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Hermann Schapira Zwi Hermann Schapira 4 August 1840 in Erswilken Litauen 8 Mai 1898 in Koln war ein russisch judischer Rabbiner Mathematiker und Zionist Neben seiner wissenschaftlichen Tatigkeit an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg tat er sich als Vorkampfer des Zionismus hervor und gab der zionistischen Bewegung in ihrer Fruhphase bedeutende Impulse Hermann SchapiraBriefmarken mit beschrifteten Portrats inklusive Hermann Schapira ca 1916 in der Sammlung des Judischen Museums der Schweiz Inhaltsverzeichnis 1 Personlicher und beruflicher Werdegang 2 Zionistische Aktivitaten 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweisePersonlicher und beruflicher Werdegang BearbeitenHermann Schapira wurde 1840 als Sohn des Salomon Schapira und der Eva Schapira geboren 1 Er war seit 1860 Rabbiner in seiner Heimatstadt Erswilken heute Erzvilkas die damals zum russischen Kaiserreich gehorte 1868 begann er ein Studium an der Gewerbeakademie in Berlin das er 1871 abschloss In den folgenden Jahren war er in der heute ukrainischen Hafenstadt Odessa als Kaufmann tatig 2 Anschliessend kehrte er nach Deutschland zuruck und nahm zum Wintersemester 1878 1879 im Alter von 38 Jahren ein Studium der Mathematik an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg auf Am 17 Dezember 1880 wurde er zum Dr phil promoviert am 6 Juni 1883 erfolgte die Habilitation Ab 1887 lehrte er als ausserordentlicher Professor fur Mathematik an der Universitat Heidelberg 1880 publizierte Schapira einen Aufsatz uber eine mittelalterliche hebraische Geometrieschrift 3 ansonsten bewegte er sich bei seiner wissenschaftlichen Arbeit ausschliesslich im Gebiet der bereits 1883 in seiner Habilitationsschrift angesprochenen Cofunktionen Er war verheiratet mit Clara Blank 1 1898 starb er im Alter von 57 Jahren an einem Lungenleiden als er sich gerade fur Beratungen mit anderen zionistischen Aktivisten in Koln aufhielt 4 Zionistische Aktivitaten BearbeitenParallel zu seiner wissenschaftlichen Karriere engagierte sich Schapira in der gerade entstehenden zionistischen Bewegung die auf die Schaffung eines judischen Territoriums in Palastina abzielte So war er 1881 Grundungsmitglied von Chowewe Zion einer im osteuropaischen Raum entstandenen zionistischen Bewegung 2 1884 nahm er an der Kattowitzer Konferenz teil auf der die Ortsgruppe Odessa von Chowewe Zion gegrundet wurde und gleichzeitig die einzelnen regionalen Vereine der Bewegung besser untereinander verknupft werden sollten Daneben brachte er den Zionismus auch an die Universitat Heidelberg Bereits Anfang des Jahres 1884 hatte er in seiner neuen Heimatstadt die Grundung des Vereins Zion initiiert zu dessen Mitgliedern vor allem andere russischstammige Juden der Stadt in der Mehrzahl Studenten gehorten 2 Es handelte sich zusammen mit dem etwa gleichzeitig gegrundeten Verein Esra in Berlin um den ersten nationaljudischen Verein in Deutschland 5 Solche Gruppierungen wurden in der folgenden Zeit in grosser Anzahl gegrundet und verfolgten vor allem das Ziel eine koordinierte judische Kolonisation Palastinas voranzutreiben Die Aktivitaten und Erfolge von Zion in Heidelberg blieben jedoch in einem vergleichsweise beschrankten Rahmen 6 Daneben machte sich Schapira auch als Publizist in der hebraischen Presse einen Namen 4 Ursprunglich stand Schapira wie viele Mitglieder von Chowewe Zion dem politischen Zionismus Theodor Herzls kritisch gegenuber 7 In Palastina wollte er lediglich ein kulturelles Zentrum des Zionismus wiederentstehen lassen einen judischen Staat dort hielt er in Ubereinstimmung mit den Ideen des Kulturzionismus fur den falschen Ansatz Entsprechend versuchte er auch die entstehende zionistische Bewegung in Deutschland zu beeinflussen und stand in engem Kontakt etwa zu Max I Bodenheimer mit dem er einige Meinungsverschiedenheiten uber die Zielsetzungen der zionistischen Bewegung hatte 8 Dabei setzte er sich unter anderem erfolgreich dafur ein dass die sich am 31 Oktober 1897 auf dem 3 Delegiertentag deutscher Zionisten konstituierende Vereinigung unter der offiziellen Bezeichnung Zionistische Vereinigung fur Deutschland gegrundet wurde Der Name der Vorgangerorganisation National Judische Vereinigung fur Deutschland habe Schapira zufolge mit dem Hinweis auf einen anzustrebenden judischen Staat fur fast alle deutschen Juden das bekannte rothe Tuch enthalten ohne irgend welchen sachlichen Nutzen zu bringen 9 Bei dem Delegiertentag wurde Schapira auch zum Mitglied des Centralkomites der Zionistischen Vereinigung