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Das Heraheiligtum von Pergamon ist eine Kultanlage der Hera Basileia aus dem 2 Jahrhundert v Chr am sudlichen Abhang der Akropolis von Pergamon Der zugehorige Tempel wurde 1906 bei den Ausgrabungen des Gymnasions von Pergamon entdeckt und ab 1911 ausgegraben Heratempel und Heiligtum von Westen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Tempel 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 3 Weitere Bauten 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDas Heiligtum der Hera Basileia lag nordlich der oberen Gymnasionsterrasse und obgleich es sich um eine unabhangige Anlage handelte war seine sudliche Stutzmauer mit der oberen Mauer des Gymnasions konstruktiv verbunden Als Temenos nutzte man den schmalen Ost West gerichteten Streifen der sich zwischen Gymnasion und Berghang ergeben hatte Die Orientierung wies dabei von der des Gymnasions in ostlicher Richtung nach Norden leicht ab Im Osten wurde das Areal von einem Teil der philetairischen Stadtmauer begrenzt im Westen schloss der sogenannte Bau Z das Gelande ab Im Suden stand als Begrenzung die nordliche Stutzmauer des Gymnasionskomplexes 1 Das Heiligtum bestand aus zwei parallelen langsgerichteten Terrassen deren sudliche 107 40 Meter deren nordliche 109 80 Meter uber Meereshohe lag 2 Die obere trug in etwa mittig den sich nach Suden offnenden Heratempel dem im Westen eine 6 Meter breite Exedra im Osten ein in seiner Funktion nicht naher zu bestimmender grosser Bau zur Seite standen Die beiden Terrassen waren uber eine 7 46 Meter breite aus elf Stufen gebildete Treppe vor der Tempelfront miteinander verbunden 3 Neben Bau Z befand sich eine weitere schmale Nebentreppe Von dort aus war auch ein Zugang zum ionischen Tempel der oberen Gymnasionsterrasse moglich Die Stutzmauer der hoheren Nordterrasse war in feinem Quadermauerwerk auf Sicht gearbeitet und bildete im Bereich der Freitreppe vor dem Tempel die Treppenwangen 4 Tempel BearbeitenDer etwa 7 12 Meter grosse Tempel erhob sich auf einem dreistufigen Unterbau der die vorgelagerte Treppe gleichsam mit leicht erhohten Stufen verlangerte und war als viersauliger Prostylos gebildet Die Stufen des Unterbaus waren an den Langseiten des Tempels nur so weit ausgefuhrt wie es der nach Norden ansteigende Fels der oberen Terrasse zuliess Bestanden alle ubrigen Bauten des Heiligtums aus Andesit so waren die aussen sichtbaren Teile des Tempels aus Marmor gearbeitet oder zumindest mit Marmor verkleidet 5 Trotz der Verwendung des in Pergamon eher seltenen Materials war die Bauausfuhrung nachlassig ohne dass man intentionelle Unfertigkeit 6 unterstellen konnte Viele Bauglieder waren nicht abschliessend geglattet Ist das fur nicht sichtbare Architekturelemente im ruckwartigen Teil des Baus noch verstandlich und auf Kostenvermeidung zuruckzufuhren so sind Grunde hierfur im Bereich etwa der Flache fur die Weihinschrift auf dem Architrav nicht zu finden Gleiches gilt fur die allenthalben feststellbaren Schwankungen in den Abmessungen der einzelnen Bauglieder bei Profilhohen und Abstanden 7 Der festzustellende Ausfuhrungsstandard wird daher eher in der Beauftragung von nur durchschnittlich begabten Architekten und Werkstatten zu suchen sein 8 Aussenbau Bearbeiten Die vier Frontsaulen des Tempels hatten einen Achsabstand von 2 13 Meter und waren nur facettiert die Kanneluren waren also nicht ausgefuhrt sondern wiesen an ihren Randern lediglich einen 1 Zentimeter