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Die Hungersnot in Bengalen 1770 bengalisch ৭৬ এর মন বন তর Chhiattōrer monnōntor war eine Hungersnot zwischen 1769 und 1773 1176 bis 1180 nach dem bengalischen Kalender welche die untere Gangestiefebene Indiens traf Die Hungersnot forderte schatzungsweise zehn Millionen Todesopfer Sie wird meist der Herrschaft der Britischen Ostindien Kompanie zugeschrieben Der indische Okonom Amartya Sen bezeichnet sie als eine menschengemachte Hungersnot und weist darauf hin dass Indien im 18 Jahrhundert von keiner anderen Hungersnot betroffen war 1 Die Ostindien Kompanie hatte das Gebiet nur gerade sechs Jahre zuvor in der Schlacht von Buxar vom Mogulreich erobert Sie zerstorte grosse Mengen an Nahrungspflanzen um Platz fur den Anbau von Indigopflanzen fur Farbemittel und Schlafmohn fur die Herstellung psychoaktiver Drogen Opium zu machen Sie erhohte die Steuer auf landwirtschaftliche Guter von 10 auf 50 Dadurch erwarben die Aktionare der Kompanie einen grossen Teil des Reichtums Bengalens Die Lagerung von Reis wurde ebenfalls verboten Unter diesen Bedingungen entwickelte sich eine durch Trockenheit hervorgerufene Lebensmittelknappheit zu einer solch schwerwiegenden Hungersnot Sie wurde zusatzlich verscharft durch die unempfangliche Verwaltung der Kompanie welche einzig daran interessiert war Reichtum aus der Region herauszuziehen ungeachtet des hohen Preises an Leben 2 3 Der bengalische Name bezieht sich auf das Jahr 1176 im bengalischen Kalender Chhiattōr 76 monnōntor Hungersnot auf Bengali 4 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die Hungersnot und ihre Folgen 3 Verantwortlichkeiten der Ostindien Kompanie 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Anmerkungen und EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDas von der Hungersnot betroffene Bengalen wurde damals von der Ostindien Kompanie aus dem Konigreich Grossbritannien regiert Dieses Territorium beinhaltete das heutige Westbengalen Bangladesch und Teile von Assam Odisha Bihar und Jharkhand Es war zuvor seit dem 16 Jahrhundert eine Provinz des Mogulreichs und wurde von einem Nawab als Statthalter regiert Im fruhen 18 Jahrhundert als der Niedergang des Mogulreichs einsetzte wurde der Nawab eigentlich unabhangig von der Mogulherrschaft nbsp Der Kaiser des indischen Mogulreiches Shah Alam II Sohn des verstorbenen Kaiser Alamgir II uberreicht Robert Clive dem Vertreter der East India Company als Folge der Schlacht von Buxar vom 22 Oktober 1764 den Vertrag von Allahabad Es markiert den Beginn der britischen Herrschaft in Indien Im 17 Jahrhundert erhielt die englische Ostindien Kompanie vom Mogulprinzen Shah Shuja eine Handelslizenz in der Stadt Kalkutta Zu dieser Zeit war die Kompanie eine von mehreren Machten innerhalb des Mogulreichs Im Laufe des folgenden Jahrhunderts erlangte die Kompanie das alleinige Handelsrecht fur die Provinz und wurde zur beherrschenden Macht in Bengalen In der Schlacht bei Plassey besiegten die Briten 1757 den Nawab Siraj Ud Daulah und plunderten den bengalischen Staatsschatz Ihre militarische Kontrolle wurde 1764 bei Buxar bestatigt Der nachfolgende Vertrag brachte ihnen die diwani das heisst die Steuerrechte Die Kompanie wurde dadurch de facto zur Herrscherin uber Bengalen Zu dieser Zeit waren Najabat Ali Khan 1766 1770 Ashraf Ali Khan Marz 1770 und Mubarak Ali Khan Nawab 1770 1793 die offiziellen Nawabs von Bengalen 1770 brach in Murshidabad eine grosse Pockenepidemie aus die 63 000 seiner Einwohner totete darunter auch den Nawab Najabat Ali Khan der am 10 Marz 1770 starb Auf ihn folgte sein Bruder Ashraf Ali Khan der zwei Wochen nach seiner Kronung ebenfalls an Pocken starb Das Jahrzehnt vor der Hungersnot wurde von den Raubzugen der Maratha Bargis aus Nagpur gepragt Ihre Plunderungen an Gold Geld Nahrung und Tempelgut betrafen meist jene Gebiete die spater am meisten unter der Hungersnot leiden mussten Die Hungersnot und ihre Folgen BearbeitenDie Gegenden in denen die Hungersnot ausbrach beinhalteten besonders die heutigen indischen