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Unter einem Medaillon versteht man ein Schmuckstuck das als Anhanger an einer Kette oder an einer Brosche getragen wird das aufklappbar ist und ein Miniaturbildnis ein Foto oder anderes Andenken wie z B eine Haarlocke aufnehmen kann Medaillons wurden und werden in vielfaltigen Formen gestaltet sie konnen rund oval oder herzformig usw sein Meist werden sie aus Edelmetallen gefertigt oft sind sie mit Edelsteinen oder Halbedelsteinen bzw Schmelzeinlagen und Perlen besetzt oder emailliert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Quellen 2 1 Literatur 2 2 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Kontorniat des Probus AD 276 282Das Medaillon als Schmuckgattung entwickelte sich aus der bildlichen Munze die an einer Kette getragen wurde Bereits in der Antike wurden Munzen und Medaillen mit hohem kunstlerischen Anspruch gepragt Eine fruhe Medaille wurde z B unter Antoninus Pius 138 161 n Chr zur 900 jahrigen Grundungsfeier Roms hergestellt Reine Bildnismunzen findet man seit der romischen Kaiserzeit die sog Kontorniaten ital contorno Rand Dabei handelt es sich um eine Art von Medaille meist in Sesterzengrosse und mit einem Rand versehen Es gibt sie seit dem 3 Jahrhundert n Chr Dargestellt werden Profile von Kaiser Dichtern und Philosophen sowie allegorische Darstellungen von Gottern und Heroen nbsp Spiegeldose aus Elfenbein 12 Jh Im Mittelalter hatte das Medaillon zunachst eine rein religiose Bedeutung Im 13 Jahrhundert wurden sie als sog Phylakterien zum Anhangen bestimmte Reliquienbehaltnisse viel getragen Zu dieser Zeit standen sowohl der Reliquienkult als auch die Goldschmiedekunst in hoher Blute Verziert waren diese Phylakterien dementsprechend mit allen damals verfugbaren Techniken es gab sie in den mannigfaltigsten Formen und Grossen Medaillons mit religiosen Miniaturmalereien sind ab dem 15 und 16 Jahrhundert nachweisbar Die vordere Schauseite konnte auch plastisch ausgebildet sein die Ruckseite wurde haufig graviert Sie dienten als Privatdevotionalien Die fruheste weltliche Form nahm das Medaillon im 15 Jahrhundert an wo es als Spiegeldose fur den in der Tasche oder am Gurtel getragenen Handspiegel verwendet wurde Es bestand aus einer flachen Kapsel deren Vorderseite allerlei bildlichen Schmuck zeigte wahrend die Ruckseite eine seichte Vertiefung fur die Aufnahme des Spiegels hatte der zu dieser Zeit aus poliertem Metall oder aus einem mit Folie hinterlegtem Glas bestand Die am Gurtel getragenen Spiegelmedaillons wiesen einen Haken oder eine Ose zum Einhangen einer Kette auf Sie bestanden meist aus Buchs oder Elfenbein seltener aus Gold oder Silber Hauptthema ihres Bildschmuckes war die Verherrlichung des Minnedienstes Auch Burgen landschaftliche Motive und Baume kamen haufig vor des Weiteren biblische Darstellungen mit verweltlichtem Charakter Im 17 und 18 Jahrhundert ging die Bedeutung des Medaillons zeitweilig zuruck im 19 Jahrhundert nahm sie wieder zu In der Biedermeierzeit fanden kleine flache Dosen in verschiedenen Formen mit verspielten Details grossen Anklang Diese Medaillons wurden an kurzen oder langen Ketten getragen wobei im Inneren der Dose Bilder oder andere Kultsachen ihren Platz fanden Die religiose Bedeutung trat dabei hinter die private zuruck Biedermeierliche Medaillons wurden nicht nur aus Edelmetallen sondern auch aus Elfenbein Buchsbaumholz u a Materialien gefertigt Aufgrund der Industrialisierung und der damit verbundenen Entstehung von Schmuckfabriken wurde das Medaillon ab dem Ende des 19 Jahrhunderts breiten Bevolkerungsschichten zuganglich In den wichtigsten deutschen Schmuckzentren Pforzheim Idar Oberstein und Schwabisch Gmund konnten Medaillons in grosseren Auflagen preiswert und schnell hergestellt werden Wahrend der Jugendstilzeit fertigten z B die Pforzheimer Schmuckmanufakturen Rodi amp Wienenberger und Victor Mayer um 1905 zeitgemasse Medaillons in neuen Formen Im 20 Jahrhundert erlangte das Medaillon zunachst aufgrund der beiden Weltkriege besondere Bedeutung um Fotografien und Haarlocken vermisster Angehoriger am Herzen tragen zu konnen In den Nachkriegszeiten spielten Medaillons auch als Trauerschmuck eine wichtige Rolle schlicht in rund oder oval und schwarz emailliert In dieser Form waren Medaillons bis in die 1950er Jahre hinein verbreitet In den 1970er und 1980er Jahren hatten Medaillons ein modisches Comeback Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Falk Fritz Jugendstil Schmuck aus Pforzheim Stuttgart 2008 S 256f Medaillons von Victor Mayer S 292f Medaillons von Rodi amp Wienenberger Art Kontorniaten in Lexikon der Kunst Digitale Bibliothek Band 43 S 16407 vgl LdK Bd 3 S 849 ff Leipzig 2003 Art Medaillon in Lexikon der Kunst Digitale Bibliothek Band 43 Lexikon der Kunst S 20558 vgl LdK Bd 4 S 641 ff Leipzig 2003 Herbert Mohr Mayer Von goldenen Eiern und anderen Pretiosen Heidelberg u a 2010 S 101 Medaillons 1975 S 114 Medaillons im Stil Faberge 1980er Jahre Weblinks Bearbeiten Medaillon In Schmucklexikon von Prof Leopold Rossler Rekonstruktion des Jugendstil Medaillons von Victor Mayer Flyer des DTMB Alexander Schnutgen Elfenbein Medaillon des XV Jahrh als Spiegelkapsel In Zeitschrift fur christliche Kunst 1891 nbsp Commons Medaillons Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4230464 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Medaillon Behalter amp oldid 233857157