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Der Historische Institutionalismus ist eine Integrationstheorie basierend auf den Grundlagen des Neo Institutionalismus aus dem Bereich der Politikwissenschaft Der in den 1980er Jahren in den USA entstandene Ansatz versucht Ursprung Wandel und Funktion von Institutionen zu erklaren und vertritt dabei die Grundannahme dass sich diese unter anderem anhand der Pfadabhangigkeit sprich des historischen Verlaufes erklaren lassen Policy Entscheidungen und Praferenzen von Akteuren basierten auf den von Institutionen vorstrukturierten Grundlagen Die Theorie mittlerer Reichweite ist eklektizistisch aufgebaut das heisst sie nimmt theoretische Anleihen aus dem Rational Choice Institutionalismus und dem soziologischen Institutionalismus auf und bildet daher eine Bruckenfunktion zwischen beiden Theorien 1 Innerhalb des Historischen Institutionalismus selbst haben sich ein rational okonomischer Theoriestrang u a vertreten durch Paul Pierson und Mark Pollack und ein soziologisch kulturalistischer Ansatz u a vertreten durch Simon Bulmer herausgebildet 2 Der Historische Institutionalismus dient der Erklarung von Institutionen im Allgemeinen wird aber besonders im Bereich der Europaforschung zur Erklarung der Entstehung und Entwicklung der Europaischen Union verwandt Inhaltsverzeichnis 1 Neo Institutionalismus 2 Entwicklung des historischen Institutionalismus 2 1 Rationalistisch okonomischer historischer Institutionalismus 2 2 Soziologischer Historischer Institutionalismus 3 Kritik und Weiterentwicklungen 4 Literatur 4 1 Primarliteratur 4 2 Sekundarliteratur 5 EinzelnachweiseNeo Institutionalismus BearbeitenIn Reaktion auf den alten Institutionalismus unter welchem Institutionen vor allem administrativ rechtlich und politisch untersucht werden gewann der Behavioralismus in den 1950er und 1960er Jahren in der US amerikanischen Politikwissenschaft an Bedeutung Behavioralistische Forscher argumentierten man musse sich um Politik und politische Ergebnisse zu analysieren statt auf die formalen Strukturen auf die informellen Praktiken Verhalten und Verteilungen von Macht konzentrieren Individuelles Verhalten und kollektive Entscheidungen liessen sich allein mit dem methodologischen Individualismus erklaren 3 Nach Meinung von Kritikern sei der behavioralistische Ansatz jedoch nicht in der Lage Vergleiche unterschiedlicher politischer Systeme geeignet herauszuarbeiten da die Analyse des Verhaltens alleine zu kurz greifen wurde 4 Aus diesem Grund gerade um Unterschiede zwischen verschiedenen Systemen erklaren und gemeinsame Herausforderungen erkennen zu konnen entwickelte sich Ende der 1970er Anfang der 1980er ein Neo Institutionalismus heraus der vor allem mit einem breiteren Institutionenbegriff aufwarten konnte Unter dem Motto Institutions do matter argumentierten u a March und Olsen dass als Institution nicht nur formale Einrichtungen zu zahlen seien sondern auch Normen Prozesse und Konventionen die Teil der politischen Struktur und als diese fur das elementare Verstandnis von Politik unabdingbar seien 5 Unterhalb des Ansatzes des Neo Institutionalismus entwickelten sich unabhangig voneinander und ohne theoretische Verbindung drei weitere Strange die sich jedoch hinsichtlich ihrer Ontologie und Epistemologie teilweise stark unterscheiden der Rational Choice Institutionalismus der Soziologische Institutionalismus sowie der Historische Institutionalismus Aus diesem Grund erweist es sich als naheliegend den Vorschlag von Simon Bulmer aufzugreifen und den Terminus Neo Institutionalismus als eine Art Schirmbegriff fur eine Mehrzahl an Theorieansatzen anzusehen 6 Entwicklung des historischen Institutionalismus BearbeitenDer historische Institutionalismus entstand so Peter Hall als Reaktion auf die in den 1960er und 1970er Jahren stark verbreiteten behavioristischen Gruppentheorien und den strukturfunktionalistischen Ansatz Von diesen beiden Ansatzen nimmt der historische Institutionalismus