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Ein Hungertaler ist ein munzformiges Objekt das an eine Hungersnot erinnert Es handelt sich nicht um ein Zahlungsmittel und ist auch nicht aus einem gefertigt 1 Am bekanntesten sind die Objekte die 1817 nach der europaweiten Hungersnot von 1816 gepragt wurden Besonders in Suddeutschland hielt man mit den sogenannten Hungertalern die Erinnerung an diese schwere Zeit aufrecht 2 aber auch an die gute Zeit als 1817 wieder Ernten eingefahren werden konnten 3 Sie zeigen Bilder notleidender oder freudiger Menschen und nennen die Preise fur Grundnahrungsmittel Sie ermahnen die Bevolkerung ruhig zu bleiben und auf Gott zu vertrauen 4 Geoffneter Hungertaler als Dosenmedaille mit innenliegendem LeporelloAusstellung Im Spitzbubenland Rauberbanden um 1800 in Schwaben im Wasserschloss GlattFoto von Rainer Halama Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Dosenmedaille 3 Medaille 4 Medaillon 5 Porzellanmedaille 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenTaler dieser Art als Erinnerungsgaben waren im suddeutschen Raum bereits nach der Teuerung der Jahre 1771 1772 ublich geworden Vor allem in Nurnberg und Munchen wurden Jetons und kleine Medaillen gepragt Auch aus dem thuringischen Raum aus Wurttemberg und der Schweiz sind solche Hungertaler bekannt Es handelt sich meistens um Pragungen und Gusse einfacher Machart und aus billigem Material oft aus Zinn oder Messing das anschliessend versilbert wurde Dosenmedaille BearbeitenDer koniglich bayerische Siegelschneider 1 und Munzgraveur Johann Thomas Stettner 1785 1872 5 aus Nurnberg 2 entwarf als Erinnerung an die Notjahre 1816 1817 5 ein medaillenartiges Behaltnis 1 Stettner hat zwischen 1809 und 1819 4 etwa ein Dutzend ahnlicher Steckmedaillen zu den verschiedensten Ereignissen herausgebracht 1 Der Stettnersche Hungertaler war in Wurttemberg und Bayern verbreitet 2 Die Dosenmedaille 6 misst 48 mm im Durchmesser wiegt 32 Gramm und besteht aus Zinn Sie wird auch als Schraubtaler bezeichnet wenngleich sie weder ein Schraubgewinde aufweist noch als Zahlungsmittel gultig war Die zweiteilige Medaille wird mit den Schauseiten wie eine Dose aufeinander gesteckt Im zwei Millimeter tiefen Inneren befindet sich ein Leporello mit acht runden Papierblattchen die beidseitig beschriftet und oder bebildert sind 1 Auf der Vorderseite ist eine Familie unter einem Baum abgebildet Dazu steht geschrieben Gros ist die Noth o Herr erbarme dich 1816 u 1817 Auf der Ruckseite steht ein Betender dem ein Madchen einen Ahrenkranz reicht wahrend uber ihr ein Engel schwebt Die Inschrift lautet Erkenne das ein Gott ist 7 oder Erkenne das ein Gott ist der hilft 8 Fur den Innenraum schuf der Nurnberger Kupferstecher Georg Adam einen achtteiligen doppelseitigen Leporello mit runden kolorierten Kupferstichen Sie zeigen vier traurige und vier freudige betitelte Ereignisse aus den Jahren 1816 1817 4 Eine Abbildung zeigt beispielsweise eine Menschenmasse vor einer leeren Backerei textlich beschrieben mit erzeugte das Schrocklichste was die Menschen treffen kan einen allgemeinen Miswachs und den aus ihm entspringenden Brodmangel 1 Zu den freudigen Bildern weiss der Text Die Einfuhr des ersten Erntewagens feyerten in diesem Jahre die Bewohner der Stadte und Dorfer mit namenloser Wonne 1 Die Kapselhalften wurden innen beklebt mit den verteuerten Lebensmittelpreisen von 1817 in regional gangigen Massen aus Wurttemberg Munchen und Augsburg 4 auch mal zur Gegenuberstellung eine ahnliche Aufstellung aus dem Teuerungsjahr 1771 1 Medaille BearbeitenAuf einer von Stettner geschaffenen Medaille finden sich Gravuren der Preiserhohungen Auf der einen steht Verzaget nicht Gott lebet noch und darunter die Gleichung 1 Mass Bier 8 KR euzer Daruber ist eine Waage zu sehen die aus den Wolken hangt Auf der linken Waagschale liegt ein Gewicht darunter steht 1 lb Pfund 3 L oth Auf der rechten Waagschale liegt ein Laib Brot und darunter steht 12 KR euzer Auf der