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Die Hinkelstein Gruppe auch Hinkelstein Kultur ist eine archaologische Regionalgruppe der Jungsteinzeit in Sudwestdeutschland Sie liegt am Ubergang zwischen der Linienbandkeramik und Kulturen des Mittelneolithikums und datiert etwa von 5000 bis 4800 v Chr 1 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Chronologie 3 Verbreitung 4 Siedlungscharakteristik 5 Materielle Kultur 6 Bestattungsritus 7 Literatur 8 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDer Begriff Hinkelstein Gruppe geht auf den Wormser Arzt und Heimatforscher Karl Koehl zuruck der 1898 den Ausdruck Hinkelsteintypus vorschlug Dieser Name erinnert an das 1866 beim Roden eines Feldes zur Anlage eines Weinberges in Monsheim Kreis Alzey Worms entdeckte Graberfeld welches uber 50 Flachgraber zutage forderte Dort stand ursprunglich ein etwa zwei Meter hoher Menhir der im rheinhessischen Volksmund Hinkelstein genannt und heute im Schlosshof von Monsheim aufbewahrt wird Diese Funde wurden durch den Mainzer Prahistoriker Ludwig Lindenschmit untersucht und 1868 beschrieben Hinkel ist der hessische Ausdruck fur Huhnchen Hinkelstein ist das aus Unwissenheit oder Witz entstandene Wort fur Hunenstein wie auch Hunengraber im Volksmund gelegentlich zu Huhnergrabern mutierten Kurze Zeit spater war es dann K Koehl der sich mit zugehorigen Wohnanlagen beschaftigte Die Hinkelstein Gruppe entstand aus der spaten Linienbandkeramik Um das Jahr 1975 untersuchte der Archaologe Walter Meier Arendt das Fundmaterial und verarbeitete es im selbigen Jahr monographisch Er teilte die Hinkelstein Gruppe in drei Phasen ein Chronologie BearbeitenChronologisch lasst sich die Hinkelstein Gruppe in den Ubergang vom Fruh zum Mittelneolithikum in Mitteleuropa datieren Sie schliesst an die jungere Linienbandkeramik an Zudem ist eine Ahnlichkeit des Form und Motivspektrums durch Einflusse aus der Stichbandkeramik nicht zu verkennen Neben diesen archaologischen Funden ist das Nicht Vorhandensein von Hohensiedlungen ein Indiz dafur ihren Beginn in dieser Zeit zu suchen Selbiges Phanomen ist auch in der Grossgartacher Kultur und Linienbandkeramik anzutreffen Erst mit der alteren Rossener Kultur setzen diese ein Vor allem in Sudwestdeutschland ist die Hinkelstein Gruppe mit der spaten Linienbandkeramik und fruhen bohmischen Stichbandkeramik I und II zeitlich in einen gleichen Kontext zu stellen Mit der ausgehenden Hinkelstein Gruppe entstand die Grossgartacher Gruppe Beide existierten eine Zeit lang noch nebeneinander Verbreitung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet liegt in Mitteleuropa Wie auch viele andere Gruppen und Kulturen des Mittelneolithikums ist die Hinkelstein Gruppe vorrangig in der Nahe von Flusslaufen anzutreffen Die Gegenden des oberen und mittleren Rheins Rhein Main Gebiet und Rheinhessen erfuhren ihre hauptsachliche Besiedlung Im Gebiet westlich des Bodensees zwischen Rhein und Main finden sich weitere Siedlungsplatze Zusatzlich legten Archaologen an der Mundung des Mains und im Neckarbecken Fundstellen der Hinkelstein Gruppe frei Wahrend der Existenz dieser Kulturgruppe kam es zudem zu vereinzelten Streuungen uber diese Bereiche hinaus Einen zugehorigen archaologischen Fund lieferte in diesem Zusammenhang ein Befund in Koln Auffallig ist die fast deckungsgleiche Verbreitung auf den Gebieten der vorhergehenden Kultur der Linienbandkeramik Siedlungscharakteristik BearbeitenArchaologen konnten bereits 77 Fundstellen der Hinkelstein Gruppe zuordnen Entdeckt wurden dabei Lesefunde und singulare Gruben Dennoch konnten Aussagen uber die Grosse der Siedlungen und uber das Aussehen der Hausformen nicht getroffen werden Bei den Grubenfunden handelte es sich namlich zumeist nur um Inventarbergungen Zu den Hausformen kann lediglich die Verwendung von Lehm angefuhrt werden was allerdings nicht ungewohnlich fur diese Zeit war Der Archaologe W Meier Arendt unternahm 1975 den Versuch aufgrund eines rechnerischen Verfahrens im Zusammenhang mit den vorgefundenen Graberfeldern eine ungefahre Anzahl der in einer Siedlungen lebenden Menschen zu ermitteln Er kam zu dem Ergebnis dass ca 60 Personen ein Dorf besiedelt haben mussten Materielle Kultur BearbeitenDie Gefassformen ahneln noch weitgehend dem bandkeramischen Inventar die Verzierung der Kumpfe wird durch geschweifte Dreiecksmuster dominiert Die Graber zeichnen sich durch reichen Schmuck aus einheimischen Susswassermuscheln lokal vorkommenden fossilen Muscheln und Hirschgrandeln aus wahrend Spondylus Schmuck fast ganz verschwindet Bestattungsritus BearbeitenDie Graber die man 1866 fand wurden bei ihrer Auffindung ge und zerstort Die Archaologen konnten sich anfangs lediglich auf Aussagen der dort zu diesem Zeitpunkt grabenden Bauarbeiter stutzen Weitere Ausgrabungen erhellten nach und nach jedoch die Grabsituation Die Toten wurden gestreckt gelagert und in einer Sudost Nordwest Orientierung aufgefunden Der Blick der Bestatteten wendete sich gen Nordosten Viele der Graber waren sog Flachgraber Die Toten wurden somit in einer geringen Tiefe von 70 90 cm vergraben und beigesetzt Den Bestatteten wurden meist reiche Grabbeigaben mitgegeben Neben keramischen Gefassen fanden Archaologen eine Vielzahl an Schmuckelementen Dieser bestand aus Muscheln Eber und Hirschzahnen Stein und Horn In Allensbach Hegne und Muhlhausen Ehringen wurden Steinarmringe gefunden 2 Viele der Graber befanden sich in Gebieten der folgenden Grossgartacher Kultur und der elsassischen Linienbandkeramik In der Nekropole von Trebur tritt beispielsweise die Hinkelstein Gruppe gemeinsam mit der Grossgartacher Kultur auf Literatur BearbeitenJean Paul Farrugia Hinkelstein explication d une seriation Coll Interreg Neol 1997 S 467 517 Karl Koehl Neue Stein und fruhmetallzeitliche Graberfunde bei Worms in Correspondenzblatt fur Anthropologie 31 11 12 1900 137 142 Ernst Probst Deutschland in der Steinzeit Munchen 1986 Helmut Spatz Hinkelstein und Grossgartach Kontinuitat und Wandel In Archaologie in Deutschland 3 1996 S 8 13 Einzelnachweise Bearbeiten Walter Meier Arendt Die Hinkelstein Gruppe Der Ubergang vom Fruh zum Mittelneolithikum in Sudwestdeutschland Romisch germanische Forschungen De Gruyter Berlin 1975 ISBN 3 11 004758 6 AiD 05 2018 S 52Normdaten Sachbegriff GND 4159906 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hinkelstein Gruppe amp oldid 231374776