Anleihen versucht aber uber diese hinauszugehen Von den Gruppentheorien wurde ubernommen dass Konflikte zwischen verschiedenen Bevolkerungsgruppen als politisch das heisst als Teil der Politik wahrgenommen werden mussen Auch versucht der historische Institutionalismus hierbei besser zu erklaren wieso im Landervergleich ahnliche Prozesse unterschiedliche Policy Ergebnisse erbringen wozu die Gruppentheorien nicht in der Lage seien da sie Institutionen als solchen keine Bedeutung schenken wurden Vom strukturfunktionalistischen Ansatz wurde die Annahme ubernommen dass Institutionen elementarer Bestandteil der sozialen Ordnung der Gesellschaft seien der Staat aber nicht etwa die Rolles eines neutralen Beobachters innehabe sondern einen Komplex von sich gegenseitig beeinflussenden Institutionen darstelle der Konflikte Prozesse kollektives Verhalten und Unterschiede in den Policy Ergebnissen beeinflusse Institutionen werden innerhalb dieses Ansatzes wie oben genannt wesentlich breiter definiert 7 Neben diesem institutionalistischen Aspekt betont die Theorie des historischen Institutionalismus dass um Policy Entscheidungen heutiger Akteure zu verstehen diese im historischen Zeitverlauf der Entstehung der Institutionen betrachtet werden mussen da Entwicklungsschritte aufeinander aufbauen wurden Pfadabhangigkeit Dieser Aspekt der eine wichtige Variable in der Institutionen Analyse im historischen Institutionalismus darstellt bildet gleichzeitig den grossen Unterschied zu den benachbarten Theorien des Rational Choice Institutionalismus und des soziologischen Institutionalismus Beide Theorien messen der historischen Entwicklung von Institutionen keine Bedeutung zu Auch nehmen beide Theorien nicht die asymmetrische Machtverteilung bei der Entwicklung und Gestaltung von Institutionen in den Blick welche die Entscheidungsalternativen fur die Akteure selbst auch einschranken wurden Beide Theorieansatze sind gepragt von einer eindimensionalen Kausalkette Entweder wird wie im Rational Choice Institutionalismus das Gefuge aus der Sicht der Akteure betrachtet oder wie im soziologischen Institutionalismus aus der Sicht der Institutionen Hier versucht der historische Institutionalismus eine Mittlerstellung zwischen beiden einzunehmen Struktur und Handlung als wechselseitig aufeinander wirkende Teile zu sehen 8 Der Rational Choice Institutionalismus betont dass Institutionen aufgrund von aggregierten individuellen und bewussten Entscheidungen der Akteure entstunden Dies verneint der historische Institutionalismus mit dem Hinweis auf unkalkulierbare Konsequenzen und kurze Zeithorizonte bei der Grundung der Institutionen 9 Der soziologische Institutionalismus sieht dass individuelle Handlungen durch Institutionen bestimmt werden was jedoch auf dem Befolgen bewusster oder unbewusster Normen geschieht Entscheidungen wurden demnach nicht aus langfristig angelegten Strategien generiert werden sondern Ergebnisse endogener verinnerlichter Konventionen Normen und Tradition der institutionalisierten Umgebung darstellen 9 Innerhalb des historischen Institutionalismus haben sich zwei weitere Ausgliederungen entwickelt auf der einen Seite der rationalistisch okonomische Ansatz der vor allem durch Paul Pierson und Mark Pollack vertreten wird Auf der anderen Seite befindet sich der soziologische Ansatz der einige soziologische Erklarungsmuster hinzuzieht bekannt hier vor allem durch Simon Bulmer Rationalistisch okonomischer historischer Institutionalismus Bearbeiten Paul Pierson beschreibt in seinem Essay The Path to European Integration seine Annahmen einer deduktiv argumentierenden rationalistisch okonomischen Variante des historischen Institutionalismus wobei er von der Kritik am liberalen Intergouvernementalismus von Andrew Moravcsik ausgeht 10 In diesem wurden im Falle der Analyse der Europaischen Union nur die grossen Verhandlungen grand bargains der Vertrage betrachtet und nicht das Eigenleben der supranationalen Institutionen