starken glatten Saum auf Facettierung der Saulen kommt in Pergamon zwar haufiger vor erstreckt sich aber gewohnlich nur auf das untere Drittel des Saulenschafts Aufgrund der Schaftgestaltung mit seinen zwanzig Facetten und dem Fehlen ionischer Basen ist davon auszugehen dass die Saulen dorische Kapitelle oder pergamenische Blattkranzkapitelle trugen Reste der Kapitelle wurden nicht gefunden 9 Der folgende nur 34 Zentimeter hohe Architrav besass als Besonderheit Regulae die an den Eckbildungen nicht verkropft sondern verschnitten waren 10 Der Architrav trug mittig die Weihinschrift an Hera ihr Epitheton Basileia wurde anhand anderer Inschriften und aufgrund der Buchstabenverteilung auf den Architravblocken erschlossen Als Stifter ist Attalos II genannt Attalos Sohn des Attalos 11 Der 47 Zentimeter hohe Fries des Tempels wies bei annahernd quadratischen Metopen eine fur die Zeit typische und besonders in Pergamon haufig anzutreffende Rhythmisierung des Triglyphons von je drei Triglyphen und Metopen pro Joch auf 12 Das durch ein lesbisches Kyma als ionisierendes Element vermittelte Geison weist die fur das dorische Gesims ublichen Hangeplatten mutuli auf allerdings nimmt deren Verteilung keine Rucksicht auf den Rhythmus der Frieszone 13 Im Gegensatz zu Ausformungen der griechischen Klassik besass auch das Schraggeison der Giebelfront Mutulusplatten was sie als rein dekoratives Element im Tempelbau hellenistischer Zeit ausweist 14 Rein dekorativ waren auch die Wasserspeier an den Simen der Langseiten da sie nicht durchbohrt waren ihre Funktion also nicht ausuben konnten Von den Akroteren sind nur Basenfragmente mit Blattkelchen aus denen frei gearbeitete Stangel traten erhalten Die Antefixe der Dacheindeckung trugen als Dekoration Palmetten zwischen kleinen Ranken 15 Innenraum Bearbeiten Der Pronaos war etwa halb so tief wie die Cella und war mit Marmorplatten gedeckt An den sich stark verjungenden Anten vorbei betrat man durch die 2 20 Meter weite Turoffnung die Cella Die Innenwande des 5 80 Meter breiten und 6 80 Meter tiefen Raumes dessen Fussboden 18 Zentimeter uber dem Niveau des Pronaos lag trugen bemalten Wandputz und zumindest die Innenseite der Turwand war nur in Andesit ausgefuhrt Der Cellaboden war mit einem feinen mehrfarbigen Mosaik verziert dessen Mittelteil in romischer Zeit durch Marmorplatten ersetzt wurde Die Bettung des Mosaiks wurde den Farben des jeweiligen Mosaikmotivs entsprechend getont 16 Die gesamte Ruckwand der Cella nahm die Kultbildbasis ein Ihr Kern war aus Tuff gebildet die Sichtflachen mit Marmor verblendet Die Basis sprang im mittleren Bereich vor und war anscheinend nur in diesem Bereich mit einem abschliessenden Fuss und Kranzprofil versehen Den Standspuren auf ihrer Oberseite nach zu urteilen diente sie der Aufstellung von drei Kultbildern Ob die mittlere Statue auf ihrer grosseren Standflache dabei als Sitzstatue ausgefuhrt wurde oder im Gegensatz zu den ausseren Statuen nur grosser dimensioniert war lasst sich nicht bestimmen 17 Direkt an die Kultbildbasis anschliessend stand an der Westseite der Cella eine weitere grosse Basis die erst nach dem Verlegen des Mosaiks aufgestellt worden sein kann Sie trug einer Inschrift auf einem ihrer Orthostaten zufolge das Bildnis einer Galaterin namens Adobogiona Zwei weitere kleine Basen befanden sich an der Ost und an der Westwand beides spatere Aufstellungen 18 Weitere Bauten BearbeitenOstlich des Tempels und direkt an ihn anschliessend befand