gewahlt 10 starb jedoch bereits im folgenden Jahr Ebenfalls im Jahr 1897 nahm Schapira an dem ersten Zionistenkongress teil den Herzl in Basel einberufen hatte Dort reichte Schapira zwei bedeutende Resolutionen ein Zum einen forderte er die Schaffung eines judischen Fonds zum Landankauf und Landerhalt in Palastina eine ahnliche Anregung hatte er bereits 1884 in den Grundungsstatuten des Vereins Zion geaussert Zum anderen pladierte er fur die Grundung einer judischen Universitat 7 Seine Vorschlage drangen allerdings erst nach seinem Tod auf dem funften bzw elften Kongress Basel 1901 und Wien 1913 durch und gelangten mit dem Judischen Nationalfonds 1901 und der Hebraischen Universitat Jerusalem 1918 zur Umsetzung Schriften BearbeitenDarstellung der Wurzeln eines allgemeinen Gleichung n ten Grades mit Hilfe von Cofunctionen aus Potenzreihen in elementarer Behandlungsweise Leipzig 1883 Theorie der Congruenzen Berlin 1889 Theorie allgemeiner Cofunktionen und einige ihrer Anwendungen 3 Bande Leipzig 1892 Literatur BearbeitenMoritz Cantor Schapira Hermann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 732 f Moritz Cantor Necrologio Ermanno Schapira In Bolletino di bibliografia e storia delle scienze matematiche Band 1 1898 S 106 109 online mit deutscher Ubersetzung Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Springer Verlag Berlin u a ISBN 3 540 15856 1 S 233 online Leib Jaffe The Life of Hermann Schapira with an autobiographical fragment and selections from Schapira s writings Jerusalem 1939 Gunter Kern Die Entwicklung des Faches Mathematik an der Universitat Heidelberg 1835 1914 1992 S 95 100 und 155 156 online im PDF S 40 42 und S 132 f Adolph Kohut Beruhmte israelitische Manner und Frauen Leipzig 1901 VI 249 250 Salomon Wininger Grosse Judische National Biographie Band 5 Arta Cernăuţi 1931 S 392 393 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Schapira Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotografie und Kurzbiographie von Hermann Schapira in der Dokumentation Juden an der Universitat Heidelberg Materialsammlung zu Hermann SchapiraEinzelnachweise Bearbeiten a b Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803 1932 Springer Verlag Berlin u a ISBN 3 540 15856 1 S 233 a b c Fotografie und Kurzbiographie von Hermann Schapira in der Dokumentation Juden an der Universitat Heidelberg abgerufen am 11 November 2018 Mischnath ha mmiddoth Lehre von den Massen In Zeitschrift fur Physik und Mathematik Band 25 1880 S 1 56 Digitalisat a b Correspondenz No 8 der Zionistischen Vereinigung fur Deutschland zitiert nach Henriette Hannah Bodenheimer Bearb Der Durchbruch des politischen Zionismus in Koln 1890 1900 Eine Dokumentation Briefe Protokolle Flugblatter Reden Bund Verlag Koln 1978 ISBN 3 7663 0162 4 S 244 Jehuda Reinharz Hrsg Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882 1933 Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts Band 37 J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1981 ISBN 3 16 743272 1 S XXII f Jehuda Reinharz Hrsg Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882 1933 Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts Band 37 J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1981 ISBN 3 16 743272 1 S 10 f mit der deutschen Fassung der Vereinsstatuten a b Jehuda Reinharz Hrsg Dokumente zur Geschichte des deutschen Zionismus 1882 1933 Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo Baeck Instituts Band 37 J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1981 ISBN 3 16 743272 1 S 10 Henriette Hannah Bodenheimer Bearb Der Durchbruch des politischen Zionismus in Koln 1890 1900 Eine Dokumentation Briefe Protokolle Flugblatter Reden Bund Verlag Koln 1978 ISBN 3 7663 0162 4 unter anderem S 117 128 Henriette Hannah Bodenheimer Bearb Der Durchbruch des politischen Zionismus in Koln 1890 1900 Eine Dokumentation Briefe Protokolle Flugblatter Reden Bund Verlag Koln 1978 ISBN 3 7663 0162 4 S 201 Henriette Hannah Bodenheimer Bearb Der Durchbruch des politischen Zionismus in Koln 1890 1900 Eine Dokumentation Briefe Protokolle Flugblatter Reden Bund Verlag Koln 1978 ISBN 3 7663 0162 4 S 228 Normdaten Person GND 117620165 lobid OGND AKS LCCN nr96027030 VIAF 5713357 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schapira HermannALTERNATIVNAMEN Schapira Hermann ZwiKURZBESCHREIBUNG litauisch judischer Mathematiker und ZionistGEBURTSDATUM 4 August 1840GEBURTSORT Erswilken LitauenSTERBEDATUM 8 Mai 1898STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 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