriften In lovdata no Abgerufen am 24 Marz 2015 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ibogain amp oldid 239015610