sich ein grosser Baukorper der sich in eine grosse ostliche Halle und einen kleinen westlichen Raum gliederte Die Halle erhielt an ihrer Ostseite in romischer Zeit ein als Kline gedeutetes Podest das uber eine kleine Treppe zu erreichen war Von daher konnte der Raum mit kultischen Speisungen in Zusammenhang gebracht werden Der ebenfalls erst romische kleine Anbau an der Ostseite des Tempels offnete sich zu dessen Pronaos durch eine Tur stand also in direkter Verbindung doch bleiben seine Funktion und seine bauliche Verbindung zur ostlichen Halle unklar 19 Im Westen des Tempels schloss sich eine 6 Meter breite nach Suden sich offnende Exedra an von der ausser den Fundamenten nichts erhalten ist Aus dem wenigen lasst sich schliessen dass ihre Stirnen in Antenpfeilern endeten da deren Fundamentlegung vorhanden ist 20 Die Fronten beider Bauten wurden von Wilhelm Dorpfeld mit Saulenstellungen rekonstruiert doch gibt es hierfur keinerlei Anhaltspunkte 21 Ein Brandopferaltar konnte auf der unteren Terrasse in der Achse des Tempels nachgewiesen werden Ebenfalls auf der unteren Terrasse befand sich ein grosseres Fundament vor der ostlichen Treppenwange das die untersten Stufen der Treppe in diesem Bereich uberfing Ob es der Aufstellung eines Weihgeschenkes diente ist unklar 22 Literatur BearbeitenPaul Schazmann Das Gymnasion Der Tempelbezirk der Hera Basileia Altertumer von Pergamon Band VI de Gruyter Berlin 1923 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fdigi ub uni heidelberg de 2Fdiglit 2Fpergamon1923a GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Tafelband http vorlage digitalisat test 1 3Dhttps 3A 2F 2Fdigi ub uni heidelberg de 2Fdiglit 2Fpergamon1923b GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3DTafelband PUR 3D Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Darmstadt 1999 S 186 Einzelnachweise Bearbeiten Schazmann S 102 Tafel IV VII Schazmann S 102 Tafel VIII Schazmann S 104 Beiblatt 6 Tafel X XI XVIII Schazmann S 102 104 Tafel IV VII XXXII Schazmann S 104 Tafel XXXII Thanassis Kalpaxes Hemiteles Akzidentelle Unfertigkeit und Bossen Stil in der griechischen Baukunst Zabern Mainz 1986 Schazmann S 110 Burkhardt Wesenberg Die Bedeutung des Modulus in der vitruvianischen Tempelarchitektur In Ecole francaise de Rome u a Hrsg Le Projet de Vitruve Object destinataires et reception du De architectura Rom S 104 und Tafel 1 Collection de l Ecole francaise de Rome Bd 192 Schazmann S 104 105 Tafel XXXIV 22 Burkhardt Wesenberg Die Bedeutung des Modulus in der vitruvianischen Tempelarchitektur In Ecole francaise de Rome u a Hrsg Le Projet de Vitruve Object destinataires et reception du De architectura Rom S 102 und Tafel 1 Collection de l Ecole francaise de Rome Bd 192 Burkhardt Wesenberg Beitrage zur Rekonstruktion griechischer Architektur nach literarischen Quellen 9 Beiheft der Athenischen Mitteilungen Berlin 1983 S 148 mit Anm 673 Schazmann S 105 Tafel XXXIII XXXIV 11 24 Schazmann S 105 106 Tafel XXXIV 10 12 24 Schazmann S 110 Schazmann S 106 Tafel XXXIV 6 7 9 24 Schazmann S 106 Tafel XXXIV 15 Schazmann S 106 107 Beiblatt 7 Tafel XXXII Schazmann S 107 108 Tafel XXXII XXXIV 14 18 19 Schazmann S 108 Tafel XXXII Schazmann S 108 Tafel XXXII Wolfgang Radt Pergamon Geschichte und Bauten einer antiken Metropole Darmstadt 1999 S 186 Schazmann S 108 109 Tafel XXXII Schazmann S 108 Schazmann S 109 Tafel XXXII Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heraheiligtum Pergamon amp oldid 208607757