zwischen diesen Vertragsverhandlungen Gerade hier wurden aber elementare Policy Entscheidungen gefallt ohne dass die nationalen Akteure diesen grosse Aufmerksamkeit schenken wurden Zur Erklarung der asymmetrischen Machtbeziehung verwendet Pierson das aus der Wirtschaftswissenschaft bzw der Neuen Institutionenokonomik kommende Modell der principal agents deutsch auch Prinzipal Agent Theorie Principals seien im Falle der Europaischen Union die Mitgliedsstaaten die unter strenger Aufsicht agents supranationale Institutionen Macht delegieren wurden Hier greift Pierson den kritischen Punkt der Entscheidungsfreiheit zwischen beiden Seiten auf und setzt sich mit den Theorien des Intergouvernementalismus und des Neo Funktionalismus auseinander Neo funktionalistische Autoren weisen an dieser Stelle auf die entstandene Autonomie der Institutionen hin Intergouvernementalisten auf die nationalen Akteure die weiterhin die Aufsicht innehatten 11 Pierson sucht bezuglich dieser einen Mittelweg Die von intergouvernementalistischer Seite angefuhrte Ubertragung von Macht und Aufgaben an die Institutionen sei nachzuvollziehen die Institutionen wurden jedoch uber die Zeit ein Eigenleben entwickeln 12 Durch diese Verselbststandigung der Institutionen wurden Kontrolldefizite gaps entstehen sprich deutliche Unterschiede im Hinblick auf die institutionellen und politischen Praferenzen der Mitgliedstaaten auf das Funktionieren der Institutionen 13 Diese Kontrolldefizite entstunden im Zeitverlauf zwischen Entscheidung und Umsetzung Dieser historische Aspekt ist wie bereits oben beschrieben das Alleinstellungsmerkmal des Historischen Institutionalismus denn so Pierson wurden Politikwissenschaftler meist nur Momentaufnahmen analysieren und Policy Entscheidungen nicht im historischen Kontext sehen 13 Pierson beschaftigt sich daher eingehend mit der Frage wieso diese Kontrolldefizite entstehen wurden und wieso selbst wenn die pricipals Mitgliedsstaaten sich dieser bewusst seien nicht geschlossen werden konnten 14 Als erstes Kontrolldefizit nennt Pierson die automatisch entstandene Autonomie durch die Schaffung von supranationalen Institutionen die notwendig sei damit Nationalstaaten gemeinsame Entscheidungen fallen und effiziente kollektive Entscheidungsprozesse ermoglichen konnen Diese Institutionen so zitiert Pierson bekamen aufgrund der zur Verfugung gestellten Ressourcen eine Akteursqualitat entwickelten eigene Interessen die sich von denen ihrer Grunder unterschieden und dienten nicht mehr allein als passive Instrumente Das politische Spiel umfasse nun mehr Akteure und mehr Interessen mussten untereinander abgewogen werden 13 Pierson fuhrt weiter aus dass diese Institutionen wenn sie einmal geschaffen seien versuchten ihren Entscheidungsspielraum und ihre Autonomie zu vergrossern Im Kontext der Europaischen Union zeigt Pierson dies am Beispiel der Europaischen Kommission dem Europaischen Parlament und dem Europaischen Gerichtshof Die Kommission und das Parlament besassen uber die Eigenschaft des agenda settings und konnten so politische Entscheidungen wesentlich beeinflussen 15 Der Kommission schreibt Pierson zudem das Privileg des process managing zu das heisst sie sei in der Lage nicht nur die Themen zu beeinflussen sondern auch die Ablaufe im System der Europaischen Union zwischen Mitgliedsstaaten und Institutionen zu bestimmen wodurch sie beispielsweise Richtlinienbeschlusse deutlich verzogern konnten 15 Als zweiten Grund fur die Entstehung von Kontrolldefiziten nennt Pierson den beschrankten Zeithorizont von Politikern Viele institutionelle Entscheidungen oder Reformen wurden sich erst langfristig auswirken Politische Entscheider seien jedoch an kurzfristigen Ergebnissen und Konsequenzen interessiert und ignorierten langfristige Effekte Diese wurden nur dann von Politikern in Betracht gezogen wenn die Themen durch die Offentlichkeit diskutiert werden wurden oder die Politiker keine Gefahr laufen bei Wahlen abgestraft zu werden 16 