Bundesstaaten Bihar und Westbengalen doch die Not erfasste auch Odisha und Jharkhand sowie das heutige Bangladesch Unter den meistbetroffenen Gebieten waren Birbhum und Murshidabad in Bengalen sowie Tirhut Champaran und Bettiah in Bihar Ein teilweiser Ernteausfall der als nicht ungewohnlich galt trat 1768 ein Er wurde Ende 1769 gefolgt von weit ernsthafteren Bedingungen Im September 1769 kam es zu einer schlimmen Durre und alarmierende Berichte von landlichen Notlagen trafen ein Die Beauftragten der Kompanie ignorierten diese jedoch Zu Beginn des Jahres 1770 trat Unterernahrung ein und Mitte 1770 fuhrte der Hunger zu Todesfallen in grosser Zahl Im Verlauf des Jahres trug Regen zu einer guten Ernte bei und die Hungersnot liess nach Weitere Ernteausfalle in den folgenden Jahren forderten jedoch weitere Todesopfer Ungefahr zehn Millionen Menschen 5 6 annahernd ein Drittel der Gesamtbevolkerung im betroffenen Gebiet durften bei der Hungersnot gestorben sein Als Ergebnis der Hungersnot wurden weite Landstriche entvolkert und wurden im Verlauf von Jahrzehnten wieder zu Regenwald da die Uberlebenden auf der Suche nach Nahrung wegzogen Viel Kulturland wurde aufgegeben Weite Teile Birbhums wurden beispielsweise zu einem Dschungel und waren in der Folge nahezu undurchdringbar Ab 1772 wurden Gesetzlose und Thugs zu einem Kennzeichen Bengalens Erst in den 1890er Jahren konnten sie durch die Strafjustiz unter Kontrolle gebracht werden Verantwortlichkeiten der Ostindien Kompanie BearbeitenAls Handelsorganisation war die Kompanie in erster Linie daran interessiert ihre Gewinne und Steuereinkunfte zu maximieren In Bengalen stammten die Gewinne aus der Landsteuer und aus Zollabgaben Als Land unter die Kontrolle der Kompanie gelangte wurde eine funfmal hohere Landsteuer erhoben von 10 des Werts der landwirtschaftlichen Guter stieg sie auf 50 6 In den ersten Jahren ihrer Herrschaft konnte die Britische Ostindien Kompanie ihre Einkunfte aus der Landsteuer verdoppeln Die meisten Einnahmen flossen aus dem Land hinaus 7 Als die Hungersnot im April 1770 ihren Hohepunkt erreichte kundigte die Kompanie an dass die Landsteuer im nachsten Jahr um weitere zehn Prozent erhoht werden soll Sushil Chaudhury schreibt dass die Zerstorung der Nahrungspflanzen in Bengalen dem kunftigen Anbau von Schlafmohn fur den Export dienen sollte Dies verringerte die Verfugbarkeit von pflanzlicher Nahrung und trug zur Hungersnot bei 8 Die Kompanie wird auch dafur kritisiert dass sie die Bauern anwies Indigo statt Reis zu pflanzen und das Horten von Reis verbot Dies hinderte Handler und Verkaufer daran Reserven anzulegen welche die Bevolkerung ansonsten uber Durreperioden gebracht hatten Zur Zeit der Hungersnot verfugten Kompanie und ihre Agenten uber ein Monopol im Getreidehandel Die Kompanie besass keine Plane fur den Umgang mit Getreideknappheit Massnahmen wurden nur ergriffen so weit sie die Kaufmanns und Handelsschichten betrafen Die Landeinkunfte gingen im Jahr der Not um 14 zuruck sie erholten sich aber schnell Der erste Generalgouverneur von Britisch Indien Warren Hastings gestand das brachiale Steuereintreiben in der Zeit nach 1771 ein die Einkunfte waren 1771 hoher als 1768 9 Insgesamt erhohte sich der Gewinn der Kompanie von 15 Millionen Rupien im Jahr 1765 auf 30 Millionen im Jahr 1777 Nichtsdestotrotz ging es der Kompanie finanziell eher schlecht Sie drangte das Parlament 1773 dem Tea Act zuzustimmen welcher das direkte Verschiffen von Tee in die amerikanischen Kolonien ermoglichte Dies fuhrte zur Boston Tea Party im Dezember 1773 und schliesslich in den Amerikanischen Unabhangigkeitskrieg Die grosse Hungersnot von 1770 war eine von mehreren Hungersnoten in Indien unter der britischen Kolonialherrschaft Bis ins spate 19 Jahrhundert und daruber hinaus kamen dadurch Inder in einer hohen zweistelligen Millionenzahl ums Leben 10 Siehe auch BearbeitenHungersnot in Bengalen 1943Literatur BearbeitenH V Bowen Revenue and Reform The Indian Problem in British Politics 1757 1773 Cambridge 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