Standlinie liegen eine Korngarbe und ein Anker Darunter stehen die Jahreszahlen 1816 u 1817 sowie L 5 2 Auf der anderen Seite der Medaille sieht man eine Frau auf einem Stein sitzen die ein Kind im Arm halt Vor ihr steht ein weiteres Kind und halt die Hand bittend zur Mutter Die Umschrift auf der Medaille lautet O gieb mir Brod mich hungert Links am Fuss des Steins befindet sich die Signatur Stettner 5 2 Auch aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges sind Hungertaler bekannt So wurden beispielsweise Munchner Bronzemedaillen gepragt zur Erinnerung an Munchens Leidenszeit von 1939 bis 1945 Auf der Vorderseite steht das Munchner Kindl umgeben von statistischen Angaben uber menschliche und materielle Verluste Auf der Ruckseite befindet sich eine Abbildung des Todes eine Waage haltend als Umrahmung fur eine Aufzahlung der Lebensmittelrationierung 9 Medaillon BearbeitenIm Stadtmuseum Tubingen befindet sich ein Exemplar das wie ein Medaillon aufklappbar ist Dessen innenliegender Text beginnt mit den Worten Furchterlich waren die Verheerungen welche im Jahr 1816 der Hagelschlag verbreitete Jammern standen Tausende wie hier der Landmann mit seinem Weibe und seinem Knaben vor den zerschlagenen Saaten und vor den durch den wilden Sturm zerschmetterten Baumen 6 Im Inneren verbirgt sich ein Leporello der Szenen der Zerstorung durch Sturme und Kalte sowie eine Teuerungstafel mit steigenden Preisen fur Lebensmittel im Miniaturformat zeigt Zwischen den szenischen Darstellungen geben beschriebene Seiten Auskunft uber die Not der Menschen 6 Die Ruckseite zeigt Szenen einer Ernte und erzahlt vom Ende der Not Die Einfuhr des ersten Erntewagens feyerten in diesem Jahre die Bewohner der Stadte und Dorfer mit namenloser Wonne Die Ermahnungen wurdiger Geistlicher stimmten die Menschen zum Vertrauen auf Gottes herrliche Fursehung Uberall erscholl aus bewegter Seele Nun danket alle Gott 6 Porzellanmedaille BearbeitenIn der Tradition der Hungermedaillen des 18 und 19 Jahrhunderts stehen die Meissener Porzellanmedaillen Sie stammen aus dem Deutschen Reich aus der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg Eine ausgedorrte weder Blatter noch Fruchte tragende Eiche symbolisiert Deutschland nach dem Versailler Vertrag 10 Weblinks BearbeitenArtikel mit Foto eines ausgeklappten Hungertalers Detailfoto eines Leporelloblattes mit ErnteszeneEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Stadt Lauf a d Pegnitz Erinnerung an Not und Teuerung In http www lauf de Stadt Lauf an der Pegnitz Bisping amp Bisping GmbH amp Co KG Internet amp Network abgerufen am 13 Marz 2018 a b c d e Das Jahr ohne Sommer PDF In www regionalgeschichte net Institut fur Geschichtliche Landeskunde Rheinland Pfalz S 6 7 abgerufen am 13 Marz 2018 Josephine Heddergott Hungertaler im Marktoberdorfer Stadtmuseum erinnern an Katastrophe Geschichte In all in de Das Allgau online rta design GmbH 19 Marz 2017 abgerufen am 13 Marz 2018 a b c d Dr Hubert Russ Achtzehnhundertunderfroren PDF In Werte Magazin 2015 Kunker Numismatik AG S 47 48 abgerufen am 13 Marz 2018 a b c d Jahr ohne Sommer 1816 Eine Hungermedaille In Salzburg Geschichte Kultur Archiv der Erzdiozese Salzburg abgerufen am 13 Marz 2018 a b c d Objekt des Monats im Stadtmuseum Hungertaler von 1817 Stadt Tubingen In FOCUS Online FOCUS Online Group GmbH 2 August 2017 abgerufen am 13 Marz 2018 Stecktaler Hungertaler 1816 und 1817 In Lot Tissimo Auction Technology Group Germany GmbH abgerufen am 13 Marz 2018 Um 1817 aus Augsburg oder Dinkelsbuhl Hungertaler In BR Fernsehen Bayerischer Rundfunk Munchen 4 August 2009 abgerufen am 13 Marz 2018 Munchen seltene alte Bronzemedaille Munchner Hungertaler Leidenszeit 1939 1945 Tilman Dohren Briefmarken amp Munzen abgerufen am 13 Marz 2018 42 Hungertaler Deutsches Reich 1922 In Deutsches Historisches Museum Stiftung Deutsches Historisches Museum abgerufen am 13 Marz 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hungertaler amp oldid 226452716