Als dritten Punkt erklart Pierson dass auch unvorhersehbare Konsequenzen zur derlei Kontrolldefiziten fuhrten konnten was vor allem an der hohen Themendichte high issue density lage Diese Dichte an Themen fuhre zu zwei Effekten einerseits einer thematischen inhaltlichen Uberlastung thematic overload und andererseits an aus dem Neo Funktionalismus bekannten Ubertragungseffekten spill over 17 Am Beispiel der Entscheidungsfindung der Europaischen Union erklart Pierson dass diese aufgrund der wachsenden Bedeutung und Komplexitat der Union hohe Anforderung an die Mitgliedsstaaten stelle Zeit und Informationsknappheit bevorteilten die supranationalen Akteure sodass die Mitgliedsstaaten ihrer Funktion als gate keeper der nationalen Souveranitat nicht in vollem Umfang nachkommen konnten Dies sei besonders in den Zeiten zwischen den grossen Vertragsverhandlungen der Fall in denen inhaltlich jedoch am Meisten erreicht werden wurde 18 Aufgrund der hohen Komplexitat und Verknupfung von Themen untereinander sei es schwer diese isoliert zu betrachten Entscheidungen innerhalb eines Themas hatten oft auch Konsequenzen in anderen Themengebieten zur Folge sodass sich von den Grundern der Institution ursprunglich ungewollt Entscheidungsspielraume erweiterten und so Ubertragungseffekte spill over Effekte entstunden 19 Als vierten Grund fur die Entstehung von Kontrolldefiziten benennt Paul Pierson den Wandel von Praferenzen der Mitgliedsstaaten und widerspricht damit der klassischen intergouvernementalistischen Argumentation die Praferenzen von Mitgliedsstaaten als fix ansehen Praferenzen konnten sich klassischerweise durch Regierungswechsel andern aber auch beispielsweise durch neue Informationen 20 Pierson erklart dass Intergouvernementalisten in den genannten Kontrolldefiziten keine Probleme sahen da die principals diese durch Lernen schliessen konnten bzw im Wettbewerb andere Formen der Entscheidungsfindung fanden Dem entgegnet Pierson dass diese Argumentationen aus der Wirtschaft stammen und in der Politik nicht anwendbar seien Weiterhin fuhrt er aus dass sich die principals dieser Kontrolldefizite durchaus bewusst sein diese aber aufgrund dreier Barrieren nicht schliessen konnten den Widerstand der supranationalen Institutionen gegen Reformen den institutionellen Hindernissen innerhalb der Institutionen und den sogenannten sunk costs sprich den bereits getatigten Ausgaben und den damit verbundenen hohe Ausstiegskosten 21 Damit schliesst Pierson und stellt die Vorteile seiner Interpretation des Historischen Institutionalismus heraus insbesondere in Bezug auf den Neo Funktionalismus und den Intergouvernementalismus Der historische Institutionalismus sahe politische Kontrolle zwischen principals und agents nicht als Nullsummenspiel wie im Neo Funktionalismus sondern als wachsende Entwicklung von Regeln und Verfahren die allen politischen Akteuren Bedingungen auferlegen wurde 22 Im Gegensatz zum Intergouvernementalismus betrachte der Historische Institutionalismus Institutionenentwicklungen nicht punktuell sondern im Zeitverlauf und konne so anhand der Kontrolldefizite die wachsende Autonomie der Institutionen wesentlich besser erklaren Zweifelsohne seien die Mitgliedstaaten in der Macht ausubenden Position 23 Mark Pollack erganzt in seinem Aufsatz The New Institutionalism and EC Governance The Promise and Limits of Institutional Analysis die Ausfuhrungen Paul Piersons unter anderem unter dem Aspekt weshalb agents Mitgliedsstaaten sich auch bewusst fur das Entstehen derlei Kontrolldefizite einsetzen wurden Unter anderem wenn sie merkten dass diese aufgrund anderer politischer Mehrheiten bei den principals supranationalen Institutionen ihnen zuwiderliefen oder wenn das agenda setting seitens der principals agents mehrheitlich Vorteile brachte 24 Des Weiteren erganzt er Piersons Ansatz um die Annahme der lock ins das heisst agents wurden sich im Zeitverlauf den Anspruchen und Wunschen der principals von sich aus verschliessen 25 Melanie Morisse Schilbach kritisiert an Piersons Ansatz das stark rationalistische Design des principals agents Modells dabei behauptet Pierson selbst dass er weder besonders rational noch non rational argumentieren wurde Auch kritisiert sie dass sich Praferenzen der agents nach Pierson nur durch externe Quellen aber nicht durch interne Quellen wie Lernen Sozialisation oder Erfahrung verandern konnten 26 Des Weiteren wird kritisiert dass der rationalistisch okonomische Historische Institutionalismus den Wandel von supranationalen Institutionen nicht erklaren konne da dieser die individuellen Akteure komplett ausklammere und aufgrund dessen einem strukturellen Determinismus unterlage 26 Soziologischer Historischer Institutionalismus Bearbeiten Simon Bulmer gilt als einer der Vertreter der soziologischen Variante des Historischen Institutionalismus Diesen beschrieb er in Ansatzen bereits in seinem Aufsatz The Case of Merger Control 27 und fuhrte weitere Einzelheiten im Aufsatz New institutionalism and the governance of the Single European Market aus 28 Im Gegensatz zu Pierson argumentiert Bulmer wesentlich starker induktiv und hebt hervor dass der Historische Institutionalismus keine eigene Teleologie besasse sondern allein als Analysemodell diene 29 Ob die Theorie jedoch universell prognosefahig sei bezweifelt Bulmer nur in kleineren Themenfeldern insbesondere im Bereich der Normen und Regeln konne die Theorie Prognosen erstellen 30 Bulmer versteht im Gegensatz zu den rationalistischen Forschern wie Pierson oder Pollack EU Mitgliedsstaaten und supranationale Institutionen nicht als Verhaltnis von Pro und Antagonisten sondern eher als ein verwobenes Netz und versteht seinen Ansatz wesentlich breiter Um dieses Netz de EU Governance zu verstehen seien vier Dimensionen hilfreich Systemischer Wandel systemic change subsystemischer Wandel von Governance Strukturen subsystemic change of governance structures Policy Entstehung policy evolution und die Rolle von Werten und Normen role of values and norms 31 Im Hinblick auf systemischen Wandel schreibt Bulmer dass der Historische Institutionalismus Mitgliedstaaten weder als Gewinner Intergouvernementalismus noch als ausgesprochene Verlierer Neo Funktionalismus sondern Entwicklungen ateleologisch sehe Damit konne der Historische Institutionalismus wesentlich besser Machtdelegation Funktion und Wandel von Institutionen erklaren insbesondere in den Zeitraumen zwischen den grossen Vertragsverhandlungen 32 Auch konne der Historische Institutionalismus aufgrund der historischen Perspektive subsystematische Veranderungen institutioneller Strukturen beziehungsweise die Outcome Fahigkeit vor und nach Veranderungen besser vergleichen Bulmer fuhrt hier das Beispiel des Vergleiches der Europaischen Gemeinschaft mit der Europaischen Union nach Ratifizierung der Einheitlichen Europaischen Akte und der Verwirklichung des Europaischen Binnenmarktes an Im Hinblick auf die Policy Entwicklung helfe der Historische Institutionalismus insofern Bulmer Policy Making sich als wiederholend und aufeinander aufbauend sieht 33 Anhand des Prinzips der Pfadabhangigkeit der Theorie sei es einfacher Projekte wie die Schaffung des Europaischen Binnenmarktes zu verstehen dessen Grundlagen bereits in den Romischen Vertragen lagen Hierbei liesse sich auch ein Lernprozess seitens der Mitgliedstaaten feststellen besonders in Bezug auf die Reaktion und Umsetzung neuer Richtlinien aber auch seitens des Europaischen Gerichtshofes der im Wechselspiel zwischen EU Institutionen und Mitgliedsstaaten schrittweisen rechtliche Normen entwickelte als Beispiel wird die Cassis de Dijon Entscheidung angefuhrt Damit beweise der Historische Institutionalismus dass sich die Policy Entwicklung nicht von der offentlichen Verwaltung trennen liesse Als einen weiteren Vorteil des Historischen Institutionalismus im Bereich der Policy Evolution sieht Bulmer die Fahigkeit des Ansatzes zu erklaren weshalb Policy Making innerhalb der supranationalen Institution nicht grundsatzlich im Interesse der Mitgliedsstaaten laufen musse Lindberg und Campbell 34 zitierend so erklart Bulmer dass Institutionen nicht per se neutrale Arenen seien da nicht alle Beteiligte vom Verbraucher bis zum Mitgliedstaat als solchen gleichberechtigten Zugang zu diesen Institutionen hatten und die Institutionen ein Eigenleben besassen und somit die Prozesse des Policy Making beeinflussen konnten 35 Einen vierten Punkt fuhrt Bulmer aus indem er auf den Aufsatz Rediscovering Institutions von James March und Johan P Olsen verweist die durch Institutionen entstehende Normen hervorheben durch die wiederum die individuellen Akteure beeinflusst werden wurden 36 So sei eine europaische Kultur schwer zu identifizieren die Institutionen der Europaischen Union wurden jedoch durch ihr Handeln und Wirken eine institutionelle Kultur pragen die wiederum dem sehr fluiden politischen System der Europaischen Union Halt und Stabilitat gabe 37 Bulmer hebt hervor dass der Historische Institutionalismus keine grossartige Theorie sei jedoch nutzlich sei um sowohl die grossen Vertrage wie die Alltagspolitik beispielsweise bei der Europaischen Union zu analysieren und zu bewerten 38 An Simon Bulmers Ansatz kritisiert Melanie Morisse Schilbach dass dieser keinen makro sozialen Wandel erklaren konne Der soziologische Ansatz zeige eher Prozesse auf anstatt sie umfassend zu erklaren 39 Kritik und Weiterentwicklungen BearbeitenDer Historische Institutionalismus hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten so Peters Pierre und Desmon zu einem sehr bekannten und rezipierten Zugang der Institutionenanalyse in der Vergleichenden Politikwissenschaft entwickelt besonders im Bereich der Europaforschung findet dieser Anklang 40 Zahlreiche weitere Forscher haben die Theorie weiterentwickelt und verfeinert sodass dieser heute ein reiches und ausfuhrliches Methodenset bietet um institutionellen Wandel zu erklaren 41 De facto sind die empirischen Studien jedoch noch zahlenmassig gering es gibt einige Beispiele fur die Anwendungen an Institutionen in Lateinamerika Asien und jungst auch Afrika 42 Die Kritiken an der Theorie sind vielseitig der wissenschaftliche Diskurs in Bezug auf den Historischen Institutionalismus ist bis heute nicht abgeschlossen Als eine gangige und weit verbreitete Theorie gilt dass der Historische Institutionalismus von stark strukturkonservativen politischen Systemen ausgehe Die Theorie konne vor allem Kontinuitat und Stabilitat am Beispiel der Europaischen Union erklaren und keinen Wandel von Policy und Polity Auch konne die Theorie keine Konflikte in den Zeiten beschreiben die oberflachlich als stabil und pfadabhangig wirken 43 Ebenso wird kritisiert dass der Historische Institutionalismus anhand einer sehr geringen Fallzahl entwickelt wurde und das beschriebene Wissen aus diesen Grunden nicht valide sei 44 Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Hans Arnum Ideas and institutions in the European Union The case of social regulation and its complex decision making Copenhagen 1999 Mark D Aspinwall 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Falkner Zwischen Gestaltungslucke und integrativen Kooperationseffekten Wohlfahrtsstaat und Integration aus Sicht des historischen Institutionalismus In Markus Jachtenfuchs Beate Kohler Koch Hrsg Europaische Integration Uni Taschenbucher 1853 Opladen 1996 S 475 511 Barbara Geddes How the Cases You Choose Affect the Answers You Get Selection Bias in Comparative Politics In Political Analysis 2 1 1990 S 131 150 Peter A Hall The Role of Interests Institutions and Ideas in the Comparative Political Economy of the Industrialized Nations In Mark Irving Lichbach Alan S Zuckerman Hrsg Comparative politics Rationality culture and structure Cambridge u a 1997 S 174 207 Peter A Hall Rosemary C R Taylor Political Science and the Three New Institutionalisms In Political Studies 44 5 1996 S 3 32 J Jupille J A Caporaso Institutionalism and European Union Beyond International Relations and Comparative Politics In Annual Review of Political Science 2 1 1999 S 429 444 Mark Irving Lichbach Alan S 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Eine Einfuhrung UTB fur Wissenschaft Politikwissenschaft 2219 Wiesbaden ca 2004 S 313 342 Melanie Morisse Schilbach Historischer Institutionalismus In Hans Jurgen Bieling Monika Lerch Hrsg Theorien der europaischen Integration UTB 2554 Wiesbaden 2005 S 271 292 Holger Schulze Neo Institutionalismus Ein analytisches Instrument zur Erklarung gesellschaftlicher Transformationsprozesse Arbeitspapiere des Osteuropa Instituts der Freien Universitat Berlin Arbeitsschwerpunkt Politik 4 1997 Einzelnachweise Bearbeiten Diese Ansicht vertreten mehrere Autoren unter anderem Peter Hall in Hall Peter A Taylor Rosemary C R Political Science and the Three New Institutionalisms in Political Studies 44 1996 5 S 3 32 hier S 8 Morisse Schilbach Melanie Historischer Institutionalismus in Theorien der europaischen Integration hrsg von Bieling Hans Jurgen und Lerch Monika Wiesbaden 2005 UTB 2554 S 271 292 hier S 272 Thelen Kathleen Ann Steinmo Sven Historical institutionalism in comparative politics in Structuring politics Historical institutionalism in comparative analysis hrsg von Steinmo Sven Thelen Kathleen Ann und Longstreth Frank Cambridge etc 1992 S 1 32 hier S 3f Thelen und Steinmo wie Anm 3 S 5 Thelen und Steinmo wie Anm 3 S 2 Bulmer Simon J New institutionalism and the governance of the Single European Market in Journal of European Public Policy 5 1998 3 S 365 386 hier S 369 Hall und Taylor Rosemary C R wie Anm 1 S 6 Hall und Taylor Rosemary C R wie Anm 1 S 7 a b Morisse Schilbach wie Anm 2 S 272f Pierson Paul The Path to European Integration A Historical Institutionalist Analysis in Comparative Political Studies 29 1996 2 S 123 163 Morisse Schilbach wie Anm 2 S 276 Pollack Mark A The New Institutionalism and EC Governance The Promise and Limits of Institutional Analysis in Governance 9 1996 4 S 429 458 hier S 433 a b c Pierson wie Anm 11 S 131 Pierson wie Anm 11 S 131f a b Pierson wie Anm 11 S 133 Pierson wie Anm 11 S 135 Pierson wie Anm 11 S 137 139 Pierson wie Anm 11 S 137 Pierson wie Anm 11 S 139 Pierson wie Anm 11 S 140 Pierson wie Anm 11 S 142 Pierson wie Anm 11 S 147 Pierson wie Anm 11 S 148 Pollack wie Anm 13 S 435f Pollack wie Anm 13 S 434ff a b Morisse Schilbach wie Anm 2 S 284 hier zu siehe auch Arnum 1999 S 58 Aspinwall Schneider 2000 S 17 Christiansen et al 2002 S 24 zitiert nach gleicher Quelle Bulmer Simon J Institutions and Policy Change in the European Communities The Case of Merge Control in Public Administration 72 1994 3 S 423 444 Bulmer wie Anm 6 Bulmer wie Anm 6 S 371 Bulmer wie Anm 6 S 382 Bulmer wie Anm 6 S 370 Bulmer wie Anm 6 S 372 Bulmer wie Anm 6 S 373 Campbell John L Lindberg Leon N Hollingsworth J Rogers The evolution of governance regimes in Governance of the American Economy hrsg von Campbell John L Hollingsworth J Rogers und Lindberg Leon N Cambridge 1991 S 319 355 Bulmer wie Anm 6 S 374 March James G Olsen Johan P Rediscovering institutions The organizational basis of politics New York NY 1989 Bulmer wie Anm 6 S 375f Bulmer wie Anm 6 S 376 Morisse Schilbach wie Anm 2 S 287 Peters B Guy Pierre Jon King Desmond S The Politics of Path Dependency Political Conflict in Historical Institutionalism in The Journal of Politics 67 2005 4 S 1275 1300 hier S 1276 Genannt seien hier Mahoney Terrie 2008 Pierson 2000 2004 Capoccia Kelemen 2007 Capoccia Ziblatt 2010 Genannt seien hier als Beispiel Collier Collier 1991 Rueschemeyer et al 1992 Skocpol 1979 Mahoney 2001 Slater 2003 Slater 2010 Peters B Guy Pierre und King wie Anm 44 S 1277 Geddes Barbara How the Cases You Choose Affect the Answers You Get Selection Bias in Comparative Politics in Political Analysis 2 1990 1 S 131 150 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historischer Institutionalismus amp oldid 220703011